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Fluch des Fleisches

Von Fred Langer

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Keim-Alarm im Krankenhaus

»Keine Nebenwirkungen«

Von Richard Conniff

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Fluch des Fleisches

Tausende Menschen sterben jedes Jahr, weil Krankheitskeime resistent werden gegen Antibiotika. Schuld ist auch die Massentierhaltung, die gewaltige Mengen der Medikamente einsetzt. Dieser Missbrauch hat eine lange und anfangs hoffnungsfrohe Geschichte. Aber längst müssten – und könnten – wir den Missbrauch der Antibiotika in den Mastställen reduzieren

Von Fred Langer

Weinend kommt das Kind angelaufen, die Knie aufgeschlagen. Trösten, Tränen trocknen, Pflaster drauf – nicht weiter schlimm. Eines dieser kleinen, alltäglichen Dramen. Bald trägt es die heilende Wunde mit Indianerstolz über den Schulhof. So unbeschwert ist unser Dasein. Noch.

In 15 Jahren löst die gleiche Situation womöglich blankes Entsetzen aus, lässt einen panischen Gedanken aufsteigen: bloß keine Entzündung! Denn monatelanges Siechtum nach Bagatellverletzung, hervorgerufen durch bakterielle Infektion, Blutvergiftung: Das wird das große alltägliche Drama sein.

Unfallchirurgie, Organtransplantationen, das Legen von Infusionen – bald medizinische Himmelfahrtskommandos. Und jede dritte Lungenentzündung: tödlich wie vor 100 Jahren. Weil unsere Antibiotika dabei sind zu versagen. Eines nach dem anderen.

25.000 Menschen sterben Jahr für Jahr allein in der EU, weil schon jetzt viele Krankheitserreger resistent sind gegen die gängigen Antibiotika. Ein Hauptschuldiger dieser Tragödie: die industrielle Massentierhaltung. Denn die Mastställe mit ihren Abertausenden Insassen produzieren nicht nur billiges Fleisch für die Theken der Discounter. Oder, in immer stärkerem Ausmaß, auch für den Export, etwa nach Russland und China. Sie produzieren auch furchterregende Bakterien.

Dass billiges Fleisch eine Tierhaltung bedingt, die bestenfalls nicht artgerecht, meist abstoßend quälerisch ist: bekannt. Dass mit der Produktion von Fleisch, Milchprodukten und Eiern natürliche Ressourcen vergeudet und 18 Prozent des globalen Ausstoßes an klimaschädlichen Gasen verursacht werden: ebenfalls (siehe GEO Nr. 11/2011, „Und was essen wir morgen?“).

Doch jetzt wird immer deutlicher: Unsere eingefleischten Ernährungsgewohnheiten beschwören auch eine Gesundheitskatastrophe von weltumspannender Dimension herauf. Und das gibt Wurst und Steak und Hähnchenbrust einen neuen Beigeschmack.

Perlen vor die Säue