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eISBN 978-3-99025-340-3

© 2018 Freya Verlag GmbH

Alle Rechte vorbehalten

A-4020 Linz

www.freya.at

Layout: freya_art, Christina Diwold

Lektorat: Dorothea Forster

Fotos: Ulla Janascheck, Hildegard Scheffer, Christina Diwold, Wolf Ruzicka weitere siehe Seite 222

Hinweis:

Die Angaben in diesem Buch sind von der Autorin sorgfältig geprüft worden, dennoch sind sie ohne Gewähr. Die beschriebenen Heilwirkungen und medizinischen Anwendungen von Pflanzen haben lediglich informativen Charakter, eine Durchführung der Heilanwendungen findet vom Leser eigenverantwortlich statt. Dies gilt insbesondere bei ernsthaften gesundheitlichen Problemen. Eine Haftung der Autorin, des Verlags oder seiner Beauftragten ist ausgeschlossen.

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Inhalt

Willkommen im Mond-Kräuter-Rad

Mondzeit ist Seelenzeit

13 Monde

Kräuter- und Seelenkraft im zyklischen Verlauf

Entwicklung des Mondkalenders

Mondastrologie

Mondneuzeit

Aller guten Dinge sind drei – Luna regiert die Nacht

Leben im lunaren Rad, im Lebensrad

Die Sonne

Die Raunächte verbinden den alten Mondkalender mit dem neuen Sonnenkalender

Kräuter und andere Heilpflanzen sammeln mit Sonne und Mond

Mond, siderisch

Ein Mal rum durchs ganze Jahr, von Vollmond zu Vollmond

Sammelmonde – Sammelmonate

Kräutermeditation zur Einstimmung

Medizinwalk

Januarvollmond

Sonne steht im Tierkreiszeichen Steinziege (Steinbock), Mond im Krebs

Januarvollmond-Meditation

Heilpflanzen für Januarvollmond

Beinwell

Beifuß

Februarvollmond

Sonne steht im Tierkreiszeichen Wassermann, Mond im Löwen

Februarvollmond-Meditation

Heilpflanzen für Februarvollmond

Birke

Löwenzahn

Märzvollmond

Sonne steht im Tierkreiszeichen Fische, Mond in der Jungfrau

Märzvollmond-Meditation

Heilpflanzen für Märzvollmond

Tausendgüldenkraut

Gänseblümchen

Aprilvollmond

Sonne steht im Tierkreiszeichen Widder, Mond in der Waage

Aprilvollmond-Meditation

Heilpflanzen für Aprilvollmond

Gundelrebe

Brennnessel

Maivollmond

Sonne steht im Tierkreiszeichen Stier, Mond im Skorpion

Maivollmond-Meditation

Heilpflanzen für Maivollmond

Weide

Holunder

Junivollmond

Sonne steht im Tierkreiszeichen Zwillinge, Mond im Schützen

Junivollmond-Meditation

Heilpflanzen für Junivollmond

Schafgarbe

Vogelmiere

Julivollmond

Sonne steht im Tierkreiszeichen Krebs, Mond in Steinziege (Steinbock)

Julivollmond-Meditation

Heilpflanzen für Julivollmond

Wilde Karde

Engelwurz

Augustvollmond

Sonne steht im Tierkreiszeichen Löwe, Mond im Wassermann

Augustvollmond-Meditation

Heilpflanzen für Augustvollmond

Gelbes Sonnenröschen

Johanniskraut

Weißdorn

Septembervollmond

Sonne steht im Tierkreiszeichen Jungfrau, Mond in den Fischen

Septembervollmond-Meditation

Heilpflanzen für Septembervollmond

Hafer

Walnuss

Oktobervollmond

Sonne steht im Tierkreiszeichen Waage, Mond im Widder

Oktobervollmond-Meditation

Heilpflanzen für Oktobervollmond

Haselnuss

Myrte

Novembervollmond

Sonne steht im Tierkreiszeichen Skorpion, Mond im Stier

Novembervollmond-Meditation

Heilpflanzen für Novembervollmond

Schlehe

Wacholder

Dezembervollmond

Sonne steht im Tierkreiszeichen Schütze, Mond in den Zwillingen

Dezembervollmond-Meditation

Heilpflanzen für Dezembervollmond

Salbei

Eberesche

Once in a Blue Moon

13. Vollmond im Jahr

Traumreise zu Blue Moon

Jetzt scheint’s 13 – Mond hinter die Schleier geschaut

Räucherwerk für die Raunächte

Quellen und Literatur

Über die Autorin

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WILLKOMMEN IM MOND-KRÄUTER-RAD

 

Nach der introvertierten, dunklen Zeit des Winters kommen Jahr für Jahr mit dem Frühlingsmond Kraft und Mut zur Erneuerung, Elan und die Lust auf’s Tun im Draußen wieder. Dabei unterstützen uns die vielen Heil- und Wildkräuter, die dann an vielen Stellen aus dem Erdboden sprießen.

Was bitter im Mund, ist dem Magen gesund“, heißt es im Volksmund. Viele der winzigen grünen Allroundgenies sind zum Jahresbeginn voller magenfreundlicher Bitterstoffe. Diese fördern die Verdauung und bringen den Hormonhaushalt bei Mensch und Tier auf Trab. Später im Jahr, Mond für Mond, ändern sich die Inhaltsstoffe, ganz so, wie sie in der jeweiligen Jahreszeit benötigt werden. Die Wildkräuter mit ihren unterschiedlichen Qualitäten sind wunderbare Begleiter, perfekt abgestimmt auf den Sonne-Mondzyklus, der unseres Jahres wandelbares Kleid von tiefdunkelgrau bis kunterbunt einfärbt.

Um die heilenden Kräfte der Wildkräuter ranken sich unzählige alte Volksbräuche, von denen einige hier im Buch Beachtung finden.

Die meisten Wildkräuter sind sehr reich an Vitamin C, Mineralien, Flavonoiden, Gerbstoffen, ätherischen Ölen und anderen hilfreichen sekundären Pflanzenstoffen, sie verfügen über ganz individuelle Heilkräfte, die sich in Tees, Tinkturen, Salben und Umschlägen entfalten oder unseren Speiseplan ausgesprochen gesund erweitern. Mit kreativem Einfallsreichtum können wir durch sie sowohl Küche als auch Hausapotheke vielseitig aufstocken. Eins bleibt dabei sicher: Das wild Gewachsene bringt immer Licht und Freude ins Gemüt.

Wir können uns genauso mit unserer Seele auf die Heilpflanzen einlassen, dann spenden sie uns Unterstützung und Beistand in den unterschiedlichsten Lebensbereichen und entfalten ihre regenerierenden Kräfte. Besonders wirksam ist dies oft in der Zeit um die vollen Monde herum.

Wenn wir uns auf die uralte Mondkraft besinnen und uns bewusst auf die unterschiedlichen Energien der Vollmonde in ihrem zyklischen Wandel durch das Jahr einlassen, steigen wir ein in einen ganzheitlichen Prozess der Heilung und verbinden uns mit dem urweiblichen schöpferischen Raum, aus dem das Leben geboren wird. Heilung kommt von whole – holy – ganz.

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Alles bewegt und verändert sich, vom Frühling über den Sommer, den Herbst und den Winter. Hat sich das Rund geschlossen, wird von der Sonne zur Wintersonnenwende der Samen zur Erneuerung eines weiteren Zyklus in die Erde gelegt.

Was hat es mit den alten Mondkalendern auf sich, wie ergänzen sich Sonne und Mond?

Hier in diesem Buch sind die 13 Vollmonde mit ihren unterschiedlichen Gesichtern, Energien und Jahresthematiken beschrieben. 13 Traumreisen bringen die Seele in Berührung mit der jeweiligen lunaren Kraft, welche ja die Sonne spiegelt. Ausgewählt sind je zwei begleitende und unterstützende Heilkräuter oder Bäume, mit denen sich innere Erfahrungen, Körper und Geist zu Zeiten der Vollmonde vertiefen lassen.

Ich bin dabei nicht dem Zuordnungsmuster der alten Astrologie gefolgt, sondern habe die Wildkräuter und Bäume eher nach ihren zu MOND passenden seelischen Kräften ausgesucht. Es lassen sich natürlich noch weitaus mehr und ganz andere finden.

Ich wünsche dir viel Spaß beim Erkunden des lunaren Rhythmus der Kräfte, beim Hinspüren, wie sich die Monde im Jahreskreis ändern und wie du mit ihren unterschiedlichen Energien und Inhalten in Resonanz gehst. Die 13 Vollmonde bieten jedes Jahr aufs Neue die Möglichkeit, sich zu wandeln und die Gesamtheit der Jahresfülle zu erfahren. Indem du dich immer tiefer auf sie einlässt, kannst du auch dich selbst näher kennenlernen und „rund“ werden. Das ist ein wunderbares und kostbares Geschenk.

Noch ein Tipp:

Ein Vollmond-Tagebuch, über mehrere Jahre geführt, lässt dich aufmerksam werden auf deine zyklisch wiederkehrenden Höhen und Tiefen – mit der Zeit und genügend Achtsamkeit stellt sich hier unmerklich mehr Balance ein. Innen und Außen kreieren Harmonie, weil du lernst, dich auch mit den „unbeliebteren“ Themen und Seiten in dir zu arrangieren und weil immer wieder aufs Neue der Blick darauf fällt.

 

P.S.: Da in der deutschen Sprache MOND und der damit verbundenen urweiblichen Symbolik leider ein männliches Geschlecht gegeben wird und es mir widerstrebt DER MOND oder DIE MONDIN zu verwenden, habe ich mir die Freiheit genommen, entweder keinen Artikel vor Mond zu setzen oder einfach DIE MOND zu schreiben. Ich bitte, es mir nachzusehen und freue mich über Nachahmer/innen.

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MONDZEIT IST SEELENZEIT

 

Wenn wir mit der Kraft der Monde leben, uns von ihnen bewegen lassen, erwacht die Seele. Beim sanften Mondschein kommt die innere Stimme, die Seelenstimme, zu Wort und wir fühlen, dass alles Lebendige um uns herum beseelt ist.

Den alten Naturvölkern ist das schon längst bekannt gewesen und Mond spielt eine zentrale Rolle in Mythen und Legenden.

In der nordamerikanischen Antarktis beispielsweise sind die Menschen davon überzeugt, dass alles, was auf der Erde existiert, eine Seele hat, die eine exakte Miniatur des Körpers ist, in dem sie wohnt. In einem Hasen wohnt ein Miniaturhase, in einem Baum ein Miniaturbaum, in einer Frau eine Miniaturfrau und in einem Mann ein Miniaturmann.

Wenn die Hülle, der große Körper stirbt, dann lebt das winzige Seelenwesen darüber hinaus weiter. Entweder schlüpft es flugs gleich wieder hinein in ein anderes großes Wesen, das gerade geboren wird, und verwandelt sich dort oder es kehrt erst einmal zurück zum himmlischen Ruheplatz in den Bauch der Großen Geistmutter und wartet darauf, von den Mondstrahlen zur Erde zurückgeschickt zu werden, wenn die Zeit reif ist.

Manchmal kann es passieren, dass MOND mit den Seelen der Welt so beschäftigt ist, dass sie vom Himmel verschwindet. Deshalb sehen wir sie in manchen Nächten nicht.

Doch am Ende kehrt sie immer wieder zurück … so wie wir alle.

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13 MONDE

 

Kräuter- und Seelenkraft im zyklischen Verlauf

Etymologisch leitet sich MOND vom indoeuropäischen manas, mana oder men ab, was bedeutet: das weise, Mond regierte Blut der Großen Mutter. Bei den Griechen war menos gleichzeitig Mond und Kraft.

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Luna (lat. Name der alten Mondgöttin) regiert über Empfängnis und Wachstum. Monatlich durchläuft sie das Himmelszelt und tritt dabei jeweils ein Mal in Konjunktion zu allen übrigen Planeten. So wird sie zum Gefäß der himmlischen Kräfte, zur Gemahlin aller Sterne. Schon seit Beginn der Menschwerdung gilt Luna als Urphänomen der Verbindung zu den Sternen.

Wie eine Schale fängt sie die kosmischen Kräfte auf und gibt sie wieder an die Erde ab. Bei den Chinesen übernimmt MOND die regulierende Vermittlung zwischen Ober- und Unterwelt, bei den Indern ist sie der Sammelpunkt alles Erfreulichen und Lebensfördernden, Gebieterin der Bäume und Pflanzen, der heilenden Kräuter. Sie ist das göttliche Gefäß, das den Nektar des ewigen Lebens auffängt, Amrita, den Trank der Todlosigkeit. Sie ist aber auch das Tor, durch das die Seelen der Verstorbenen in die himmlischen Gefilde gelangen.

MOND lehrt Tod und Wiederauferstehung, die Gesetze der ewigen Wiederkehr. Mit ihrer Kraft kann man sich versenken, empfangen, träumen und inspiriert werden. Als Mondkünstler/innen begreifen wir uns nicht als Macher oder Schöpfer/innen, sondern als Empfänger/innen von kosmischen Energien, die wir als Mittler/innen weitergeben oder umsetzen. Leben wir nach MOND, geben wir es auf, uns selbst als alleinigen Mittelpunkt des Daseins zu begreifen, und öffnen uns der Einsicht, dass wir Mittler/innen sind zwischen Erde und Himmel und untrennbar mit diesen in Verbindung stehen.

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MOND ist das uralte Maß der Zeit. Die Mondkalender der Maya, Inder, Ägypter und anderer Urvölker teilten das Jahr in seinen natürlichen Rhythmus und bestimmten die Mondphasen so exakt, dass z.B. der Mondkalender der Maya, der auf Jahrtausende in die Zukunft berechnet wurde, von den heutigen Berechnungen der NASA-Computer nur bis auf wenige Sekunden abweicht.

MOND entsteht wachsend und vermindert sich langsam. Aus diesem Rhythmus heraus bestimmt sie das Wachstum der Pflanzen und entspricht dem Lebenslauf des Menschen, sie rhythmisiert die Gezeiten des Meeres und die monatlichen Blutungen der Frauen.

Orientieren wir uns an der Mondzeit, entwickelt sich in uns ein Verständnis für zyklische Entwicklungsphasen. Wir erfahren das Jahr als Kreis, der über Geburt und Blüte, Ernte und Tod durch die Unterwelt zu neuem Leben, neuer Geburt führt. Die einzelnen Abschnitte dieser Erfahrung kennen wir als die zwölf bzw. 13 Vollmonde, die ein Jahr gliedern. Diese 13 Mondzyklen können wir als Initiationsstufen während unserer Seelenreise begreifen. Indem wir ihnen Bedeutung zuordnen, wächst unser Verständnis für die Zeit, für Entwicklung und Wachstum. Wir lernen, uns dem natürlichen Rhythmus der Zeit anzupassen. Parallel dazu vertieft sich unser Verständnis für die seelische Entwicklung in uns.

Unsere Seele entfaltet sich sozusagen organisch, spiralförmig – der Seelenweg verläuft nicht linear. Wir brauchen im Leben nicht geradeaus zu eilen und Angst zu haben, zu spät zu kommen. Das lunare Zeitverständnis lehrt uns, unsere Lektionen in der ganzen Tiefe zu begreifen – den Prozess von Erneuerung, Säen, Wachstum, Ernte und Loslassen, Sterben vollständig zu durchlaufen. Das macht eine Erfahrung aus.

Im lunaren Rhythmus steigen wir nicht auf einer Leiter Stufe für Stufe in den Himmel, wobei wir alles Unangenehme allmählich hinter uns lassen, um irgendwann befreit zu sein, sondern lernen vielmehr wiederholt das Gleiche, wobei eher die Dimension unseres Erlebens zunimmt.

So wird jeder Mon(d)at zu einer kleinen Reise, die auch zugleich schon die nächste vorbereitet, wobei das Ende des einen Abschnitts schon den Anfang des nächsten in sich trägt. Jeden Monat wird MOND voll und wieder leer, sehen wir sie wachsen und wieder sterben, Vollmond geht in den Neumond über und füllt sich wieder …

Wenn wir uns mit MOND bewegen, in den zyklischen Zeitablauf ganz eintauchen, lassen wir uns ein auf ein Kraftfeld, das sich spiralförmig verändert. Etwas wird erweckt, nimmt Form an und löst sich wieder, daraus taucht wieder Neues auf. Wir vertrauen uns dem Wandel an und gewinnen dabei an Kraft, Tiefe und Weite.

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ENTWICKLUNG DES MONDKALENDERS

 

Bereits vor etwa 30 000 Jahren hatten Frauen ein bestimmtes System entwickelt, um die Mondphasen zu beobachten. Sie benutzten Steine oder Knochen und versahen diese mit Kerben oder Ritzen verschiedener Form, Länge und Tiefe. Bei jeder neuen Mondphase änderten sie das Werkzeug, mit dem sie die Einkerbungen vornahmen. Jede Seite eines Knochens enthielt jeweils sechs Monate.

Anthropologen beschreiben Mondkalender, die von Frauen der Aborigines, sibirischer Stämme, Yurokindianer und Nordamerikaner geführt wurden. Australierinnen hatten eingekerbte Stöcke. Die Yurokfrauen warfen einen Monatsstock in einen zweiten Korb, bis sie zehn erreicht hatten. Auf diese Art konnten sie Geburten auf den Tag genau bestimmen. Am Ende der Altsteinzeit kannte man schon die Jahreszeiten, die Mondphasen und die jährlichen Wanderungen von Tieren, Vögeln und Fischen.

Diese ersten Kalender entwickelten sich zu großen Steingruppen, die auf eine bestimmte Art in der Landschaft angeordnet wurden, sodass nun jeder den Mondverlauf verfolgen konnte. Die ersten Steinkreise entstanden. Sie dienten zur Beobachtung und auch dazu, die besondere Kraft des Ortes und der jeweiligen Zeit (Mondphase) zu nutzen. Sie waren Zentren des auf die Jahreszeiten abgestimmten Rituals, lebendige Kalender, die gefeiert und getanzt wurden. Die Tänze der alten Zeit ahmten die Bewegungen von Sternen und Mond nach.

Für unsere allmählich sesshaft werdenden Vorfahren war die Zeit besonders bedeutsam, wenn sich Sonne- und Mondrhythmen trafen, markierten sie doch seltene wichtige Ereignisse im kosmischen Plan. Mond- und Sonnenfinsternissen kommt in diesem Zusammenhang große und maßgebende Bedeutung zu.

Megalithbauten wie New Grange, Stonehenge, aber auch heilige Orte wie Labyrinthe u. Ä. entstanden in der Zeit des Übergangs von Mond- zu Sonnenkulten um ca. 3 500 vor u. Z. Viele davon beobachteten das Zusammentreffen von Mond- und Sonnenrhythmen. Megalithbauten und die Eingänge von Labyrinthen sind sehr oft auf den Punkt der Winter- und Sommersonnenwende ausgerichtet, auf den nördlichen und südlichen MOND-Wendepunkt. Das diente der Bestimmung der Sonnen- und Mondfinsternisse.

Zur Sommersonnenwende geht die Sonne im Nordosten auf und die zeitnächste VOLLMOND im Südosten. Im Südwesten geht MOND unter. Mondauf- und -untergang sind ganz in der Nähe des Sonnenauf- und -untergangs zur Wintersonnenwende. MOND spiegelt die Sonne.

Dabei findet eine jährliche Verschiebung um diesen Punkt herum statt. Innerhalb von 9,3 Jahren bewegt sich der Aufgangspunkt nach Süden, dann erreicht er einen kleinen Stillstand und bewegt sich 9,3 Jahre zurück, bis er seinen nördlichsten Stand erreicht. Alle 18,67 Jahre steht MOND also an diesem nördlichsten Punkt – das ist der nördliche große Stillstand von Luna. Und alle 18,67 Jahre steht sie auch am südlichsten Punkt – das ist der südliche Stillstand von Luna. Ohne die Stillstände zu kennen, lassen sich durch Beobachtung keine Sonnenfinsternisse berechnen und die sog. Drachenpunkte würden im Verborgenen bleiben. Geht die volle MOND zur Sommersonnenwende exakt an dem Punkt auf, wo die Wintersonnenwendsonne untergeht (genau zwischen großem und kleinem Mondstillstand), gibt es eine Finsternis, MOND befindet sich an einem der beiden Punkte, welche die Erdbahnebene schneiden – den Drachenpunkten.

Ein Labyrinth, richtig angelegt, ist also auch ein Kalender. Die verschlungenen Wege ahmen die Hin- und Herbewegung der Mondbahnen nach und unter Umständen auch die der Planeten. Einem Sieben-Pfade-Labyrinth lassen sich die bekannten Planeten der klassischen Astrologie zuordnen und die sieben Chakren. Der Weg des Labyrinths führt ins Innere, zur „eingeklappten“ Gebärmutter, zum Heiligtum. Er bezeichnet unseren Lebensweg, der sich an den rhythmischen Bewegungen von Mond und Planeten orientiert, sie nachahmt und so den menschlichen Geist mit der kosmischen Ordnung in Übereinstimmung bringt. Das tut gut und harmonisiert die Kräfte.

Hierzu ein kleines aktuelles Beispiel: Versuchen eines Schweizer Arztes zufolge konnten bei Alzheimer Patienten gute Heilerfolge erzielt werden, nachdem sie ein Jahr lang täglich durch ein selbst gebautes Labyrinth geführt wurden. Die Patienten waren ausgeglichener, ihr Geist stabiler und die allgemeine Verfassung zentrierter.

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MONDASTROLOGIE

 

Astrologie und Astronomie waren ursprünglich nicht voneinander getrennt. Das Studium der Sterne wurde als „Grundstein aller intellektuellen Kultur“ angesehen.

Der Mensch beobachtete die Bewegung der Mondgöttin und Urania, die Muse der Astronomie, half bei den Beobachtungen. Der Tierkreis hieß die Häuser des Mondes. Priesterinnen beobachteten ihren Verlauf, um die Jahreszeiten zu bestimmen und korrekte Anleitungen für Saat und Ernte zu geben. Sie zeichneten Kalender und berechneten Eklipsen. Ein archaischer Ausdruck für die Astronomie war mathesis = Mutterwissen. Astrologinnen/Astronominnen wurden auch mathematici genannt = studierte Mütter.

Das große heilige Jahr war der Zeitraum zwischen zwei Übereinstimmungen von Sonnen- und Mondzyklus, der insgesamt 56 Jahre beträgt. Diese 56 Jahre setzen sich zusammen aus 18 + 19 + 19 Jahren (18 ist eine Mondzahl, 19 die Zahl der Sonne). Es dauert also jeweils 56 Jahre, bis Sonne und Mond wieder vereint sind.

Mondneuzeit

Zur Zeit des Christentums kursierten zwei Kalender in Europa, der offizielle kirchliche julianische Sonnenkalender und der inoffizielle alte Mondkalender, der von der Landbevölkerung benutzt wurde.

Das Mondjahr besteht aus 13 Monaten, wobei ein Monat 28 Tage hat und 7 Tage eine Woche bilden. Die vier Wochen des Monats entsprechen Neumond, zunehmender Mondphase, Vollmond und abnehmender Mondphase bis hin zum nächsten Leerwerden. Ein Monat wurde auch geteilt in 14 + 14 Tage (Mond zunehmend und abnehmend).

13 x 28 Tage + 1 Tag ergeben ein Jahr. Das bleibt uns bis heute in den Märchen erhalten. Sie berichten von „einem Jahr und einem Tag“, um den Ablauf eines Zyklus zu benennen.

Die Tage dieser Kalenderrechnung beginnen mit dem Mittag, sodass Mitternacht in der Mitte des Mondtages liegt. Festlichkeiten alter Zeiten begannen in der Nacht, bei Mondschein.

Um Luna nicht zu stören, wenn sie von einer Phase in die nächste überging, waren Aktivitäten am siebten Tag jeder lunaren Phase nicht erwünscht (auch heute noch ruht die Arbeit am siebten Tag einer Woche).

Es scheint, dass Mondkalender ursprünglich von Frauen angelegt wurden, denn sie tragen diesen Rhythmus in ihrem Körper als Menstruationszyklus. Bei den Römern wurde die Berechnung der Zeit mensuration genannt, was das Wissen um die Menses bedeutet. Das gälische Wort für Menstruation und Zeit ist das gleiche: miosach und miosachan.

Wichtige Symbole der lunaren Zeit sind deshalb die Nacht, MOND, die Dreizehn – im Unterschied zur Sonnenzeit, die den Tag, die Sonne und die Zwölf wertschätzt.

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Aller guten Dinge sind drei – Luna regiert die Nacht

Am sausenden Webstuhl der Zeit sitzt die lunare Triade (zu-, abnehmend und voll) der Schicksalsspinnerinnen (erneuernd, bewahrend, lösend) und webt in 13 Einheiten das Sein.

Unsere Vorfahren, die Neandertaler, erkannten zunächst einmal drei markante sichtbare Formen. Diesen gaben sie auf verschiedene Art Gestalt. Wir finden in diesem Zusammenhang prähistorische Ritzungen von drei parallelen Linien, drei Punkten und das Dreieck, ab dem Jungpaläontolitikum die bildhaften Mondhörner verschiedener Tiere, besonders des Rinds.

Das genügte für ein paar Jahrtausende und dann war hier noch eine Beobachtungslücke zu füllen. Denn MOND verschwand ja für drei Tage am Nachthimmel. Was tat sie da? Erneuerte sie sich? Sie starb wohl, ging ein in die Dunkelheit und kam als Neumond in ihrer Zeit wieder zurück. Schrieb sie mit diesem Verhalten das Schicksal des Menschen vor und zeigte gleichzeitig auf das Tor, das vom Sterben zum Werden führte? Unsere Vorfahren behalfen sich zum Ausdruck dieser neuen Erkenntnis damit, dass sie die drei parallelen Linien, die Punkte oder das Dreieck mit einem Pfeil ergänzten. Der Pfeil stand nun für das Sterben und die Neumondphase. Und der Pfeil zielte hinein in den großen Mutterschoß, der alles gebiert, in Nanna, wie der Nachthimmel noch bei den Sumerern hieß.

Nanna leitet sich ab von der Himmelsgöttin Nut, die mit dem Urozean Nun eine Verbindung eingeht. Als Himmelskuh ist sie mit dem vorweltlichen Urwasser verbunden und damit der große lebensgebende Raum, das große Rund, das sich um die Erde schließt. Sie lässt die Sterne, ihre Seelen, aus sich heraus erscheinen und gebiert die Sonne. Sie hat viele Entsprechungen mit anderen Namen weltweit.

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Für unsere lunar orientierten Vorfahren standen Urweibliches, Nacht, gebärender Raum und Mondwandlungsphasen in einem Sinnzusammenhang. Aus diesem Grund zählten sie die Zeit auch vom Abend, wenn die Sterne geboren wurden und aufgingen, bis zum nächsten Tagesende. Die helle Sonnenspanne wurde aus der Sichtweise unserer Ahnen heraus von der dunklen Zeit umhüllt und war so in sie eingebettet. Der Nachthimmel galt ihnen als das Spiegelbild der Erde, beide zusammen bildeten die Urhöhle, aus der die Lebewesen hervorgehen. Und in jene kehren alle für eine wiederkehrende Phase zurück. Das zeigte MOND in unermüdlicher monatlicher Geduld, indem auch sie vorübergehend darin verschwand, immer wieder aufs Neue. Dem dunklen Raum als dem beständigen, ewigen Geheimnis, aus dem das Leben gequirlt wird und in das es wieder eingeht, kommt weitaus mehr Bedeutung zu als dem hellen Tagesabschnitt.

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Diese nächtliche Prioritätssetzung ändert sich im evolutionären Fortschritt. Als sich die patriarchale Welt (ca. 4 000 v. u. Z.) durchzusetzen beginnt, wird der Sonne und ihrem Licht die Herrschaft zugesprochen und bestimmend ist für den Menschen jetzt der Morgen, der ihr zur Geburt verhilft. Die ursprünglich (bis zu den Keltinnen hin) gezählte Nacht, die dem Tag vorausgeht, muss allmählich dem gezählten Tag weichen. Man beginnt, das Licht mehr und mehr zu verehren, die Bedeutung der Dunkelheit in den Hintergrund zu drängen, dem Tod entkommen oder ihn bezwingen zu wollen. Man sucht das ewige Leben und auch die ewige Jugend. Man strebt hin zum Licht und nach oben, schafft zunehmend Hierarchien. Dennoch hält sich ein gewisser subtiler Respekt vor der Nacht. Jetzt und bis heute gilt trotz allem Mitternacht als Tagesanfang.

Die Zuordnung des Nacht-Sternen-Himmels zum Urweiblichen bestimmt das ganz frühe Weltbild, wir tragen es noch heute weiter, wenn wir beispielsweise von der Milchstraße sprechen, der Hildenstraße oder dem Helweg.

Hier gibt die 13 die Ordnung der alten Mondgöttin wieder. Wenn wir sie verstehen wollen, kommen wir gar nicht daran vorbei, der Nacht wieder ihre ursprüngliche Bedeutung zurückzugeben. Wir haben dann Vertrauen in den ungestalteten Raum, verzichten darauf, über alles Kontrolle haben zu wollen, und sprechen dem Universum oder besser gesagt der großen Urheberin Dunkelheit mitsamt ihren auch unbequemen Überraschungen mehr (Lebens-)Weisheit zu als dem sicheren Gebiet unseres lichten Verstands. Wir sind dann keine Herren der Schöpfung, sondern verstehen uns eingebunden und umgeben von einem Nachthimmelsraum, der gleichzeitig unsere Mutter ist. Über die Sterne spiegelt sie uns ihr Ansinnen, das sich hin und wieder entschlüsseln lässt, von denen, die gelernt haben, geduldig zu beobachten. Wir wissen auch, dass sie uns nur das zeigen wird, was wir bereit sind zu empfangen. Und einiges lassen wir einfach aus Respekt vor ihrer Weisheit im Dunkeln ruhen. Denn zum tieferen Geheimnis geht’s per Hingabe und erst, wenn wir dafür reif geworden sind, weiter.

Vom wiederkehrenden Wandel der größten Lichtquelle unseres nächtlichen Firmaments, Luna, werden wir fortwährend zum Werden und Vergehen inspiriert.

Wir lassen uns auf alle Facetten des Lebens ein und üben gleichzeitig das Verschwinden, Lösen und Wieder-Werden.

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LEBEN IM LUNAREN RAD, IM LEBENSRAD

 

Heute gibt es noch einige wenige Gesellschaften, in welchen die alten lunaren Werte rudimentär gelebt und erhalten sind. Ihnen ist ein zyklisches Verständnis der Zeit gemeinsam, in die sich das gesellschaftliche Leben eingliedert. So gibt es z. B. die Kabylen, ein Berbervolk, das in Algerien, Tunesien und Marokko als das älteste bekannte Volk Nordafrikas lebt.

Ihr Glaube verehrt die Ahnen, die Magie, die Kräfte von Erde, Sonne und Mond, die Quellen und den Regen. Die Mädchen lernen früh, dass die Symbole der dort handgefertigten Töpferwaren eine Geheimbotschaft der Frauen untereinander darstellen. Sie bestehen, so wie die alten Gefäße unserer Urahnen, aus magischen Zeichen, die sich erst entschlüsseln lassen, wenn die entsprechende Einweihung in den nächsten Lebensabschnitt stattgefunden hat. Sie berichten von erotischer Sinnlichkeit, der Phase der Mutterschaft und der der Alten Weisen.

Die soziale Ordnung bezieht sich bei den Kabylen auf Frau und Mutter und deren Wandlungskraft im Lauf eines Lebens. Der gesamte Stamm betreibt Subsistenzwirtschaft und lebt von den Früchten der Erde innerhalb ihrer Dorfgrenzen. Tausch findet im Inneren statt und richtet sich nicht nach außen. Es wird hervorgebracht, konsumiert und wieder hervorgebracht. Es gibt keinen privaten Besitz, Häuser und Land gehören allen Familien mitgliedern. Die Erde selbst ist gemeinsam geerbtes Gut und wird an die Nachfahren weitergegeben. Die Landwirtschaft findet im Einklang mit den Mondzyklen statt.

Der Mensch ist hier fester Bestandteil des Makrokosmos und der Lebensrhythmus entspricht dem Zyklus der Natur. Alle Rituale drücken tiefen Respekt vor dieser organischen Ordnung aus. Beispielsweise wird der Zyklus der Töpferei mit dem vegetativen Zyklus gleichgesetzt. Weil die Erde, das Material, lebendig ist, folgen zeitlich aufeinander Schritte der Formgebung bis zur Fertigstellung, die vom Sonne-Mond-Rhythmus abhängen. Also werden die Töpferwaren zu Beginn des Frühjahrs modelliert. Hierbei formt die Töpferin zunächst eine weibliche (Mond-)Form der abgeflachten Kugel, über die sie eine männliche Form der Rolle wickelt, auf dass sie sich befruchten können. Aus diesem erotischen Beginn entsteht das modellierte Gefäß. Dieses muss nun erst grünen, d. h. warten, bis es im Sommer, dem Getreide gleich, austrocknet und dörrt. Erst im Herbst, zur Erntezeit, wird es gebrannt und bemalt. Die Frauen sind der Ansicht, dass sie die Fruchtbarkeit der Erde zerstören würden, wenn sie nicht deren natürliche Ordnung bei ihrem Schöpfungsakt einhielten.1 Das Leben folgt zyklischen Gesetzmäßigkeiten, verdeutlicht durch die Natur, abgebildet in der Mondgöttin, die sich stetig wandelt.

Matriarchal, d. h. lunar ausgerichtete Völker handeln und leben viel mehr im Einklang mit den Rhythmen von Sonne, Mond und Planeten. Damit verbundene Geheimnisse und Lektionen erschließen sich den Einzelnen dann, wenn die Zeit reif ist und erst nachdem eine Initiation stattgefunden hat.

Dieses Timing ist heute leider verloren gegangen genauso wie Bedeutung und Inhalte der weiblichen Einweihungsrituale. Wir sind aufgefordert, uns diese zum Teil wieder anzueignen bzw. neu zu erfinden, damit wir in ein stimmiges Mondrad hineinsteigen können. Wir können es neu beleben und Rituale erfinden, um die 13 Übergänge zu erfahren und so in unser Leben zu integrieren.

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Die Sonne

Arinna – Hethiter in Syrien, Palästina (2 000 v. u. Z.), Amaterasu – Japan, Saule – Lettland, Sol – Asinnen, Sunna – Germanen, Rödul, Immerglüh, Allglanz, Weiser, Schönrad, Heilschein, Dwalins Gespielin, Alben-Rödul, If-Rödul, Mylin – Skalden, Sekhmeth – Afghanistan, früher Ägypten, Unelanuhi – indianisch, löwenköpfige Göttinnen: Bastet und Sekhmeth, Tefnut – Ägypten, Simhamukha, Kadesh – Babylonien

Sonnengöttinnen waren ebenso in vielen alten Kulturen vertreten. Die Kelten kannten diesen Aspekt der Muttergöttin als Sulis (suil = Auge/Sonne), die Germanen als Sunna, die Norweger als Sol, die Araber als Attha, Fackel der Götter. Im buddhistischen Raum finden wir sie ursprünglich als die Marici, als Strahl des göttlichen Lichts, dem die Heiligkeit innewohnt. Hindus ist sie als Aditi bekannt. Aditi war in Gestalt der Sonne die Mutter der zwölf Adyitasunendliches BewusstseinMutter der SonnengötterGewand der großen Göttindie mit der Sonne bekleidetRuhm der Elfen