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ANGELIKA SCHRÖDER

Rally
Obedience

DER HUNDESPORT FÜR JEDERMANN

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Haftungsausschluss

Impressum

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Titelgestaltung und Layout: ravenstein2.de

Druck: Graspo CZ, a.s., Tschechische Republik

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

Printed in Czech Republic

ISBN: 978-3-8404-2047-4

INHALT

Einleitung

Rally Obedience – eine Erfolgsgeschichte

Das Besondere an Rally Obedience

Rally Obedience als Hundesport

Ein Sport für alle

Für Mensch-Hund-Teams mit und ohne Turniererfahrung

Für Hundefreunde, die Hundesport eher ablehnen

Warum ausgerechnet Rally Obedience?

Unterhaltsame Grundausbildung

Partnerschaftliche Zusammenarbeit im Team

Förderung der positiven Beziehung zum Hund

Intensivierung der Kommunikation

Spaß mit dem Hund

Treffen mit Gleichgesinnten

Wie alles beginnt

Das Team

Die Ausstattung

Allgemeine Trainingshinweise

Grundkommandos

Sitz

Platz

Bleib

Hier/Komm

Die Übungsstationen

Start und Ziel

Übungen für Einsteiger

Stationäre Übungen

Erste Richtungsänderungen

Vorsitzübungen

Tempowechsel

Einfache Figuren

Drehungen auf der Stelle

Einfache Stehübungen

Übungen für Fortgeschrittene

Schwierige Richtungsänderungen

Bleibübungen

Abrufübungen

Sprünge über Hürden

Figuren

Stehübungen

Übungen aus der Bewegung

Besonderheiten in Deutschland

Besonderheiten in der Schweiz

Parcours – Überraschung und Spannung für das Team

Übungsstrecken

Miniparcours

Training an Stationen

Beispiele für Übungsparcours

Turnierparcours

Spiele

Rally-Obedience-Turniere sind anders

Die Stimmung bei Rally-Obedience-Turnieren

Voraussetzungen für die Teilnahme

Was uns erwartet

Regelwerke müssen sein

Österreich

Schweiz

Deutschland

Ausblick

Entspannte Stimmung und familiären Charakter erhalten

Neue Übungen

Leistungsvergleiche auf (Bundes-) Länderebene

Anhang

Quellenverzeichnis

Bücher

Websites

Beispiele für Turnierparcours

Danke

Verzeichnis der Übungen

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(Foto: Claudia Träger)

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(Foto: Claudia Träger)

EINLEITUNG

Gibt es nicht schon mehr als genug Bücher über jede Art Hundesport? Braucht die Hundewelt ein Sachbuch über Rally Obedience? Die Antwort heißt: „Ja, es ist dringend notwendig!“

Rally Obedience hat sich in den vergangenen Jahren fast wie ein Geheimtipp verbreitet. Über Mund-zu-Mund-Propaganda, über persönliche Kontakte, fand sich eine kleine, noch sehr überschaubare Gruppe von Hundesportlern zusammen, die sich Rally Obedience auf ihre Fahnen schrieben. Erste Absprachen über die Ausführung der Übungen fanden statt, erste Turniere wurden ausgerichtet.

Seit 2013 nimmt nun die Zahl der Hundefreunde, die sich für Rally Obedience interessieren, so stark zu, dass Absprachen im kleinen Kreis nicht mehr ausreichen, um alle Interessenten zu erreichen und um Fragen für alle gleichlautend zu beantworten. Darum ist es an der Zeit, dass ein Buch die wichtigsten Informationen über diesen sich schnell ausbreitenden Hundesport zusammenfasst.

Hier ist er nun, der praktische Ratgeber für alle Rally-Obedience-Sportler und solche, die es werden wollen. Auch Trainer von Rally-Obedience-Gruppen finden hier sicher noch wertvolle Hinweise.

Das Buch bietet neben genauen Beschreibungen aller gängigen Übungen aus dem Rally Obedience vielfältige Trainingstipps, die genau zeigen, wie man einem Hund die einzelnen Übungen beibringen kann. Häufig werden mehrere Methoden vorgestellt und beschrieben. Jeder kann auswählen, welche Methode sich für das jeweilige Mensch-Hund-Team am besten eignet, denn schließlich kann man nicht alle Hundeführer und Hunde über einen Kamm scheren. Außerdem gibt es Informationen zum Ablauf von Turnieren und zu Regelwerken, wobei auf die nationalen Unterschiede im deutschsprachigen Raum hingewiesen wird. Ein intensiver Vergleich der verschiedenen Reglements findet aber nicht statt; das würde den Rahmen dieses Praxisbuches sprengen.

Dieses Buch soll dazu beitragen, dass Rally Obedience als Funsportart einen festen Platz neben den bereits etablierten Hundesportarten findet. Was es hingegen nicht kann und auch nicht soll, ist, die persönliche Betreuung durch einen kompetenten, einfühlsamen Trainer zu ersetzen. Denn nur dieser kann auf die individuellen Besonderheiten jedes Teams eingehen, und Lesen allein reicht zum Erlernen der Sportart nun doch nicht aus.

Der Einfachheit halber wird im Folgenden die männliche Form „Hundeführer“ oder „Hundefreund“ gewählt, wobei damit selbstverständlich auch die Hundeführerinnen und Hundefreundinnen gemeint sind.

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(Foto: Claudia Träger)

RALLY OBEDIENCE

eine Erfolgsgeschichte

Rally Obedience kommt, wie so viele andere Hundesportarten, aus den USA und wurde dort Ende der 1990er-Jahre von Charles „Bud“ Kramer entwickelt. Im Lauf der folgenden Jahre schrieben sich zwei große amerikanische Hundesportverbände die Förderung von Rally Obedience auf ihre Fahnen: die APDT (Association of Pet Dog Trainers) und der AKC (American Kennel Club). Regelwerke entstanden, Trainer, Richter und Stewards wurden ausgebildet, in immer mehr Vereinen trainierten Hundesportler Rally Obedience, regionale und nationale Turniere wurden ausgerichtet; die Zahl der Anhänger stieg rasant.

Schnell verbreitete sich Rally Obedience nicht nur in den USA und in Kanada (CARO, Canadian Association of Rally Obedience), sondern es fand in den letzten Jahren auch seinen Weg über den Atlantik nach Europa. In Großbritannien, den skandinavischen Ländern, in Italien, in Slowenien und schließlich auch im deutschsprachigen Raum, in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland entdeckten immer mehr Hundefreunde Rally Obedience (auch RallyO oder RO genannt) für sich als Hundesportart.

Das Besondere an Rally Obedience

Was an Rally Obedience so besonders ist, so anders im Vergleich zu den herkömmlichen Hundesportarten, und warum es so viele Menschen begeistert, ist leicht erklärt: Erstens ist Rally Obedience für wirklich alle Hundefreunde geeignet und zweitens macht es riesigen Spaß. Es gibt kaum einen Hund oder einen Menschen, der diese Sportart nicht ausüben könnte! Große und kleine, alte und junge, dicke und dünne, unbegrenzt mobile und mobilitätsbegrenzte Menschen und Hunde, ob mit Handicap oder ohne, alle können und dürfen teilnehmen.

Auch die Anforderungen an den Trainingsstand halten sich in Grenzen: Schon mit ein bisschen Übung ist ein Anfängerparcours erfolgreich zu bewältigen.

Ganz abgesehen davon wird für den Rally-Obedience-Parcours so wenig Zubehör benötigt, dass sich jeder mit minimalem materiellen und finanziellen Aufwand seinen persönlichen Parcours zusammenstellen kann.

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Bevor es mit dem Hund in einen Parcours geht, laufen die Hundeführer den Parcours ab. (Foto: Angelika Schröder)

Rally Obedience als Hundesport

Was genau kann man sich nun unter Rally Obedience vorstellen? Eine Gehorsamkeitsrallye? Die Idee des Erfinders ging tatsächlich in diese Richtung. Nach der Grundausbildung seines Hundes stehen für den Besitzer Sportarten wie Obedience oder Agility zur Auswahl. Aber nicht jedem liegt die beim Obedience geforderte Perfektion, und nicht jeder Hund (und auch nicht jeder Hundeführer) ist hinsichtlich Sprungstärke und Schnelligkeit den Anforderungen des Agility gewachsen. Gehorsamkeitstraining oder Unterordnung mit dem Hund war und ist nicht besonders beliebt. Darum wurde versucht, die klassische Unterordnung neu zu gestalten, um Hundebesitzer und Hundefreunde dafür zu begeistern. Da Agility überall auf der Welt große Begeisterung hervorruft, diente der Aufbau eines Agilityparcours als Inspiration. Das Ziel war, dem Gehorsamkeitstraining mit dem Hund seinen Charakter als lästiges Pflichtprogramm zu nehmen und es zu einer schönen, beglückenden Beschäftigung für Mensch und Hund zu machen.

Beim Agility absolvieren die Teams eine Vielzahl von Hindernissen in immer wieder unterschiedlicher Reihenfolge. Das ist eine Herausforderung für den Menschen: Er muss eine Strategie entwickeln, um den Hund so schnell wie möglich fehlerfrei durch den Parcours zu führen. Diese Idee wurde auf Rally Obedience übertragen. Hier gibt es jedoch anstelle der Hindernisse Übungsstationen. Die Stationen bestehen aus Schildern in DIN-A4-Größe, die dem Team durch Symbole sagen, was an dieser Stelle zu tun ist und in welche Richtung es nach Erfüllung der Aufgabe weitergeht. Die Aufgabe selbst kann sich aus dem Obedience beziehungsweise der Unterordnung oder aus dem allgemeinen Gehorsamkeitstraining ableiten. Gefordert sind Übungen wie Wendungen in jede Richtung, um 90, 180, 270 oder 360 Grad, ein Slalom um Pylonen, das Voraussenden über eine Hürde, Bleibübungen, Vorsitzübungen, Platz aus der Bewegung und viele weitere. Außerdem sehen manche Rally-Obedience-Regelwerke Übungen zur Futterverweigerung und zum Apport vor.

Ziel ist es nun, dass sich das Team möglichst schnell durch den Parcours bewegt, wobei der Hund bei Fuß geht und die unterschiedlichen Stationen so präzise wie möglich abgearbeitet werden.

Ein Parcours besteht im Schnitt aus 20 Übungen und muss normalerweise innerhalb von vier Minuten absolviert werden. Er wird auf einem 20 mal 30 Meter großen Areal (oder kleiner) aufgebaut. Ähnlich wie im Agility werden von den Richtern stets neue Parcours erdacht. Sie unterscheiden sich durch die Auswahl der Übungen und durch deren Reihenfolge.

Im Gegensatz zur klassischen Unterordnung und zum Obedience dürfen Mensch und Hund während des Parcours nach Lust und Laune miteinander kommunizieren. Der Hundeführer darf den Hund ansprechen, er darf ihn motivieren und anfeuern. Er darf beliebig viele Hör- und Sichtzeichen geben. Tabu ist nur jegliche Korrektur des Hundes – sei es durch Hand, Leine oder Stimme. Sie führt zu Punktabzug oder sogar zur Disqualifikation des Teams.

Auf seinem Weg von Amerika nach Europa hat sich Rally Obedience weiterentwickelt. In den verschiedenen Nationen wurden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt, einige Übungen wurden verändert, abgewandelt, ergänzt, es kamen ganz neue Übungen hinzu – Rally Obedience blühte auf.

Ein grundlegender Unterschied der Regelwerke, der sogar schon bei den beiden amerikanischen Verbänden auftauchte, liegt in der Art der erlaubten Belohnung der Hunde. Die Belohnung mit Futter ist in einigen Regelwerken in den unteren Schwierigkeitsklassen nach bestimmten Übungen erlaubt, in anderen nicht. So erlauben in Österreich und in der Schweiz die übergeordneten Verbände die Futterbelohnung in den unteren Schwierigkeitsklassen, während in Deutschland in allen Klassen belohnt werden darf.

Ein Sport für alle

Für wen Rally Obedience der richtige Sport ist, wurde ja bereits angesprochen: für jede und jeden! Denn genau das ist die Idee, die dahintersteckt. Der Spaß am Umgang mit dem Hund, die freudige Zusammenarbeit stehen im Vordergrund, und diese sind unabhängig von Alter, Geschlecht, Statur, Gewicht oder Erfahrung.

Selbst Kinder können hier ihre ersten „Gehversuche“ mit einem Hund machen: Einfache Unterordnungsübungen werden spielerisch erlernt, Lob wird großzügig verteilt, und zwar an beide Teile des Teams, was eine Leidenschaft für das gemeinsame Tun weckt. Kinder haben oft weniger Vorbehalte, sich auch einmal für ihren Hund zum Clown zu machen, um ihn aufzumuntern, was besonders bei ruhigen, schüchternen Hunden hilft. Die Hunde lernen, was die anfangs noch ungeschickten Sichtzeichen der Kinder bedeuten, sie passen sich in bewundernswerter Weise ihren jungen Teampartnern an. Häufig haben die Kinder und Jugendlichen auch eine raschere Auffassungsgabe beim Erlernen und Umsetzen der Übungsschilder als Erwachsene.

Ebenso wie Kinder mitmachen können, steht Rally Obedience selbstverständlich auch Junghunden offen. Erste Gehorsamkeitsübungen mit viel Hilfe, Lob und Futterbelohnung zu erlernen und dabei nette Hundekollegen und nette Menschen zu treffen, nimmt der Grundausbildung die Strenge und lässt sie wie ein unterhaltsames Spiel mit dem menschlichen Partner erscheinen. Und das Erlernte hilft durchaus bei der Vorbereitung auf spätere Prüfungen und Herausforderungen im Hundesport.

Aber auch Senioren, sowohl menschliche als auch hündische, finden hier Aufnahme und anregende Beschäftigung. Viele ältere Hunde können die klassischen Hundesportarten wegen der hohen körperlichen Anforderungen nicht mehr ausüben. Vielen älteren Hundebesitzern geht es genauso. Im Rally Obedience treffen die Seniorenteams auf moderate Anforderungen in Bezug auf Schnelligkeit und körperliche Fitness. Bei körperlichen Behinderungen der Hunde können Sprünge angepasst, die schwierigeren Linksdrehungen weggelassen und so Überforderungen vermieden werden. Selbst taube oder blinde Hunde können mit entsprechender Unterstützung mitmachen. Taube Hunde lernen, auf die Sichtzeichen ihres Hundeführers zu achten, blinde Hunde bekommen durch Hörzeichen wie Schnalzen oder Klatschen akustische Hilfen, um sich orientieren zu können, und Sprünge können und dürfen entsprechend angepasst werden, indem die Stange niedriger oder gegebenenfalls ganz auf den Boden gelegt wird.

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Auch ein blinder Hund kann mitmachen. (Foto: Claudia Träger)

Ist der Hundeführer oder der Hund gehbehindert, kann ihm mehr Zeit zur Bewältigung des Parcours eingeräumt werden. Für Rollstuhlfahrer ist ein ebener Boden, beispielsweise ein Parkplatz, als Parcoursfläche angenehmer, eine kurz geschnittene Rasenfläche ist aber auch ausreichend.

Für Mensch-Hund-Teams mit und ohne Turniererfahrung

Turniererfahrene Hundehalter und Hunde erleben, dass Anspannung und Stress, wie sie bei Turnieren im traditionellen Hundesport immer mehr zur Regel werden, hier nicht vorhanden sind. Rally Obedience eröffnet vielen sensiblen Hunden neue Türen: Im klassischen Obedience zum Beispiel dürfen Hundeführer während der Übungen nicht mit dem Hund sprechen, ihm keine Rückmeldung geben, ihn nicht loben. Das ist erst nach Beendigung des Übungsteils erlaubt. Für sensible Hunde dauert das manchmal zu lange, sie werden im Lauf des Trainings immer unsicherer, weil sie nicht aushalten können, dass ihr Mensch sie minutenlang nicht bestätigt, und in Turnieren verweigern sie schließlich die Mitarbeit. Für solche Teams ist Rally Obedience eine Oase. Endlich erfährt der Hund wieder Bestätigung, er lebt auf und hat wieder Freude an der Zusammenarbeit mit seinem Menschen.

Das ist aber nicht der einzige Unterschied zum klassischen Obedience. Im Rally Obedience ist der Bewertungsspielraum für eine Übung erheblich größer. Die Zahl 30 spielt dabei eine wichtige Rolle: Der Hund muss nicht am Bein seines Hundeführers „kleben“, er darf bis zu einem Abstand von 30 Zentimetern nebenher-laufen, er darf bis zu einem Winkel von 30 Grad schräg sitzen und erhält dennoch die volle Punktzahl. So kann auch ein williger, gut ausgebildeter Familienhund neben einem Obedience-Hund bestehen und in einem Wettbewerb auf den vorderen Plätzen landen.

Für Hundefreunde, die Hundesport eher ablehnen

Die Teilnahme an Turnieren und der Vergleich mit anderen Hundefreunden sind selbstverständlich freiwillig. Mensch und Hund können natürlich auch einfach so, ganz für sich, Spaß am Rally-Obedience-Training haben. Aber die fröhliche, entspannte Atmosphäre im Training und bei Rally-Obedience-Turnieren wird jeden beeindrucken und davon überzeugen, dass alle mit Freude dabei sind, und ihn vielleicht dazu ermutigen, es doch einmal zu versuchen.

Warum ausgerechnet Rally Obedience?

Was kann ein Hundebesitzer mit Rally Obedience erreichen, was andere Hundesportarten nicht auch bieten könnten?

Es gibt zahlreiche Gründe, die für das Rally-Obedience-Training sprechen. Prinzipiell ist es immer besser, mit dem Hund zu arbeiten, sich mit ihm zu beschäftigen, als ihn sich selbst zu überlassen. Ein gut ausgebildeter Hund hat Fähigkeiten, die nicht nur im privaten Bereich, sondern auch in der Öffentlichkeit nützlich sind. Er achtet besser auf seinen Hundeführer, er kann dessen Körpersprache lesen und hat gelernt, angemessen darauf zu reagieren. Der Hundeführer hat gelernt, wo die Grenzen seines Hundes sind, wie er ihn führen, wie er ihn besänftigen, wo er ihm vertrauen und wie und wo er ihn kontrollieren sollte und muss. Im Besonderen sprechen folgende Gründe für den Einstieg in die Sportart Rally Obedience:

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Beim Rally Obedience lernt der Hund, genau auf seinen Hundeführer zu achten. (Foto: Angelika Schröder)

Unterhaltsame Grundausbildung

Rally Obedience ist zwar ein eigenständiger FunHundesport, aber es ist auch von unschätzbarem Wert in der Grundausbildung der Hunde. Sowohl in der klassischen Unterordnung als auch im Agility und im Obedience gibt es Anteile, in denen die Hunde in mehr oder weniger großer Distanz zu ihrem Hundeführer arbeiten und dennoch Kontakt zu ihm halten und auf ihn achten, seine Anweisungen begreifen und umsetzen müssen. Im Rally Obedience lernen die Hunde von Beginn an, den unterschiedlichsten Wendungen und Drehungen ihres Hundeführers zu folgen sowie Bewegungs- und Abrufübungen zu absolvieren. Spiralen und Slalom bringen den Hunden auf spielerische Weise bei, die Fußposition an der Seite ihres Hundeführers zu halten. Der Parcours ist für sie eine riesengroße Wundertüte. Anders als in einer Begleithundeprüfung, in der das Schema fest vorgegeben ist, wartet an jeder Station eine neue Überraschung in Form einer Übung. Die Hunde lernen auf unterhaltsame Weise, dass sie ihre Menschen gut beobachten müssen, weil es immer wieder neue, für sie nicht vorhersehbare Aufgaben gibt. Nach dem Training sind sie physisch und psychisch ausgelastet. Der Hundeführer ist entlastet, weil ihm die Arbeit abgenommen ist, sich selbst Aufgaben und Übungen für seinen Hund auszudenken und dabei auch noch Abwechslung ins Training zu bringen.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit im Team

Die im Rally Obedience auf angenehmste Art erworbenen Fähigkeiten, etwa die, den Menschen aufmerksam im Auge zu behalten, seine Zeichen zu verstehen und zu befolgen, sind für die Teams beim Übergang zu den traditionellen Hundesportarten wie Agility, Obedience oder Turnierhundesport von immensem Vorteil, und sie dienen als zusätzliche Vorbereitung auf eine angestrebte Begleithundeprüfung. Auch Hunde, die sich im Agility verselbstständigt hatten oder die im Obedience oder der klassischen Unterordnung in der Fußarbeit keinen Kontakt zum Menschen halten konnten, finden durch das Rally-Obedience-Training plötzlich einen neuen Zugang. Aus zwei mehr oder weniger beziehungslos nebeneinanderher laufenden Lebewesen wird plötzlich ein echtes Team.

Förderung der positiven Beziehung zum Hund

Die Förderung einer positiven Beziehung des Menschen zum Hund ist ein weiteres Ziel. Die Betonung liegt hier auf dem Wort „positiv“. Viele Hundebesitzer glauben, dass ihr Hund sie genau versteht und weiß, was sie von ihm wollen, aber manche Anweisungen „mit Absicht“ nicht befolgt. Und auf der anderen Seite steht der Hund ratlos vor seinem Menschen und verzweifelt an den für ihn nicht verständlichen Kommandos oder an ungenauen Handzeichen. Die Verständigung zwischen Mensch und Hund scheitert also immer noch viel zu oft an Fehlinterpretationen. Dem Hund werden menschliche Absichten und Gefühle unterstellt (zum Beispiel ein Dickkopf oder ein schlechtes Gewissen), und es wird völlig ausgeblendet, dass er ein Tier ist, mit tierischen Instinkten, Bedürfnissen und Fähigkeiten, das Gefühle wie ein schlechtes Gewissen überhaupt nicht kennt. Die erlaubte Bestätigung während der Übungsausführung trägt in großem Maß dazu bei, dass Mensch und Hund im Umgang miteinander sicherer werden, sich besser verstehen und miteinander wohlfühlen.

Intensivierung der Kommunikation

Im Rally-Obedience-Training ist es erlaubt, ja sogar erwünscht, dass der Mensch mit seinem Hund kommuniziert. Das bedeutet fröhliche Ansprache, freundliche Aufforderungen, begeistertes Anfeuern und ausgiebiges Lob in den höchsten Tönen seitens des Menschen. Diese Verhaltensweisen gehören (leider) nicht zum Standardrepertoire jedes Menschen, so manch einer muss sie erst mühsam erlernen. Aber – es lohnt sich, es lohnt sich gewaltig, denn der vierbeinige Partner begreift (vielleicht zum ersten Mal), was sein Mensch eigentlich von ihm will. Unter Anleitung eines Trainers lernt das Mensch-Hund-Team, sich gegenseitig zu beobachten und im richtigen Moment zu reagieren. Sowohl der Mensch, der den Hund mit dickem Lob oder sogar mit Futter in genau dem richtigen Moment bestätigt, als auch der Hund, der mit der präzisen Ausführung eines Kommandos reagiert, sprechen plötzlich die gleiche Sprache. Der Erfolg lässt sich langfristig nicht verhindern, die Zusammenarbeit des Teams wird immer besser. Am stolzen Lächeln oder breiten Grinsen der Menschen nach einer gelungenen Übung, an den funkelnden Augen und der wedelnden Rute des Hundes lässt sich leicht ablesen: Wir verstehen einander und wir arbeiten gut zusammen!

Es geht in der Zusammenarbeit nicht länger um Dominanz und um Unterordnung wie in den frühen Jahren der Hundeausbildung. Beide Teile des Teams sind echte Partner, die einander respektieren und das auch zeigen.

Spaß mit dem Hund

Dass die Teams beim Rally-Obedience-Training auch Spaß miteinander haben, ist jetzt sicher jedem klar. Besonders dann, wenn sich der Trainer einmal neue Übungen ausdenkt, wie zum Beispiel:

image Der Hund macht Platz, der Mensch hüpft auf einem Bein um ihn herum und schlägt dabei mit den Armen auf und ab, als wären sie Flügel.

image Der Mensch setzt sich auf einen Stuhl und der Hund geht um ihn herum.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, solange es allen Beteiligten gefällt. Und was hat das noch mit Rally Obedience zu tun? Für unsere Hunde ist eine Übung so ernsthaft und so sinnvoll oder sinnlos wie die andere. Sie unterscheiden nicht zwischen ernsten und lustigen Übungen. Für uns Menschen aber bedeuten sie Spaß mit dem Hund, Beschäftigung mit dem Hund und gute Laune und Lachen mit dem Hund, und das ist der Boden, auf dem eine gute Beziehung zwischen beiden wachsen und gedeihen kann.

Treffen mit Gleichgesinnten

Nicht zuletzt ist das Rally-Obedience-Training eine Möglichkeit, Gleichgesinnte zu treffen. Miteinander zu trainieren, sich auszutauschen, sich mit gegenseitigen Tipps bei Schwierigkeiten zu helfen sind nur einige ausgewählte Punkte, die für einen Einstieg in das Rally-Obedience-Gruppentraining sprechen. Nicht zu vergessen sind die ermunternden oder tröstenden Kommentare, wenn einmal gar nichts klappt.

Natürlich wird auch großzügig Lob gespendet, wenn beispielsweise ein Team endlich die Linksdrehung um 360 Grad oder die Stehübung beherrscht. Und die Teams machen sich wechselweise Mut, vielleicht doch mal an einem Wettkampf teilzunehmen.

Rally-Obedience-Sportler sind anders. Es gibt viele Teams, die nach anfänglichem Zögern einmal die Luft und Atmosphäre eines Rally-Obedience-Turniers geschnuppert haben und dann das nächste Turnier kaum noch abwarten konnten.

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Interessierte Teilnehmer als Zuschauer. (Foto: Angelika Schröder)

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(Foto: Claudia Träger)

WIE ALLES BEGINNT