Alexandra Reinwarth

HAPE.eps

Auf den Spuren des lustigsten Deutschen

 

 

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2. Auflage 2015

© 2015 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
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Redaktion: Dr. Diane Zilliges, Wörthsee
Umschlagabbildung: Picture Alliance/Britta Pedersen
Satz: HJR, Manfred Zech, Landsberg am Lech
eBook-Produktion: Grafikstudio Foerster, Belgern

ISBN Print 978-3-86883-578-6

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86413-038-0

ISBN E-Book (EPUB, MOBI) 978-3-86413-061-8


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Inhalt


Warum wir Hape lieben

Hans-Peter und die Anfänge

Erste kleine Erfolge

Kerkelings Kinderstunde, Känguru und Extratour

Der Durchbruch: Total Normal

Erste Mörder-Aktion: »Königin Beatrix«

Zweite Mörder-Aktion: Hurz!

Bundespressekonferenz 

Die Bambi-Verleihung

Mitropa

Die Kaffeefahrt

Das Outing und die Liebe

Der Schwule im Café

Die Liebe – und die Trennung

Nach dem Outing: Filme, Tops & Flops

Kein Pardon

Cheese

Club Las Piranjas

Warmumsherz

Zappenduster

Gisbert

Willi und die Windzors

Die Oma ist tot

Darüber lacht die Welt

Fahrkartenkontrolleur Winfried Schnackel

Die Staatsangehörigkeitskontrolle

Der größte Fan von Stefan Mross

Rico Mielke, der Kleingärtner bei Lummer

Als R.I.P.Uli bei VIVA und als »Kotzbrocken« bei Peter Imhof

Der Hypnotiseur, »Vertrouw mij« und die Trabbi-Lieferung

Der Fußballtrainer des Grazer AK

Er ist dann mal weg …

… und wieder zurück

Alles wegen Paul

Die 70er Show

Samba in Mettmann

Der große Deutsch-Test

Der große Deutschland-Test

Hape trifft

Let’s dance

Ich bin dann mal weg erscheint und nicht nur das

Schlämmer bei Wer wird Millionär?

Ein Mann, ein Fjord!

Hallo Taxi

Noch einmal Let’s dance

Währenddessen

Kung Fu Panda

Amore und so ’n Quatsch

Er kandidiert

Die Figuren und ihr ganz spezieller Zauber

Hannilein

Siegfried Schwäbli

Evje van Dampen

Horst Schlämmer

Günther Warnke

Uschi Blum

Gisela und Wolfgang

Nachwort

Anhang

Steckbrief

Die wichtigsten Filme – eine Übersicht

Bücher, CDs, DVDs & Liedgut

Preise & Auszeichnungen

Auf einen Blick

Homepage & Autogrammadresse

Engagement für die Deutsche AIDS-Stiftung

Warum wir Hape lieben

Rein formell gesehen hat Hape Kerkeling den Status meines Lebensgefährten. Im Ernst: Niemand außer meinen Verwandten hat mich nun so lange begleitet wie er. Es ist, als wäre er schon immer da gewesen. Hape tauchte damals bei Extratour auf, der Sendung, in der es hieß »Jetzt kommt ein Karton«. Diesen Spruch, der heute unzählige Umzugskartons ziert, den haben wir schon als Kinder lauthals zitiert, sogar wenn der eine oder andere (also gut: ich) nicht wusste, dass es »Cartoon« heißen sollte.

Und können Sie sich noch an Hannilein erinnern? Dieses Pumuckl-ähnliche Kind, das Hape mit ungelenken Bewegungen perfekt spielte und das seine Mutter verdächtigte, das Meerschweinchen vom Balkon geschubst zu haben. Weil es immer Pipi in die Blumen gemacht hat. Das war nicht nur schreiend komisch, es war auch etwas völlig Neues.

Lustige Unterhaltung teilte sich doch in den Achtzigerjahren in zwei Lager. Entweder man schmunzelte mit Dieter Hildebrandt, der an »Birne« Kohl herumkritisierte, oder man schunkelte mit Gottlieb Wendehals. Entweder gesellschaftskritisch oder unter aller Kanone, viel mehr Auswahl gab es nicht. Wir erinnern uns: Im Radio hörte man »One Night in Bangkok« oder irgendwas von Modern Talking, im Kino lief Didi Hallervorden und im Fernsehen konnte man Sascha Hehn auf dem Traumschiff sehen. Falco lebte noch, Winzer aus Österreich panschten Frostschutzmittel in ihren Wein, Boris gewann mit 17 Jahren in Wimbledon und wir trugen alle entsetzliche Vokuhila-Frisuren.

Und dann kam Hape. Der hatte eine genauso schlimme Frisur wie wir und platzte ins Fernsehprogramm wie ein neuer Schüler in die Klasse – wo er sofort den Klassenclown gab, ohne Scheu vor den Lehrern und vor allem: saukomisch. So schickte Radio Bremen ihn im Rahmen der Sendung Extratour zur Verleihung des Deutschen Fernsehpreises als »Mann vor Ort« los. Der junge Hape aber fand das so langweilig, dass er einer spontanen Idee nachgab und sich mit dem Kamerateam vor die Herrentoilette stellte, um die Toilettenfrau zu befragen, welcher VIP sich die Hände gewaschen hatte und vor allem welcher nicht.

Es ist die Rolle seines Lebens: Er wird für uns immer der Klassenclown sein. Der aus der letzten Reihe. Der, der anderen einen Eselszettel auf den Rücken pappt und mal brillante, mal gute, mal weniger gute Scherze macht. Übel nehmen können wir ihm nichts, wird er doch nie verletzend oder bösartig: Der tut nix, der will nur spielen. Und vor allem: Er ist einer von uns. Er gehörte zu denen, die beim Völkerball immer als Letzter gewählt wurden, und gibt das auch zu. Er hat, wie wir, ein bisschen zu viel auf den Rippen, er feiert nicht ausschließlich Erfolge, sondern hat auch oft genug danebengehauen, er gibt sich nicht größer, gescheiter oder anders, als er ist. Wenn er auf eine Frage von Journalisten keine Antwort hat, dann sagt er auch einfach mal »Ich weiß es nicht«, statt sich etwas Schlaues aus den Fingern zu saugen. Das macht ihn normal und liebenswürdig und es bringt uns dazu, ihm alles zu verzeihen.

Hape Kerkeling ist einer der wenigen Künstler, der auch mal etwas machen darf, was uns überhaupt nicht gefällt – und den wir trotzdem nicht fallen lassen. »Das war blöd, aber vielleicht ist das Nächste wieder lustig«, ist unsere Reaktion. Er ist eben einer von uns und wir machen alle Fehler, das ist menschlich.

Menschlich war auch sein Ausstieg 2001, als er sich auf den Weg nach Santiago de Compostela machte. Haben wir nicht alle das Gefühl, wir müssten mal raus, alles hinter uns lassen, um zu uns zu finden und der ewigen Frage nach dem »Wer bin ich und wozu bin ich hier« auf den Grund zu gehen? In unserem Alltag mit seinem Erfolgsdruck, in dem wir uns manchmal vorkommen wie ein Hamster in einem Rad, das sich etwas zu schnell dreht, gedeihen Sinnkrisen wie die Gänseblümchen. Nicht umsonst boomen temporäre Klosteraufenthalte, immer mehr Menschen nehmen sich Auszeiten: Wir suchen Besinnung, Sinn, das Glück. Vermutlich haben deswegen auch Bücher, die sich mit dem Thema Glück beschäftigen, einen enormen Aufschwung erlebt.

Dass es da einem genauso geht wie uns und er sich dann auch wirklich aufgemacht hat, das spricht uns an und aus dem Herzen. Wenn er obendrein zugibt, auf seiner Pilgerreise auch zwischendurch mit dem Zug gefahren zu sein und sich ein Hotelzimmer geleistet zu haben, dann fühlen wir uns so ein bisschen erwischt: Denn so sind wir auch. Er macht keine Heldengeschichte daraus und ist damit wieder so nahe dran an jedem von uns, dass man ihn fast herzen möchte. In einem Interview mit der Zeit antwortete Hape Kerkeling auf die Frage, warum sein Buch so einen großen Erfolg hat:

»Offensichtlich haben Menschen, die das Buch gelesen haben, es weiterempfohlen. Und das sind Menschen, die in einem ähnlichen Tempo laufen, ticken, denken, reden wie ich« (nachzulesen auf www.zeit.de/2006/46/Kerkeling-Interview). Und das stimmt auch im Umkehrschluss: Er tickt so wie wir: »Wir sind Hape«, würde eine andere Zeitung mit vier Buchstaben es ausdrücken.

Es ist ein Phänomen, dass ein derart bekannter Entertainer und Komödiant in den verschiedensten Altersklassen und sozialen Schichten so großen Erfolg hat. Das ist der markante Unterschied zu fast allen anderen Komikern. Denken wir nur an Harald Schmidt, Bastian Pastewka, Oliver Pocher oder auch an Mario Barth: Sie alle polarisieren, sprechen eine bestimmte Gruppe an, der Rest hält sie für unzumutbar, respektlos oder schlicht nicht witzig. Im Gegenzug gibt es fast niemanden, der Hape Kerkeling als polnischen Opernsänger mit seiner eigenwilligen Interpretation von Peter und der Wolf, die in dem Ausruf »Hurz!« endet, nicht lustig findet. Die einen klopfen sich auf die Schenkel, weil sie sich über die Vorstellung, dass ein Lamm »Hurz!« ruft, beömmeln. Andere halten die Parodie auf moderne klassische Musik für gekonnt, wieder andere lachen über die ernsthafte Diskussion des Publikums über das Stück. Und alle zusammen finden wir es köstlich, wie der vermeintliche Opernsänger sich selbst kaum das Lachen verkneifen kann. (Besonders als einer der Zuschauer fragt: »Kommen da noch mehr Tiere vor?«)

Das sind Lacher für die ganze Familie.

Knapp 20 Jahre ist es her, dass er, als Königin Beatrix verkleidet, vor dem Schloss Bellevue zu einem »lecker Mittachessen« vorfuhr. 20 Jahre! Welcher Sketch überdauert zwei Jahrzehnte und büßt dabei nichts von seiner Witzischkeit ein? Ein Geniestreich, auch wenn man bedenkt, wie leicht eine solche Aktion als respektlos oder Affront gelten könnte. Aber wir haben alle gelacht, sogar die Niederländer. Wir erinnern uns im Gegenzug an Oliver Pocher, der zum Auftakt des Prozesses gegen Jörg Kachelmann als ebendieser verkleidet vor dem Gerichtsgebäude vorfuhr: Da war für viele die Grenze des guten Geschmacks überschritten. Weil man nicht auf Leute einprügelt, die schon am Boden liegen.

Hape hingegen beschädigt niemanden. Dass er nichts Böses, sondern nur lustig sein will, strahlt aus ihm und jeder seiner Figuren heraus. Oder wie eine Besucherin einer seiner Live-Auftritte einmal sagte: »Er hat mich für einen Sketch auf die Bühne geholt, und das kann ja oft mal peinlich sein so etwas. Aber ich habe in keinem Moment geglaubt, dass er mich lächerlich macht, ich habe ihm voll vertraut.« Viele zynische Komödianten ziehen ihren Witz daraus, sich über andere lustig zu machen. Hape Kerkeling hingegen durchschaut Lächerlichkeiten und zeigt sie fein auf, dabei merkt man ihm immer seinen Respekt vor der Würde seiner Mitmenschen an. Da ist eine imaginäre Grenze, die er nicht überschreitet. Er verzichtet sogar eher auf die Ausstrahlung einer Szene, als andere Menschen bloßzustellen. (Während im heutigen TV ganze Sendungen ausschließlich darauf abzielen, Menschen bloßzustellen.) Bei Hape jedoch ist es immer mehr eine Liebeserklärung an die Menschen (und ihre Fehler) als eine Belustigung über ihre Unperfektion.

Selbst diejenigen, die er veräppelt, spüren das und können ihm das bisschen Spaß nicht krummnehmen. Im Rahmen seiner Sendung Darüber lacht die Welt tritt Hape Kerkeling als dicke Cousine Helga der Wildecker Herzbuben mit ebendiesen in der Musikscheune auf. Dort gibt er, sehr zum Schrecken der Moderatorin, das lustige Lied »Auszieh’n! Alle auszieh’n!« zum Besten und es klatscht und lacht der ganze Saal. Genauso war es bei Darüber lacht die Welt. Wenn wir uns einen Ingo Appelt in der gleichen Rolle vorstellen, fänden wir das unter Umständen nicht so komisch. Weil wir sofort merken: Hape Kerkeling lacht mit uns. Nicht über uns. Und er lacht in diesem Moment mit den Volksmusikfans, nicht über sie. Das ist auch der Grund, warum er die Stars der Volksmusik und andere Prominente für seine Sketche und Parodien gewinnen kann – mit Maria Hellwig singt er den alten Hit von Frank Sinatra, »Something stupid«, auf Deutsch: »Ich lieb’ dich«, und mit Howard Carpendale seinen Hit »Ti amo«. Dass er diese Stars mit einem Augenzwinkern parodieren kann und sie dabei auch noch mitmachen, diese Gratwanderung schafft er, weil man ihm seine Liebe zu den Menschen anmerkt, das macht seinen ganz besonderen Charme aus. Und während man amüsiert mitschunkelt, stellt man fest: Hape kann singen. Wäre er nicht auch ein wunderbarer Schlagerstar geworden?

Wenn der Mann mit den vielen Verkleidungen einmal die Masken ablegt, um als Hape Kerkeling in einem Interview oder einer Talkshow Rede und Antwort zu stehen, dann weiß man umso mehr seine Schauspielkunst zu schätzen: Der Unterschied zwischen seinen Figuren und seiner Person könnte größer nicht sein. Wir sehen einen souveränen und seriösen Mann, der zwar mal etwas Witziges sagt, uns aber nicht den ewig lustigen Komödianten vorspielt, sondern ganz ernst und ehrlich über Dinge reden kann, die ihm wichtig sind. Dabei ist er so sehr er selbst, dass man sich gar nicht vorstellen kann, dass sich dieser Mann tatsächlich in einen Horst Schlämmer verwandeln kann. Oft erzählt er dann von Situationen, in denen etwas nicht funktioniert hat. Zum Beispiel von seinem ersten Auftritt, als kein Mensch gelacht hat, bis er sich bei dem Versuch, das Mikrofon aus dem Ständer zu ziehen, einen Zahn ausgeschlagen hat. Und dann haben wir ihn gleich noch ein bisschen mehr lieb.

Es ist so ein Hang zum Understatement, eine Bescheidenheit, wenn er das Lob von anderen herunterspielt, um nicht auf einem Podest zu stehen, um sofort wieder auf Augenhöhe mit uns zu sein und sich unterzuhaken. Als Gregor Gysi ihn 2009 im Deutschen Theater in Berlin interviewte und aufzählte, wie viele Sprachen Hape Kerkeling fließend beherrscht (Holländisch, Spanisch, Englisch, Französisch, Italienisch und Deutsch), stellte er fest: »Sie sind ja richtig sprachbegabt.« Woraufhin Hape prompt konterte: »Ich kann sonst aber wirklich nicht viel …« Dabei kokettierte er gar nicht mit der Untertreibung, wie man meinen könnte, sondern war nur wieder entwaffnend ehrlich, weil er sich, obwohl er einer der erfolgreichsten Entertainer dieses Landes ist, als Amateur sieht. Ein Amateur mit einem Hobby, von dem er glücklicherweise leben kann.

Dass er nie in Skandale verwickelt ist, macht ihn nur noch glaubwürdiger. Man kann ihn leicht mögen, ohne Gefahr zu laufen, dass der Star, den man so toll findet, plötzlich beim Koksen, Grapschen oder Betrügen erwischt wird. Ganz klar: Er ist einer von den Guten. Dass er sich hin und wieder vom Fernsehen und dem Medienrummel zurückzieht, um zu sich selbst zu finden, anstatt, wie viele andere Künstler, immer mehr zu wollen, dafür bewundern wir ihn, das macht ihn als Mensch glaubwürdig.

Sogar was seine spirituelle Orientierung angeht, spricht er einer immer größer werdenden Gruppe junger Leute aus dem Herzen, nämlich all jenen, die christlich erzogen wurden und im Laufe ihres Lebens und ihrer Suche auf die buddhistischen Lehren gestoßen sind und mal mehr, mal weniger etwas damit anfangen können. Nicht umsonst hängen in jedem zweiten Vorgarten diese kleinen, bunten Gebetsfahnen. Indem sich Hape Kerkeling als »Buddhist mit christlichem Überbau« bezeichnet, hat er dieses Gefühl großartig auf den Punkt gebracht.

Er holt uns alle ab: die Intellektuellen, die Omas, die Normalos und die Provokateure, jeder darf das Gefühl haben, Hape spiele in seiner Liga. Und liegt damit noch nicht mal falsch. Sehen wir es, wie es ist:

Hape Kerkeling ist unser kleinster gemeinsamer Nenner.

Hans-Peter und die Anfänge

Hape Kerkeling wird am 9. Dezember 1964 als Hans-Peter Wilhelm Kerkeling in Recklinghausen geboren. Am gleichen Tag wie Johannes B. Kerner und Jörg Kretzschmar. Und es war auch ein großartiger Jahrgang: Im gleichen Jahr kamen Henry Maske, Nicolas Cage, Michael Rummenigge, Juliette Binoche, Russell Crowe, Michael Groß, Dan Brown, Helmut Krausser, Jens Weißflog, Sandra Bullock, Jürgen Klinsmann, Jan Josef Liefers, Keanu Reeves, Ben Becker und Béatrice Dalle zur Welt.

Recklinghausen ist eine kleine Stadt mit knapp 120 000 Einwohnern, ländlich, gemütlich und kindgerecht. Hans-Peter wohnt dort mit seinen Eltern in einem hübschen Häuschen. Natur, Wiesen und Wälder grenzen an das Grundstück, eine Kleinstadt-Idylle wie aus dem Bilderbuch. Die Eltern, eine Floristin und ein Tischler, müssen früh gemerkt haben, dass ihr Spross etwas Besonderes ist: Der blonde, pausbäckige Hans-Peter fängt sehr früh das Sprechen an und erstaunt seine Umwelt im zarten Alter von eins mit ganzen Sätzen. Schon als Kleinkind baut er Pointen in seine Sätze ein, und da der Knirps in seiner Umgebung damit Gelächter und Aufmerksamkeit erntet, scheint ihm das ein gutes Rezept zu sein.

Das liebevolle Zuhause wird jäh zerstört, als die Mutter ums Leben kommt, da ist der kleine Hans-Peter gerade mal acht Jahre alt. In Interviews spricht der Entertainer sehr nüchtern über dieses Ereignis, was einen als Zuschauer etwas befremden kann, allerdings sollte man sich vor Augen führen, dass Hape Kerkeling in nahezu jedem Interview – und Interviews gibt er seit circa 25 Jahren – nach diesem Umstand gefragt wird. »Ich wollte einfach weiterleben«, sagt er heute über diese Zeit, und man kann nur erahnen, was für ein Einschnitt solch ein Erlebnis in einer Kindheit ist.

Der Vater macht zu diesem Zeitpunkt genau das Richtige und zieht mit Hape und dessen älterem Bruder zu den Großeltern väterlicherseits. Die einzige Alternative wäre das Kinderheim gewesen – und die Gefahr ist noch nicht vorbei: Das Jugendamt stattet dem großelterlichen Zuhause einen Besuch ab, um zu sehen, ob dies ein adäquater Ort für die Jungen ist. Obwohl die kleine Familie davon überzeugt ist und die Großmutter die Kinder von Herzen liebt, gibt es ein kleines Problem: Sie kann zu diesem Zeitpunkt schon so gut wie nicht mehr laufen. Also proben Hape und die Großmutter für den Besuch, es muss ja vermieden werden, dass die Großmutter aufstehen muss. Mit Erfolg: Die Kinder dürfen bleiben.

Der Autor Helge Timmerberg macht den Umstand, dass Hape bei Oma und Opa aufwuchs, sogar für seinen Erfolg mitverantwortlich: »Er ist bei seinen Großeltern aufgewachsen wie alle großen Komiker.« »Das ist gar nicht so falsch«, antwortet Kerkeling. »Das erklärt wahrscheinlich auch, warum ich bei den Alten so gut ankomme. Die sehen in mir das ewige Enkelkind. Die verzeihen mir alles.« (Aus: 100 Prozent Hape Kerkeling, 4. September 2009 ausgestrahlt von RTL, produziert vom NDR.)

Die bedingungslose Liebe und der unerschütterliche Glaube seiner Großmutter, von der Hape Kerkeling stets mit viel Zärtlichkeit spricht, und die Erfolge in der Familie, wenn er Nachbarn und Tanten imitiert, sind mit ein Grund dafür, dass der junge Hans-Peter mit zwölf, 13 Jahren vollkommen davon überzeugt ist:

Ich bin großartig, und was ich mache, ist faszinierend.

Prompt bewirbt er sich im zarten Alter von zwölf für die Rolle des Dickie Hoppenstedt in Loriots Sketch Weihnachten bei Hoppenstedts. Darin sucht Opa Hoppenstedt (Loriot) im Spielzeugladen ein Weihnachtsgeschenk für sein Enkelkind. Nachdem er weder Alter noch Geschlecht des Kindes angeben kann (»das Dickie«), bekommt er ein Atomkraftwerk zum Selberbauen empfohlen, das Puff! macht, wenn man es falsch aufbaut, und das selbstverständlich im Laufe der Sendung in die Luft geht. Unvergessen Evelyn Hamann als Mutter mit Jodeldiplom und der Opa mit seinem Genörgel, früher wäre mehr Lametta gewesen und er will jetzt endlich sein Geschenk haben. Ein weiterer Höhepunkt ist das schöne Gedicht, das Dickie am Weihnachtsabend vorträgt: »Zicke Zacke Hühnerkacke!«

Leider und für Hans-Peter völlig unverständlich, wird er abgelehnt und Katja Bogdanski bekommt die Rolle, die später Verkaufsleiterin einer Kosmetikfirma werden sollte.

Vollkommen von sich überzeugt lässt sich das Nachwuchstalent nicht entmutigen und beobachtet und belauscht die Kunden des Krämerladens seiner Oma mütterlicherseits, was zum Material für seine ersten Sketche wird. Während der Schulzeit lernt er seinen besten Freund, Achim Hagemann, kennen (den wir, viele Jahre später, als den Mann am Klavier bei Total Normal und so auch bei der Aufführung von »Hurz!« sehen werden). Achim, der Neue in Hapes Klasse, ist ein Außenseiter und steht allein auf dem Pausenhof herum, bis die Lehrerin Hans-Peter auffordert, sich um den Neuling zu kümmern. »Da habe ich mich dann dazugestellt«, erzählt er über den Moment, in dem sich die beiden annähern und eine Freundschaft beginnt, die bis heute hält. Hape ist damals schon ein Spaßvogel und sein Freund Achim Hagemann findet es völlig normal, dass Hans-Peter vor der Klasse plötzlich anfängt, »russisch« oder »polnisch« oder »chinesisch« zu sprechen, ein Anzeichen für das Talent, mit dem er uns später alle verblüffen wird.

Noch während der Schulzeit zieht es ihn auf die Bühne und so spricht er in der schuleigenen Theatergruppe für die Rolle des Cäsar vor. Eine ernste, männliche Rolle, die der junge Hans-Peter mit allem ihm zur Verfügung stehenden Pathos vorbringt – woraufhin die gesamte Gruppe in schallendes Gelächter ausbricht. Die Leiterin der Theatergruppe erkennt das komödiantische Talent ihres Schülers und schlägt ihm prompt die komische Rolle im Stück vor, in der er dann auch brilliert. In dieser Rolle, in der Theatergruppe seiner Schule in Recklinghausen, macht Hans-Peter Kerkeling eine wegweisende Erfahrung: Der Narr bekommt den meisten Applaus und die Rolle des Narren ist ihm wie auf den Leib geschneidert.

Die Schulzeit des Hans-Peter Kerkeling ist eine überwiegend glückliche Zeit, nicht auch zuletzt deswegen, da die Schule seit jeher ein Mädchengymnasium ist. Hapes Jahrgang ist der erste, in dem auch Jungen in die Schule aufgenommen werden. 30, um genau zu sein.

Kerkeling: »… und wir Jungs haben uns natürlich für was Besonderes gehalten. Ich hätte mir keine bessere Schulzeit vorstellen können: Wir waren immer die Ältesten. Und die Mädchen vergötterten uns!« (Aus: Ulrike von Bülow, Geistig hervorragend, schriftlich nicht so interessiert, www.stern.de)

Erste kleine Erfolge

Überzeugt von seiner Bestimmung und gestärkt von der Großmutter, die felsenfest an ihn glaubt oder zumindest so tut als ob, macht der damals Sechzehnjährige bei einem Talentwettbewerb der Zeitschrift Hörzu mit. Dafür nimmt er in seinem Kinderzimmer seine Sketche auf Kassette auf und gleich noch eine Kassette, in der er die Sketche erklärt. Dass der Einsendeschluss für den Wettbewerb längst überschritten ist, stellt kein Problem dar: Tante Anna rät ihm, ein falsches Datum auf den Brief zu schreiben: »Wer liest schon den Poststempel?« Recht hat sie.

Welche der beiden Kassetten schließlich den Ausschlag gibt, ist ungewiss, aber: Hans-Peter Kerkeling wird zur Funkausstellung nach Berlin eingeladen, wo er sein Talent unter Beweis stellen darf. Einziger Nachteil: Der Tag seines großen Auftritts ist gleichzeitig der erste Schultag nach den Ferien! Was nun kommt, gibt einen kleinen Einblick in die liebevolle Unterstützung der Familie, die den jungen Hans-Peter umgibt.

Wäre ich an Hapes Stelle gewesen und hätte meinen Eltern eröffnet, dass ich am ersten Schultag statt in die Schule zu gehen nach Berlin fliegen möchte, weil ich ein Fernsehstar werden will, hätte mein Vater vermutlich so etwas Ähnliches gesagt wie: »Mach die Augen zu, dann siehst du, wo du hinfliegst.«

Aber was macht der Vater des jungen Hans-Peter? Er erlaubt ihm nicht nur, zur Funkausstellung zu fliegen, er begleitet seinen Sohn sogar. »Kleinbürgerlich im Sinne von kein Geld, aber nicht kleinbürgerlich im Kopf«, beschrieb Kerkeling einmal sein Elternhaus. Diese Geste zeugt davon.

Und dann ist es ja manchmal, als lache sich der Herrgott ins Fäustchen: An besagtem ersten Schultag, auf dem Flughafen und im gleichen Warteraum vor dem Abflug-Gate wartet ebenfalls und vollkommen zufällig der Direktor der Schule und Hapes Geschichtslehrer in Personalunion. Vater Kerkeling erfindet daraufhin in seiner Not eine haarsträubende Geschichte vom Tod einer Tante in Berlin, der Hans-Peter sehr nahestand. Das arme Kind.

Die Tatsache, dass der Vater hier eine wilde Story aus dem Ärmel zaubert, ist bemerkenswert. Dass die beiden nun während des Wartens trauernde Hinterbliebene spielen müssen, ist ziemlich komisch, aber regelrecht zum Niederknien ist Folgendes: Hans-Peter muss sich eine tellergroße Margerite ans Revers heften, auf der »Ich LESE HÖRZU!« steht, als Erkennungszeichen.

Das könnte eine Szene aus einem seiner Filme sein, oder?

Hape glänzt dann als Sprach-Imitator und gewinnt den Wettbewerb zusammen mit einer Mitbewerberin. Der damalige ZDF-Unterhaltungschef, Wolfgang Penk, prophezeite: »Wenn die so weitermachen, wird aus denen was.«

Regelmäßig schickt Hape nun Bewerbungskassetten an die Radioanstalten des Landes, und es kommt sogar zur Ausstrahlung einiger Aufnahmen durch den Saarländischen Rundfunk. Die gefallen wiederum dem WDR recht gut, und so landet der Siebzehnjährige bei verschiedenen kleinen Hörfunkproduktionen und darf in der Fernsehsendung Talentschuppen als »Sprachtalent« auftreten. In dieser Sendung machten auch Michael Schanze, Juliane Werding und Reinhard Mey ihre ersten Bühnenerfahrungen, die Sendung lief insgesamt unglaubliche 21 Jahre lang.

Wohin die Reise für Hape beruflich gehen soll, hat er zu dieser Zeit schon ziemlich klar vor Augen, so antwortet er auf die Frage nach seinen Plänen:

»Das, was ich jetzt, also hier, versucht habe zu machen, möchte ich später hauptberuflich machen. Kabarettist, eben irgendwie im Showbusiness.« Viele Jahre später gibt er allerdings zu, dass das Fernsehen ein Sprungbrett sein sollte, um Kino zu machen. Das klang damals aber derart »vermessen«, dass er es nicht erwähnte.

Ebenfalls in die Schulzeit fällt seine Bewerbung mit seinem besten Freund Achim Hagemann beim Sprungbrett-Theater in Köln, wo die beiden vorsprechen. Lustige Musikstücke wollen sie vortragen, das hat in der Schule schon gut geklappt, einige Lacher hatten sie eigentlich immer. Nun sitzen aber Konkurrenten im Zuschauerraum. Und die Theaterchefin. Und es lacht kein Mensch. Auch die Theaterchefin nicht. Dass er kurz darauf einen Riesenbrüller landet, weil er sich aus Versehen mit dem Mikrofon einen Zahn ausschlägt, ist nur ein kleiner Trost: Schließlich ist das keine Nummer, die man wiederholen kann. Zumindest nicht, wenn man alle Tassen im Schrank hat.

In dem 96 Plätze kleinen Theater wird jeden Monat ein neues Programm mit einem neuen Moderator gezeigt, es ist eine Varieté-Show und der engagierten Theaterchefin Ingrid Jehn zu verdanken, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, junge Talente dem Publikum und den Medien zu präsentieren. Das Sprungbrett-Theater ist Ausgangspunkt vieler Karrieren, hier stehen auch Hella von Sinnen, Dirk Bach, Helge Schneider, Ingolf Lück und viele andere zum ersten Mal auf den Brettern, können sich ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Ausschnitte der Auftritte werden regelmäßig im WDR-Vorabendprogramm des Ersten ausgestrahlt.

In dieser Zeit, im Jahr 1982, macht Hape Kerkeling die vermutlich wichtigste Begegnung seines Lebens: Während er in München eine Straße entlanggeht, sieht er im Vorübergehen einem jungen Mann in die Augen. Nachdem Hape und der Fremde drei Minuten lang in entgegengesetzte Richtungen weiter ihrer Wege laufen, beschließt jeder für sich, wieder umzudrehen. Beide kehren unabhängig voneinander an die Stelle zurück, an der sie während eines kurzen Blickes eine Ahnung von etwas verspürt haben, das jahrzehntelang halten sollte. Als Hape dort ankommt, ist der Fremde schon da: Angelo Colagrossi. Die Liebe seines Lebens. Doch dazu später mehr …

Parallel zum Sprungbrett-Theater bewirbt sich Hape beim »Scharfrichterhaus«, einem Kabarett-Jazz-Café-Restaurant in Passau, wo im Rahmen der Deutschen Kabarett-Tage seit 1983 ein politischer Kabarettistenwettbewerb für Nachwuchstalente stattfindet.

Hape wird abgelehnt, aber einen Tag vor dem Wettbewerb, völlig überraschend, fällt ein Künstler aus und der Veranstalter ruft bei den Kerkelings zu Hause an: Hape könne nachrücken. Allerdings: Die Anreisekosten müsse er selbst bezahlen. Der Wettbewerb ist eigentlich auf Österreich und den bayerischen Raum beschränkt. »Wenn Sie aus Norddeutschland kommen, ist das Ihr Problem«, heißt es. Von Recklinghausen nach Passau sind es circa 680 Kilometer, ein weiter Weg. Und wieder zeigt sich die Unterstützung, die der junge Mann erfahren darf, als er seine Oma fragt, ob sie ihm ein Flugticket zahlen könne. Die alte Dame zögert nicht und kauft dem Enkel von ihrem mühsam Ersparten das Billett. Ob sie damals wirklich an eine große Karriere ihres Hans-Peter geglaubt hat oder ihm nur den Wunsch erfüllen wollte: Es zeugt so oder so von einem familiären Umfeld, wie man es sich nur wünschen kann.

Die Bühne des »Scharfrichterhauses« bietet das wohl schärfste Kabarett in Bayern. Hape kommt als Letzter auf die Bühne und als er an einem Tisch sitzend anfängt, seine verschiedenen Rollen mit verstellten Stimmen zum Besten zu geben, sieht ihn das Publikum zunächst an »wie ein Auto«. Bis schließlich Ottfried Fischer, der in der Jury sitzt, so laut zu lachen anfängt, dass er den Rest des Saales ansteckt.

»Wenn hier einer die Chance hat, dann ER«, sagt Ottfried Fischer nach der Vorstellung, und damit gewinnt Hape Kerkeling seinen ersten wichtigen Preis.

Der Preis ist das sogenannte Scharfrichterbeil. Und zwar in Form eines Scharfrichterbeils. Ohne Witz: Der Gewinner bekommt natürlich Ruhm und Ehren, aber eben auch ein mannshohes, scharfes Beil. Hape Kerkeling hat es bei sich im Keller.

Was der Gewinner ebenfalls bekommt: einen der begehrten Förderplätze des Sprungbrett-Theaters in Köln. Da ist er auf einem Umweg dann also doch noch gelandet.

Völlig zu Recht mag man sich fragen, was Hape Kerkeling eigentlich mit politischem Kabarett zu tun hat. Die Antwort ist: nichts. Aber Comedy gab es in diesem Sinne noch nicht, es blieben ihm also nicht viele Möglichkeiten. Wir erinnern uns: Die Musiksendung Formel Eins ging gerade auf Sendung, Peter Weck heiratete in Ich heirate eine Familie Thekla Carola Wied, und die Redewendung von Didi Hallervorden »Palim, Palim« hatte es in den gängigen Sprachwortschatz geschafft. Das Lustigste waren da noch die Hitler-Tagebücher, die die Zeitschrift Stern für stolze 9,3 Millionen D-Mark erworben hatte. Nein, was Hape Kerkeling machte und macht, ist kein politisches Kabarett, es ist im weitesten Sinne gesellschaftskritisch.

Bisherige Gewinner des Scharfrichterbeils:

1983 Hape Kerkeling

1984 Jörg Willnauer

1985 Andreas Giebel

1986 Urban Priol/Klaus Stab

1987 Die Wiesenbügler

1988 Günter Grünwald

1989 Weber & Schuster

1990 Gruppo di Valtorta

1991 Dirk Bielefeldt

1992 Karl-Heinz Hellinger

1993 Lars Reichow

1994 Rolf Miller

1995 Bärbel Schmid

1996 Altinger & Band

    1997 Jess Jochimsen

    1998 Kabarettduo Kabud

    1999 Luise Kinseher

    2000 Ludwig Müller

    2001 Jürgen K. W. Timm

    2002 Philipp Weber

    2003 Werner Brix

    2004 Hagen Rether

    2005 Klaus Eckel

    2006 Zärtlichkeiten mit Freunden

    2007 Matthias Egersdörfer

    2008 Nepo Fitz

    2009 Ulan & Bator

    2010 Götz Frittrang

Im Rahmen der Interview-Reihe Gregor Gysi trifft Zeitgenossen im Deutschen Theater Berlin, fragte Gregor Gysi seinen Interviewpartner Hape Kerkeling nach ebendiesem Preis: »Und dann haben Sie das Schlachtbeil gewonnen?« Woraufhin Kerkeling minutenlang fast kein Wort herausbringt vor Lachen und sich die Tränen aus den Augen wischt: »Das heißt Scharfrichterbeil …«

Genau dieser Preis ist es dann auch, der eine Redakteurin von Radio Bremen auf den Nachwuchskomiker aufmerksam werden lässt. Just eben die Redakteurin, an die sich der zwölfjährige Hape damals per Brief gewandt hatte, um den Dicki Hoppenstedt zu spielen. Sie lädt ihn ein, und schon bald steht ein »bildschöner und gertenschlanker« junger Mann bei ihr im Büro, der mit ihr Pommes essen gehen möchte. »Er war so offen, er hatte etwas Kindliches«, sagt sie später über den Teenager, der bei Radio Bremen eine Art Obhut findet. Sie ist es, der er seine Sketche vorspielt, die mit ihm Schlusspointen erarbeitet und die mit ihm probt.

Nach einem Gastauftritt bei der ARD geschehen zwei großartige Dinge: Ihm wird von Radio Bremen eine eigene Show angeboten und Otto lädt ihn zu einem Comedy-Festival in Hamburg ein. Übrigens: Bei diesem ARD-Auftritt ist auch Madonna unter den Gästen, der Hape insgeheim eine erfolglose Zukunft prophezeit.

Obwohl der Auftritt in Hamburg beim Publikum keinen großen Anklang findet, erkennt Otto Waalkes sofort das Talent des Jungen, redet ihm gut zu und zieht mit ihm um die Häuser. Er schleppt ihn trotz unpassender Kleidung (Fransenjeans und Norwegerpulli) mit auf eine Promi-Party, stellt ihn dort als den kommenden Komiker vor, und die anwesende Prominenz weiß nicht, ob es sich dabei vielleicht um einen der berühmten Otto-Witze handelt.

Die erste eigene Sendung, die Kerkeling machen darf, heißt, passend zu seinen jungen (20 sind es da gerade) Jahren: Kerkelings Kinderstunde. Ein Jahr später folgt Känguru.

Kerkelings Kinderstunde, Känguru und Extratour

In der Sendung Kerkelings Kinderstunde gibt es vor allem Hannilein zu sehen, die »deutsche Pipi Langstrumpf«. Mit roter Stachelfrisur und einer nervtötenden Stimme erzählt das saufreche Vorschulkind aus seinem Leben und äußert sich zur Erwachsenenwelt. Oft sitzt es dabei auf einem zu großen Stuhl und bewegt und verdreht beim Erklären die Arme und Hände typisch nach Kinderart. Haben Sie jemals Dingsda gesehen? (Lief ab 1988 wöchentlich im Ersten, bis 1994 moderiert von Fritz Egner, danach übernahmen Werner Schmidbauer und Thomas Ohrner.) Genau so war Kerkelings Kinderstube, nur in Lustig. Die Späße sind ziemlicher Klamauk mit einem auffallend hohen Meerschweinchenanteil. Das Talent von Hape ist jedoch schon gut zu sehen, schließlich spricht er in seinen Sketchen schon verschiedene Rollen, und zwar perfekt.

Und dann kam Känguru.

Känguru: Fakten, Fakten, Fakten

Erstausstrahlung: 30. Januar 1985

Sendeanstalt: WDR

Regisseur: Rolf Spinrads

Produziert von: Radio Bremen

Moderatoren: Hape Kerkeling, ein Känguruh

KänguruBananas. BananasIrgendwie & SowiesoBananas