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Die Autorin

Beate Muschalla ist seit Oktober 2018 Professorin für Psychotherapie und Diagnostik am Institut für Psychologie der TU Braunschweig und leitet die Abteilung »Klinische Psychologie, Psychotherapie und Diagnostik«. Sie studierte von 2000 bis 2006 Ethnologie und Psychologie an der Freien Universität Berlin. Anschließend absolvierte sie ihre Ausbildung zur Verhaltenstherapeutin und erlangte 2010 die Approbation. Sie promovierte 2008 zum Thema »Arbeitsplatzbezogene Ängste und Arbeitsplatzphobie« und führte an der Charité Berlin mehrere Projekte in der Rehabilitationsmedizin durch, u. a. Untersuchungen zur Wirksamkeit von Bibliotherapie, Betrieblichem Eingliederungsmanagement, Selbstmanagement-Trainings und rehabilitativen Behandlungen durch Hausärzte sowie Nebenwirkungen von Psychotherapie. 2015 bis 2017 war sie Leitende Psychologin bei der Deutschen Rentenversicherung Bund, und 2017 bis 2018 Professorin an der SRH Gesundheitshochschule. Sie ist Mitglied verschiedener Fachgesellschaften und im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Klinische Psychotherapie, Prävention und psychosomatische Medizin DGPPR. Seit 2018 ist sie Herausgeberin der Zeitschrift »Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation«.

Beate Muschalla

Selbstmanagement bei Arbeitsängsten

Manual zum Gruppentraining

Verlag W. Kohlhammer

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Formulierungsvorschläge für den/die Therapeut/in

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Übersichten der Module

1. Auflage 2019

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-036016-7

E-Book-Formate:

pdf:        ISBN 978-3-17-036017-4

epub:     ISBN 978-3-17-036018-1

mobi:     ISBN 978-3-17-036019-8

Inhaltsverzeichnis

 

 

 

  1. Vorwort
  2. 1 Gruppenprogramm »Selbstmanagement am Arbeitsplatz«
  3. 1.1 Arbeit und psychische Erkrankungen
  4. 1.2 Was sind Arbeitsängste und deren typische Probleme bei der Arbeit?
  5. 1.3 Was kann man gegen Arbeitsängste tun?
  6. 1.4 Psychotherapeutisches Vorgespräch
  7. 1.5 Organisation der Gruppe
  8. 1.5.1 Thema (über was wird geredet)
  9. 1.5.2 Topic (edukatives oder psychotherapeutisches Ziel)
  10. 1.5.3 Technik (was macht der Gruppenleiter gezielt, um Topics zu vermitteln)
  11. 1.5.4 Task (Hausaufgabe)
  12. 1.6 Module des Gruppenprogramms »Selbstmanagement am Arbeitsplatz«
  13. 1.7 Strukturierung einer Gruppensitzung
  14. 1.8 Haltung des Gruppenleiters
  15. 1.9 Umgang mit den Phänomenen Angst und Vermeidung
  16. 1.10 Umgang mit Nebenwirkungen
  17. 2 Gruppen-Module
  18. 2.1 Modul Arbeitsorganisation und Problemlösen am Arbeitsplatz
  19. 2.2 Modul Selbstbehauptung im Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten
  20. 2.3 Modul Selbstpräsentation in Bewerbung, Vortrag, Kundengespräch
  21. 2.4 Modul Umgang mit körperlichen Stressreaktionen und Beeinträchtigungen
  22. 2.5 Modul »Stress entsteht im Kopf«: Sich sorgen, aber richtig!
  23. 3 Evaluation und Ergebnisse
  24. Literatur
  25. Stichwortverzeichnis
  26. Anhang
  27. Psychotherapeutische Expositionsübung zur gedanklichen Wiederannäherung an die Arbeit
  28. Patienten-Information zur Gruppe

Vorwort

 

 

Arbeitsängste und Arbeitsplatzprobleme sind häufige Phänomene und Probleme bei Menschen mit chronischen Erkrankungen. Etwa 30 bis 60 % der Patienten in stationären Rehabilitationsbehandlungen sind davon betroffen. Von Hausarztpatienten mit psychischen Beschwerden leiden etwa 10 % an einer Arbeitsplatzphobie. Sogar von Menschen, die ansonsten psychisch gesund sind, berichten etwa 5 % von Arbeitsplatzvermeidungsimpulsen mit Krankschreibung.

Arbeitsängste zu erkennen und frühzeitig eine arbeitsspezifische Behandlung zu bahnen ist eine wichtige Aufgabe nicht nur in der stationären Psychotherapie und Rehabilitation, sondern auch im ambulanten Behandlungssetting oder im betriebsmedizinischen Dienst.

Der vorliegende Text ist ein Manual »von Therapeuten für Therapeuten« zum Umgang mit Arbeitsängsten. Die Inhalte und die Vorschläge zum therapeutischen Vorgehen beruhen auf mehr als zehnjähriger Erfahrung mit Patienten, die Arbeitsplatzprobleme haben. Der hier vorgestellte verhaltenstherapeutische Behandlungsansatz ist im Rahmen einer kontrollierten Therapiestudie geprüft worden. Im Ergebnis erwies sich eine konkrete bewältigungsorientierte Auseinandersetzung mit der aktuellen Arbeitssituation als zielführend. Das Manual gibt eine Anleitung wie ein solches Gruppentraining für Patienten mit Arbeitsproblemen und -ängsten durchgeführt werden kann. Vom Prinzip her können die beschriebenen Interventionsansätze auch in der Einzelberatung und -psychotherapie genutzt werden. Das vorliegende Büchlein basiert in Teilen auf einem Artikel (Muschalla, 2017) sowie der Evaluation der Gruppentherapie (Muschalla et al., 2014, 2016d).

Für Durchsicht früherer Manuskriptversionen danke ich den Kolleginnen der Deutschen Rentenversicherung Bund Dr. Marion Kalwa, Dr. Ulrike Worringen und Antje Hoppe. Danken möchte ich auch den Psychotherapeutinnen Paula Kunze, Katja Warmer, Lea Ziemer und Lisa Koch für viele bereichernde Intervisionstreffen, und Prof. Dr. Michael Linden, der mich zu ausdauernder Beschäftigung mit den Arbeitsängsten inspirierte.

Über kollegialen Austausch von Praxiserfahrungen und weiteren Entwicklungen zum Thema freue ich mich!

Prof. Dr. Beate Muschalla

Braunschweig im Mai 2019

1          Gruppenprogramm »Selbstmanagement am Arbeitsplatz«

 

 

1.1       Arbeit und psychische Erkrankungen

Psychische Erkrankungen sind Volkskrankheiten. In der Allgemeinbevölkerung leiden etwa 30 % der Menschen an einer psychischen Erkrankung (Wittchen et al., 2011). Menschen mit psychischen Erkrankungen haben Beeinträchtigungen in der Lebensbewältigung, insbesondere in Lebensbereichen, die wenig Toleranz für Normabweichungen haben. Dies ist beispielsweise am Arbeitsplatz der Fall. Patienten in der medizinischen Rehabilitation kommen häufig mit vorausgegangenen Arbeitsunfähigkeitszeiten und mit dem Ziel bzw. Auftrag, die berufliche Arbeits- und Leistungsfähigkeit zu prüfen und zu verbessern. Auch in der ambulanten Beratung und Behandlung spielen Arbeitsplatzprobleme und (andauernde) Arbeitsunfähigkeit immer häufiger eine Rolle.

Arbeit ist auf der einen Seite eine wichtige Ressource im Leben, die für viele Menschen nicht nur Lohnerwerb, sondern auch soziale Einbindung, Anerkennung und Identitätsstiftung bedeutet. Es gibt jedoch an Arbeitsplätzen naturgemäß auch eine Reihe von Faktoren, die Ängste forcieren können – bei Gesunden und erst recht bei Menschen mit psychischen Erkrankungen. Diese »Bedrohungsfaktoren« sind beispielsweise Rivalitäten und Rangkämpfe bis hin zu Mobbing unter Kollegen (Hauge et al., 2010; Einarsen & Nielsen, 2015), sanktionierende und überwachende Vorgesetzte (Pyc et al., 2017), Mitarbeiterrankings (Barksdale, 2008), Computer-Monitoring von Mitarbeitern (Bhanve, 2014; Griffiths et al., 2007; Smith et al., 1992, 1999), Unfallgefahren (Clarner et al., 2015), sowie Ungewissheiten, was an betrieblichen Neuerungen oder gar Arbeitsplatzunsicherheit (Kim & von dem Knesebeck, 2015) auf einen zukommen mag (Muschalla & Linden, 2013).

Arbeitsängste sind spezifische auf den Arbeitskontext bezogene Ängste, die von anderen Angsterkrankungen klinisch wie empirisch abgrenzbar sind (Muschalla & Linden, 2009, 2012, 2013; Haines et al., 2002; Smith, 2009). In einer Befragung unter psychisch gesunden Berufstätigen berichteten etwa 5 %, dass sie sich auch schon einmal wegen unerträglicher Probleme am Arbeitsplatz hatten krankschreiben lassen (Muschalla et al., 2013). Untersuchungen in der somatischen und psychosomatischen Rehabilitation seit 2004 zeigen, dass etwa 30 bis 60 % der Patienten in der medizinischen Rehabilitation von Arbeitsängsten betroffen sind (Muschalla & Linden, 2013). Unter Hausarztpatienten mit psychischen Erkrankungen leiden 10 % unter einer Arbeitsplatzphobie (Muschalla & Linden, 2014). Arbeitsängste können im Rahmen einer psychischen Grunderkrankung vorkommen oder aber auch als eigenständige Syndrome. Arbeitsängste haben auch wegen ihrer sozialmedizinischen Konsequenzen (Langzeitarbeitsunfähigkeit und Frühberentung) Krankheitswert. Sie gehen durch lange Arbeitsunfähigkeitsdauern auch mit hohen Kosten für den jeweiligen Betrieb und die Gesellschaft einher.

1.2       Was sind Arbeitsängste und deren typische Probleme bei der Arbeit?

Arbeitsängste sind Ängste, die sich auf den Arbeitsplatz oder die Arbeit beziehen. Sie können auf spezielle Arbeitssituationen oder -anforderungen, Kollegen oder Vorgesetzte bezogen sein oder auf den Arbeitsplatz oder die Arbeitswelt als Ganzes. Arbeitsängste können am Arbeitsplatz oder auch bei Gedanken an oder beim Sprechen über den Arbeitsplatz sichtbar werden. In vielen Fällen führen sie zu Vermeidungsverhalten in Form von Arbeitsunfähigkeit. Betroffene wirken zum Teil gesund, solange man nicht das Thema »Arbeit« anspricht. Arbeitsängste sind dann als krankheitswertig einzuschätzen, wenn sie im Arbeits- oder Lebensalltag bei den Betroffenen zu beobachtbaren Teilhabebeeinträchtigungen führen: ein Patient mit sozialer Angst am Arbeitsplatz bleibt beispielsweise der Teamsitzung fern, ein Patient mit Sorgenangst macht Überstunden und hat keine Zeit mehr für die Familie, ein Patient, der aufgrund von Arbeitsängsten langzeitarbeitsunfähig ist, verliert seinen Job.

Psychopathologisch können analog zu den bekannten Angstqualitäten verschiedene Formen von Arbeitsängsten unterschieden werden (WHO, 1992; APA, 2015; Muschalla & Linden, 2013). Diese Arbeitsängste sind in verschiedenen unabhängigen empirischen Studien beobachtet und validiert worden (Muschalla, 2014a; Muschalla & Linden, 2009, Haines et al., 2002; Payne et al., 1982; Muschalla et al., 2013, 2016).

•  Situationsbezogene phobische Ängste sind Ängste vor bestimmten Arbeitsanforderungen, -aufgaben, -orten. Die Ängste äußern sich in angstvollen Kognitionen und Vermeidungsverhalten in Bezug auf die angstauslösende Situation. Solche Ängste können gelernt sein (bspw. Angst vor der Arbeit mit einem speziellen Computerprogramm, nachdem ein folgenschwerer Fehler passiert ist). Sie gehen häufig mit Vermeidungstendenzen einher. Die ausgeprägteste Variante einer arbeitsbezogenen phobischen Angst ist die Arbeitsplatzphobie. Sie geht einher mit panikartigem physiologischem Arousal, wenn nur die Sprache auf den Arbeitsplatz kommt (Haines et al., 2002). Patienten vermeiden in der Regel jegliche Annäherung an den Arbeitsplatz. Die Arbeitsplatzphobie geht mit den längsten Arbeitsunfähigkeitszeiten und unter Umständen auch Arbeitsplatzverlust einher (Muschalla & Linden, 2009).

•  Arbeitsbezogene soziale Ängste können sich darauf beziehen, sich vor dem Vorgesetzten oder Kollegen bei der Arbeit zu blamieren, in einer Besprechungsrunde angesehen zu werden oder einen Vortrag vor der Belegschaft zu halten. Erfahrungsgemäß sind soziale Ängste häufig sehr beeinträchtigend, da soziale Situationen wie formelle und informelle Besprechungen oder Präsentationen an fast allen Arbeitsplätzen von Bedeutung sind. Manche Betroffene entwickeln auch kontraphobisches Verhalten und fallen durch unangemessene Interaktion auf, wie beispielsweise zu viel oder zu schnell reden oder anderen ins Wort fallen. Informelle Small-Talk-Situationen bis hin zu wichtigen Teamsitzungen oder die Übernahme von Vorträgen werden vermieden. Soziale Ängste können entweder als angeborene sozialphobische Angst (Blickphobie, Moukheiber et al., 2010) bei der Arbeit hinderlich werden. Sie können aber auch als gelernte Angstreaktionen auftreten, etwa nach einem heftigen Konflikt mit einem bestimmten Vorgesetzten oder Kollegen.

•  Arbeitsbezogene Insuffizienzängste sind charakterisiert durch eine verzerrte Selbstwahrnehmung und Überzeugungen wie beispielsweise »es nicht zu schaffen« oder »zu dumm zu sein«. Es besteht eine Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen und dem wahrgenommenen Leistungsniveau oder eine Unfähigkeit, sich auf ein indiziertes Training zur Leistungssteigerung (z. B. Testdiagnostik, kognitives Training, Belastungserprobung) einzulassen. Insuffizienzängste kommen häufig im Rahmen (abklingender) depressiver Episoden vor. Es kommt ggf. zu Situationen, in denen Therapeuten nach Beobachtungsbefund Patienten gerne mit einer stufenweisen Wiedereingliederung ins Arbeitsleben zurückschicken möchten, Patienten sich dies aber noch nicht zutrauen und vermeidungsbedingt eine Verlängerung der Arbeitsunfähigkeit ohne stufenweise Wiedereingliederung anstreben.

•  Arbeitsbezogene hypochondrische Ängste und krankheitsbezogene Ängste sind durch das Leitsymptom der Vermeidung von potentiell gefährlichen Orten, Aufgaben und Anforderungen bei der Arbeit gekennzeichnet. Bei hypochondrischen Ängsten besteht kognitiv häufig eine ausgeprägte Überzeugung »durch die Arbeit krank zu werden/krank geworden zu sein«. Krankheitsbezogene Ängste beziehen sich auf eine tatsächlich bestehende körperliche Erkrankung und die Befürchtung, aufgrund dieser Erkrankung nicht arbeiten oder nur unter Verschlimmerung der Erkrankung arbeiten zu können. Beispiele sind die Befürchtung, nach einem Herzinfarkt nicht mehr am Schreibtisch arbeiten zu können, da Stress tödlich sein kann, oder die Idee, wegen Geräuschen im Großraumbüro einen Tinnitus zu entwickeln. In Fällen krankheitsbezogener Ängste ist eine sorgfältige Differenzierung zwischen der tatsächlichen körperlichen Leistungsfähigkeit und den Ängsten vorzunehmen (Linden et al., 2015).

•  Arbeitsbezogene Sorgenängste sind Ängste im Sinne von »Worrying« (Shearer & Gordon, 2006; Linden & Hautzinger, 2015), wie bei einer generalisierten Angsterkrankung. Betroffene machen sich ständig Gedanken und Sorgen um zukünftige potentiell auf sie zukommende Probleme und Katastrophen. Sorgenthemen sind nicht unbedingt »große Probleme«, sondern Alltagskleinigkeiten, wie beispielsweise »Ist der Drucker ausgeschaltet? Bereitet die Kollegin die Präsentation der Arbeitsgruppe ordentlich vor? Stimmt die Abrechnung nach der zweiten Nachkontrolle durch den Kollegen? Wie wird die neue Chefin der Nachbarabteilung sein, die in vier Wochen anfängt? Warum hat mich der Chef nicht bei der E-Mail in Kopie gesetzt?« u. Ä. Diese Alltagssorgen kumulieren und führen bei Betroffenen zu Daueranspannung und stetigem Aktionismus, mögliche Probleme vorab zu lösen.