Paulus

Inhalt

Fußnoten

Die Absicht des Lehrbuchs

Vgl. die umfangreichen Monographien von J.D.G. Dunn, The Theology of Paul the Apostle, Grand Rapids/Cambridge 1998; U. Schnelle, Paulus. Leben und Denken, Berlin/New York 22014; M. Wolter, Paulus. Ein Grundriss seiner Theologie, Neukirchen-Vluyn 2011, sowie das Paulus Handbuch, hg. von F.W. Horn, Tübingen 2013.

Vgl. die Paulusforschung von jüdischer Seite (dazu der Beitrag von J. Frey im vorliegenden Band, Teil I).

Die Konzeption des Lehrbuchs

Röm 15,19.

Röm 15,24.28.

Vgl. die Voraussagen in Apg 20,22–24; 21,4.7–14.

Röm 11.

Vgl. dazu den Beitrag zum 2. Korintherbrief von E.-M. Becker im vorliegenden Band.

Vgl. dazu den Beitrag von B. Heininger im vorliegenden Band (Teil III).

Vgl. dazu den Beitrag von W. Wischmeyer im vorliegenden Band.

Zuerst erschienen in: Tübinger Zeitschrift für Theologie 1831, 61–206.

Zuerst erschienen in: Tübinger Zeitschrift für Theologie 1836, 59–178. Vgl. die Würdigung von K. Scholder im Vorwort der Baur-Ausgabe (Ferdinand Christian Baur. Ausgewählte Werke in Einzelausgaben herausgegeben von Klaus Scholder. 1. Band. Historisch-kritische Untersuchungen zum Neuen Testament mit einer Einführung von Ernst Käsemann, Stuttgart/Bad Cannstatt 1963), S. VI: „Mit Ferdinand Christian Baur bricht auch in der Theologie das Zeitalter des historischen Denkens an. Er ist der Erste, der die historisch-kritische Methode konsequent und umfassend zur Grundlage eines theologischen Systems gemacht hat“. Vgl. auch ebd. S. VIII die Einschätzung von E. Käsemann in seiner Einführung, die Exegeten stünden alle auf dem Grunde, den Baur mit seiner Vorstellung von historischen Prozessen in der Entstehung des Urchristentums gelegt habe.

Vgl. dazu den Beitrag von J. Frey im vorliegenden Band (Teil I).

Zuletzt J.D.G. Dunn (Ed.), The New Perspective on Paul. Collected Essays (WUNT 185), Tübingen 2005 und M. Bachmann (Hg.), Lutherische und Neue Paulusperspektive (WUNT 182), Tübingen 2005. Vgl. auch M. Zetterholm, Approaches to Paul. A student’s guide to recent scholarship, Minneapolis 2009.

Vgl. den Band: Biographie und Persönlichkeit des Paulus (WUNT 187), hg. v. E.-M. Becker/P. Pilhofer, Tübingen 2005, sowie den Beitrag von E.-M. Becker: „Die Person des Paulus“ im vorliegenden Band.

T.D. Still/D.G. Horrell (Ed.), After the First Urban Christians: The social-scientific study of Pauline Christianity twenty-five years later, Edinburgh 2009.

Die Benutzung des Lehrbuchs

Vgl. die Beiträge von A. Mehl und D.-A. Koch im vorliegenden Band.

Vgl. den Beitrag von J. Frey im vorliegenden Band (Teil I).

Vgl. den Beitrag von B. Heininger im vorliegenden Band (Teil I). Zu Paulus und der Stoa vgl. bes. T. Engberg-Pedersen, Cosmology and Self in the Apostle Paul, Oxford 2010. Zu Paulus und dem Imperium Romanum vgl. R.A. Horsley (Ed.), Paul and Empire: Religion and Power in Roman Imperial Society, Harrisburg 1997; N. Elliott, The Arrogance of Nations: Reading Romans in the Shadow of Empire, Minneapolis 2008; C. Heilig, Hidden Criticism?: The Methodology and Plausibility of the Search for a Counter-Imperial Subtext in Paul, Minneapolis 2017. Allgemein: A. Winn (Ed.), An Introduction to Empire in the New Testament (Resources for Biblical Study 84), Atlanta 2016.

Vgl. die Beiträge von J. Frey zum Judentum des Paulus und zum Galaterbrief im vorliegenden Band.

So P. Fredriksen, Paul, the Pagans Apostle, New Haven 2017.

Vgl. bes. den Beitrag von Ch. Hoegen-Rohls im vorliegenden Band.

Einleitung in Teil I

O. Wischmeyer, Paulus als Autor, in: dies., Von Ben Sira zu Paulus. Gesammelte Aufsätze zu Texten, Theologie und Hermeneutik des Frühjudentums und des Neuen Testaments (WUNT 173), hg. v. E.-M. Becker, Tübingen 2004, 289–307.

U. Schnelle, Paulus. Leben und Denken, Berlin/New York 2003, 24.

Im Gegensatz zu Lukas, der seinen Helden Paulus in der Apostelgeschichte gerade nicht als Apostel bezeichnet. Vgl. dazu J. Frey, Paulus und die Apostel. Zur Entwicklung des paulinischen Apostelbegriffs und zum Verhältnis des Heidenapostels zu seinen „Kollegen“, in: E.-M. Becker/P. Pilhofer (Hg.), Biographie und Persönlichkeit des Paulus (WUNT 187), Tübingen 2005, 192–227.

Hermeneutische Vorbemerkung

Dazu s. J. Frey, Hat Luther Paulus missverstanden?, in: P. Opitz (Hg.), 500 Jahre Reformation. Rückblicke und Ausblicke, Berlin – Boston 2018, 49-78 (64-71); ausführlich V. Stolle, Luther und Paulus (ABG 10), Leipzig 2002.

Was unter Antijudaismus zu verstehen ist, und wann ein solcher vorliegt, ist strittig. Unterschieden wird häufig terminologisch zwischen dem (modernen, rassisch begründeten) Antisemitismus und dem schon in der Antike belegten (P. Schäfer, Judenhass und Judenfurcht, Berlin 2010), dann in christlichen Texten mit neuen Argumenten verstärkten) Antijudaismus. Im Rahmen des NT ist zu diskutieren, ob bzw. wo ein solcher vorliegt (s. B. Schaller, Antisemitismus/Antijudaismus III Neues Testament (Ur- und Frühchristentum), RGG4 I, 558f.): Ist die Kritik an einer (bestimmten) jüdischen Torapraxis eine noch innerjüdische Abgrenzung oder eine ‚von außen‘ formulierte Delegitimierung? Aussagen wie z.B., dass Christus ‚Erfüllung‘ oder ‚Ende‘ des ‚Gesetzes‘ ist (Röm 10,4), dass der ‚neue Bund‘ dem ‚alten‘ soteriologisch überlegen ist (2 Kor 3-4) oder dass „die Juden“ Jesus getötet hätten und „allen Menschen feind“ seien (1 Thess 2,14f.) sind in diesem Horizont zu reflektieren, historisch zu erklären und ggf. theologisch zu kritisieren

1 Das Judentum des Paulus nach seinen Selbstzeugnissen und der Apostelgeschichte

So J. Becker, Paulus. Der Apostel der Völker (UTB 2014), Tübingen 31998, 34. G.Strecker, Theologie des Neuen Testaments (hg. v. F.W. Horn), Berlin/New York 1995, 24, will gar Gal 1,13ff. und Phil 3,7 entnehmen, dass Paulus „nach eigenem Verständnis sich fundamental vom Judentum geschieden wußte“. Das Kontrastschema in den paulinischen Selbstzeugnissen hat hier zu fatalen Fehleinschätzungen verleitet und implizit einem christlichen Antijudaismus Vorschub geleistet.

M. Hengel/R. Deines, Der vorchristliche Paulus, 69. – Zu den Namen des Paulus s. den Beitrag zum Leben des Paulus von E. Ebel im vorliegenden Band.

Zur Methode: Seit der ‚Tübinger Schule‘ des 19. Jh.s (F.Chr. Baur) und ihrer ‚Tendenzkritik‘ ist strittig, wie die lukanischen Angaben neben den authentisch paulinischen historisch auszuwerten sind. Im Anschluss an Baur wollten viele Interpreten (z.B. aus der Bultmann-Schule) nur die paulinischen Selbstzeugnisse als Quellen, die Apg hingegen als ‚Sekundärliteratur‘ werten. Doch so sehr das lukanische Paulusbild in seiner ‚Tendenz‘ zu erkennen ist, sind auch die Briefe des Paulus (etwa seine autobiographische Darstellung in Gal 1–2) keineswegs ‚tendenzfrei‘. Eine ‚reine‘ Quelle gibt es nicht. Es kann daher nur darum gehen, alle möglichen Quellen (auch die Apg!) kritisch, d.h. unter Beachtung ihres historischen Ortes, ihrer literarischen Form und ihrer Intention in eine historische Rekonstruktion einzubeziehen. Wo Paulus und Lukas differieren, gebührt i.d.R. Paulus die Priorität, aber nicht alles, was in den Paulusbriefen nicht belegbar ist, muss als lukanische Fiktion gelten.

1.1 Die Zeugnisse über seine Herkunft

So J. Jervell, Die Apostelgeschichte (KEK 3), Göttingen 1998, 591.

Die Herkunft aus Tarsus wurde auch von radikalen Kritikern des lukanischen Werks selten bestritten – ganz im Gegensatz zum Aufenthalt in Jerusalem und dem Studium bei Gamaliel. Dahinter steht methodisch, dass die Tarsusnotiz der Tendenz der lukanischen Darstellung entgegenläuft, während die Gamalielnotiz ihr entspricht. Zugleich zeigt sich in der unterschiedlichen Bewertung der beiden Notizen in der Forschung eine exegetische Tradition, die Paulus im schroffen Gegensatz zum Judentum oder auch zum ‚Judenchristentum‘ sehen wollte.

Das ist sicher eine rhetorische Übertreibung; vgl. C.K. Barrett, Acts II (ICC), Edinburgh 1998, 1151.

W.C. van Unnik, Tarsus or Jerusalem, in: ders., Sparsa Collecta I (NT.S 29), Leiden 1973, 259–320 vermutet, dass die Eltern mit dem noch kleinen Paulus nach Jerusalem zurückzogen; vgl. auch P. Stuhlmacher, Biblische Theologie des Neuen Testaments, Bd. 1: Grundlegung. Von Jesus zu Paulus, Göttingen 1992, 229; Jervell, Apostelgeschichte (Anm. 6), 542. Nach einer bei Hieronymus bezeugten Tradition (vir. ill 5 [PL 23, 646]; in Philem 23 [PL 26, 633f.]) ist Paulus sogar Palästiner, geboren in Gischala in Galiläa.

R. Bultmann, Art. Paulus, RGG2 4 (1930), 1019–1045 (1020f.); E. Haenchen, Die Apostelgeschichte (KEK 3), Göttingen 151977, 596f.; G. Strecker, Der vorchristliche Paulus, in: T. Fornberg/D. Hellholm (Ed.), Texts and Contexts, FS L. Hartman, Oslo 1995, 713–741 (729f.); E.P. Sanders, Paulus. Eine Einführung, Stuttgart 1995, 14.

Eine Beteiligung bei der Verfolgung der Jerusalemer ‚Hellenisten‘ (Apg 8,1) ist wahrscheinlicher als eine Verfolgertätigkeit in Damaskus oder Tarsus; vgl. Hengel/Deines, Der vorchristliche Paulus, 167–176.

Vgl. Hengel/Deines, Der vorchristliche Paulus, 110f.

Vgl. dazu Hengel/Deines, Der vorchristliche Paulus, 131f. Zum Problem des ‚Diasporapharisäismus‘ s. 2.2.4.

Vgl. M. Hengel/Chr. Markschies, Das Problem der ‚Hellenisierung‘ Judäas im 1. Jahrhundert nach Christus, in: M. Hengel, Judaica et Hellenistica. Kleine Schriften I (WUNT 90), Tübingen 1996, 1–90 (34–51); ders., Jerusalem als jüdische und hellenistische Stadt, in: ders., Judaica, Hellenistica et Christiana. Kleine Schriften II (WUNT 109), Tübingen 1999, 115–156 (140ff.).

1.2 Die religiöse Dimension seiner Herkunft

Vgl. dazu K.-W. Niebuhr, Heidenapostel, 153f.

„Dabei ist vorausgesetzt, daß der Glaube an Jesus … der jüdischen Identität eines Menschen keinen Abbruch tut und an der Zugehörigkeit zum Volk Gottes nichts ändert“, K.Haacker, Der Brief des Paulus an die Römer (ThHK 6), Leipzig 1999, 220.

In Verbindung damit weist der benjaminitische Name Šā’ûl auf eine traditionsbewusste jüdische Familie.

Hier wird die familienmetaphorische Bezeichnung nicht innerchristlich, sondern inner­israelitisch gebraucht. Das κατὰ σάρκα ist eine Näherbestimmung zu συγγενεῖς, aber nicht einschränkend auf ἀδελφοί bezogen.

Vgl. Niebuhr, Heidenapostel, 160ff.

Vgl. Niebuhr, Heidenapostel, 106f; vgl. auch K.-W. Niebuhr, Name, Herkunft, Familie, in: F.W. Horn (Hg.), Paulus-Handbuch, Tübingen 2013, 49-55.

So wird der Begriff erst bei Ignatius (Magn 10,3; Phld 6,1) dem Begriff Χριστιανισμός gegenübergestellt.

Niebuhr, Heidenapostel, 24.

Gegen Strecker, Theologie (Anm. 3), 24.

2.1 Die jüdische Diaspora

Literatur zum Diasporajudentum: E. Schürer/G. Vermes/F. Millar, The History of the Jewish People in the Age of Jesus Christ, 3/1, Edinburgh 1986, 1–176; J.M.G. Barclay, The Jews in the Mediterranean Diaspora from Alexander to Trajan, Edinburgh 1996; E. Gruen, Diaspora. Jews amidst Greeks and Romans, Cambridge 2002; zu Kleinasien siehe Schürer u.a., History, 17–36; P. Trebilco, Jewish Communities in Asia Minor, Cambridge 1991; Barclay, a.a.O., 259–281; ders., Die Diaspora in Kleinasien und an der Schwarzmeerküste, in: K. Erlemann u.a. (Hg.), Neues Testament und Antike Kultur I: Prolegomena. Quellen. Geschichte, Neukirchen-Vluyn 2004, 208–211.

Grundlegend H. Böhlig, Die Geisteskultur von Tarsos im augusteischen Zeitalter mit Berücksichtigung der paulinischen Schriften (FRLANT 19), Göttingen 1913, der meinte, Paulus hätte „das Judentum, wie es von den Rabbinen vertreten wurde, außerordentlich verkannt oder wenigstens recht einseitig beurteilt“ (164), und der die paulinische Theologie vom hellenistischen Synkretismus der Stadt Tarsus her erklären wollte.

H.-J. Schoeps, Paulus. Die Theologie des Apostels im Lichte der jüdischen Religionsgeschichte, Tübingen 1959, sah Paulus als einen „den väterlichen Glaubensvorstellungen weithin entfremdeten Assimilationsjuden der hellenistischen Diaspora“ (166) und erklärt das „Zerrbild vom jüdischen Gesetz“ (ebd.) daher.

Dieser Einfluss reicht von dem Eindringen griechischer Sprache und Bildung über die Adaption griechischer Wirtschafts- und Verwaltungsformen wie des ptolemäischen Steuerpachtsystems bis hin zur Architektur in hasmonäischer oder herodianischer Zeit. S. grundlegend M. Hengel, Judentum und Hellenismus (WUNT 10), Tübingen 31988; ders./Markschies, Problem (Anm. 14); ders., Jerusalem (Anm. 14).

Vgl. Barclay, Jews (Anm. 24), 4 Anm. 1: „Probably several million by the first century CE.“ Von einer Million Juden in Ägypten spricht – freilich kaum verlässlich – Philo, Flacc 43; vgl. noch die Zahlen bei Jos. Bell. II,561 und VII,368. Für Palästina schätzt M. Avi-Yonah, The Jews of Palestine, Oxford 1976, für die Zeit nach 135 die Zahl auf ca. 1,3 Millionen Juden. Freilich sind auch grobe Zahlen kaum abzusichern.

Ggf. ist hier von einer ‚judäischen‘ Diaspora zu reden. Neben der auf die Deportationen zurückgehende Diaspora im Zweistromland ist hier v.a. an die judäische Militärkolonie auf der Nilinsel Elephantine in Oberägypten zu denken, wo im 5. Jh. v.Chr. zeitweise ein eigener Jahu-Tempel existierte.

Aristoteles soll in Kleinasien Mitte des 4. Jh.s einem sehr gebildeten ‚griechischen‘ Juden begegnet sein, so Klearchus, nach Jos. c. Ap. I,176–182.

Antiochus d. Gr. soll 2000 jüdische Familien aus dem Osten in Phrygien und Lydien angesiedelt haben (Jos. Ant. XII,147–153), andere kamen als Händler, Handwerker, Sklaven oder Freigelassene nach.

Zur Gemeinde in Tarsus s. M. Hengel/A.M. Schwemer, Paulus, 246–250. Zu Juden in Kilikien vgl. Philo, Leg 281; Apg 6,9. Zu den (meist späteren) epigraphischen Zeugnissen s. jetzt das Kompendium von W. Ameling (Hg.), Inscriptiones Judaicae Orientis II: Kleinasien (TSAJ 99), Tübingen 2004.

Andere Begriffe, die begegnen, sind οἱ Ἰουδαῖοι, κατοικία, λαός, σύνοδος und später συναγωγή (s. Schürer u.a., History, 3/1 [Anm. 24], 87–91; C. Claußen, Versammlung, Gemeinde, Synagoge. Das hellenistisch-jüdische Umfeld der frühchristlichen Gemeinden [StUNT 27], Göttingen 2002, 146–150).

Nach Jos. Bell. VII,110 (vgl. Ant. XII,119–124; c. Ap. II,39) waren die Rechte der antiochenischen Juden in Antiochien auf Bronzetafeln niedergelegt.

Nach Jos. Ant. XII,119 soll Seleukos I Nicator (bis 280 v.Chr.) Juden in den von ihm gegründeten Städten in Kleinasien und Syrien das Bürgerrecht verliehen haben. Ob dies historisch zutrifft, ist jedoch fraglich.

Der Versuch der Unterdrückung der jüdischen Religion durch Antiochus IV. ist insofern eine Ausnahme.

S. die Texte mit Kommentar bei M. Pucci Ben Zeev, Jewish Rights in the Roman World (TSAJ 74), Tübingen 1998, bes. die Zusammenstellung 374–377.

Jos. c. Ap. II,77f.; Philo, Leg 356 u. ö. Auch andere Gruppen in Griechenland und Ägypten opferten „für“ den Kaiser (vgl. Belege bei Pucci Ben Zeev, Jewish Rights [Anm. 37], 475f.; zum Problem eines jüdischen ‚Privilegs‘ in dieser Hinsicht ebd., 471–481). Die Auseinandersetzungen unter Caligula (vgl. Philo, Leg 132–154. 353–357) zeigen jedoch, dass es eine Rechtssicherheit in dieser Frage letztlich nicht geben konnte.

Philo, In Flaccum. Dazu s. Barclay, Jews (Anm. 24), 48ff. Zum antiken Antijudaismus s. Schäfer, Judenhass; s. die Quellen bei M. Stern (Ed.), Greek and Latin Authors on Jews and Judaism I–III, Jerusalem 1974–84.

‚Paradebeispiel‘ ist der Übertritt des Königshauses von Adiabene, vgl. Jos. Ant. XX,17–96. Für Männer war der Übertritt mit der Beschneidung verbunden. Für Frauen existierte kein entsprechender Akt – entscheidend war eher die Befolgung jüdischer Sitten (s. D.R. Schwartz, Doing Like Jews or Becoming a Jew? Josephus on Women Converts to Judaism, in: J. Frey/D.R. Schwartz/St. Gripentrog (Ed.), Jewish Identity in the Greco-Roman World (AGAJU 71), Leiden 2007, 93–109). Die sog. ‚Proselytentaufe‘ (deren ursprünglicher Ausgangspunkt wohl das für die notwendige Opferdarbringung im Tempel erforderliche Tauchbad war, die sich aber dann als Brauch verselbständigte) ist erst nach 70 belegt.

S. zu den ‚Gottesfürchtigen‘ F. Siegert, Gottesfürchtige und Sympathisanten, JSJ 4 (1973), 109–164; Louis H. Feldman,. „Sympathizers“ with Judaism, in: H.W. Attridge/H.W. Gata (Ed.) Eusebius, Christianity, and Judaism, Detroit 1992, 389–395; Hengel/Schwemer, Paulus, 101–119.

Vgl. Barclay, Jews (Anm. 24), 410–412. Jos. Ant. XX,139.145f. zeigt, dass vor der Einheirat in die Familie der Herodianer die Beschneidung gefordert wurde.

S. dazu Claußen, Versammlung (Anm. 33), 256–293.

Zum Ursprung der Synagoge in der ägyptischen Diaspora des 3. Jh.s s. M. Hengel, Proseuche und Synagoge, in: ders., Judaica et Hellenistica (Anm. 14), 171–195; Claußen, Versammlung (Anm. 33), 151–165.

Dieser Wortgottesdienst „war ein wirkliches Novum in der Antike“ (Hengel/Schwemer, Paulus, 101 Anm. 415), weiter J.C. Salzmann, Lehren und Ermahnen (WUNT II/59), Tübingen 1994, 450–459.

Zu den zahlreichen Notizen bei Philo s. J. Leonhardt, Jewish Worship in Philo (TSAJ 84), Tübingen 2001.

Zur Bedeutung dieser Abgabe s. Barclay, Jews (Anm. 24), 417f. und v.a. Philo, SpecLeg I,77–78. Die Umwandlung der Tempelsteuer in den fiscus Iudaicus, eine an den Tempel des Jupiter Capitolinus in Rom zu entrichtende Strafsteuer, ab dem Jahr 71 n.Chr. machte es schließlich erforderlich, dass alle Juden, Männer, Frauen und Kinder, öffentlich durch ‚Personenstandslisten‘ als solche ausgewiesen waren – was Juden desto mehr ihrer Sonderstellung in der römischen Gesellschaft bewusst machen musste. Vgl. M.D. Goodman, The Fiscus Iudaicus and Gentile Attitudes to Judaism in Flavian Rome, in: J. Edmondson/S. Mason /J. Rives (Ed.), Flavius Josephus and Flavian Rome, Oxford 2005, 167-177.

Barclay, Jews (Anm. 24), 418f. Zu den Festreisen S. Safrai, Die Wallfahrt im Zeitalter des Zweiten Tempels, Neukirchen-Vluyn 1981.

Vgl. EpArist 310f. und v.a. Philo, VitMos II,33–34; S. dazu M. Hengel/R. Deines, Die Septuaginta als ‚christliche Schriftensammlung‘, ihre Vorgeschichte und das Problem ihres Kanons, in: M. Hengel/A.M. Schwemer (Hg.), Die Septuaginta zwischen Judentum und Christentum (WUNT 72), Tübingen 1994, 182–284 (236ff.); zur Einführung in die LXX s. weiter F. Siegert, Zwischen Hebräischer Bibel und Altem Testament. Eine Einführung in die Septuaginta (Münsteraner Judaistische Studien 9), Münster 2001; ders., Die Septuaginta (LXX) als Übersetzungscorpus, in: Erlemann u.a. (Hg.), Neues Testament und antike Kultur I (Anm. 24), 71–76; M. Tilly, Einführung in die Septuaginta, Darmstadt 2005; ausführlich M. Karrer/W. Kraus/S. Kreuzer, Einleitung in die Septuaginta, Gütersloh 2015.

S. dazu zuletzt E. Kobel, Paulus als interkultureller Vermittler, Leiden 2019.

Zu den wenigen erhaltenen Beispielen von Synagogenpredigten s. F. Siegert, Drei hellenistisch-jüdische Predigten II (WUNT 61), Tübingen 1992.

Für Zitate aus Jesaja, Hiob und 1 Könige sind teilweise nach dem hebräischen Text revidierte Versionen vorauszusetzen. Vgl. dazu D.-A. Koch, Die Schrift als Zeuge des Evangeliums (BHTh 69), Tübingen 1986, 57–81; F. Wilk, Die Bedeutung des Jesajabuches für Paulus (FRLANT 179), Göttingen 1998, 19–42. Denkbar ist, dass die rezensierten Texte auch „auf seine eigene schriftgelehrte Arbeit zurückgehen“ (Hengel/Deines, Der vorchristliche Paulus, 126).

So Hengel/Deines, Der vorchristliche Paulus, 126f.

Vgl. Th.K. Heckel, Der innere Mensch (WUNT II/53), Tübingen 1993; Chr. Markschies, Art. Innerer Mensch, RAC 18 (1998), 266–312 (279–282); U. Poplutz, Athlet des Evangeliums. Eine motivgeschichtliche Studie zur Wettkampfmetaphorik bei Paulus (HBS 43), Freiburg 2004.

2.2.1 Die jüdischen Religionsparteien nach Josephus

Der Begriff ist hier nicht mit ‚Sekte‘ zu übersetzen. Es handelte sich um drei einflussreiche Strömungen.

Diese Notizen sind wohl schematisch, aber nicht schon deshalb historisch unbrauchbar. Vgl. neben dem besonders problematischen autobiographischen Bericht Josephus, Vita 10f. die Drei-Schulen-Berichte Bell. II,119–166; Ant. XIII,171–173.288.298; XVIII,11–22. Dabei werden – wohl aus Gründen der Quellenverarbeitung – in Bell. II,119–161 die Essener besonders breit behandelt. Vgl. zur Quellenfrage R. Bergmeier, Die Essener-Berichte des Flavius Josephus, Kampen 1993; kritisch dazu J. Frey, Zur historischen Auswertung der antiken Essenerberichte, in: J. Frey/H. Stegemann (Hg.), Qumran kontrovers, Paderborn 2003, 23–56. Zu den drei Gruppen s. auch G. Stemberger, Pharisäer, Sadduzäer, Essener (SBS 144), Stuttgart 1991.

Jos. Ant. XVIII,23. Zu dieser Gruppe s. grundlegend M. Hengel, Die Zeloten (AGJU 1), Leiden/Köln 21976, s. auch I. Wandrey, Art. Zeloten, RGG4 8 (2005), 1832–1834.

Hier spiegelt sich in griechischen Begriffen, was im palästinischen Judentum als „Auferweckung der Toten“ gefasst wurde. Vgl. Dan 12,2 und die nachfolgende Traditionsgeschichte. Ob und inwiefern die Qumrangemeinde die Auferstehung der Toten lehrte, ist unsicher. Argumente dafür sind die Verbreitung des Danielbuches sowie einige andere (allerdings nicht gruppenspezifische) Texte in der Bibliothek von Qumran (4Q521 2 ii 12; 4Q 385 2 8f.) sowie evtl. die Bestattungspraxis. Vgl. É. Puech, La croyance des Esséniens en la vie future: immortalité, résurrection, vie éternelle? I–II (ÉtB 21/22), Paris 1993; A.L.A. Hogeterp, Belief in Resurrection and its Religious Settings in Qumran and the New Testament, in F. García Martínez (Ed.), Echos from the Caves (StTDJ 85), Leiden 2009, 299-320.

Hier spiegelt sich in griechischen Begriffen der von der Qumrangemeinde vertretene Prädestinationsglaube (s. programmatisch in der Zweigeisterlehre 1QS III 13–IV 26).

2.2.2 Gab es ein ‚allgemeines Judentum‘ (‚common Judaism‘)?

E.P. Sanders, Paul and Palestinian Judaism (dt.: ders., Paulus und das palästinische Judentum); ders., Judaism. Practice and Belief 63 BCE–66 CE, London/Philadelphia 1992; s. die kritische Besprechung Hengel/Deines, E.P. Sanders’ „Common Judaism“; sowie den Sammelband von D. Carson/P.T. O’Brien/M. Seifrid (Ed.), Justification and Variegated Nomism I: The Complexities of Second Temple Judaism (WUNT II/140), Tübingen 2001. Sanders konstruiert nicht mehr als ein „Judentum kleinsten gemeinsamen Nenners“ (so bei Sanders, Paulus und das palästinische Judentum, XI).

J. Neusner, From Judaism to Judaisms. My Approach to the History of Judaism, in: ders., Ancient Judaism. Debates and Disputes, Atlanta (Ga.) 1990, 181–221.

Dazu grundlegend Hengel, Judentum und Hellenismus (Anm. 27), der die These von Elias Bi(c)kerman(n) aufnimmt, dass die Religionsverfolgung unter Antiochus IV. nicht nur durch die Politik dieses Herrschers, sondern auch durch die Agitation der hellenistischen Reformer in Jerusalem zustande kam.

Hengel, Zeloten (Anm. 57), 151ff.

Haacker, Paulus, 78–97. T. Seland, Saul of Tarsus and Early Zelotism. Reading Gal 1,13–14 in light of Philo’s writings, Biblica 83 (2002), 449–471; O. Wischmeyer, Die Religion des Paulus. Eine Problemanzeige, in: dies., Von Ben Sira zu Paulus. Gesammelte Aufsätze zu Texten, Theologie und Hermeneutik des Frühjudentums und des Neuen Testaments (WUNT 173), Tübingen 2004, 311–328.

Zur Verbindung (wenngleich nicht Identifikation) der Trägerkreise der Qumran-Bibliothek mit den bei Philo, Plinius und Josephus erwähnten Essenern, s. J. Frey, Zur historischen Auswertung der antiken Essenerberichte. in: J. Frey/H. Stegemann (Hg.), Qumran kontrovers, Paderborn 2003, 23-56.

Sanders muss zur Begründung sowohl die Essener als auch die Pharisäer als Randphänomene marginalisieren.

2.2.3 Der Pharisäismus und seine Bedeutung

Literatur zum Pharisäismus: R. Deines, Art. Pharisäer, TBLNT2 2 (2000), 1455–1468; ders., Die Pharisäer. Ihr Verständnis im Spiegel der christlichen und jüdischen Forschung seit Wellhausen und Graetz (WUNT 101), Tübingen 1997; ders., The Pharisees Between ‚Judaisms‘ and ‚Common Judaism‘, in: Carson/O’Brien/Seifrid, Justification (Anm. 60), 443–504; zur Traditionsanalyse J. Neusner, The Rabbinic Traditions about the Pharisees before 70, 3Bde., Leiden 1971; ders., Die Verwendung des späteren rabbinischen Materials für die Erforschung des Pharisäismus im 1. Jahrhundert n.Chr., ZThK 76 (1979), 292–309. Kritisch dagegen P. Schäfer, Der vorrabbinische Pharisäismus, in: M. Hengel/U. Heckel (Hg.), Paulus und das antike Judentum (WUNT 58), Tübingen 1991, 125–172 (126–132).

J. Neusner, From Politics to Piety, The Emergence of Pharisaic Judaism, New York 21979.

S. auch Stemberger, Pharisäer (Anm. 56), 113f.

Ob Josephus selbst wirklich Pharisäer war, wie er Vita 10–12 behauptet, ist fraglich. Dennoch ist er Zeit- und Augenzeuge. Freilich sind spezifische Tendenzen in seinem Pharisäerbild zu berücksichtigen, außerdem sind die Aussagen in Bell. und Ant. nicht einheitlich: In Bell. ist Josephus stärker apologetisch als in den jüngeren Ant. Vgl. S. Mason, Josephus on the Pharisees, Leiden 1991; Schäfer, Pharisäismus (Anm. 67). Die wichtigsten Texte sind erläutert bei Stemberger, Pharisäer (Anm. 56), 10–24.

J.C. VanderKam, The Pharisees and the Dead Sea Scrolls, in: J. Neusner/B.D. Chilton, In Quest of the Historical Pharisees, Waco 2007, 225-236. In Texten aus Qumran werden Pharisäer wohl unter dem polemischen Decknamen ‚diejenigen, die glatte Dinge suchen‘ (CD I 18f.; 1QH II 15.32; IV 7–10 sowie besonders häufig im Nahum-Pesher 4QpNah) als Vertreter einer (aus Sicht der Qumrangemeinschaft) v.a. in Reinheitsfragen zu laxen, an der Praktikabilität interessierten Torapraxis sowie einer Anpassung an die politischen und kultischen Verhältnisse beschrieben.

In den Evangelien werden die Pharisäer immer stärker zu Gegnern Jesu stilisiert, am deutlichsten bei Matthäus (Mt 23,13 u.ö.: das stereotype „Weh euch, Schriftgelehrten und Pharisäern, ihr Heuchler …!“), was auf verschärfte Auseinandersetzungen der frühen Christenheit mit dieser Strömung (vor und nach 70) und zugleich auf ihre Bedeutung als Repräsentanten wesentlicher jüdischer Positionen dieser Epoche schließen lässt.

Vgl. die Diskussion bei Stemberger, Pharisäer (Anm. 56), 40–64. Fraglich ist, welche Traditionen aus älterer Zeit wirklich auf die Pharisäer zu beziehen sind, denn der Name פּרושׁים wird von den Rabbinen selten und wenig positiv verwendet. Sie reden eher von den ‚Weisen‘ (חכמים). Dies zeigt das Maß der Transformation zwischen dem ‚vorrabbinischen‘ Pharisäismus und der späteren rabbinischen Elite.

J.F. Strange, Archaeology and the Pharisees, in Neusner/Chilton, In Quest of the Historical Pharisees, 237-251. R. Deines, Jüdische Steingefäße und pharisäische Frömmigkeit (WUNT II/52), Tübingen 1993, schließt aus den Funden von Steingefäßen (vgl. Joh 2,6), die nach pharisäischer Halakha (anders als Tongefäße) durch Kontakt mit Unreinem nicht unrein (d.h. unbrauchbar) wurden, auf die Verbreitung pharisäischer Frömmigkeit in Galiläa.

Vgl. Schürer/Vermes/Millar, The History of the Jewish People in the Age of Jesus Christ, 3/2, Edinburgh 1979, 396f. Eine andere Erklärung wäre, dass die Pharisäer Unterscheidungen vornahmen, z.B. zwischen rein und unrein etc. – Die Wendung „wir haben uns abgesondert (פרשנו) von der Menge des Volkes“ begegnet parallel in dem wohl aus der Frühzeit der Qumrangemeinschaft stammenden halakhischen Text 4QMMT C 7, wo die rigide Position dieser Gemeinschaft gegenüber dem Adressaten (wohl dem amtierenden Hohenpriester) dargelegt wird.

Der Konflikt entstand wohl, als Hyrkan die Vereinigung des Hohenpriesteramtes mit der politisch-militärischen Führung dauerhaft zu institutionalisieren versuchte (vgl. Deines, Art. Pharisäer [Anm. 67], 1458). Der Widerspruch dagegen hat religiöse Gründe. Der gleiche Sachverhalt dürfte schon früher (vermutlich 152 v.Chr. bei der Usurpation des Hohenpriesteramtes durch Jonathan) zur Separation der Qumrangemeinde geführt haben.

2.2.3 Der Pharisäismus und seine Bedeutung

Hengel/Deines, Der vorchristliche Paulus, 117, spricht von einer „palästinische[n] Heiligungsbewegung“. Zur Auseinandersetzung mit Sanders’ Marginalisierung der Pharisäer s. Hengel/Deines, E.P. Sanders’ „Common Judaism“, 411–438.

Vgl. dazu Deines, Art. Pharisäer (Anm. 67), 1460–1462; ders., Art. Pharisäer, LThK3 7 (1998), 204–206.

So Hengel/Deines, Der vorchristliche Paulus, 120–122; vgl. G. Stemberger, Die Bedeutung des ‚Landes Israel‘ in der rabbinischen Tradition, in: ders., Studien zum rabbinischen Judentum (SBAB 10), Stuttgart 1990, 321–356 (324ff.).

2.2.4 Zum Problem des ‚Diasporapharisäismus‘

So u.a. Schoeps, Paulus (Anm. 26), 166.

Vgl. Becker, Paulus (Anm. 3), 42ff.; K. Berger, Jesus als Pharisäer und frühe Christen als Pharisäer, NT 30 (1988), 231–262 (254–261). Ohne den Aufenthalt in Jerusalem abzulehnen, spricht auch U. Schnelle, Paulus. Leben und Denken, Berlin/New York 2003, 49ff., vom „Diasporapharisäer“. Dagegen Niebuhr, Heidenapostel, 55; Hengel/Deines, Der vorchristliche Paulus, 116–123.

Hengel/Deines, Der vorchristliche Paulus, 122f., auch Stemberger, Pharisäer (Anm. 56), 112.

3 Die jüdische Prägung des Paulus und seine Auseinandersetzung mit den Merkmalen jüdischer Identität

Haacker, Brief (Anm. 16), 108.

Eine Ausnahme bildet 2 Makk. Die Rede von der Auferstehung wird gemieden in 4 Makk, sie tritt ebenfalls zurück in Sap, bei Philo und in JosAs. S. dazu Hengel, Das Begräbnis Jesu bei Paulus, 150–172.

Haacker, Paulus, 69.

Vgl. Hengel, Das Begräbnis Jesu bei Paulus, 149.

R. Bultmann, Theologie des Neuen Testaments (UTB 630), Tübingen 91984, 195; zu den anthropologischen Begriffen im AT H.W. Wolff, Anthropologie des Alten Testaments (KT 91), München 61984, 21ff.; B. Janowski, Konfliktgespräche mit Gott. Eine Anthropologie der Psalmen, Neukirchen-Vluyn 2003, bes. 44; u. Paulus s. U. Schnelle, Neutestamentliche Anthropologie (BThS 18), Neukirchen-Vluyn 1991, 44ff.; ders., Paulus, 565ff.

Dazu J. Frey, Die paulinische Antithese von „Fleisch“ und „Geist“ und die palästinisch-jüdische Weisheitstradition, ZNW 90 (1999), 45–77.

Dazu ausführlicher J. Frey, Die religiöse Prägung. Weisheit, Apokalyptik, Schriftauslegung, in: F.W. Horn (Hg.), Paulus-Handbuch, Tübingen 2013, 59-66.

Vgl. dazu J.M. Scott, Paul and the Nations (WUNT 84), Tübingen 1995, 136ff.

2 Makk 1,1–9; 2 Makk 1,10–21,18 etc.; s. dazu I. Taatz, Frühjüdische Briefe. Die paulinischen Briefe im Rahmen der offiziellen religiösen Briefe des Frühjudentums (NTOA 16), Freiburg (Schweiz)/Göttingen 1991.

Dazu Frey, Die religiöse Prägung: (Anm. 89), 63-65.

S. dazu u. Abschnitt 4, sowie J. Frey, Contextualizing Paul’s “Works of the Law”: MMT in New Testament Scholarship, in: ders., Qumran, Early Judaism, and New Testament Interpretation. Kleine Schriften 3, ed. J.N. Cerone, WUNT 484, Tübingen 2019, 743–762.

S. weiter J. Frey, Paul in Light of the Dead Sea Scrolls, in: F. Abel (Ed.), The Message of Paul the Apostle within Second Temple Judaism, Lanham 2020, 89-108; ders., Paul’s View of the Spirit in Light of Qumran, in: ders., Qumran, Early Judaism, and New Testament Interpretation, 677-700.

Weitere Merkmale jüdischer Identität waren der Sabbat und (in der Diaspora) die Tempelsteuer.

3.1 Die Beschneidung

S. ausführlich A. Blaschke, Beschneidung (TANZ 28), Tübingen/Basel 1998; dort zu Paulus: 361–425.

Blaschke, Beschneidung (Anm. 96), 360.

Auch Philo besteht auf ihrer Durchführung bei Juden (Migr 89–94) und Proselyten (QuaestEx 2,2). Nachlässigkeit gegenüber der Beschneidung gibt es nur in der Makkabäerzeit und dann bei radikalen Allegoristen in Alexandrien, gegen die Philo in Migr 89–94 argumentiert (Blaschke, Beschneidung [Anm. 96], 210–214).

Vgl. F.W. Horn, Der Verzicht auf die Beschneidung im frühen Christentum, NTS 42 (1996), 479–505. Vermutlich kam die Praxis relativ früh auf; man konnte Glaubende aus den Heiden wie Gottesfürchtige ansehen. Die Praxis bedurfte jedoch spätestens dann weiterer Reflexion, als die Zahl der Heidenchristen wuchs.

Vgl. Blaschke, Beschneidung (Anm. 96), 364.

Zur Historizität der Beschneidung des Timotheus s. Blaschke, Beschneidung (Anm. 96), 460–463. Der Akt entspricht der Maxime von 1 Kor 9,20 „den Juden ein Jude“. Dass Paulus Judenchristen von der Beschneidung ihrer Kinder abgeraten hätte (so das Gerücht Apg 21,21; vgl. Barn 9,4), ist unwahrscheinlich (ebd., 420f.).

Umgekehrt wird der Unbeschnittene im Falle der Gesetzeserfüllung zum (übertragen) Beschnittenen (2,26f.).

Im Horizont des Sünderseins aller (Röm 2–3) ist der soteriologische Nutzen der Beschneidung faktisch negiert (s. Blaschke, Beschneidung [Anm. 96], 414).

Im Röm fehlt dieser polemische Tonfall, weil in Rom offenbar niemand die Beschneidung der Heiden forderte.

Vgl. Ez 44,7.9; Jer 9,24f.; weiter Philo, Quaest Ex 2,2; Quaest Gen 3,46 u.ö.

Vgl. Jos. Ant. XIII,257f.318f.; XX,139.

Dies hatten die ‚judaistischen‘ Agitatoren wohl im Blick, wenn sie, um die Probleme der ‚gemischten‘ Gemeinden zu lösen, heidenchristliche Konvertiten durch Beschneidung zu Proselyten machen und auf die Tora verpflichten wollten (Apg 15,5). Paulus führt im Gal die Konsequenzen dieses Schrittes radikal vor Augen.

Vgl. P.J. Tomson, Paul and the Jewish Law, 261.

Vgl. T.L. Donaldson, Paul and the Gentiles, Minneapolis 1997, 215–248.

S. dazu Blaschke, Beschneidung (Anm. 96), 395.

3.2 Das Gesetz und die Frage nach dem Grund der paulinischen Gesetzeskritik

Literatur zur Tora im antiken Judentum: Schürer u.a., History 2 (Anm. 75), 464ff.; M. Limbeck, Die Ordnung des Heils, Düsseldorf 1971; E.P. Sanders, Jewish Law from Jesus to the Mishnah, London/Philadelphia 1990; ders., Judaism (Anm. 60); F. Avemarie, Tora und Leben. Untersuchungen zur Heilsbedeutung der Tora in der frühen rabbinischen Literatur (TSAJ 55), Tübingen 1996; H. Lichtenberger, Das Tora-Verständnis im Judentum zur Zeit des Paulus. Eine Skizze, in: J.D.G. Dunn (Ed.), Paul and the Mosaic Law (WUNT 89), Tübingen 1996, 7–24.

Damit gehörte Paulus zu der wohl einflussreichsten Gruppe des (palästinischen) Judentums seiner Zeit (s. Deines, Pharisees [Anm. 67], 503f.). Die Annahme, dass er das Judentum grob missverstanden hätte, ist daher eine abwegige Unterstellung. Nicht zuletzt die eigene frühere Praxis musste Paulus lebhaft vor Augen stehen.

Dies betont mit Recht der jüdische Religionshistoriker A.F. Segal, Paul’s Jewish Presuppositions, 161.

S. die Zusammenfassung bei Stuhlmacher, Biblische Theologie 1 (Anm. 9), 257–261.

Zu dieser ‚Toraontologie‘ s. Hengel, Judentum und Hellenismus (Anm. 27), 311ff.; zur Präexistenz der Tora G. Schimanowski, Weisheit und Messias (WUNT II/17), Tübingen 1985, 69ff.216ff.

Vgl. Sir 44,19–21; Jub 6,11–14; 21,1–25; 2 Bar 57,2.

Vgl. die Targumim (Neofiti I und Jerushalmi I) zu Gen 2,15; auch Jos. Ant. I,41–47; Philo, LegAll I,90ff.; 4 Esra 3,7; 7,11 u.a. S. zum Paradiesgebot an Adam ausführlich H. Lichtenberger, Das Ich Adams und das Ich der Menschheit (WUNT 164), Tübingen 2004, 203–241.

Sir 17,11 nennt sie νόμος ζωῆς. PsSal 14,2 spricht vom Gesetz, „das Gott uns zum Leben geboten hat“, vgl. noch 2 Bar 38,2.

Vgl. 4 Esra 7,37.70–73; 2 Bar 48,27.38–40.46f. Nach 4QMMT C 31 sollen diese Werke der Tora „zur Gerechtigkeit angerechnet werden“.

So K.-W. Niebuhr, Die paulinische Rechtfertigungslehre in der gegenwärtigen exegetischen Diskussion, in: T. Söding (Hg.), Worum geht es in der Rechtfertigungslehre? (QD 180), Freiburg 1999, 106–130, 123.

Vgl. Sir 15,15; PsSal 9,4–7; 4 Esra 8,56–61; mAvot III,15. Vgl. auch die vorchristliche Selbstsicht des Paulus in Phil 3,6f., weiter Röm 2,17–20. Der Apostel denkt hier allerdings anders, s. Röm 7,15ff.

S. dazu Stuhlmacher, Biblische Theologie 1 (Anm. 9), 257–261.

So Lichtenberger, Ich Adams (Anm. 117), 139–142.

Dies betont mit Recht Stuhlmacher, Biblische Theologie 1 (Anm. 9), 262f.

1QS XI 9f; 1QM IV 4; XII 12; 1QHa V 30f. (= XIII 13f. alte Zählung); vgl. J. Frey, Die paulinische Antithese von „Fleisch“ und „Geist“ und die palästinisch-jüdische Weisheits­tradition, ZNW 90 (1999), 45–77; J. Becker, Das Heil Gottes (StUNT 3), Göttingen 1964, 111f.248.

In Gal 1,14 nennt Paulus explizit die „väterlichen Überlieferungen“, d.h. die mündliche Auslegungstradition, die nach pharisäischem und später rabbinischem Verständnis ebenfalls zur Tora gehörte.

Vgl. M. Hengel, Die Stellung des Paulus zum Gesetz in den unbekannten Jahren zwischen Damaskus und Antiochien, in: ders., Paulus und Jakobus. Kleine Schriften III (WUNT 141), Tübingen 2002, 213–239; s. auch Stuhlmacher, Biblische Theologie 1 (Anm. 9), 257–261. Ebd. 267: Es ist klar, dass „Paulus vom Gesetz anders spricht und denkt, als er es als Pharisäer getan hat“. Grundlegend ist die Christuserkenntnis, aus der sich auch Konsequenzen für die Sicht der Tora nahe legten.

Auf diese hat insbesondere H. Räisänen, Paul and the Law (WUNT 29), Tübingen 21987, hingewiesen.

Die Frage, inwiefern das Gesetz für Heiden gilt oder Heiden nach dem Gesetz als Gerechte gelten können, stellte sich auch im Judentum. Heiden werden auch durch die Tora gerecht, haben aber nur wenige Gebote zu halten; s. Segal, Paul’s Jewish Presuppositions, 166.

So Räisänen, Paul (Anm. 128); dagegen jedoch die gründliche Kritik bei T.E. van Spanje, Inconsistency in Paul (WUNT II/110), Tübingen 1999.

Vgl. H. Hübner, Das Gesetz bei Paulus, Göttingen 21982. Zwar ist der polemische Akzent im Gal stärker, aber die Aussagen im Röm sind nicht weniger torakritisch als die im Gal. Zu anderen Entwicklungsthesen (die meist mit einer Spätdatierung des Gal einhergehen) s. den Beitrag zum Gal im vorliegenden Band.

Zur rhetorischen Erklärung einiger Spannungen s. L. Thurén, Derhetorizing Paul (WUNT 124), Tübingen 2000, 80–84 u. ö.; s. auch van Spanje, Inconsistency (Anm. 130), 251f.

Zu dieser These, die in der protestantischen Forschung gerade in der Bultmann-Schule (G. Bornkamm/G. Klein) vertreten wurde, s. F. Hahn, Theologie des Neuen Testaments I, Tübingen 2002, 233f.

Vgl. das Referat der Position von P. von der Osten-Sacken bei Hahn, Theologie I (Anm. 133), 233: „Christus ist ‚Ziel‘ der Tora, der Geist die Kraft der Verwirklichung, der Glaube die Aufrichtung der Tora und die Liebe deren Erfüllung.“

W.D. Davies, Paul: From the Jewish Point of View, 730; vgl. J.M.G. Barclay, Paul among Diaspora Jews: Anomaly or Apostate?, JSNT 60 (1995), 89–120.

4 Zur „neuen Paulusperspektive“ und weiteren Trends der neueren Forschung

S. dazu die Referate bei Ch. Strecker, Paulus aus einer ‚neuen Perspektive‘. Der Paradigmenwechsel in der jüngeren Paulusforschung, KuI 11 (1996), 3–18; Niebuhr, Rechtfertigungslehre (Anm. 120); K. Haacker, Verdienste und Grenzen der ‚neuen Perspektive‘ der Paulus-Auslegung, in: M. Bachmann (Hg.), Lutherische und neue Paulusperspektive (WUNT 182), Tübingen 2005, 1–16; ausführlich S. Westerholm, Perspectives Old and New on Paul. The ‚Lutheran‘ Paul and His Critics, Grand Rapids/Cambridge 2004; ders., The ‚New Perspective‘ at Twenty-Five, in: Carson/Seifrid/O’Brien, Justification (Anm. 60), 1–38.

J.D.G. Dunn, The New Perspective on Paul, BJRL 65 (1983), 95–122; auch in: ders., The New Perspective on Paul (WUNT 185), Tübingen 2005, 89–110.

Zu nennen sind hier insbesondere noch Nicholas T. Wright, Stanley Stowers, Lloyd Gaston; s. die Aufstellung in Westerholm, ‚New Perspective‘ at Twenty-Five (Anm. 136).