Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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5. Auflage 2020

© 2012 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

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Redaktion: Andreas Ehrlich
Umschlaggestaltung: Maria Wittek
Umschlagabbildung: iStockphoto
E-Book-Umsetzung: Georg Stadler, München


ISBN Print 978-3-86882-241-0

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86415-209-2

ISBN E-Book (EPUB 2) 978-3-96121-066-4

ISBN E-Book (EPUB 3 / Mobi) 978-3-86415-349-5


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Jetzt redest du!

Jetzt redest DU! ... Ja DU!!! Okay, im Moment liest du natürlich, aber generell darfst du reden. Und es wäre schön, wenn du gut reden könntest. Denn wenn du dich gegen blöde Mitschüler wehren möchtest, eine gute Note für ein Referat bekommen möchtest oder deine Eltern überreden möchtest, dir ein neues Handy zu kaufen, dann ist Reden angesagt.

In der Schule bekommst du natürlich Noten für die schriftlichen Arbeiten, die du regelmäßig schreiben musst. Wenn du dich allerdings im Unterricht beteiligst, viel meldest, redest, Fragen stellst und welche beantwortest, dann kannst du selbst dann noch eine gute Note bekommen, wenn du mal eine schriftliche Arbeit verhauen hast.

Ich weiß noch, dass ich mich früher häufig auch nicht am Unterricht beteiligt habe, weil ich nicht gut vorbereitet war oder das Thema überhaupt nicht verstanden habe. Aber gerade dann kannst du dich melden. Du kannst Fragen stellen, du kannst neugierig sein auf alles, was da kommt und was du Neues lernst. Schule macht Spaß! Und wenn du jetzt denkst »Neeee, Schule macht eben keinen Spaß, weil die Lehrer so doof sind, einige meiner Klassenkameraden blöd sind und überhaupt alles doof ist ...«, dann sage ich es anders: Schule KANN Spaß machen, wenn du der Schule eine Chance gibst. Es ist deine Entscheidung und ich zeige dir den Weg zu mehr Spaß in der Schule.

An dieser Stelle kommt häufig der Einwand: »Ja, aber das hängt ja nicht nur von mir ab. ICH bin okay, aber die anderen sind doof. Sagen Sie DENEN doch, dass die mal mehr Spaß in die Schule bringen sollen, dann bin ich eventuell auch mit dabei.« Gute Idee! Es sollten tatsächlich alle dieses Buch lesen, sowohl deine Mitschüler als auch deine Lehrer. Dann könntet ihr gemeinsam einen Weg finden, wie die Schule allen mehr Spaß macht. Und ich stimme dir ebenfalls zu, wenn du sagst, dass du okay bist. Das bist du ganz sicher. Ich möchte dich auch gar nicht verändern oder dich schlecht­machen, ich zeige dir lediglich, wie du durch REDEN bessere Noten bekommen und mehr Spaß in der Schule haben kannst (und dir – nebenbei bemerkt – noch viele andere Wünsche erfüllen kannst). Da ich DIR diesen Weg zeige, liegt es ganz allein an DIR, ihn zu gehen. Bist du mutig genug dafür? Bist du bereit, Spaß zu haben?

Falls du dich fragst, woher ich manchmal schon im Voraus weiß, was du vermutlich denkst: Ich bin alle Übungen mit Schülern aus der 5. bis 7. Klasse durchgegangen und sie haben mir gesagt, wie sie sie finden und was ihnen am besten gefällt. Die Übungen, Geheimnisse, Tricks und Kniffe in diesem Buch funktionieren also wirklich. Und das ist wichtig, wenn du dich zum Beispiel gegen ältere Schüler am Schul­eingang wehren möchtest. Die älteren oder stärkeren Schüler warten ja nur darauf, dich blöd von der Seite anzumachen. Und es freut sie besonders, wenn das, was sie sagen, dich verletzt. Das werden wir ändern. In Zukunft wirst DU sie sprachlos machen. Wenn du reden kannst, dann kannst du dich wehren – gegen Mitschüler, die dich ärgern, oder gegen Vorschläge von deinen Eltern, auf die du keine Lust hast, und gegen ungerechte Noten von den Lehrern. Bist du dabei? Super!

Warum ich dieses Buch geschrieben habe

Ich heiße Isabel und ich wurde als Kind früher von meinen Klassenkameraden häufig gehänselt, weil ich rote Haare habe. Sie haben mich Duracell genannt (das ist die Batterie mit dem roten Kupferkopf). Das klingt im ersten Moment harmlos, aber wenn du über den Schulhof gehst und alle anfangen zu lachen und dir »Duracell!« hinterherrufen und sich dann noch mehr Schüler und Schulklassen zu dir umdrehen und du dann passenderweise knallrot im Gesicht wirst und du dadurch noch mehr ausgelacht wirst ... dann ist das nicht mehr harmlos und auch nicht lustig. Zumindest nicht für dich.

Ich hatte schon immer den Wunsch, dass alles gerecht zugeht. Ich mag es nicht, wenn jemand unfair ist. Daher fand ich es auch nicht gut, wenn meine Mitschülerin wegen ihrer großen Brille gehänselt wurde oder ein anderer Schüler, weil er dick war. Also habe ich sie verteidigt, wenn die coolen Schüler aus unserer Klasse auf sie eingeredet und sie ausgelacht haben, sodass sie anfingen zu weinen. Das ist natürlich nett von mir gewesen, andererseits bin ich deswegen genauso gehänselt worden. Und in dem Moment stand mir keiner bei. Denn der dicke Junge und das Mädchen mit der großen Brille waren froh, dass endlich mal jemand anders gehänselt wurde. Leider konnte ich damals noch nicht so gut reden und hatte daher gegen die coolen Schüler keine Chance.

Im Unterricht ging es mir ähnlich. Ich wollte mich ja gern melden, aber ich hatte Angst davor, etwas Falsches zu sagen. Deshalb wollte ich am liebsten in Ruhe gelassen werden. Und so habe ich meistens »Weiß ich nicht« oder »Kann ich nicht« gesagt, wenn ein Lehrer mich etwas gefragt hat. Natürlich waren die Lehrer irgendwann genervt davon und ich hatte tatsächlich häufig meine Ruhe. Was ich aber nicht hatte, war eine gute mündliche Note.

Wenn ich damals schon gewusst hätte, was ich heute alles weiß, dann wäre mir die Schule viel leichter gefallen. Ich hätte schlagfertig auf die Duracell-Sprüche reagiert, hätte meine mündliche Note verbessert und wäre von meinen Mitschülern ganz anders wahrgenommen worden. Ich hätte mich insgesamt einfach viel wohler gefühlt und Spaß gehabt. Und damit DU in der Schule Spaß hast und die anderen dich cool finden, habe ich dieses Buch geschrieben und die passenden Übungen zum Download bereitgestellt. Die Download-Übersicht findest du hier

Kleiner Tipp: Du kannst das Buch komplett in einem Rutsch durchlesen. Du kannst aber auch erst das erste Kapitel lesen und dann üben, was du dort gelernt hast. Und sobald du das Gefühl hast, dass du dies prima hinbekommst, liest du dir das zweite Kapitel durch. Du kannst es also machen, wie du es am besten findest und wie du am besten lernst. Es gibt in diesem Fall keinen richtigen oder falschen Weg. Du wirst einige Themen, über die ich rede, besser verstehen, wenn du sie nicht nur liest, sondern auch von mir hörst. Deswegen stelle ich einige Übungen und Beispiele unter http://m-vg.de/link/schlagfertig zum Download bereit. Auch über den QR-Code gelangst du zu den Hörbeispielen.

  QR-Code 

Bitte höre sie dir erst an, wenn du einen entsprechenden Hinweis im Buch findest, denn du wirst die Übungen nicht verstehen, wenn du nicht den passenden Text im Buch gelesen hast. Beim Üben immer schön einen Schritt nach dem anderen, mit anderen Worten: ein Kapitel nach dem anderen. Zwischen den Kapiteln können ein Tag oder eine Woche liegen. Mach es in deinem Tempo.

Ich werde dir hier und da kleine Geheimnisse verraten, die dafür sorgen werden, dass du bald besser redest als deine Mitschüler.

Worüber ich rede

Zuerst sollten wir mal klären, was ich dir hier beibringe. Es ist Rhetorik. Schwieriges Wort. Und kaum einer weiß genau, was dieses Wort bedeutet. Viele meinen, bei der Rhetorik geht es darum, wie ich mit gut gewählten Worten ein Ziel erreiche.

Das ist übrigens etwas, das wir alle machen. Du auch. Nur war dir bisher vielleicht nicht bewusst, dass es sich dabei um Rhetorik handelt. Wenn du zum Beispiel ein neues Fahrrad möchtest, dann bist du an dem Tag BESONDERS lieb und nett. Nachdem du nun soooo lieb warst, fragst du irgendwann, ob du nicht ein neues Fahrrad haben könntest, und erzählst dann auch gleich, wie kaputt doch dein altes ist und wie du gehänselt wirst wegen des alten Fahrrades. Und du sagst auch, dass es deinen Eltern doch wichtig sei, dass du Sport treibst, und das kannst du nur, wenn das Fahrrad nicht ständig kaputt geht ... und so weiter und so fort. Und wenn sie dann sagen, dass sie darüber nachdenken werden, oder sogar sagen, dass du ein neues bekommst, dann bist du wieder ganz lieb und sagst artig: Danke.

Dies könnten die richtigen Worte sein, um ein Ziel – das Fahrrad – zu erreichen. Wenn du über das Essen meckerst und deinen Eltern die Zunge rausstreckst und dann noch einen Wutanfall bekommst und danach nach einem Fahrrad verlangst, wirst du wohl nicht so erfolgreich sein. Das ist dir bewusst und deswegen machst du es unbewusst richtig.

Ein Ziel mit Worten zu erreichen ist in der Tat Rhetorik. Aber das ist noch lange nicht alles. Rhetorik ist etwas, das du lernen kannst. So wie schreiben oder malen. Du lernst, so zu sprechen und dich so dabei zu bewegen, dass andere von dir begeistert sind und dir gerne zuhören. Dadurch kannst du sie von dir überzeugen. So wie Tom Swayer es gemacht hat.

Rhetorik ist JEDE Art der Kommunikation. Schon wieder so ein Wort.

Kommunikation bedeutet: etwas zu sagen. Entweder MIT Worten oder OHNE. Manchmal reicht es ja, wenn du lächelst. Dann weiß deine Mutter, dass dir die Pfannkuchen schmecken. Zum Beispiel. Dann hast du kommuniziert. Du hast etwas gesagt, OHNE Worte zu benutzen. Falls du einen Hund hast, dann kommunizierst du auch häufig ohne ein Wort. Du kannst »Sitz« sagen, du kannst aber auch einfach einen Finger heben (wenn du dies deinem Hund beigebracht hast) oder du kannst wortlos und sanft den Hintern des Hundes nach unten drücken. Dann hast du auch kommuniziert, und zwar OHNE Worte. Alles, was du mit dem Gesicht machst: Grinsen, Grimassen schneiden, schmollen, weinen, wütend schauen ... all das ist Kommunikation OHNE Worte.

Ebenso die Augen. Du siehst doch sofort an den Augen und auch an der Körperhaltung deines Vaters, ob heute ein guter Tag ist, um das Thema mit dem neuen Fahrrad anzuschneiden. Schaut er böse? Schaut er dich an oder schaut er weg? Ist sein Körper entspannt oder zieht er die Schultern hoch und legt die Ohren an? Du beobachtest genau. Und genauso wirst auch du beobachtet. Von deinen Eltern, von den Lehrern, von deinen Freunden, von deinen Mitschülern und auch von den Schülern aus höheren Klassen, die sich manchmal einen Spaß daraus machen, jüngere Schüler zu ärgern. Alle beobachten deine Kommunikation OHNE Worte.

Ich werde dir in diesem Buch erklären, wie du so gehen, stehen, schauen und reden kannst, damit du von anderen als stark wahrgenommen wirst. Denn starke Schüler werden seltener gemobbt und gehänselt. Starke Schüler sind schlagfertig. Starke Schüler können sich durchsetzen und starke Schüler können ein gutes Referat halten. Ich werde dir ein paar Geheimnisse der Rhetorik verraten, die vielleicht noch nicht mal deine Lehrer und deine Eltern kennen. Das neue Fahrrad und die gute Schulnote sind fast sicher.

REDEN – worauf es ankommt

Du weißt jetzt, dass du MIT und OHNE Worte kommunizieren kannst. Nun gehen wir einen Schritt weiter: in den Bereich »MIT Worten kommunizieren«. Dabei geht zum einen darum, WAS du sagst, und zum anderen, WIE du es sagst.

Bring es auf den Punkt

Um cool und stark zu wirken, ist es wichtig, eine klare Aussage zu treffen und nicht um den heißen Brei herumzureden. Deshalb üben wir als Erstes, »auf Punkt« zu sprechen. Auf Punkt sprechen bedeutet, dass du am Ende des Satzes die Stimme senkst. Das kannst du übrigens auch sehr gut bei deinem Lehrer beobachten, wenn er euch etwas diktiert. Dann sagt er zum Beispiel: »Das ist Peter.« Und er geht dabei am Ende des Satzes mit der Stimme nach unten. Diktiert er eine Frage, geht er am Ende des Satzes mit der Stimme nach oben: »Ist das Peter?«

Damit du hörst, was ich meine, spreche ich dir einige Sätze vor.

Kapitel 1:

http://m-vg.de/link/schlagfertig


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Alles klar? Wenn du einen kurzen Satz auf Punkt sprechen möchtest, dann geht deine Stimme am Ende des Satzes nach unten! Punkt! Stell dir bei einer Aussage einen großen Pfeil vor, der nach unten zeigt. Und die Stimme folgt dem Pfeil: »Ich möchte keinen Milchreis essen.« Pfeil nach unten. Punkt.

Bei dem folgenden Beispiel verwende ich den gleichen Satz, spreche ihn aber mit einem Fragezeichen: »Ich möchte keinen Milchreis essen?« Pfeil nach oben. Fragezeichen.

Als ich das mit Schülern geübt habe, warfen einige sofort ein: »Aber das ist doch gar keine richtige Frage.« Richtig, das ist keine »echte« Frage wie zum Bespiel: »Magst du Milchreis?« Aber allein durch das Heben der Stimme am Ende des Satzes klingt der Satz dann wie eine Frage. Auch wenn es keine ist. Das klingt nicht nur kompliziert, das hört sich auch kompliziert an. Und keiner weiß, ob du nun etwas fragen willst oder wirklich etwas sagst. Möchtest du den Milchreis nicht essen oder bist du dir noch nicht sicher oder möchtest du die Frage stellen, ob du den Milchreis vielleicht doch essen solltest? Keiner weiß, was du sagen möchtest, wenn du einen Satz wie eine Frage betonst.

Das geht schon bei der Begrüßung los. Wenn du dich also als Praktikant bei einer Bank vorstellst, dann sag bitte: »Guten Tag.« Pfeil nach unten. Punkt. Und nicht: »Guten Tag?« Schließlich möchtest du nicht fragen, ob heute ein guter Tag ist, du möchtest es sagen.

Wenn du jetzt anfängst, darauf zu achten, dann wirst du merken, wie viele Menschen am Ende des Satzes mit der Stimme nach oben gehen, obwohl sie keine Frage stellen. Das passiert Radiomoderatoren genauso wie deinen Lehrern, Eltern oder Freunden. Vor allem wenn sie aufgeregt sind, vergessen sie den Punkt. Kleiner Tipp: Wenn deine Eltern ganz genau wissen, dass du definitiv nicht mehr Taschengeld bekommst, dann sagen sie leider: »Mehr Taschengeld bekommst du nicht.« Wenn sie sagen würden: »Mehr Taschengeld bekommst du nicht?«, dann wäre da noch Hoffnung. Dann könntest du nachfragen: »Wirklich nicht? Seid ihr sicher?«

Und wie sieht es mit deinen Freunden aus? Sprechen die auf Punkt? Um das zu testen, ruf eine Freundin an, die du schon länger nicht mehr gesehen hast, und frag sie, was sie am letzten Wochenende gemacht hat. Es könnte sein, dass das dann so klingt: »Am Wochenende? Ähm, da habe ich lange geschlafen? ... Und dann ... wollten meine Eltern in die Stadt fahren? ... Und ich bin mitgefahren? ... Da habe ich dann einen neuen Rock bekommen? Und durfte mir auch ein neues Buch aussuchen? ... Ähm ... Sofies Welt? ... Dann bin ich wieder nach Hause? ... Und habe dann nur noch gelesen.« Immerhin: Am Ende war ein Punkt.

Warum das Mit-der-Stimme-oben-bleiben (noch) problematisch ist

Das Mit-der-Stimme-oben-Bleiben ist schon fast eine Schulkrankheit! Und meistens passiert es, wenn wir – während wir einen Satz noch sprechen – schon überlegen, was wir als Nächstes sagen wollen. Wir sind also mit den Gedanken bereits auf dem Sprung in die Zukunft und dadurch ist auch der aktuelle Satz »auf dem Sprung«. Schade nur, dass unser Gesprächspartner nicht erkennt, dass wir so toll vorausdenken! Er legt unser Mit-der-Stimme-oben-Bleiben als Unsicherheit aus. Denn wenn wir eine Aussage wie eine Frage betonen, stellen wir nicht nur das infrage, was wir gerade sagen, sondern auch uns als Person.

Ein Fragezeichen sprechen, wo eigentlich ein Punkt hingehört, zieht darüber hinaus noch weitere Probleme nach sich:

Hör dir selbst zu

Wie du das üben kannst? Am besten, indem du dir selbst beim Sprechen zuhörst. Dazu benutzt du dein Handy, sofern es über eine Aufnahmefunktion verfügt, deinen Computer oder ein Diktiergerät. Gib dir selbst ein Stichwort vor, über das du dann eine Weile redest. Das kann zum Beispiel »Tischtennis«, »Großmutter« oder »Wiener Würstchen« sein, du kannst aber auch deinen Schulweg beschreiben – völlig egal. Fällt dir partout nichts ein, dann erzählt dir selbst, was du heute noch alles machen willst, oder übe schon mal dein nächstes Referat.

Sprich ein bis zwei Minuten auf das Handy, den Computer oder das Diktiergerät und hör dir die Aufzeichnung danach aufmerksam an. Beim Sprechen merkst du nämlich nicht, ob du auf Punkt sprichst oder nicht, beim Hören aber sehr wohl. Warum? Ganz einfach: Das Fragezeichen am Ende kommt daher, dass du mit den Gedanken woanders bist und nicht bei dem Satz, den du gerade sagst. Wenn du aber mit den Gedanken schon in der Zukunft bist, dann wird dir nicht auffallen, dass du gerade keinen Punkt sprichst.

Wenn du dich während des Sprechens selbst aufnimmst, wirst du hinterher merken, wo überall Fragezeichen waren, obwohl du einen Punkt sprechen wolltest. Nach dem Anhören kannst du die Aufnahme sofort löschen und wiederholst die Übung. Konzentriere dich beim zweiten Mal noch stärker auf die Punkte und denke immer an den Pfeil, der am Satzende nach unten geht. Noch leichter geht das mit den Punkten, wenn du dir vorstellst, dass der Satz, den du gerade sagst, der wichtigste in deinem ganzen Leben ist. Sicherlich gibt es wichtigere Sätze wie zum Beispiel: »Ich habe zwei Tore geschossen beim letzten Fußballspiel.« Oder: »Meine Eltern geben mir ab sofort das doppelte Taschengeld.« Es kommt allerdings nicht darauf an, ob der Inhalt deines Satzes wirklich wichtig ist, sondern vielmehr, dass du dich auf den Satz konzentrierst. Aus irgendeinem Grund wirst du ihn ja sagen. Wenn er nicht irgendwie wichtig wäre, würdest du schweigen. Wenn du also redest und diesen Satz sagt, dann scheint er wichtig zu sein. Da du nur im Hier und Jetzt überzeugen kannst und nicht mit einem Satz, den du eventuell morgen sagst oder den du gestern gesagt hast, entscheide dich für das Hier und Jetzt. Somit ist der Satz, den du gerade sagst, der wichtigste in deinem ganzen Leben. Dies denkst du bitte bei jedem Satz, den du sagst. Denn wenn du nicht davon überzeugt bist, dass es wichtig ist, was du sagst, warum sollten die anderen dir zuhören? Unwichtiges hören wir uns nicht an.

Wiederhole diese Übung ab und zu. Zusätzlich kannst du eine Strichliste führen. Notiere, wie häufig du mit der Stimme am Ende des Satzes nach oben gegangen bist, wie häufig du »Äh« gesagt hast und wo der Satz einfach zu lang war. Du wirst schnell merken, dass du von Mal zu mal besser wirst und kaum noch einen Strich machen musst. (Bei einer echten Frage darf die Stimme natürlich am Ende des Satzes nach oben gehen.)

Kleiner Tipp: Immer wenn du atemlos wirst und dein Körper zu kribbeln anfängt, bist du zu schnell und sprichst vermutlich nicht auf Punkt. Geh mit der Stimme runter, mach eine kleine Pause und atme erst einmal in Ruhe aus, bevor du weitersprichst. Achte darauf, wie schwach es klingt, wenn andere so reden. Das möchtest du bestimmt nicht. Pfeil nach unten. Punkt. Vor allem nicht in einer Prüfungssituation. Pfeil nach unten. Punkt.

Wichtig

Trainiere deine Stimme

Ich werde in diesem Buch immer wieder darauf eingehen, dass es wichtig ist, mit einer entspannten, tiefen Stimme zu sprechen. Vor allem in schwierigen Situationen. Zum Beispiel bei einem Referat oder bei einem Streit oder wenn du deinen Lehrer davon überzeugen möchtest, dass du eine bessere Note verdient hast. Die Frage ist, was nun überzeugender ist: eine tiefe Stimme oder eine entspannte Stimme. Im Grunde besteht zwischen beiden kein Unterschied. Wenn du nämlich entspannt bist, dann ist deine Stimme automatisch tiefer. Bist du aufgeregt und zappelig, ist deine Stimme automatisch höher. Deswegen wirkt eine tiefe Stimme überzeugender. Wenn du es also schaffst, den blöden Schülern, die dich gerade ärgern wollen, mit einer tiefen Stimme zu antworten, dann merken die sofort, dass du total entspannt bist. Ihr Ziel ist, dass du dich aufregst. Wenn du dich aber nicht aufregst, sondern mit einer tiefen Stimme antwortest und darüber hinaus ruhig schaust und aufrecht dastehst, dann ist das schnell langweilig für die blöden Schüler. Und da niemand Lust auf etwas Langweiliges hat, werden sie dich in Zukunft in Ruhe lassen.

Wie aber kommst du an die tiefe und entspannte Stimme he­ran? Das schaffst du zum einen, indem du deine Hände unterhalb deines Bauchnabels bewegst. Warum? Weil die Stimme dem Körper folgt. Wenn du deine Hände ganz weit oben hast, dann ist die Stimme höher. Wenn du die Arme entspannt hängen lässt, dann ist die Stimme tiefer. Wenn du deine Hände tief bewegst, ist auch deine Stimme tiefer. Ich erkläre dir auf Seite 122 noch einmal genau, was ich mit »Der Körper führt, die Stimme folgt« meine. Für die entspannte Stimme ist es erst einmal nur wichtig, dass du die Hände nicht zu hoch hast. Was ebenfalls gut hilft, ist die Kauübung.

Sprich mit vollem Mund

Ich kann mir vorstellen, dass Essen etwas Entspannendes für dich ist, das dir Spaß macht – vor allem wenn deine Mama etwas gekocht hat, das du richtig, richtig lecker findest. Viele Menschen sehen das ähnlich. Für sie ist Essen Entspannung pur, nicht nur weil das Essen gut ist, sondern auch weil sie dann eine Pause haben. Und Pausen sind immer gut, nicht wahr? Du freust dich doch auch auf die Pause zwischen dem Chemie- und dem Matheunterricht. Pausen und Essen sind super! Und das nutzen wir, um die Stimme zu entspannen. Diese Übung mache ich dir vor:

Kapitel 2:

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