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LEGO® kreativ

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Jordan Robert Schwartz

Lektorat: Dr. Michael Barabas

Übersetzung: G&U Language & Publishing Services GmbH, www.gundu.com

Satz: G&U Language & Publishing Services GmbH, www.gundu.com

Copy-Editing: Ursula Zimpfer, Herrenberg

Herstellung: Susanne Bröckelmann

Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de

Druck und Bindung: M.P. Media-Print Informationstechnologie GmbH, 33100 Paderborn

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN:

Buch 978-3-86490-181-2

PDF 978-3-86491-564-2

epub 978-3-86491-565-9

1. Auflage 2014

Copyright der deutschen Übersetzung © 2014 dpunkt.verlag GmbH

Wieblinger Weg 17 · 69123 Heidelberg

Copyright der amerikanischen Originalausgabe: © 2013 by Jordan Robert Schwartz

Titel der Originalausgabe: The Art of LEGO Design: creative ways to building amazing models

No Starch Press, Inc. · 245 8th Street, San Francisco, CA 94103 · www.nostarch.com

ISBN 978-1-59327-553-2

Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten.

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LEGO, LEGO-Figuren und LEGO-Bausteine sind Warenzeichen der LEGO-Gruppe.

Dieses Buch ist von der LEGO-Gruppe weder unterstützt noch autorisiert worden.

Alle Angaben und Programme in diesem Buch wurden mit größter Sorgfalt kontrolliert.

Weder Autor noch Verlag können jedoch für Schäden haftbar gemacht werden, die im Zusammenhang mit der Verwendung dieses Buches stehen

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Für meine Familie, insbesondere für meine Großeltern Linda und Mike, die mich fast 20 Jahre lang an allen Feiertagen mit LEGO-Baukästen verwöhnt haben. Ich habe gelernt, dass es tatsächlich so etwas wie ein »Zuviel an LEGO« geben kann.

Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Vorwort

Einleitung

Information und Inspiration

Überblick

1 Inspiration und Vorbereitung

Der Baustein-Blick

Farben

Formen

Größe und Maßstab

Vergleich und Recherche

Ihr Arbeitsplatz

Der Bautisch

Unverzichtbares Werkzeug

Baublockaden überwinden

Wesentliche Elemente

318er-Stäbe

Hydrantensteine

T-Stücke

Fingergelenke

Flexible Schläuche

Minifiguren-Hände

1×1-Clips

Käseecken

Pistolen

Halbpins

2 Minifiguren & Co.

Anatomie einer Minifigur

Hautfarben

Posen einnehmen

Die erweiterte Familie

FABULAND-Figuren

Belville-Figuren

Technic-Figuren

Die Galerie der Minischurken

3 Steine, Schrägsteine und Noppen

Steine

Platten

SNOT

Großflächige Strukturen

Steine verstreuen

Schrägsteine

Dächer

Felsen

Noppen

4 Muster und Motive

Mosaike aus Käseecken

Maße und Formen

Käseecken anordnen

Quadrate

Andere Formen

Kompliziertere Mosaike

Lücken schließen

Mosaike planen

Mosaikrahmen

Ausrichtung

Form

Besondere Rahmen

Erst das Mosaik oder erst der Rahmen?

Weitere Tipps

Katie Walker über Mosaike

5 Texturen

Textile Elemente

Bauen mit textilen Elementen

Texturen mit textilen Elementen gestalten

Formen mit textilen Elementen gestalten

Gummielemente

Bauen mit Gummireifen

Bauen mit Gummibändern

Texturen mit Kunststoffelementen gestalten

6 Modellierung ohne Ecken und Kanten

Organische Modelle

Rundschrägen, Schrägsteine und Keile

Flexible Elemente

Bruce Lowell über die Lowell-Kugel

Stilisierte Modelle

Tyler Clites über die Entwicklung eines Stils

7 Komposition

Beleuchtung

Wohin mit dem Batteriekasten?

Fremde Beleuchtungslösungen

Silhouette

Perspektive

Farbe

Grundregeln

Farbtöne mischen

Besondere Techniken

8 Tiere und Pflanzen

Tiere

Bewegunglichkeit

Realistische Darstellung

Kleintiere

Vorgefertigte Lebewesen

Fantasiewesen

Ken Ito über Dinosaurier und Drachen

Bäume und andere Pflanzen

9 Große Figuren

Maßstab

Proportionen

Beweglichkeit

Mimik

Iain Heath über Figuren

10 Autos, Kutschen und Schiffe

Autos

Allgemeine Tipps

Fallgruben

Der LEGO-Autosalon

Adam Grabowski über Autos

Kutschen

Das Abteil formen

Räder und Pferde

Wasserfahrzeuge

Der Rumpf

Der letzte Schliff

Tom Jacobs über Schiffe

11 Gebäude

Eine Mischung von Oberflächenstrukturen

Historische Gebäude

Luke Hutchinson über mittelalterliche Gebäude

Innenräume

Beleuchtung

Modulare Gebäude

Der Blick von der Seite

Möbel und andere Kleinigkeiten

Michael Jasper über Möbel

12 Science-Fiction

Roboter und Mechs

Stil

Größe

Beweglichkeit

Brian Kescenovitz über Mechs

Raumschiffe

Kleine Fahrzeuge

Peter Morris über Raumjäger

Großraumschiffe

Pierre E. Fieschi über Großraumschiffe

Ein Universum voller Möglichkeiten

Keith Goldman über Dioramen

13 Der letzte Schliff

Fotografie

Nachbearbeitung

Veröffentlichung

Kritik

Abschließende Gedanken

Index

Danksagung

Bei diesem Buch konnte ich gleich zwei meiner Leidenschaften nachgehen – Modellbau und Schreiben –, und ich bin sehr glücklich, dass ich die Gelegenheit hatte, es zu verfassen. Besonders froh bin ich, dass ich es bei No Starch Press veröffentlichen konnte. Die Mitarbeiter dort waren während der zeitweise sehr mühseligen Arbeit überaus hilfsbereit, und ich bin dankbar, dass ich auf ihre Kompetenz zählen konnte.

Ohne die Konstrukteure und ihre zusätzlichen Beiträge wäre dieses Buch nicht möglich gewesen. Sie gehören zu den Besten, und ihre Arbeiten ergänzen wunderbar meinen Text und meine Modelle. Ich bin mir sicher, dass ihre Modelle zahllose LEGO-Fans in aller Welt anregen werden, weshalb ich sehr dankbar für ihre Beiträge bin.

Ein letzter, besonderer Dank geht an meinen Zwillingsbruder Alex, der sich damit abfand, dass ich ihm mein Manuskript spät in der Nacht vorlas, und der sich ohne große Gegenwehr seine LEGO-Elemente und Minifiguren für dieses Buch stehlen ließ.

Vorwort

Zeit: 1949. Ort: Billund, ein kleines Dorf in Süddänemark, in dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Das einzig Bemerkenswerte ist die Tatsache, dass es in dem Teil von Dänemark liegt, in dem es am meisten regnet. In diesem kleinen dänischen Dorf aber erfindet der Tischler Ole Kirk Christiansen etwas, das Millionen von Menschen in aller Welt lieben werden und das seine Familie drei Generationen lang zur reichsten in Dänemark macht: Er beginnt mit der Herstellung von »selbstverbindenden Kunstoffbausteinen«. Nach dem dänischen »leg godt«, was so viel bedeutet wie »spiel gut«, nennt er sie LEGO-Steine.

Christiansens Bausteine waren ursprünglich als Kinder-spielzeug gedacht, sprachen aber auch andere Altersgruppen an, da man damit sowohl so einfach als auch so kompliziert bauen kann, wie man möchte. Schon in den Anfangstagen des Produkts wurden LEGO-Bausätze in der Werbung als Spaß für die ganze Familie dargestellt: Sie zeigten die Kinder, die Mutter, den Vater und den Großvater beim gemeinsamen Bauen mit LEGO-Steinen. Dass LEGO sowohl für Kinder als auch Erwachsene Spaß bietet, gilt auch heute noch.

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Ole Kirk Christiansens Haus ist jetzt Teil des Ideenhauses im LEGO-Museum von Billund.

Im Lauf der Zeit hat die LEGO-Gruppe ihre Produktpalette erweitert. In den 1970er-Jahren wurden die LEGO-Technic-Kästen eingeführt, die einen neuen, horizontalen Baustil ermöglichten. Ein Jahrzehnt später gelangten mit den Model-Team-Kästen die bis dahin detailliertesten Modelle in die Verkaufsregale. Darauf folgten die Mindstorms-Bausätze mit Minicomputern und Motoren, die mehr Teenager und Erwachsene ansprachen als alle vorherigen Produkte. Wenige Jahrzehnte später gesellten sich die Architektur-Reihe, die Ultimate-Collector-Serie und Modular Buildings dazu. Jedes Jahr scheint die Zahl der Produkte für Erwachsene zu wachsen.

Dieser zunehmenden Attraktivität für erwachsene Bastler ist es zum Teil zu verdanken, dass es eine LEGO-Fangemeinde gibt. Das 1999 gegründete LUGNET war die erste LEGO-Online-Community zur Veröffentlichung von Nachrichten, Informationen und Modellen. Weitere regionale Communitys oder solche mit dem Schwerpunkt auf bestimmten Bautechniken und Themen folgten. Heute werden jeden Monat Tausende von LEGO-Modellen online veröffentlicht. Bevor die Hobbybauer ihre Werke online für Gleichgesinnte vorstellen konnten, waren die besten Modelle die aus den offiziellen LEGO-Bausätzen und die in den LEGOLAND-Themenparks (zumindest für den harten Kern der Konstrukteure). Das Internet hat es Hobbykonstrukteuren ermöglicht, ihre Fertigkeiten zum Bauen von LEGO-Modellen an die der Baumeister der LEGO-Gruppe anzupassen und sogar jene zu übertreffen. Auf Online-Fotogalerien sind erstaunliche, inspirierende Modelle zu finden, und Websites wie eBay und BrickLink erleichtern es, Bauteile für die eigene Sammlung zu finden.

Dank des Internets haben einige der innovativsten Konstrukteure Berühmtheit erlangt. Es gibt Elemente, Techniken und Baustile, die nach ihnen benannt wurden und für die die Werke dieser Personen den Standard bilden. Diese Konstrukteure sind berühmt geworden, weil sie den Ehrgeiz hatten, bei ihren Modelle so viel Kreativität walten zu lassen wie nur möglich, sodass man ihnen nicht mehr ansieht, dass sie aus LEGO-Steinen bestehen. Wenn Sie bei einem Modell Zweifel haben, ob es wirklich aus LEGO gebaut ist, dann hat der Konstrukteur großartige Arbeit geleistet. Genau das ist es, was dieses Buch Ihnen zeigen soll: wie auch Sie Modelle bauen können, die aus der Bauklotz-Ästhetik von LEGO ausbrechen.

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Das Motto der LEGO-Gruppe: Das Beste ist gerade gut genug.

Sollten Sie jemals das Ideenhaus besichtigen – das nur für LEGO-Mitarbeiter zugängliche Museum der Unternehmensgeschichte im Zentrum von Billund –, werden Sie dort ein bescheidenes, hand geschnitztes Holzschild mit dem Gründungsmotto des Unternehmens finden: Det bedste er ikke for godt. Nehmen Sie sich dieses Motto beim Bauen zu Herzen: Das Beste ist gerade gut genug.

Einleitung

Die Qualität von LEGO-Modellen ist von den 1950er-Jahren bis heute auf beachtliche Weise gestiegen. Im Vergleich zu den Modellen von damals wirken die modernen Bauten in diesem Buch wirklich futuristisch.

Das bedeutet aber nicht, dass Sie Modelle wie diejenigen in diesem Buch ohne jegliche Erfahrung sofort nachbauen könnten. Niemand kann einfach die Anfänge überspringen. Um Ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln, ist es hilfreich, von fertigen Modellen zu lernen. Jedes Modell ist anders, aber für den Bau ähnlicher Objekte sind immer die gleichen grundlegenden Schritte erforderlich. Achten Sie auf die Grundprinzipien, wenn Sie sich die Modelle in diesem Buch und anderswo ansehen.

Information und Inspiration

Auf den folgenden Seiten finden Sie praktische Informationen und Analysen zu den vorgestellten Modellen, die Sie dann auf fast alle Modelle anwenden können, die Sie selbst bauen. Betrachten Sie zum Beispiel den Bau eines Autos. Wo sollten Sie dabei anfangen? Was ist die beste Möglichkeit, um ein Chassis zu bauen? Das sind die Fragen, die sich Konstrukteure bei der Gestaltung ihrer Modelle stellen, und dieses Buch hilft Ihnen, diese Fragen zu beantworten, während Sie Ihre eigenen Modelle entwickeln.

Schritt-für-Schritt-Anleitungen zeigen Ihnen zwar, wie Sie ein konkretes Modell nachbauen können, aber sie erklären Ihnen nicht, wie und warum sich der Konstrukteur für einzelne Designlösungen entschieden hat. Dieses Buch stellt Ihnen die Gedankengänge vor, die dabei ablaufen. Wenn Ihre Fertigkeiten ein gewisses Niveau erreicht haben, werden Schritt-für-Schritt-Anleitungen Sie nicht mehr zufriedenstellen. Ab diesem Punkt werden Sie die Informationen in diesem Buch besonders zu schätzen wissen.

Aber auch, wenn Sie diesen Punkt noch nicht erreicht haben, ist dieses Buch für Sie geeignet, da es noch einen zweiten Zweck verfolgt: Es soll Sie inspirieren und Ihnen sowohl als Kunstführer wie auch als Bilderbuch dienen. Die hier vorgestellten Modelle gehören zu den besten Werken einiger der kreativsten Konstrukteure in der LEGO-Community.

Überblick

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Los geht’s mit dem Bauen! Eine Minifiguren-Version von mir steht vor einigen Modulex-Steinen der 1960er-Jahre.

Halten Sie bei der Lektüre dieses Buches Ausschau nach allem, was sich bauen lässt. Dieses Buch ist keine vollständige Sammlung der besten LEGO-Modelle und keine Anleitung zu deren Nachbau. Stattdessen zeige ich Ihnen einige wichtige Techniken und Methoden (und die zugrunde liegenden Theorien), und zwar sowohl ganz allgemein für das Bauen als auch speziell für bestimmte Arten von Modellen wie Gebäude oder Raumschiffe.

Wir beginnen mit einigen Dingen, die Sie wissen sollten und die der Vorbereitung dienen, bevor Sie mit dem Bauen anfangen, und sehen uns dann die einzelnen LEGO-Elemente wie Minifiguren, Steine und Schrägsteine an. Danach beschäftigen wir uns mit allgemeinen Bauprinzipien, z.B. wie Sie bestimmte Oberflächenbeschaffenheiten simulieren, Modelle beleuchten und organische Formen nachbilden. Anschließend lernen Sie Designtechniken für bestimmte Themengebiete wie Tiere, Menschen, Autos usw. kennen.

Überall in diesem Buch verstreut finden Sie auch Interviews mit LEGO-Konstrukteuren der Spitzenklasse. Darin erfahren Sie, wie diese Personen die Modelle bauen, für die sie berühmt sind. Anhand der Einblicke, die Ihnen diese Baumeister geben, können Sie neue Techniken lernen und Ihre Modelle verbessern.

Es gibt viel zu tun. Machen wir uns also an die Arbeit!

1 Inspiration und Vorbereitung

Für jeden Künstler ist der erste Schritt im Schaffensprozess der wichtigste: die Inspiration. Sie ist das, was uns elektrisiert und anregt, um Tage, Wochen und Monate, ja sogar Jahre darauf zu verwenden, etwas zu erschaffen.

Für LEGO-Konstrukteure kann die Inspiration aus unendlich vielen Quellen kommen. Es kann zum Beispiel der dramatische Höhepunkt im Action-Erfolgsfilm des Jahres oder der Text des neuen Liedes von Ihrem Lieblingsmusiker sein, vielleicht aber auch irgendwelcher Plunder im nächsten Antiquitätengeschäft, der das Bild einer Szene heraufbeschwört, die Sie einfach bauen müssen.

Was auch immer Sie inspiriert, bestimmte Vorgehensweisen können Ihnen dabei helfen, diese Inspiration besonders gut umzusetzen und das bestmögliche Modell zu bauen. Ich er kläre Ihnen, wie Sie die Welt betrachten und sich das fertige Modell vorstellen müssen, helfe Ihnen bei der Einrichtung Ihrer Arbeitsumgebung, zeige Ihnen einige grundlegende Werkzeuge und beschreibe die nützlichsten LEGO-Elemente, die Sie sich zulegen sollten, bevor Sie mit dem Bau beginnen.

Der Baustein-Blick

Der erste Schritt im LEGO-Schaffensprozess entwickelt sich mit der Zeit: Sie müssen lernen, alles mit »LEGO-Augen« zu sehen – das heißt, die Welt mit LEGO-Elementen und -Farben im Hinterkopf zu betrachten und sich vorzustellen, wie ein Objekt aussehen könnte, wenn es aus LEGO-Steinen gebaut wäre. Mit der Zeit beginnt die Welt für Sie mehr nach »Bauklötzen« auszusehen. Ich nenne das den »Baustein-Blick«. Diese Sichtweise zu entwickeln, ist Voraussetzung für den Modellbau. Wenn Sie so weit sind, dass Sie bei der Betrachtung eines Objekts wissen, welche Elemente Sie zu seinem Bau verwenden möchten, dann haben Sie den Baustein-Blick.

Bei der Gestaltung mit Ton oder dem Modellbau mit Metall, Holz oder Schaumstoffen können Sie eine genaue und realistische Wiedergabe anstreben. Beim Bauen mit LEGO-Steinen ist das jedoch nicht der Fall – Ihre Modelle werden immer zu einem gewissen Grad blockig aussehen. Indem Sie Ihren LEGO-Blick entwickeln, können Sie lernen vorauszusehen, wie blockhaft das Ergebnis wirken wird.

Nehmen wir an, Sie möchten ein chrom- und goldglänzendes Raumschiff nachbauen, das Sie in einem alten Science-Fiction-Comic gesehen haben. Lassen Sie Ihrer Vorstellungskraft freien Lauf.

Wie fliegt dieses Schiff? Was für einen Antrieb hat es? Wer sitzt darin? Letzten Endes können Sie aus LEGO-Elementen alles bauen, aber nicht immer in jedem beliebigen Maßstab, in allen Farbkombinationen oder mit der jeweils besten Technik. Eine der großen Herausforderungen beim Modellbau besteht in der Machbarkeit, denn Ihre Werkzeuge und Ressourcen sind begrenzt. Das offensichtliche Problem beim Bau des chrom-goldenen Raumschiffs ist der Mangel an chrom- und goldfarbenen Elementen. Selbst im Gebrauchtteilemarkt werden Sie nicht viele finden. Sofern Sie nicht bereit sind, Jahrzehnte zu warten, um die größte Sammlung an chrom- und goldfarbenen Elementen der Welt aufzubauen, müssen Sie auf die Farben aus dem Bild verzichten, das Ihre Inspirationsquelle war. Konzentrieren Sie sich darauf, das Schiff auf eine Weise zu bauen, die das Original trotzdem widerspiegelt. Ähnliche Kompromisse müssen Sie auch bei anderen Aspekten treffen, etwa bei Größe, Form und Maßstab. Wenn Sie festlegen, welche Farben, Formen und Maßstäbe sich für Ihr Motiv eignen, noch bevor Sie die ersten Teile zusammenstecken, dann haben Sie eine solide Grundlage für das weitere Vorgehen.

Farben

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Dieser kleine, von einem LEGO-Frosch gesteuerte Mech, trägt den liebevollen Namen Buttered Toads. Das komische kleine Modell weist ein ebenso komisches Farbschema aus Gelb, Hellgelb, Mittelgrün und Mittelblau auf. Durch diese ungewöhnliche Kombination seltener Farbtöne wirkt das Modell hell und optisch auffällig.

Achten Sie besonders auf die Farben Ihres Motivs. Suchen Sie auf Online-Datenbanken wie Peeron (http://www.peeron.com/) oder BrickLink (http://www.bricklink.com/) anhand der Farben nach passenden LEGO-Elementen. Wenn Sie Steine in den Farben finden, die Sie sich vorgestellt haben, sind Sie schon einen guten Schritt weiter.

Bei der Arbeit an Ihren Projekten erfahren Sie immer mehr über LEGO-Elemente und die Farben, in denen sie verfügbar sind. Allgemein gilt: Je mehr die Farbe einer Grundfarbe entspricht, umso mehr Elemente sind darin verfügbar. Ein hellgelbes Modell lässt sich schwerer bauen als eines im normalen Gelb, da es weniger hellgelbe Teile gibt. Das heißt aber nicht, dass es unmöglich ist. Wenn Sie sich für den Bau in einem seltenen Farbton entscheiden, wirkt Ihr Modell umso eindrucksvoller.

Wenn Sie die richtigen Elemente nicht finden können, sollten Sie nicht anfangen, die Steine in der gewünschten Farbe anzumalen. Unter LEGO-Konstrukteuren gilt Anmalen als Schummeln, da dadurch eine der großen Herausforderungen beim Bauen wegfällt, nämlich die richtigen Elemente zusammenzustellen. Vor allem aber mindern Sie dadurch den künstlerischen Eindruck von Modellen, die ungewöhnliche oder seltene Farbschattierungen aufweisen. Wer an angemalte Elemente gewöhnt ist, wird sich kaum noch von einem Modell beeindrucken lassen, in dem eine seltene Farbe auf eindrucksvolle Weise verwendet wird.

Formen

Wenn Sie ein Motiv für den Nachbau ins Auge fassen, schauen Sie sich seine Winkel, Linien und Kurven an, um herauszufinden, mit welchen LEGO-Elementen Sie sie möglichst genau nachbilden können. Versuchen Sie sich das Motiv so vorzustellen, als sei es aus riesigen LEGO-Elementen aufgebaut. (Sie können sich auch selbst als Minifigur im entsprechenden Maßstab vorstellen.) Können Sie die Schrägsteine, Keile und anderen Elemente in Ihrem Motiv erkennen? Es gibt zwei Möglichkeiten, um LEGO-Elemente für das Motiv auszuwählen. Erstens können Sie nach Elementen suchen, die die Form genau wiedergeben. Wenn Sie beispielsweise eine Windschutzscheibe für ein Auto brauchen, können Sie das passendste vorgefertigte Element wählen. Zweitens können Sie auch einfach nach Baugruppen suchen, die Teilabschnitten des Motivs entsprechen: Wenn ein Keil nicht die genaue Form ergibt, dann aber vielleicht eine Verbindung von zwei Keilen.

Größe und Maßstab

Je größer das geplante Modell, umso einfacher lässt es sich formen, und je kleiner es ist, umso kniffliger und puzzleartiger wird das Bauen. Versuchen Sie sich die Größe des Modells im vorgesehenen Maßstab vorzustellen. Manchmal werden Sie feststellen, dass sich ein Modell in einem bestimmten Maßstab nicht bauen lässt, aber dafür in einem anderen. Wenn Ihre erste Wahl unrealistisch erscheint, probieren Sie eine andere aus.

Es gibt nur wenige wesentliche Maßstäbe für das Bauen. Der gebräuchlichste ist der Minifiguren-Maßstab, in dem eine Minifigur die Größe eines Durchschnittsmenschen darstellen soll (der Einfachheit halber 1,80 m).

Daneben gibt es noch den Miniland-Maßstab, der in den Miniland-Ausstellungen der LEGOLAND-Parks verwendet wird, und den Mikromaßstab, für den Sie ein Beispiel auf der gegenüberliegenden Seite finden. Miniland-Figuren sind normalerweise etwa 10 Steine hoch, 3 Steine breit und 2 Steine tief. Unter »Mikromaßstab« wird dagegen alles verstanden, was kleiner ist als der Minifiguren-Maßstab.

Lassen Sie sich von diesen Standardmaßstäben aber nicht einschränken. Wenn keiner davon Ihren Zwecken genügt, verwenden Sie einen eigenen!

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Five Stud Kingdom (Fünf-Noppen-Königreich) von Sean und Steph Mayo definiert den Mikromaßstab neu. Beachten Sie die Verwendung eines LEGO-Technic-Abstandshalters als Turm, von Bürsten als Bäumen und Blüten als Wolken! Auch mit einer kleinen oder eingeschränkten Steinesammlung können Sie im Mikromaßstab erstaunliche und großartige Modelle bauen.

Vergleich und Recherche

Sowohl als Anfänger als auch als langjähriger begeisterter Konstrukteur sollten Sie als Inspirationsquelle und zum Vergleich nach vorhandenen Modellen Ihres Motivs suchen. Angesichts der vielen Modelle, die im Internet vorgestellt werden, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass Sie ein ähnliches wie das finden, das Ihnen vorschwebt. Versuchen Sie es auf Websites wie Brickshelf (http://www.brickshelf.com/; eine Galerie eigens für LEGO), MOCpages (http://www.mocpages.com/; eine weitere LEGO-Galerie mit beachtlicher Interaktion der Benutzer) und Flickr (http://www.flickr.com/; eine Foto-Website, die zu einem der wichtigsten Standorte der LEGO-Online-Community geworden ist).

Viele Anfänger glauben, sie könnten ihre Modelle so bauen, dass sie genau wie ihre realen Vorbilder aussehen, aber das ist gewöhnlich illusorisch, insbesondere im Minifiguren-Maßstab. Aufgrund der Einschränkungen, die LEGO-Elementen nun einmal innewohnen, können nicht einmal Spitzenbaumeister ein ganz genaues Abbild erschaffen. Bei der Gestaltung eines Modells müssen Sie zwangsläufig Kompromisse eingehen – indem Sie etwa auf funktionierende Flügeltüren bei einem DeLorean oder auf den Laderaum in einem Raumschiff verzichten. Darum eignen sich bereits vorhandene Modelle Ihres Motivs so gut zum Vergleich: Sie helfen Ihnen bei der Entscheidung, welche Kompromisse Sie bei Ihrem eigenen Modell möglicherweise machen müssen.

Schauen Sie sich aber nicht nur bereits vorhandene Modelle an, sondern suchen Sie auch nach Plänen und anderen Quellen zu dem echten Objekt wie Fotos, Diagrammen und Zeichnungen. Je intensiver Sie recherchieren, umso besser werden Sie mit Ihrem Motiv vertraut und umso besser wird Ihr Endprodukt aussehen.

Ihr Arbeitsplatz

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Mein Arbeitsplatz im Keller mit großem weißem Schreibtisch, ausreichend Licht und zahlreichen Regalen zum Ausstellen der Modelle

Den typischen LEGO-Arbeitsplatz gibt es nicht. Manche bauen auf dem Fußboden, andere auf dem Bett und wieder andere auf dem Küchentisch. Die meisten denken kaum über ihren Arbeitsplatz nach, aber wenn er ungeeignet ist, kann das die fertigen Modelle beeinträchtigen. Beachten Sie Faktoren wie die Arbeitsoberfläche, die Beleuchtung und mögliche Ablenkungen, bevor Sie sich zum Bauen hinsetzen. Im Folgenden finden Sie einige Hinweise zur Einrichtung Ihres Arbeitsplatzes.

Der Bautisch

Stellen Sie einen Tisch eigens für den Modellbau auf – je größer, umso besser! Beim Bauen richte ich immer ein ziemliches Chaos an, und auf einem großen Tisch kann ich meine Elemente besser sortieren.

Der Tisch ist praktisch Ihre Leinwand, weshalb er möglichst viel Platz bieten sollte. Eine weiße Oberfläche ist besonders geeignet, da sich die Teile aufgrund des Farbkontrastes darauf besser finden lassen. Am sinnvollsten sind billige Schreibtische, vor allem, wenn Sie einen Tisch eigens für den LEGO-Modellbau anschaffen wollen. LEGO-Elemente sind zwar klein, können aber eine Tischoberfläche zerkratzen. Warum also das Familienerbstück opfern, wenn Sie auch einen billigen Schreibtisch vom Flohmarkt bekommen können?

Achten Sie darauf, dass der Tisch gut beleuchtet ist. Sie wollen sicher nicht im Halbdunkel nach Teilen suchen. Stellen Sie den Tisch nach Möglichkeit am Fenster auf und bringen Sie eine gute Lampe an, um noch mehr Licht zu haben oder auch nachts bauen zu können.

Unverzichtbares Werkzeug

Jeder verwendet beim Bauen mit LEGO-Steinen anderes Werkzeug, aber einige Dinge sind unverzichtbar und sollten immer griffbereit sein.

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Ein typisches Malmesser

Malmesser

Ein Malmesser hat eine dünne, flexible Klinge und wird normalerweise von Kunstmalern zum Mischen von Farben verwendet. Meiner Erfahrung nach ist es oft praktischer als der Elementetrenner, da Sie damit alle Elemente voneinander lösen können, für die auch der Trenner geeignet ist, und noch einige mehr. Allerdings können Sie Teile damit auch leicht beschädigen, weshalb Sie es bei kostbaren, seltenen Elementen nicht einsetzen sollten.

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Links sehen Sie die Urform des Elementetrenners, rechts die neue Version.

Elementetrenner

Es gibt zwei Arten von Elementetrennern. Die alte Form ist klobig und nur zum Trennen von Steinen und Platten geeignet, während die neue schlank und weit vielseitiger einsetzbar ist. Neben der Funktion zum Trennen von Steinen und Platten verfügt sie auch über eine kleine Achse an einem Ende, mit der sie Pins und ähnliche Teile aus Technic-Löchern herausdrücken können. Das andere Ende ist zugespitzt, sodass Sie damit Kacheln lösen können. Der Elementetrenner ist ein tolles, kleines Hilfsmittel, das in manchen teuren Baukästen kostenlos enthalten ist.

Zeichenmaterial

Beschaffen Sie sich einige Bleistifte, einen Anspitzer, ein Radiergummi und ein Notizbuch. Wenn Sie Ihr Motiv skizzieren, können Sie es sich leichter vorstellen und einen besseren Eindruck von seinen Formen und davon gewinnen, wie Sie sie mit LEGO-Elementen dreidimensional umsetzen.

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Ein Maßband, wie es gewöhnlich in der Schneiderei verwendet wird.

Maßband

Auch ein kleines Maßband ist praktisch, vor allem, wenn es auf die Größe Ihres Modells ankommt (wegen des Transports oder des Platzes zum Ausstellen). Für massive oder lebensgroße Modelle ist ein strapazierfähiges Metallmaßband jedoch besser geeignet.

Baublockaden überwinden