232Die Autoren

Jason Fried ist Gründer von Basecamp und zugleich dessen CEO. Er gründete das Unternehmen 1999 und ist seitdem für dessen Geschicke verantwortlich. Gemeinsam mit David hat er mehrere Bücher veröffentlicht: Getting Real, Rework: Business intelligent & einfach und REMOTE. Seine Einstellung zur Unternehmensführung lässt sich wie folgt beschreiben: Die Dinge funktionieren so lange gut, bis wir sie kompliziert machen. Ein Patentrezept fürs Leben gibt es seiner Ansicht nach nicht. Wir haben alle keinen Plan und versuchen einfach, jeden Tag unser Bestes zu geben.

David Heinemeier Hansson ist Gründer von Basecamp und Co-Autor der New-York-Times-Bestseller Rework: Business intelligent & einfach und REMOTE. Er hat das Software-Toolkit Ruby on Rails entwickelt, das Plattformen wie Twitter, Shopify, GitHub, Airbnb, Square und mehr als einer Million weiterer Web-Anwendungen den Weg bereitete. David stammt ursprünglich aus Dänemark und zog 2005 nach Chicago. Mittlerweile lebt er mit seiner Frau und zwei Kindern in den USA und Spanien. In seiner Freizeit verfolgt er internationale Autorennen, fotografiert Klischee-Motive wie Sonnenuntergänge und seine Kinder und gibt auf Twitter etwas zu häufig seinen Senf dazu.

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219DER JAPANISCHE MARATHONLÄUFER YUKI KAWAUCHI, DER DEN BOSTON MARATHON 2018 GEWONNEN HAT, TRAINIERT NUR EINMAL AM TAG, WEIL ER EINEN VOLLZEITJOB ALS REGIERUNGSANGESTELLTER HAT UND ES IHM WICHTIG IST, DIE NATÜRLICHE LEISTUNGSGRENZE SEINES KÖRPERS ZU RESPEKTIEREN.

221Zu guter Letzt

223Es ist Ihre Entscheidung

Ein Unternehmen ist ein System von Wahlmöglichkeiten. Jeden Tag haben Sie aufs Neue die Chance, eine Wahl zu treffen und sich anders zu entscheiden.

Lassen Sie weiterhin zu, dass man Ihren Mitarbeitern die Zeit stiehlt? Oder entscheiden Sie sich dafür, die Zeit und Aufmerksamkeit Ihrer Mitarbeiter zu schützen?

Verlangen Sie weiterhin von Ihren Mitarbeitern, dass sie zehn Stunden am Tag und sechzig Stunden in der Woche arbeiten? Oder entscheiden Sie sich dafür, dass zivile Arbeitszeiten ein Gewinn für alle sind?

Erwarten Sie weiterhin von Ihren Mitarbeitern, dass sie am Tag Dutzenden Chatverläufen folgen? Oder entscheiden Sie sich dafür, sie vom Dienst an diesem „Informationsfließband“ zu befreien, damit sie ihre Arbeit konzentriert und so gut wie möglich machen können?

Erwarten Sie weiterhin, dass Ihre Leute sofort auf jede noch so kleine Neuigkeit reagieren? Oder entscheiden Sie sich dafür, dass Zeit zum Nachdenken wichtiger ist als Zeit zum Kommunizieren?

Geben Sie weiterhin mehr Geld aus als Sie einnehmen, in der Hoffnung, dass sich die Gewinne schon eines Tages einstellen werden? Oder entscheiden Sie sich dafür, weiteres Wachstum erst einmal aufzuschieben, bis Ihr Unternehmen dazu bereit ist?

Laden Sie Ihren Mitarbeitern auch weiterhin immer mehr Arbeit auf und zwingen Sie sie dazu, Deadlines zu verschieben? 224Oder entscheiden Sie sich dafür, den Teams zu überlassen, was in einer bestimmten Zeit machbar ist und was nicht?

Ziehen Sie einzelne Mitarbeiter auch weiterhin von Projekten ab, um sie für andere Projekte einzusetzen? Oder entscheiden Sie sich dafür, erst eine Sache zu Ende zu bringen, bevor Sie mit der nächsten beginnen?

Wird man von Ihnen auch weiterhin Sätze hören wie „Das funktioniert in unserer Branche nicht“, „Wenn der Kunde um 23 Uhr anruft, müssen Sie rangehen“ oder „Mitarbeiter kann man in ihrem Urlaub ruhig stören“? Oder entscheiden Sie sich dafür, es von nun an anders zu machen?

Sie haben die Wahl. Und wenn Sie nicht in der Position sind, selbst unternehmensweite Änderungen anzustoßen, konzentrieren Sie sich auf Ihren Bereich. Sie können sich und Ihre Erwartungen jederzeit ändern. Verändern Sie die Art und Weise, wie Sie mit Ihren Mitarbeitern interagieren und kommunizieren. Werden Sie Herr über Ihre Zeit.

Unabhängig davon, auf welcher Ebene im Unternehmen Sie tätig sind, können Sie noch heute damit beginnen, andere Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, die dem Wahnsinn im Büro ein Ende setzen und den Weg zu einer entspannten Arbeitskultur bereiten.

Eine entspannte Arbeitskultur ist eine bewusste Entscheidung. Machen Sie sie zu Ihrer Entscheidung.

Wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit.

Cover

Impressum

 

www.beck.de

 

Text © 2018 by Jason Fried & David Heinemeier Hansson,
Illustrations © Jason Zimdars
Translated from the English language: It Doesn’t Have to Be Crazy at Work
Published by arrangement with HarperBusiness,
an imprint of HarperCollins Publishers, LLC.

 

ISBN Print 978 3 8006 6071 1

ISBN E-Book 978 3 8006 6072 8

 

© 2019 Verlag Franz Vahlen GmbH,
Wilhelmstr. 9, 80801 München

Satz: Fotosatz Buck
Zweikirchener Str. 7, 84036 Kumhausen
Druck und Bindung: Druckhaus Nomos
In den Lissen 12, 76547 Sinzheim
Umschlaggestaltung: In Anlehnung an das Original,
bearbeitet von Ralph Zimmermann – Bureau Parapluie

eBook Datagroup int. SRL, 300665 Timisoara, România

Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier
(hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff)

VInhaltsverzeichnis

Auftakt

Der Wahnsinn im Büro

Ein paar Worte über uns

Ihr Unternehmen ist ein Produkt

Zügeln Sie Ihren Ehrgeiz

Schluss mit der ­Hustlemania

Glückliche Pazifisten

Unser Ziel: keine Ziele

Sie müssen nicht gleich die Welt verändern

Fahren Sie auf ­kurze Sicht

Ein Hoch auf die ­Komfortzone

Verteidigen Sie Ihre Zeit

8 ist genug, 40 ist viel

Die richtige Art von ­Protektionismus

Die Qualität einer ­Stunde

Effektivität vor ­Produktivität

Der Mythos des ­Arbeitens bis zum ­Umfallen

Auf der Arbeit fehlt die Zeit zum Arbeiten

Sprechzeiten

Terminkalender-Tetris

Das Gefängnis der ­ständigen Erreichbarkeit

Ich melde mich bei ­Ihnen – irgendwann

FOMO? JOMO!

Pflegen Sie Ihre Kultur

Wir sind keine Familie

Machen Sie es vor

VIDer Vertrauens-Akku

Seien Sie nicht der ­Letzte, der es erfährt

Passen Sie auf, was Sie sagen

Auch tief ­hängende Früchte können ­unerreichbar sein

Schlafmangel ist auch keine Lösung

Aus dem Gleichgewicht

Leistung statt ­Lebenslauf

Niemand kann sofort loslegen

Beteiligen Sie sich nicht am Talente-Krieg

Schaffen Sie Gehalts­verhandlungen ab

Vergünstigungen für wen?

Bibliotheksregeln

Keine Fake-Ferien

Entspannte ­Verabschiedungen

­Analysieren Sie Ihre ­Prozesse

Keine Zeit für Echtzeit

D(r)eadlines

Vermeiden Sie ­Hauruck-Reaktionen

12-Tage-Wochen ­müssen nicht sein

Die neue Normalität

Schlechte Gewohn­heiten sind stärker als gute Absichten

In der Abhängigkeitsfalle

Ich sehe es zwar anders, aber ich bin dabei

Machen Sie ­Qualitätsabstriche

Hier ist Tunnelblick ­gefragt

Nichts tun ist die ­beste Option

Genug genügt

Worst Practices

Nicht um jeden Preis

Weniger Arbeit haben

Drei ist die magische Zahl

Bleiben Sie bei der Sache

Lernen Sie, Nein zu sagen

VIIKümmern Sie sich um Ihre Dinge

Risiko ja, Gefahr nein

Zelebrieren Sie die ­Abwechslung

Schwarze Zahlen sorgen für Entspannung

Danke, kein Bedarf

Der Markt lügt nicht

Machen Sie keine ­Versprechungen

Ideendiebe

Kontrollierte ­Veränderung

Gründen ist leicht, weiter­machen ist schwer

Alles halb so wild oder eine Katastrophe?

Die guten alten Zeiten

Zu guter Letzt

Es ist Ihre Entscheidung

Quellenverzeichnis

Erfahren Sie mehr

Danksagungen

Die Autoren

logo

Schluss mit dem Wahnsinn im Büro

Wege zu einer entspannten Arbeit skultur

von Jason Fried und David Heinemeier Hansson

Aus dem Amerikanischen übersetzt von Jana Fritz

 

 

Verlag Franz Vahlen München

Zum Inhalt:

Schluss mit dem Wahnsinn im Büro

von Jason Fried und David Heinemeier Hansson

So führen Sie ein entspanntes Unternehmen:

8-Stunden-Tage
40-Stunden-Wochen
Ausreichend Freizeit
Entspanntes Arbeitstempo
Keine Wochenendarbeit
So wenige Meetings wie möglich
Kein Abhetzen
Realistische Deadlines
Keine Kurzschlussreaktionen
Zeit zum Nachdenken
Endlich wieder ausschlafen
Große Autonomie
Mobiles Arbeiten

 

In der Übersetzung von It Doesn’t Have to Be Crazy at Work präsentieren Jason Fried und David Heinemeier Hansson eine mutige, unorthodoxe Strategie zur Schaffung einer idealen Unternehmenskultur. Sie sagen damit dem Chaos, der Angst und dem Stress, unter denen Millionen Arbeitnehmer Tag für Tag leiden, den Kampf an.

Denn Überstunden, ein fast unbeherrschbares Arbeitspensum und durchgearbeitete Nächte werden im modernen Büroalltag viel zu häufig als Verdienst und Zeichen von Engagement verstanden. Dabei sollte man sie eher als einen Ausdruck von Dummheit betrachten, so die Autoren. Mitarbeiter sind nicht produktiver, wenn sie einfach mehr arbeiten. Das Rezept heißt, weniger Zeit für überflüssige Dinge verschwenden und möglichst viele Faktoren aus dem Büro verbannen, die ablenken und Stress verursachen. Es ist Zeit, den Arbeitsfetisch zu beenden und eine entspannte Arbeitskultur einzuläuten.

1Auftakt

3Der Wahnsinn im Büro

Wie oft haben Sie andere schon sagen hören „Bei uns herrscht gerade absoluter Wahnsinn im Büro“? Vielleicht haben Sie das selbst schon einmal gesagt. Für viele ist der Wahnsinn im Büro mittlerweile zum Alltag geworden. Aber warum ist das so?

Das liegt vor allem an zwei Dingen: Erstens ist unser Arbeitstag durch eine Vielzahl physischer und virtueller Ablenkungen in viele kleine, flüchtige Momente unterteilt. Zweitens sind Unternehmen auf ungesunde Art davon besessen, Wachstum um jeden Preis zu erzielen, was zu unrealistischen Erwartungen führt, die bei den Mitarbeitern Stress verursachen.

So ist es nicht verwunderlich, dass die Menschen immer mehr arbeiten, früher anfangen, Überstunden machen, Arbeit mit ins Wochenende nehmen und eigentlich in jeder freien Minute schuften. Dabei schaffen wir es kaum noch, unsere Arbeit im Büro zu erledigen. Was für den Hund die Restetüte mit Speiseabfällen ist, ist für uns die nicht erledigte Arbeit, die wir mit nach Hause nehmen.

Noch bedenklicher ist es, dass Überstunden, ständiger Stress und Schlafmangel mittlerweile für viele Menschen zu einer Art Verdienstorden geworden sind. Anhaltende Erschöpfung hat aber keine Auszeichnung verdient – sie ist vielmehr ein Ausdruck von Dummheit.

Und dies trifft nicht nur auf Unternehmen zu – auch Individuen, Selbstständige und Solopreneure verheizen sich auf dieselbe Weise.

4Nun könnte man meinen, dass das Arbeitspensum durch all die Stunden, die die Menschen in ihre Arbeit investieren, und all die Versprechungen, die uns die neuen Technologien verheißen, abnimmt. Tut es jedoch nicht. Es wird sogar mehr.

Dabei gibt es nicht plötzlich mehr zu tun. Das Problem ist vielmehr, dass wir kaum mehr Momente finden, in denen wir ungestört und konzentriert unserer Arbeit nachgehen können. Wir arbeiten immer mehr, schaffen dabei aber immer weniger. Die Gleichung geht nicht auf – es sei denn, man rechnet die viele Zeit mit ein, die wir für unwichtige Dinge verschwenden.

Wie viele der sechzig, siebzig oder achtzig Stunden, die wir nach Vorstellung unserer Vorgesetzten in unsere Arbeit investieren sollen, verwenden wir tatsächlich auf unsere Arbeit? Und wie viele davon gehen durch Meetings, Ablenkungen und ineffiziente Betriebsabläufe verloren? Die Antwort: der größte Teil.

Die Lösung ist deshalb nicht, mehr zu arbeiten, sondern weniger Bullshit zu erledigen. Weniger Zeit zu verschwenden, statt mehr Output zu generieren. Und sich viel weniger ablenken zu lassen, nicht ständig erreichbar sein zu müssen und Stress zu vermeiden.

Denn Stress überträgt sich vom Unternehmen auf die Mitarbeiter – von einem Mitarbeiter auf den nächsten und dann von den Mitarbeitern auf die Kunden. Stress bleibt nie im Büro. Er drängt ins Privatleben und infiziert unsere Freundschaften, unser Familienleben, unsere Kinder.

Und dabei lockt man uns mit immer neuen Versprechungen: neue Zeitmanagementstrategien und neue Kommuni­ka­tions­mittel, die wiederum neue Bedürfnisse schaffen. Nur um mehr Kommunikation an immer mehr Orten und in immer 5kürzerer Zeit erledigen zu können. Schneller und immer schneller – aber zu welchem Zweck?

Wenn bei Ihnen auf der Arbeit ständig Land unter herrscht, haben wir zwei Empfehlungen für Sie. Erstens: Schluss damit. Zweitens: Es reicht.

Unternehmen müssen endlich damit aufhören, ihre Mitarbeiter dazu zu verleiten, sich aus Statusgründen immer höhere und unrealistischere Ziele zu setzen. Stattdessen sollten sie ihnen endlich die ungestörte Zeit geben, die die Voraussetzung für erstklassige Arbeit ist. Es ist Zeit, dem Wahnsinn im Büro ein Ende zu setzen.

Fast zwanzig Jahre haben wir daran gearbeitet, Basecamp zu einem entspannten Unternehmen zu machen. Einem Unternehmen, das nicht angetrieben wird durch Dinge wie Stress, Hektik, eine „As soon as possible“-Kultur, Überstunden, Nachtschichten vor einem wichtigen Abgabetermin, unhaltbare Versprechungen und Deadlines, einen hohen Umsatz oder Projekte, die nie zu einem Abschluss zu kommen scheinen.

Bei uns gilt: kein Wachstum um jeden Preis. Keine falsche Geschäftigkeit. Keine egogetriebenen Ziele. Kein Mithalten mit „Mister Perfect“. Kein Am-Limit-Arbeiten. Und dennoch waren wir seit unserer Gründung bislang jedes Jahr profitabel.

Wir sind in einer der am härtesten umkämpften Branchen tätig, der Softwareindustrie. Zu unseren Konkurrenten zählen nicht nur die Tech-Giganten aus dem Silicon Valley, sondern auch Start-ups mit hunderten Millionen Dollar an Risikokapital im Rücken. Wir haben darauf verzichtet. Woher unser Geld dann kommt? Von unseren Kunden. In dieser Hinsicht sind wir altmodisch, wenn Sie so wollen.

6Als Softwareunternehmen würde man eigentlich von uns erwarten, dass wir uns an der „Hustlemania“ des Silicon ­Valley beteiligen. Wir haben jedoch keinen einzigen Beschäftigten im Silicon Valley. Unsere 54 Mitarbeiter sind auf dreißig ­Städte rund um den Globus verteilt.

Die meiste Zeit im Jahr arbeiten wir vierzig Stunden pro Woche, im Sommer nur 32. Alle drei Jahre können unsere Mitarbeiter für mehrere Monate ein Sabbatical machen. Und sie bekommen nicht nur Urlaubsgeld – wir zahlen ihnen auch die Urlaubsreise.

Nein, nicht um 9 Uhr abends am Mittwochabend. Das kann bis 9 Uhr am nächsten Morgen warten, Donnerstagmorgen. Nein, nicht Sonntag, sondern Montag.

Gibt es auch stressige Zeiten bei uns? Klar, das gehört dazu. Ist jeder Tag rosig? Natürlich nicht. Wir würden lügen, wenn wir das behaupteten. Wir bemühen uns jedoch, dass dies die Ausnahme bleibt. Unterm Strich sind wir entspannt – aus freien Stücken, jeden Tag. Diese Entscheidung haben wir ganz bewusst getroffen. Wir haben es anders gemacht als die anderen.

Unser Unternehmen folgt einem anderen Konzept. Von diesen Entscheidungen möchten wir Ihnen erzählen, und von den Gründen, aus denen wir viele dieser Entscheidungen getroffen haben. Jedes Unternehmen hat die Möglichkeit, sich ähnlich zu entscheiden. Sie müssen es natürlich wollen. Aber wenn Sie es wollen, werden Sie feststellen, dass es hier – auf der anderen Seite – viel besser ist. Auch Sie können ein entspanntes Unternehmen schaffen.

Der moderne Arbeitsplatz ist krank. Chaos sollte nicht der Normalzustand im Büro sein. Angst ist keine Voraussetzung für Fortschritt. Den ganzen Tag in Meetings rumzusitzen, 7macht noch keinen Erfolg. Dies sind alles Perversionen der Arbeit, Nebeneffekte gescheiterter Modelle und eines Herdentriebs, bei dem wir uns wie die Lemminge von der Klippe stürzen. Treten Sie stattdessen einen Schritt zur Seite und lassen Sie die Dummen springen.

Eine entspannte Arbeitskultur bedeutet:

8Ein paar Worte über uns

Wir sind Jason und David. Seit 2003 führen wir gemeinsam unser Unternehmen Basecamp. Jason ist der CEO, David ist der CTO – und mehr Cs gibt es bei uns auch nicht.1

Basecamp ist sowohl der Name unseres Unternehmens als auch unseres Produkts. Unser Produkt ist eine cloudbasierte Projektmanagement-Anwendung, mit der Unternehmen ihre Projekte und ihre interne Kommunikation zentral an einem Ort bündeln können. Wenn alles in Basecamp erfasst ist, sehen die Mitarbeiter genau, was sie zu tun haben, wo sie was finden und wie der aktuelle Projektstatus ist. So geht nichts verloren.

Wir haben viel zu der Frage herumexperimentiert, wie wir unser Unternehmen führen wollen. In diesem Buch zeigen wir Ihnen, was für uns funktioniert hat. Zudem möchten wir einige Beobachtungen und Erkenntnisse mit Ihnen teilen zu der Frage, was ein gesundes, langlebiges und nachhaltiges Unternehmen ausmacht. Wie bei allen Ratschlägen wird manches für Sie besser passen, anderes vielleicht weniger. Betrachten Sie unsere Vorschläge deshalb als Inspiration für Veränderungen und nicht als göttliche Wahrheit.

Ein Hinweis noch zu den Begriffen „Wahnsinn“ und „verrückt“, die wir in diesem Buch verwenden: Wir gebrauchen diese Begriffe in dem Sinne, in dem Menschen zum Beispiel 9den Verkehr als verrückt bezeichnen, von verrücktem Wetter sprechen oder sich auf die Wahnsinnsschlangen an Flug­häfen beziehen. Wenn wir von „verrückt“ oder „wahnsinnig“ sprechen, meinen wir damit Situationen, nicht Menschen.

Da wir das nun geklärt haben, lassen Sie uns beginnen.

10Ihr Unternehmen ist ein Produkt

Alles beginnt mit dieser Idee: Ihr Unternehmen ist ein Produkt.

Sicher, Sie stellen Produkte her oder bieten Dienstleistungen an, aber es ist Ihr Unternehmen, das diese Dinge tut. Deshalb sollte Ihr Unternehmen Ihr bestes Produkt sein.

In diesem Buch dreht sich alles um diese eine Idee. Die Idee, dass Fortschritt – wie bei der Produktentwicklung – durch Iteration erzielt wird. Wenn Sie ein Produkt optimieren möchten, müssen Sie die Dinge ständig neu justieren und abändern, sie müssen iterativ arbeiten. Dasselbe gilt für ein Unternehmen.

Wenn es jedoch um das Unternehmen selbst geht, stecken viele Firmen fest. Sie verändern vielleicht ihre Produkte, nicht aber die Art und Weise, wie sie diese Produkte herstellen. Die Arbeitsabläufe wurden einmal festgelegt und daran hält man sich nun bis in alle Ewigkeit. Das, was zum Zeitpunkt der Unternehmensgründung einmal die neueste Mode am Arbeitsplatz war, wird über die Jahre beibehalten und schlägt Wurzeln. Abläufe werden in Zement gemeißelt. Die Folge: Unternehmen blockieren sich selbst.

Wenn Sie Ihr Unternehmen dagegen als Produkt betrachten, stellen Sie ganz andere Fragen: Wissen die Mitarbeiter, wie man das Unternehmen einsetzt? Ist es einfach zu bedienen? Oder schwierig? Ist klar, wie es funktioniert? Wo ist es schnell? Wo ist es langsam? Gibt es Programmierfehler? 11Welche Defekte können wir schnell beheben, für welche brauchen wir mehr Zeit?

Ein Unternehmen ist wie eine Software. Es muss einsetzbar sein und nützlich. Und es weist wahrscheinlich auch Bugs auf, also Stellen, an denen das System Unternehmen aufgrund einer schlechten Organisationsstruktur oder kultureller Schwachstellen abstürzt.

Wenn Sie damit beginnen, Ihr Unternehmen als Produkt zu betrachten, kristallisieren sich allmählich allerlei Verbesserungspotenziale heraus. Und wenn Sie erst einmal erkannt haben, dass sich die Art und Weise, wie in Ihrem Unternehmen gearbeitet wird, formen lässt wie Ton, können Sie daraus etwas Neues, Besseres formen.

Bei Basecamp arbeiten wir immer in 6-Wochen-Zyklen. Dann gönnen wir uns zwei Wochen Pause vom Zeitplan, in denen wir unsere Gedanken schweifen lassen und uns entspannen. Diese Methode ist kein Produkt theoretischer Überlegungen. Angefangen hat alles damit, dass wir so lange an den Dingen gearbeitet haben, wie sie eben dauerten. Irgendwann stellten wir fest, dass Projekte auf diese Weise niemals ein Ende finden. Also haben wir uns Zeitspannen von drei Monaten gesetzt. Das war aber immer noch zu lang. Wir versuchten es mit noch kürzeren Zeiträumen, bis wir schließlich bei sechs Wochen landeten. Um herauszufinden, was für uns funk­tioniert, sind wir also iterativ vorgegangen. Darüber werden wir in diesem Buch noch häufiger sprechen.

Wir haben nicht einfach vermutet, dass zeitversetzte Kommunikation meistens besser ist als Kommunikation in Echtzeit. Das ist vielmehr das Ergebnis einer jahrelangen übertriebenen Nutzung von Chat-Diensten, die unterm Strich zu mehr Ablenkung und weniger erledigter Arbeit führte. Also 12machten wir uns Gedanken über eine bessere Kommunikationsform. Auch darum wird es in diesem Buch gehen.

In der Anfangsphase unseres Unternehmens boten wir unseren Mitarbeitern nicht die Leistungen, die sie heute genießen. Wir haben uns Schritt für Schritt dahin entwickelt. Wir wussten damals nicht, dass es besser ist, unseren Mitarbeitern den Urlaub zu bezahlen, als ihnen Geld-Boni zu gewähren. Tatsächlich haben wir mit Letzterem angefangen und dann festgestellt, dass die Boni sowieso als fester Teil des Gehalts betrachtet werden. Diese Erkenntnis haben wir auf andere Leistungen übertragen. Aber dazu später mehr.

Auch beim Thema Gehaltsverhandlungen haben wir anfangs keinen entspannten Ansatz verfolgt. Wir haben uns dahingearbeitet. Gehaltsverhandlungen und Gehaltserhöhungen waren eine stressige Angelegenheit bei Basecamp –