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1. Auflage 2018

© 2018 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

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Redaktion: Sabine Franke
Umschlaggestaltung: Marc-Torben Fischer

Umschlagabbildung: istockphoto.com/trigga

Satz: inpunkt[w]o, Haiger (www.inpunktwo.de)

 

 

ISBN Print 978-3-7423-0572-5

ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-0124-3

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-0125-0

 

 

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Dieses Buch widme ich meiner Nichte Pia.

 

Möge Dir und allen jungen Menschen die
universelle Moral Jesu helfen, im Leben festen
Halt und einen aufrechten Weg zu finden.

 

Dein Onkel Tobias

VORWORT

Zur Bibel hatte ich mein Leben lang einen besonderen Bezug, vor allem bedingt durch mein katholisches Elternhaus. Ich war als Kind froh, dass es die Bibel als Hörspiel gab. Zuerst hörte ich das Alte und dann das Neue Testament. Das war mein erster direkter Kontakt mit der Bibel.

Dank der humanistischen Bildung meines Vaters und meiner sehr offenen, auch kritisch-politischen Erziehung waren Diskussionen über Religion bei uns zu Hause so gut wie ständig an der Tagesordnung. Das Konzept einer Amtskirche befremdete mich zunehmend, mehr als einmal habe ich mich von der Kirche distanziert, weil ich das Handeln ihrer Vertreter als heuchlerisch und zuweilen unchristlich empfand. Außerdem war mir ein Festhalten an starren Dogmen zuwider, und der Glaube an Unfehlbarkeit oder ewige Wahrheiten verstörte mich, da ich seit jeher gewohnt war, alles zu hinterfragen und kritisch zu betrachten. In dieser gesunden Skepsis haben mich meine Eltern bestärkt und ermutigt – auch wenn sie es sich damit selbst nicht gerade leichter machten.

Ich habe nie verstanden, warum die christliche Botschaft so komplex sein muss, dass sie den Menschen von heute oft so verklausuliert und weltfremd erscheint. Gewiss: Die Bibel wurde wieder und wieder übersetzt, wobei es zu inhaltlichen Deutungen und sprachlichen Fehlern kam. Die Sprache Jesu war das Ur-Aramäische, aus diesem wurden die Bibeltexte ins Altgriechische übertragen, von dort ins Latein, und viel später dann – dank Martin Luther – schließlich ins Deutsche, womit sich ihr Inhalt in unserem Kulturkreis zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit erschloss. Und jede Übersetzung brachte Veränderungen mit sich. Je nach politischem und kulturellem Zeitgeist wurden einzelne ihrer Passagen verstärkt oder abgeschwächt, wurden neue Begriffe geprägt und sprachliche Bilder hinzugefügt. Auch die Kirche selbst, zahllose Gelehrte und in Konzilen gefasste Beschlüsse hatten Verzerrungen und teilweise Entstellungen des Urtextes zur Folge. Aus ehemals klaren Botschaften wurden so im Lauf der Epochen teilweise schwer verständliche und mit Hinzudichtungen überladene Inhalte. Diese Quellengeschichte der Bibel war mir zwar bewusst, und nur zu gern hätte ich die heutige Bibel mit dem einstigen Originalstoff verglichen; weil ich aber kein Alt-Aramäisch verstehe und auch des Altgriechischen und Lateinischen nur bedingt mächtig bin, konnte ich mich dieser reizvollen Aufgabe leider nie vertieft widmen.

Vor drei Jahren stieß ich dann zufällig auf die Jefferson-Bibel, von der ich zuvor noch nie gehört hatte. Die Lebensgeschichte und die Lehren Jesu von Nazareth stehen im Mittelpunkt dieses Anfang des 19. Jahrhunderts entstandenen Werkes, das sowohl für die Jesusforschung als auch die amerikanische Geschichte eine große Bedeutung hat und von ihrem dritten Präsidenten Thomas Jefferson (1743–1826) erstellt wurde. Dieser hatte sich zeitlebens als Christ verstanden, aber an die Wundererzählungen der Bibel konnte er einfach nicht glauben. Deshalb machte er sich 1804 erstmals daran, das Neue Testament auf seinen wahren Kern zu reduzieren. Als Grundlage dienten ihm mehrere Bibeln in griechischer, lateinischer, französischer und englischer Sprache. Bewusst ließ er alle übernatürlichen Phänomene aus und verzichtete auf die – aus seiner Sicht – historischen Fehler. Die relevanten Passagen aus den vier Evangelien schnitt er aus und fügte sie neu und in chronologischer Reihenfolge wieder zusammen. Ein komplexes Flickwerk war das Ergebnis, das er zwischen 1818 und 1820 in seine heutige Form brachte.

Jeffersons Bibel beginnt mit der Geburt Jesu (nach Lukas 2,1–7) und endet mit der Schilderung seiner Beerdigung und des Verschließens des Grabes (nach Johannes 19 und Matthäus 27,60). Die Auferstehung ist also kein Teil des Berichts, was typisch für Jeffersons Vorgehensweise ist, da er konsequent auf alle Wunder, Prophezeiungen und Verkündigungen durch Engel verzichtet.

Jefferson selbst veröffentlichte sein Werk zu Lebzeiten nicht. Es blieb auch nach seinem Tod nahezu unbekannt. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde seine Arbeit wiederentdeckt und durch die Veröffentlichung einer breiten Öffentlichkeit bekannt. In den USA gilt die Jefferson-Bibel längst als Standardwerk, das von vielen auch als Ausgangspunkt der heutigen Jesusforschung betrachtet wird.

Nach der ersten Lektüre wurde mir bewusst, dass Thomas Jefferson schon vor 200 Jahren demselben Verlangen gefolgt war, das auch mich mit Blick auf die Bibel erfüllt hatte: nämlich die Kernbotschaft – die Moral, die Lehre und das Leben Jesu – kompakt, schlicht und auf die wesentliche Substanz reduziert zusammenzufassen, befreit vom fantasievollen Ballast der Jahrhunderte, der nach und nach hinzugedichtet worden war. So entstand die Jefferson-Bibel – die reine Botschaft der Evangelien ohne Wunder, ohne kirchlich-religiös motivierte spätere Ergänzungen und ohne jedes schmückende Beiwerk, das nur vom eigentlichen Kern ablenkt. Die Kernbotschaft, auf der die Werte der abendländischen, aufgeklärten, christlichen Gesellschaft basieren, auf knapp 100 Seiten – das erschien mir sensationell.

Vor allem junge Menschen suchen nach klaren, eingängigen und überzeugenden Botschaften, nach geistiger Orientierung. Durch meinen politischen Kampf gegen den derzeitigen Vormarsch radikaler Ideologien auf unseren Straßen ist mir nur zu gut bekannt, dass Jugendliche und junge Erwachsene durchaus nach innerer Struktur, nach einem Wertesystem suchen. Dieses Wertesystem muss attraktiv und vor allem verständlich sein. Und all das ist die Bibel heute leider nicht mehr; sie ist zu umfangreich, zu komplex, zu unverständlich. Doch geistige Inhalte dürfen sich nicht allein »angestaubten« Theologen und Akademikern erschließen; sie sollten auch einfache Menschen ansprechen und gerade der jüngeren Generation einen Zugang erlauben. In der Jefferson-Bibel erkannte ich die Chance, auch junge Menschen für christliche Werte zu gewinnen. Würde man das Interesse an dieser schnörkellosen, auf das Wesentliche reduzieren Bibelversion wecken können, so dachte ich mir, dann wäre etwa im Kampf gegen islamistische Verblendung einiges gewonnen.

Leider tat sich ein Problem auf: Tatsächlich gab es die Jefferson-Bibel nicht auf Deutsch. Eben hierin fand ich ein Projekt für mich. So begann ich mit der Übersetzung von Jeffersons Textauswahl. Zunächst orientierte ich mich an entsprechenden Passagen der Lutherbibel. Später dann vereinfachte ich die Sprache, jedoch ohne den Inhalt zu verfälschen. Mein Ziel war stets klar: Die deutsche Jefferson-Bibel sollte ein einfach zu lesendes, gut verständliches Buch werden, welches Menschen Halt und Orientierung in jeder Situation ihres Lebens zu bieten vermag.

Für mich selbst kann ich sagen, dass mir die Lektüre und die intensive Arbeit an und mit der Jefferson-Bibel persönlichen Halt gegeben haben. Der Stoff erdete mich immer wieder und motivierte mich, in wirklich dunklen Stunden weiterzumachen. Was Letzteres betrifft, so fiel meine Beschäftigung mit der Jefferson-Bibel gerade in die richtige Zeit, da ich seit 2014 als ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer in den Kriegsgebieten des Iraks und Syriens unterwegs bin; ich sah dort unfassbare Schrecken und Leid, die mich bis heute verfolgen. Doch die Lektüre und Bearbeitung dieser zeitlosen Bibeltexte hat mir geholfen, alle noch so schrecklichen Eindrücke unbeschadet durchzustehen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Ich hoffe, dass auch Sie Halt, Hilfe, Ermutigung und Erkenntnis durch dieses Buch gewinnen können.

Ich will die Chance nutzen, mich bei den Menschen zu bedanken, die mich in den letzten Jahren besonders unterstützt, ermutigt und aufgefangen haben. Als Erstes ist hierbei meine Familie zu nennen, die jederzeit für mich da war. Seien es meine Eltern, meine Schwester Verena, meine Tante Irene oder mein Onkel Günther. Besonderer Dank für die Unterstützung bei diesem Buch gebührt zudem meinem alten Freund Daniel Matissek, der für die ein oder andere Formulierung in diesem Buch gesorgt hat, wenn ich nicht weiterwusste. Aus meiner liberalen Familie, der FDP, habe ich besondere Unterstützung für all meine Projekte von Menschen wie Moritz Mergen, Burkhardt Müller-Sönksen und Christoph Giesa erfahren. Auch der streittüchtige Felix Leidecker, Christdemokrat, war immer für ein offenes Wort zu haben und ist ein enger, echter Freund. Wundervollen Menschen wie Ann-Kathrin Lehmann und Diego Kacic danke ich. Es ist schön, dass es euch gibt und wir uns kennengelernt haben. Und am Schluss will ich zwei ganz besonderen Menschen danken. Menschen, die mich in meiner Arbeit in den Kriegsgebieten von Kurdistan, dem Irak und Syrien unglaublich unterstützt haben. Menschen, die Übermenschliches geleistet haben und weiterhin leisten: Rosa Karim und Gunter Völker. Ohne Rosa und Gunter hätte ich niemals das leisten können, was ich seit 2014 ehrenamtlich auf die Beine gestellt habe. Rosa und Gunter sind zwei tragende Säulen für das Dach der Menschlichkeit.

Tobias Huch

Anmerkungen

1 Siehe auch: James Altschul, »The Religion of Thomas Jefferson«, Rice Historical Review 2, Spring (2017).

2 Ronald Beiner, Civil Religion: A Dialogue in the History of Political Philosophy (New York: Cambridge University Press, 2010).

3 Immanuel Kant, Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft, Zweyte vermehrte Auflage. (Königsberg: Bey Friedrich Nicolovius, 1794). Näher dazu: Claus Dierksmeier, Das Noumenon Religion: Eine Untersuchung zur Stellung der Religion im System der praktischen Philosophie Kants, Kantstudien-Ergänzungshefte 133 (Berlin; New York: Walter de Gruyter, 1998).

4 Claus Dierksmeier, Qualitative Freiheit: Selbstbestimmung in weltbürgerlicher Verantwortung (Bielefeld: transcript, 2016).

5 Dierksmeier, Das Noumenon Religion.

6 Francisco de Vitoria, Ernest Nys, John Pawley Bate, Johann Georg Simon and Herbert F. Wright, Francisci De Victoria De Indis Et De Ivre Belli Relectiones, Classics of International Law, (Washington: The Carnegie Institution of Washington, 1917). A. Pillet, Les Fondateurs Du Droit International, Leurs Œuvres, Leurs Doctrines (Paris: V. Giard & E. Brière, 1904).

7 Hans Küng, Günther Gebhardt, Stephan Schlensog, Handbuch Weltethos: Eine Vision und ihre Umsetzung, (München; Zürich: Piper, 2012).

8 André Habisch, Claudius Bachmann, »Empowering Practical Wisdom from Religious Traditions: A Ricoeurian Approach«, International Journal of Corporate Social Responsibility 1.1 (2016).