MICHAEL ROBERTS

 

 

DIE TERRANAUTEN, Band 33:

Kampf um Aqua

 

 

 

Science-Fiction-Roman

 

 

 

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

KAMPF UM AQUA von Michael Roberts 

1. 

2. 

3. 

 

Das Buch

 

Man schreibt das Jahr 2500 irdischer Zeitrechnung.

Die ihren PSI-Kräften noch nicht beraubten Treiber Gunther V. und Urs Ursus versuchen einen Ausbruch aus dem Gefängnis der Stadt Middlehaven. Ein großes Risiko - denn das Gefängnis befindet sich unter Wasser, und sie wissen nicht, ob überhaupt Land in der Nähe ist. Das Gravitationsfeld der sechs Monde Aquas erzeugt ein kompliziertes Gezeitensystem, das keinem gleichmäßigen Rhythmus unterworfen ist.

Die Flucht gelingt, doch sie finden kein Land vor; die Stadt ist noch gänzlich unter Wasser...

 

DIE TERRANAUTEN – konzipiert von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch und verfasst von einem Team aus Spitzen-Autoren – erschien in den Jahren von 1979 bis 81 mit 99 Heften und von 1981 bis 87 mit 18 Taschenbüchern im Bastei Verlag. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht die legendäre Science-Fiction-Serie erstmals und exklusiv als E-Books.

  KAMPF UM AQUA von Michael Roberts

 

 

 

 

  1.

 

 

  Wie lange dauert die Ewigkeit? Irgendwann hatte Gunther V. einmal eine husche Antwort auf diese Frage bekommen: Auf Phädra gibt es einen Berg, der achtzehntausend Meter hoch ist. Alle hundert Jahre kommt ein kleines Tier und wetzt seine Krallen am Fuß der Felsen. Wenn das Tier den ganzen Berg abgetragen hat, ist eine Sekunde der Ewigkeit vorbei.

Ein bisschen kam sich Gunther V. wie jenes kleine Tier vor. Nur dass er keinen Berg abwetzte, sondern die durchsichtige Protop-Wandung seines Gefängniskubikels. Dazu verwendete er nicht seine Hände oder irgendein Werkzeug, denn damit wäre dem Protop kaum beizukommen gewesen. Vielmehr setzte er die telekinetischen Kräfte seines Psi-begabten Treiberhirns ein. Und das seit inzwischen mehr als anderthalb Erdenjahren. So lange war es her, dass die Polizeibehörden Aquas ihn und die anderen Mitglieder seiner Loge verhaftet und hier festgesetzt hatten.

Das Bemühen, eine Fluchtöffnung in der Wandung zu schaffen, war an sich der helle Wahnsinn. Der Gefängniskubikel war ringsum von Wasser eingeschlossen, in dem die mörderischen Schlangenhaie nur darauf lauerten, ein Opfer zwischen ihre messerscharfen Reißzähne zu bekommen. Wenn die Wandung jetzt brach, wären Gunther V. und sein Zellengenosse und Freund Urs Ursus wohl verloren gewesen. Und wann die Flut so weit zurückging, dass die Stadt Middlehaven aus dem Ozean auftauchte, konnten die Gefangenen nicht abschätzen. Außerdem gingen die telekinetischen Anstrengungen schwer an die Substanz Gunthers. Psi-Kräfte konnten nicht nach Belieben freigesetzt werden, denn auch sie unterlagen den universellen thermo-dynamischen Gesetzen. Gunther V. war sich ziemlich sicher, dass ihn der bisherige Aufenthalt in der Zelle mehrere Jahre seiner Lebenserwartung gekostet hatte. Dennoch dachte er nicht daran, seine Anstrengungen einzustellen. Was war die Zukunft schon wert, wenn er sie in diesem öden Gefängnis verbringen musste? Die Hoffnung, dass man ihn und seine Freunde in absehbarer Zeit freiwillig wieder nach draußen lassen würde, hatte er längst aufgegeben. Die aquanischen Polizeibehörden waren dem Konzil Terras treu ergeben. Und das Konzil der Konzerne hatte allen Treibern den Krieg erklärt – einen Krieg, in dem das Wort »Gnade« nicht existent war. Deshalb machte Gunther V. weiter – auch auf die Gefahr hin, dass er sich selbst das Grab schaufelte. 

Mit geschlossenen Augen saß er da, voll konzentriert auf seine Aufgabe. Seine Psi-Kräfte strömten in die toten Zellen der erstarrten Mikroorganismen, aus denen das Protopmaterial bestand, und lösten ihre Struktur auf. Der Prozess war unendlich mühsam, denn es gab Millionen und Abermillionen von Zellen, von denen jede einzelne zerstört werden musste, um zum Erfolg zu kommen. Neben der geistigen und körperlichen Anstrengung war Geduld die höchste Tugend bei Gunthers Arbeit. Und wenn er von Natur aus auch kein sonderlich geduldiger Mensch war, so hatte er inzwischen doch gelernt, seiner Unruhe zügelnde Fesseln anzulegen. 

Erst als er spürte, dass die Schwäche ihn zu übermannen drohte, stellte er für diesen Tag seine Bemühungen ein. Morgen würde er die Arbeit fortsetzen.

Er schlug die Augen auf und ließ sich auf die Pneumoliege zurücksinken.

Urs Ursus trat sofort an seine Seite.

»Erschöpft?«, fragte er teilnahmsvoll.

Gunther V. verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. »Erschöpft? Aber nein, wie kommst du denn darauf?«

Anschließend strafte er sich selbst Lügen, indem er die Augen erneut schloss und Körper und Geist entspannte. Nach mehreren Minuten fühlte er sich schon wieder besser. Hungergefühle machten sich bemerkbar. Er richtete sich auf.

»Gibt’s nichts zu essen in diesem Drecksstall?«

»Sicher, Gunther, sicher«, erwiderte Urs Ursus.

Er ging hinüber zur linken Ecke des Gefängniskubikels, wo sich die unterarmbreiten Ver- und Entsorgungsrohre befanden, die die einzige Verbindung zur Außenwelt herstellten. Mit einem Knopfdruck öffnete er die Klappe und entnahm dem Schacht das Tablett mit dem Abendessen. 

Die Lippen Gunthers kräuselten sich angewidert, als sein Freund das Essen vor ihn hinstellte.

»Fisch und Algengemüse!«, schimpfte er erbittert. »Tagaus, tagein dasselbe Zeug. Das ist psychologische Folter!«

Urs Ursus zuckte die Achseln. »Was erwartest du? Aqua ist nun mal eine Wasserwelt. Ganz klar, dass die Speisekarte keinen saftigen Braten enthält.«

Natürlich wusste Gunther V., dass Urs Recht hatte. Aqua war einer der jüngsten Kolonialplaneten, ganz am Rande des von Menschen besiedelten Raumsektors, mehr als achtzehnhundert Lichtjahre von der Erde entfernt. Die Bewohner mussten mit dem vorlieb nehmen, was ihre Welt zu bieten hatte. Der Import von überflüssigen Naturalien stand außer Diskussion. Die wenigen Handelsschiffe, die Aqua ansteuerten, brachten ausschließlich wichtige Industriegüter – alles, was man dringend benötigte, um eine halbwegs funktionsfähige technische Zivilisation aufzubauen.

Missvergnügt verleibte sich Gunther das geschmacklose Algenzeug und die weißlichen Fischsteaks ein. Der Mensch musste schließlich essen, auch wenn Zunge und Gaumen protestierten.

Ein Knirschen ließ Gunther V. hochblicken.

»Was, bei allen Schurken des terranischen Konzils …«

»Die Wand!«, stieß Urs Ursus hervor.

Beide Männer blickten wie gebannt auf die vor wenigen Augenblicken noch makellos ebene Kubikelwandung. Jetzt zeichnete sich darauf das Muster eines Kreises ab, der einen Durchmesser von knapp einem Meter aufwies. An den betreffenden Stellen hatte Gunther V. von innen heraus die Struktur der Protopzellen mit seinen telekinetischen Kräften aufgelöst. Und nun war das eingetreten, auf das er die ganze Zeit spekuliert hatte: Der geschwächte Zellverbund konnte dem Druck des von außen einwirkenden Wassers nicht länger standhalten und brach auseinander. Die knirschenden Geräusche kündigten es mit unmissverständlicher Deutlichkeit an. 

»Na also«, sagte Gunther V. mit einem verkniffenen Lächeln, »ich habe es also doch geschafft. Siehst du das lockende Banner der Freiheit, das draußen winkt?« 

Urs Ursus ächzte. Angesichts der beiden Schlangenhaie, die den Kubikel umkreisten, war das nur zu begreiflich.

»Die Freiheit!«, echote er wild. »Du hast uns den Tod ins Haus geholt, sonst gar nichts!«

»Ach ja?« Gunther V. behielt sein schiefes Lächeln bei. »Warst du nicht damit einverstanden, dass ich ein Loch in die Wand breche?«

»Klar war ich das«, gab sein Freund zurück. »Aber doch nicht jetzt! Konntest du nicht warten, bis Middlehaven aufgetaucht ist?«

»Es lag bestimmt nicht in meiner Absicht, den Bruch ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt zu bewerkstelligen. Aber woher sollte ich wissen, dass ich schon fast durch war?«

Urs Ursus antwortete nicht. Ein erneutes hässliches Knirschen hinderte ihn daran. Mit Urgewalt drückten die Wassermassen gegen die brüchige Stelle. Es konnte jetzt nur noch wenige Augenblicke dauern, bis das kreisrunde Segment aus der Wandung herausplatzte. Schon wölbte es sich bedenklich nach innen.

Fluchend rannte Ursus zu der Wand hinüber und stemmte sich mit dem ganzen Körper gegen die gefährdete Stelle.

Er kam Gunther V. vor wie Atlas, der in einer uralten terranischen Geschichte das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern trug. Und in der Tat hatte Urs Ursus sicherlich Ähnlichkeit mit dem sagenhaften antiken Riesen. Fast zwei Meter groß, breit wie ein pelandrischer Elefantenbaum, mit Armen und Beinen, die an Säulen erinnerten – der auf dem l,6-g-Planeten Styx geborene Treiber gehörte zu den stärksten Menschen, die Gunther V. jemals kennen gelernt hatte. Aber auch Urs’ außerordentliche Körperkräfte würden nicht ausreichen, dem Wasser das Eindringen ins Innere des Kubikels zu verwehren.

Und da passierte es bereits …

Aus dem Knirschen wurde ein Krachen. Das Segment gab endgültig nach. Ein erster klaffender Spalt entstand in der Wandung, durch den das Wasser hereinspritzte.

Verzweifelt presste sich Urs Ursus gegen die herausbrechende Protopplatte. Schweißtropfen traten ihm auf die Stirn. An seiner rechten Schläfe begann eine Ader heftig zu pochen. 

»Hilf mir doch!«, keuchte er. »Wenn du deine telekinetischen Fähigkeiten einsetzt …«

Gunther V. dachte gar nicht daran. Sicher, seine Psi-Kräfte konnten die Bemühungen des Treibers unterstützen. Aber nur für ganz kurze Zeit. Dann würde er vollkommen erschöpft sein, hilflos dem Schicksal ausgeliefert. Dazu wollte er es nicht kommen lassen.

»Hör auf mit dem Unsinn«, fuhr er den Freund an. »Du vergeudest nur deine Kräfte!«

Urs Ursus wollte es noch immer nicht wahrhaben. Nach wie vor stemmte er sich mit aller Macht gegen die Wand. Er schien nicht zu begreifen, dass er auf verlorenem Posten kämpfte.

Erneut knirschte und krachte es. Der gerade noch schmale Spalt vergrößerte sich, wurde breiter und breiter.

Dann brach das Segment ganz aus der Wand heraus. Das Wasser hatte freie Bahn … 

 

*

 

In Miramar wurde mit Hochdruck gearbeitet.

Noch genau fünfzehn Tage blieben Zeit, bis die beiden Monde Agi und Rama genau über dem Inselkontinent standen. Dann würde die Flut Miramar überspülen. Alles, was sich zu diesem Zeitpunkt nicht unter dem schützenden Kuppeldach befand, würde zerstört werden.

Argan Pronk, der vierschrötige Bürgermeister von Miramar, hatte alle Hände voll zu tun. Bei ihm liefen sämtliche Fäden zusammen. Die in Angriff genommenen Bauten mussten fertiggestellt werden. Der Handelsverkehr mit den Städten, die sich gegenwärtig ebenfalls an der Oberfläche befanden, war abzuwickeln. Und last not least hatte er auch mit einer Reihe von auswärtigen Leuten zu tun, die die günstige Gelegenheit benutzten, Miramar in dieser oder jener Angelegenheit einen Besuch abzustatten. 

Gerade war eine Konferenz mit ein paar führenden Männern aus Hometown zu Ende gegangen. Pronk hatte über eine zukünftige Zusammenarbeit bei der Erschließung der Roten Inseln verhandelt. Die Besprechung war ein voller Erfolg gewesen. Er hatte es geschafft, den Hometownern den größten Teil der Kosten unterzujubeln, während der Ertrag hälftig geteilt werden sollte. Befriedigt rieb sich der Bürgermeister die Hände.

»Das hast du großartig gemacht, alter Junge«, sagte Thal Memleb und verzog sein schmales Gesicht zu einem Grinsen. »Wer sich mit dir auf ein Geschäft einlässt, ist verraten und verkauft.«

Pronk zwinkerte dem kleinen Mann mit dem schütteren Haar, der die Finanzen Middlehavens verwaltete, listig zu. 

»Die Hometowner haben einen kleinen Fehler gemacht«, stellte er fest. »Sie haben mich für einen bäuerlichen Tölpel gehalten, den man nach Belieben austricksen kann. Na ja, die Quittung können sie ja nun ihrem Stadtrat vorlegen.«

Thal Memleb nickte. In der Tat wirkte Argan Pronk auf den ersten Blick eher wie ein Mann, der von Robotpflug und Düngemitteln mehr verstand als von komplizierten Wirtschafts- und Verwaltungsangelegenheiten. Aber dieser Eindruck täuschte gewaltig. In Wirklichkeit verbarg sich hinter dem biederen Äußeren des Bürgermeisters ein überaus wacher, analytisch denkender Verstand. Und da es Pronk meistens verstand, seine cleveren Gedanken mit Tatkraft und Energie in die Tat umzusetzen, blieben seine Erfolge nicht aus. Miramar hätte sich keinen besseren Mann an der Spitze wünschen können.

»Ich glaube, wir haben uns eine kleine Stärkung verdient«, sagte der Bürgermeister. »Hol doch mal den Kocknack her!« 

Das ließ sich Memleb nicht zweimal sagen. Er ging zu dem kleinen Barschrank hinüber und holte die bauchige Flasche nebst zwei Gläsern hervor. Dann schenkte er dem Bürgermeister und sich selbst ein. Das farblose Getränk roch verlockend würzig. Ja, Kocknack, eins der wenigen Luxusgüter, die von der fernen Erde importiert wurden, war schon etwas Besonderes. 

»Auf dein Wohl, Argan«, sagte Memleb und hob sein Glas.

»Auf das Wohl Miramars«, erwiderte Pronk und leerte sein Glas genüsslich.

Dass er auf das Wohl der Stadt trank, war keine leere Geste. Er liebte Miramar. Seit seine Frau vor ein paar Jahren durch einen Unfall ums Leben gekommen war, bedeutete ihm die Stadt so ziemlich alles.

Er blickte aus dem Fenster seines Büros nach draußen. Der Raum lag im vierten Stockwerk, und er konnte deshalb weit über die meist niedriggeschossigeren Gebäude Miramars hinwegblicken. Es waren hübsche, bunte Häuser, erbaut aus Stein und Ton und nicht aus Protopmaterial, das viel zu kostbar gewesen wäre. Weit im Hintergrund konnte er undeutlich die dunkle Fläche des allgegenwärtigen Meeres erkennen. In fünfzehn Tagen würden die Monde dafür sorgen, dass der Meeresspiegel unaufhaltsam anstieg und ganz Miramar überflutete. Dann konnte nur die Kuppel der Stadt Schutz gewähren, die jetzt oben geöffnet war, um das Licht Wischnus ungehindert einfallen zu lassen.

Das Visiophon auf Pronks Schreibtisch summte. Der Bürgermeister drückte auf den Empfangsknopf. Auf dem Schirm erschien das hagere Gesicht Berla Orns. Die mittelalte Frau war keine Schönheit. Aber ihre Tüchtigkeit machte sie zu einer idealen Assistentin.

»Ja?«

»Der Gouverneur möchte Sie sprechen, Bürgermeister. Soll ich verbinden?«

»Ja, natürlich!«

Das Gesicht der Assistentin verschwand vom Monitor und machte Saul Khoman Platz.

Der Chef der aquanischen Zentralregierung war ein dicklicher Mann mit Glatze. Schwere Tränensäcke hingen unter seinen Augen, und die aufgeworfenen Lippen ließen den Eindruck entstehen, als sei er ständig beleidigt.

Argan Pronk hatte nicht viel übrig für den Gouverneur. Er sah in Khoman weniger einen Mann, der die Interessen Aquas vertrat. Vielmehr hielt er ihn für einen Lakaien des Konzils. Und tatsächlich war Khoman vor seiner Berufung zum Gouverneur auch als Manag des terranischen Uni-Nest-Konzerns tätig gewesen. 

Nach einer kurzen Begrüßung kam Saul Khoman gleich zur Sache.

»Ich muss ihnen eine betrübliche Mitteilung machen, mein lieber Pronk«, begann er.

»So?«

Khoman fuhr sich mit der rechten Hand über die Stirn. »Sie hatten Protopkulturen bestellt, nicht wahr?«

»Ja«, antwortete Argan Pronk. »Jetzt sagen Sie bloß nicht, wir könnten nicht alles bekommen, was wir angefordert haben!«

»Ich fürchte, es sieht noch unerfreulicher aus.«

»Was heißt das?« Die Stirn des Bürgermeisters legte sich in ärgerliche Falten.

Es war Khoman sichtlich unangenehm weiterzusprechen. »Wir müssen die Situation … äh … nüchtern betrachten, mein lieber Pronk«, fuhr er fort. »Wie Sie wissen, gibt es, bedingt durch die Schwierigkeiten mit den Treibern, gegenwärtig Stockungen im interstellaren Handelsverkehr. Das Konzil ist dabei, die Treiberschiffe durch Raumer zu ersetzen, die mit der neuen Kaiserkraft angetrieben werden. Aber das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Und deshalb, mein lieber Pronk … Kurz gesagt, die angekündigten Versorgungsschiffe von der Erde kommen vorläufig nicht.«

»Wollen Sie mir damit zu verstehen geben, dass Miramar keine Protopkulturen erhalten soll?«

»Das wollte ich sagen, ja!«

Der Gouverneur schien jetzt, da die Worte gesagt waren, regelrecht erleichtert zu sein.

Aber Argan Pronk war keineswegs gewillt, sich so leicht abspeisen zu lassen.

»Das können Sie mit mir nicht machen, Khoman!«, brüllte Pronk. »Wir haben mehrere Neubauten erstellt, die sich noch außerhalb der Kuppel befinden. Deshalb muss unsere Schutzüberbauung erweitert werden. Sie sehen also, dass wir neues Protop brauchen – unbedingt!«

»Seien Sie vernünftig, Bürgermeister«, entgegnete der Gouverneur. »Der Nachschub von der Erde bleibt aus. Woher sollen die Kulturen also kommen?« 

Argan Pronk schob das Kinn vor. »Sie wollen mich reinlegen, Khoman!«, bellte er. »Mag sein, dass gegenwärtig keine neuen Lieferungen auf Aqua eintreffen. Aber Sie haben Lagerbestände. Ich verlange, dass unsere Bestellung daraus erfüllt wird!«

»Die Lagerbestände sind erschöpft.«

»Das glaube ich Ihnen nicht!«