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Jed Baker

Soziale Foto-Geschichten für Kinder mit Autismus

Visuelle Hilfen zur Vermittlung von Spiel, Emotion und Kommunikation

Übersetzt ins Deutsche von Charlotte Abel

Bearbeitet und mit einem Vorwort von Vera Bernard-Opitz

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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US-amerikanische Originalausgabe:

The Social Skills Picture Book. Teaching Play, Emotion, and Communication to Children with Autism

Alle Rechte vorbehalten

© 2001 Jed Baker Ph. D.

Permission for this edition was arranged through Future Horizons.

Für die deutschsprachige Ausgabe:

1. Auflage 2014

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-024215-9

E-Book-Formate:

pdf:       ISBN 978-3-17-024216-6

epub:    ISBN 978-3-17-024217-3

mobi:    ISBN 978-3-17-024218-0

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Vorwort

von Vera Bernard-Opitz

 

 

Es gibt nur wenige Bücher, die regelmäßig in meinem Gepäck zu Workshops und Seminaren mitreisen. Das Buch »The Social Skills Picture Book« von Jed Baker gehört seit Jahren dazu. Meist sind die Workshop-Teilnehmer so begeistert, dass sie versuchen, von den bebilderten Trainingsbeispielen Fotos zu machen, oder dass sie das Buch einfach auf Englisch erwerben.

Auch als Supervisorin von ABA/AVT-Hausteams und einer US-amerikanischen ABA-Firma habe ich seit Jahren dieses Trainingsmaterial mit Erfolg bei Kindern und Jugendlichen mit Autismus eingesetzt. Ich freue mich daher sehr, dass es jetzt als Übersetzung unter dem Titel »Soziale Foto-Geschichten für Kinder mit Autismus« auf Deutsch vorliegt.

Die »Sozialen Foto-Geschichten« zeigen anhand von farbigen Fotos 26 kommunikative und soziale Fähigkeiten. Hierbei wird eine Bandbreite funktionaler Teilziele dargestellt, wie grüßen, spielen, sich unterhalten oder auch mit Fehlern oder Mobbing umgehen. Dabei werden zunächst Gründe für das jeweilige Verhaltensziel gegeben (z. B. warum man grüßen sollte) und anschließend realistische Szenen aus Klassen oder Spielplätzen gezeigt. Kinder und Jugendliche können dabei zwischen einem positiven und einem negativen Beispiel der jeweiligen Szene wählen.

Jed Baker hat seit vielen Jahren Sozialtrainingsprogramme durchgeführt und teilt seine Erfahrung regelmäßig in Workshops sowohl in den USA als auch international. Sein Buch gehört zu den wenigen Trainingsmaterialien, die Strategien der kognitiven Verhaltensmodifikation visuell verdeutlichen. Und gerade diese Visualisierung ist für viele Betroffene mit Autismus eine wesentliche Hilfe. Hierbei weist Baker darauf hin, dass die dargestellten Zielverhaltensweisen durch Rollenspiel und Rückmeldung im Alltag geübt werden müssen. Hierbei werden Eltern, Therapeuten, Erzieher und Lehrer angeregt, mit individuell angepassten Beispielen auch eigene Fotoszenen zu schaffen. Auch dank der neuen Foto- und Filmmöglichkeiten von Handys/Smartphones und Tablet-PCs ist es dabei mittlerweile leicht, Szenen, die einen (zu) amerikanischen Hintergrund haben, durch entsprechende Szenen, die unserem Kulturkreis eher entsprechen, zu ersetzen.

Besonders in Zeiten der Inklusionsbemühungen ist es wichtig, dass sinnvolle Materialien vorhanden sind, um Kinder und Jugendliche mit Autismus und anderen sozialen Problemen erfolgreich am Leben in der Gemeinschaft teilnehmen zu lassen. Das vorliegende Buch ist dabei sicher ein wichtiger Schritt.

 

Dr. Vera Bernard-Opitz (Assoc. Prof. NUS)

PP, BCBA-D

Autorin des Buchs »Visuelle Methoden in der Autismus-spezifischen Verhaltenstherapie (AVT). Das ›Cartoon und Skript-Curriculum‹ zum Training von Sozialverhalten und Kommunikation« (2014). Stuttgart: Kohlhammer Verlag.

Widmung

 

 

Dieses Buch widme ich den zahllosen Studenten und Eltern, die uns bei den Inhalten und der Umsetzung in verständliche Beispiele beraten haben.

Danksagung

 

 

Ich möchte mich bei allen Kindern und deren Familien bedanken, die bei der Gestaltung der Fotos in diesem Buch mitgewirkt haben. Dabei möchte ich zwei Menschen des Northern Valley Regional High School Districts ganz besonderen Dank aussprechen. Zunächst John McKeon, Direktor der Sonderpädagogik, für seine uneingeschränkte Unterstützung und Förderung aller kreativen Projekte, die seinen Schülern Hilfe versprechen. Und zweitens Ellen Doyle, verhaltenstherapeutische Beraterin, die die zündende Idee für dieses Projekt hatte, als sie auf einen Bedarf an mehr Lehrmaterial auf visueller Basis für ihre Schüler hinwies.

Daneben möchte ich meine Herausgeberin Veronica Palmer nennen, die entscheidend an der Systematisierung und Auswahl der Bilder und Begleittexte beteiligt war.

Zu guter Letzt haben meine Frau Beth und unsere Kinder Jake und Lindsay mich immer wieder daran erinnert, dass Humor und Spaß stets am wichtigsten sind bei allem, was man tut, und ganz besonders beim Unterrichten.

Inhalt

  1. Vorwort
  2. von Vera Bernard-Opitz
  3. Widmung
  4. Danksagung
  5. Teil 1
  6. Was ist Autismus?
  7. Ein kurzer Einblick
  8. Die Bedeutung visueller Hilfen beim Unterrichten von Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen
  9. Lehrmethoden für soziale Kompetenzen
  10. Diskretes Lernformat
  11. Inzidentelles Lernen
  12. Cognitive Picture Rehearsal – Kognitives Bild-Training
  13. Was sind Social Stories™/Soziale Geschichten?
  14. Strukturiertes Lernen
  15. Sozialkompetenzen durch Soziale Foto-Geschichten
  16. Was sind Soziale Foto-Geschichten?
  17. Für wen sind Soziale Foto-Geschichten?
  18. Wie arbeitet man mit diesem Buch?
  19. Erste Anleitung
  20. Ist es ratsam, den »falschen Weg« aufzuzeigen, wenn man eine Fähigkeit vorstellt?
  21. Rollenspiele
  22. Besprechen einer Fähigkeit/korrektives Feedback geben
  23. Generalisierung von Verhaltensweisen
  24. Foto-Geschichten zu Sozialkompetenzen selbst entwerfen
  25. Was ist zu beachten?
  26. Beispielschritte für weitere Kompetenzen
  27. Literatur
  28. Teil 2
  29. Kommunikative Kompetenz
  30. Halte Abstand
  31. Position für richtiges Zuhören
  32. Unterbrechen I – Hilfe beim Öffnen eines Glases
  33. Unterbrechen II – Hilfe beim Schließen eines Reißverschlusses
  34. Unterbrechen III – Spielkameraden nach einem Spielzeug fragen
  35. Begrüßungen
  36. Zuhören (während eines Gesprächs)
  37. Ein Gespräch beginnen und aufrechterhalten I (zu gegenwärtigen Ereignissen)
  38. Ein Gespräch beginnen und aufrechterhalten II (zu vergangenen Ereignissen)
  39. Eine Unterhaltung beenden
  40. Sich jemandem vorstellen
  41. Wissen, wann man genug geredet hat (sich kurz fassen)
  42. Kompetenzen im Spiel mit anderen
  43. Jemanden zum Mitspielen auffordern
  44. Bei anderen mitspielen
  45. Teilen
  46. Kompromisse machen
  47. Sich beim Spielen abwechseln
  48. Gemeinsam spielen
  49. Mit einer Niederlage umgehen
  50. Gefühlsbezogene Kompetenzen
  51. Ruhig bleiben
  52. Mitgefühl mit anderen Menschen zeigen
  53. »Nein« als Antwort akzeptieren
  54. Fehler machen
  55. Etwas Neues ausprobieren (Angst vor neuen Situationen)
  56. Mit Hänseleien umgehen
  57. Nicht aufgeben, wenn eine Aufgabe schwierig erscheint

Teil 1

 

 

Was ist Autismus?

 

Ein kurzer Einblick

Autismus ist der Begriff für eine große Vielfalt an Symptomen, die Auswirkungen auf die sensorische, kognitive, motorische, sprachliche und sozial-emotionale Entwicklung einer Persönlichkeit haben. Nach heutigen diagnostischen Kriterien liegt Autismus vor, wenn Defizite auf drei allgemeinen Ebenen vorliegen: (a) soziale Interaktion, (b) Kommunikation und (c) wiederholte ritualisierte Verhaltensmuster (American Psychiatric Association, 1994).

Schwierigkeiten bei sozialen Interaktionen können beim Beginn einer Unterhaltung auftreten ebenso wie beim Antworten, bei der Anregung eines Spiels oder dem Mitspielen mit anderen Kindern. Oft haben Betroffene Schwierigkeiten mit nonverbaler Kommunikation (z. B. Zeigen auf Gegenstände). Häufig fällt es ihnen schwer, Blickkontakt aufzubauen oder zu halten. Auch ist es für sie nicht einfach, auf die Gefühle anderer zu reagieren, und ein Kernproblem ist, zu verstehen, warum man was in sozialen Situationen tut oder sagt. Aus all dem resultieren Probleme beim Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen.

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