Inhaltsverzeichnis

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BJØRN DUNKERBECK:
DER ERFOLGREICHSTE SPORTLER ALLER ZEITEN

Bjørn Dunkerbeck ist der wohl erfolgreichste Sportler aller Zeiten. Vielleicht gibt es in einer Randsportart noch einen Athleten, der so viele Einzelweltmeistertitel erlangt hat wie Bjørn Dunkerbeck. Aber in den großen, den bekannten Sportarten ist es wohl einzigartig, dass ein Sportler in seiner Sportart über zehn Jahre lang so erfolgreich gewesen war wie Bjørn und dabei praktisch alle Weltmeistertitel geholt hat, die es zu holen gab. Vergleicht man seine Leistung mit dem alpinen Skisport, so wäre es, als hätte ein einziger Athlet mehr als zehn Jahre lang alle Slalom-, Abfahrt-, Riesentorlauf-, Super-G- und sämtliche Kombinations-Weltmeistertitel gewonnen.

Enjoy the ride!


PROFIL

Name:
Bjørn Dunkerbeck

Spitzname:
Dunki

Geburtsland und -datum:
Dänemark, 16. Juli 1969

Segelnummer:
SUI-11 (vormals E-11)

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Familienstand:
verheiratet mit Maria, drei Kinder

Nationalität:
Holländer, »Europäer«

Worldcupdebüt:
1986

Erfolge:

zwölfmal PWA Overall World Champion (1988 bis 1999)
zwölfmal PWA Race World Champion (1988 bis 1999)
siebenmal PWA Wave World Champion (1990, 1992 bis 1995, 1999, 2001)
einmal PWA Speed World Champion (1994)
einmal PWA Freestyle World Champion (1998)
einmal PWA Slalom 42 World Champion (2005)
einmal ISA Speed World Champion (2005)

228 gefahrene Wettbewerbe in den Einzeldisziplinen im Worldcup
118 Siege bei Worldcuprennen in den Einzeldisziplinen


VORWORT

Es ist nun mittlerweile 15 Jahre her, als ich in meinem Büro saß und meine Assistentin mir mitteilte, dass ein Herr Dunkerbeck in der Leitung sei und mich sprechen wolle. Sofort ließ ich ihn direkt zu mir durchstellen, da ich schon viel über den jungen Windsurfer gehört hatte und freute mich, ihn mal persönlich zu sprechen. Schon nach diesem ersten Telefonat war ich sicher, dass ich es hier mit einem ganz besonderen Menschen zu tun hatte und er gut zu uns und zu unserem Style passen würde.

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Bjørn Dunkerbeck und Dietrich Mateschitz

Seine nette und dynamische Art ließ mich nicht mehr los und ich beschloss nach diesem Telefonat, ihn möglichst bald zu besuchen. Schon zwei Tage später saß ich im Auto und fuhr Richtung St. Moritz zum Surfkontest an den Silvaplanasee. Vom Strand aus sah ich ihn Surfen und war fasziniert – noch nie hatte ich jemanden gesehen, der Bord und Wasser so in Einklang brachte. Nachdem ich mich dann auch noch kurz persönlich mit ihm unterhalten hatte, war mir klar: Dieser Mann passt perfekt zu uns! Keine zwei Tage später trug er das Red-Bull-T-Shirt.

Anfänglich als Partner, später als Freund verfolgte ich seine Karriere und fieberte bei fast jedem seiner 35 Weltcuptitel und vielen anderen Events mit. Doch nicht nur seine Erfolge, auch sein unermüdlicher Einsatz für den Surfsport veränderten nach und nach die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit für den Surfsport – heute kommen über 200 000 Menschen zum Surf-Weltcup nach Sylt.

Ich bin stolz, dass ich Bjørn als Partner für Red Bull gewinnen konnte, da er kaum wie ein anderer den Spaß am Leben, gepaart mit Zielstrebigkeit und Leistung, verkörpert.

Ich freue mich sehr, dass sein spannendes Leben und seine teilweise ungewöhnlichen Ansichten nun als Buchform vorliegen und jeder von uns ein bisschen »Bjørn« daraus mitnehmen kann.

Dietrich Mateschitz


DER KOAUTOR – 25 JAHRE BEKANNTSCHAFT MIT BJØRN

Es war so eindeutig. Da war kein Zweifel. Weder in seiner Bewegung, noch in seiner Persönlichkeit, die in jeder Bewegung sichtbar wurde. Ich saß im »Tres Islas«, dem großen Hotel im Norden von Fuerteventura, auf den kanarischen Inseln, als ich Bjørn Dunkerbeck zum ersten Mal begegnete. Ich erinnere mich noch ganz genau. Es war ein Moment, der Erkenntnis und Schock zugleich bedeutete. Die Art und Weise, wie Bjørn das Brett auf die Kante kippte, war einzigartig. Er war damals ein kleiner Junge von gerade mal zwölf Jahren und beherrschte sein Windsurfmaterial, wie ich es bis dahin eigentlich nur von Robby Naish gekannt hatte. Aber da war noch etwas. Wie locker und zugleich unglaublich zielsicher Bjørn durch die Brandung fuhr, zeugte von einer klaren und starken Persönlichkeit, die bei einem Zwölfjährigen sonst einfach nicht üblich ist. Er war eins mit dem Material, eins mit den Elementen und eins mit sich selbst. Er besaß dieses enorme Gefühl für die Kraft der Welle, für die Reaktionen des Brettes, für die Möglichkeiten des Segels, ohne eigentlich zu wissen, dass er all diese Fähigkeiten besaß.

Ich sollte Tage später mit gewöhnlichem Serienmaterial, wie es mein Vertrag bestimmte, 16. werden in dem Rennen, das als Pre-Worldcup in die Geschichte einging und den Auftakt für die Worldcupseries bedeutete. In diesem Moment war mir bereits klar, dass die top drei in diesem Sport bereits von der nächsten Generation beansprucht wurden. Wenn ein zwölfjähriger Junge so gut fuhr, dann war es Zeit, sich einen anderen Job zu suchen. In den folgenden Jahren traf ich Bjørn immer wieder. Wir freundeten uns schnell an, und kurz darauf sollte ich für die kommenden Jahre sein Begleiter und Mentor werden. Ich begleitete ihn bis zu seinen ersten spektakulären Erfolgen im Weltcup und produzierte für ihn den Film »El Niño – das Windsurfkind«.

Danach zog ich mich aus dem Profi-Windsurfsport zurück, gründete eine Familie, bekam zwei Söhne geschenkt, Luke und Joshua, begann eine Karriere als Managementtrainer und gründete die Agentur »archetype consulting group« ( www.archetype.at ). Während dieser Zeit betreute ich eine Reihe anderer Sportler, beobachtete aber die Karriere von Bjørn weiterhin mit großem Interesse und großer Anteilnahme. Ein engerer Kontakt zu Bjørn in den vergangenen Jahren führte dazu, dass wir uns entschieden, dieses Buch gemeinsam zu schreiben.


WIE DAS BUCH ENTSTAND

Mit einem guten gemeinsamen Freund, Chris Jung, sind Bjørn und ich mehr als 700 Fragen durchgegangen. Viele Tage hat Bjørn sich für dieses Buch Zeit genommen, um in langen Interviews die Fragen zu seiner Surftechnik zu beantworten, um seinen Lieblingsrevieren nachzuforschen und um Hintergründe und Erfahrungen zu erzählen, die er in den gewaltigen Wellen von Jaws für lebensnotwendig hält. Bjørn erklärte, was Profis von Amateuren unterscheidet, wenn sie am hawaiianischen Spitzen-Surfstrand Ho’okipa hinausgehen, er berichtete von seinem Harpunenunfall und beschrieb die Besonderheiten der fantastischen Surfreviere, die er bei seinen Reisen unter dem Titel »The Search« aufgesucht hatte.

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Fun-Fight von Bjørn Dunkerbeck und Wolfgang Bernhard Mitte der 80er-Jahre

Zu all diesen Fragen bekam ich von Bjørn klare Antworten. Ich habe mich daraufhin entschieden, keine Geschichte um diese Antworten herum zu bauen oder eine aufwendig erzählte Biografie zu gestalten. Die Antworten stehen für sich selbst, und wenn irgendjemand auf Bjørn zugehen und dieselben Fragen stellen würde, bekäme er dieselben Antworten bekommen. Sein Umgang mit Menschen ist genauso geradlinig wie sein Surfstil.

Nur im vierten Kapitel habe ich dieses Muster verändert, »El Niño«, das Windsurfkind. In diesem Teil über Bjørns Kindheit und Jugend habe ich sehr viel mehr von seinen Freunden und von Ulla, seiner Mutter, über ihn erfahren können. Alles andere wurde so wenig als möglich bearbeitet, um den Originalton von Bjørn zu erhalten.

Viel Spaß mit Bjørn Dunkerbeck!

Wolfgang Bernhard


FRAGEN-RAP 1

Siegeswille und Wettkampftyp? Ich bin schon immer ein Wettkampftyp gewesen. Wenn man so jung beginnt, Wettkämpfe zu fahren, wie ich das gemacht habe, fährt man nicht mit, um mitzufahren, sondern um zu gewinnen.

Langeweile? Kenn ich nicht. Meine Mutter hat immer gesagt, nur dumme Leute langweilen sich. Ich bin einfach ein aktiver Mensch, und ich habe immer irgendetwas zu tun. Ich sitz nicht rum, schau mir die Wolken an und wundere mich. Wenn ich nicht windsurfe, dann bin ich entweder auf dem Berg, bin biken oder im Gym, oder es gibt 10 000 Sachen zu Hause, die noch nicht erledigt sind. Ich spiele mit den Kindern ein paar Stunden, gehe mit der Family essen. Ich bin einer von denen, der gerne einen 30-Stunden-Tag hätte.

Riskierst du mehr, wenn mehr Menschen am Strand stehen und dir zusehen? Nein. Ich mache das Beste aus den Bedingungen, die vorherrschen. Ich versuche immer, eine gute Show abzuliefern. Und das möglichst besser als der Konkurrent, der im Moment gegen mich fährt. Mehr nicht.

Schneller, höher, radikaler? Ich versuche immer, noch schneller zu fahren, noch höher zu springen oder noch radikaler abzureiten. Es gibt kein Limit, bei dem du gut genug bist oder nicht mehr dazulernst. Ich windsurfe jetzt schon seit 28 Jahren, und ich lerne immer noch dazu.

Aberglauben? Null Aberglaube. Gut essen, gut vorbereiten, gut präpariert sein, klarer Kopf.

Motivationssätze? Ich rede nicht mit mir selbst. Ich bin ein Macher, kein Redner.

Mentaltraining? Hab ich noch nie gemacht.

Konzentration? Ich kann mich relativ gut konzentrieren. Ich brauche meine Zeit, eine halbe, drei viertel Stunden vor dem Contest. Da habe ich keine Lust mehr, mit irgendjemandem zu reden. Ich konzentriere mich auf das, was ich mache, auf mein Material, auf die Bedingungen, auf mich selbst, auf den Contest.

Ist dein Image designed? Ich denke, viele haben viel gemacht, um mich darzustellen, wie ich nicht bin. Ich versuche, mich einfach nur so darzustellen, wie ich eben bin. Ich bin ein positiver Mensch und versuche, Windsurfen so zu präsentieren, wie der Sport ist. Das heißt, der Wahnsinnssport schlechthin.

Maskottchen? Ich habe immer ein paar Kleinigkeiten von den Kindern dabei. Aber das sind keine Maskottchen, sondern eher Glücksbringer.

Fotos der Kinder in der Geldbörse? Ich habe keine Geldbörse. Geld stecke ich meistens in die Hosentasche, weil es sonst verloren gehen kann oder geklaut wird.

Was hast du gerade eben sonst noch einstecken? Autoschlüssel, Führerschein und Handy. Meine Form von einem Office.

Mode? Ich trage meine Beach-Trousers, bis sie nicht mehr passen, dann schmeiße ich sie weg.

Frisur? An meinem 30. Geburtstag waren wir bei meiner Mutter im Restaurant, an die 40 bis 50 Leute, direkt nach dem Contest in Pozo. Meine Haare waren schön lang. Nach dem Essen ging es dann rund, und dann kam das Thema darauf, dass es doch Zeit wäre, meine Haare wieder einmal zu verändern. Dann hab ich all meine Freunde ein Stück abschneiden lassen, und den Rest haben sie mir dann auch noch glatt rasiert. Mit der Glatze bin ich dann ein paar Monate lang rumgelaufen. Normalerweise schneide ich meine Haare nur, wenn sie bis zu den Augen hinunterreichen. Ich bin nicht so einer, der lange vor dem Spiegel steht.

Rasieren? Das letzte Mal, als ich glatt rasiert war, war bei meiner Hochzeit vor vier Jahren. Seitdem trimm ich nur noch. Weil es praktischer ist. Und ein Sonnenschutz ist es auch. Und dann wächst alles wieder eine Woche nach, und dann wird wieder getrimmt. Zupp, zupp!

Hautcremes? Ich verwende fast nur Produkte, die einen großen Aloe-Anteil besitzen. Voller Sunblocker für alle möglichen UV-Strahlungen ist ohnedies Pflicht, Faktor 30 und mehr ist das Mindeste.

Neue Manöver lernen? Ich spiele ein neues Manöver im Kopf ein paar Mal durch. Dann geh ich hinaus, probier es aus, sehe: Aha, so war es nicht ideal, also ein bisschen anders, und dann klappt es irgendwann.

Ziele? Das Ziel hochzustecken, ist wichtig, sonst erreicht man es ja sofort.

Tagträume – kennst du so was überhaupt? Also, ich bin kein Tagträumer, aber ich kenne den Ausdruck.

Was ist dir wichtig? Ein guter Mensch zu sein. Das möchte ich auch bleiben. Wie meine Eltern. Mein Vater ist ein guter Mensch, meine Mutter ist ein guter Mensch. Und ich denke, dass ich das auch bleibe, mein ganzes Leben lang.

Positive Eigenschaften? Ich bin überhaupt nicht eifersüchtig. Ich gönne jedem alles. Dadurch wird man selbst noch stärker in dem, was man ist.

Negative Erfahrungen? Ich habe zu viel Eifersucht und zu viel Hinterhältigkeit erlebt, und ich weiß, dass das ganz sicher nicht mein Weg ist.

Wie bewegst du dich, wenn du neu ankommst in einem Revier? Sich Schritt für Schritt an alles heranzutasten, und alles mit ein bisschen Respekt zu behandeln, dann wird man auch angenommen. Nicht in der ersten Reihe parken, lieber in der dritten. Nicht auf »Ich bin jetzt hier« machen. Normal sein. Es gibt zwar überall Arschlöcher, aber es gibt auch überall gute Menschen, die so etwas schätzen. Wenn man das gemütlich angeht, dann wird man auch akzeptiert.

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