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Juliane Vögele

Wehr Dich!

…weil ich NEIN sagen darf!

Wie wir unsere KINDER vor
sexuellem Missbrauch schützen können

imageErziehungstipps

imagePräventionsprogramme

imageVorgehen im Verdachtsfall

imageHilfen & Ansprechpartner

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Erziehungstipps

imageGeben Sie Ihrem Kind ganz viel Geborgenheit und Liebe

imageRespektieren Sie den Persönlichkeitsbereich des Kindes

imageSprechen Sie, natürlich altersgerecht, über Sexualität

imageSchaffen Sie eine enge Vertrauensbasis

imageAchten Sie auf Alarmsignale

imageVermeiden Sie eine Erziehung zu unbedingtem Gehorsam

imageLegen Sie Vertrauenspersonen fest

imageRespektieren Sie die eigene Persönlichkeit des Kindes

imageMachen Sie sich Ihre Vorbildfunktion bewusst

imageKlare Regeln und Grenzen setzen

imageHalten Sie Ihr Kind zur Pünktlichkeit an

Gefahren im Internet

imageMachen Sie das Internet zu einem Bestandteil Ihres Lebens

imageHalten Sie ein Auge auf die Internetaktivitäten Ihres Kindes/Regeln festlegen

imageWeisen Sie Ihr Kind auf Gefahren hin

imageAchten Sie auch hier auf Veränderungen Ihres Kindes

imageSchaffen Sie eine enge Vertrauensbasis / Sprechen Sie regelmäßig über Gefühle

imageKinder sollen auf ihre Gefühle hören und ihnen vertrauen (auch die Eltern)

imageSprechen Sie altersgerecht über Sexualität

imageMachen Sie sich Ihre Vorbildfunktion bewusst

imageGenerelle Tipps:

image„Gefährliche Freundschaften – Internetfalle für Kinder“.

Missbrauch unter Kinder und Jugendlichen

imageOpfer der kindlichen oder jugendlichen Täter

Behinderte Kinder als Opfer

Kinder mit Migrationshintergrund

Ritualisierter Kindesmissbrauch

Kinderhandel und Kinderpornographie

imageKinderpornographie

imageKindersex-Tourismus

imageKinderprostitution

imageKinderhandel

Opfer

imageWelche Kinder werden Opfer?

imageRisikofaktoren sind unter anderem:

imageSchutzfaktoren sind unter anderem:

imageDas Erleben von sexueller Gewalt

Folgen von Missbrauch

imageTraumatogene Faktoren bei sexuellem Missbrauch

imageDie Beziehungsgestaltung mit betroffenen Kindern und Jugendlichen

imageNeurobiologische Veränderungen und ihre Auswirkungen im Alltag

imageSonstige psychische Erkrankungen/Störungen, die entstehen können

imageKörperliche Folgen

Was tun bei einem Verdacht?

imageDie wenigsten Kinder vertrauen sich spontan an

imageWie kommt der Verdacht auf einen sexuellen Übergriff zustande?

imageDer Umgang mit Verdacht

imageZeigen Sie sich dem Kind als vertrauenswürdig

imageProfessionelle Distanz wahren

imageVorgehen

Gespräche mit den Kindern

imageWarum verschweigen Kinder den Missbrauch?

imageWenn Kinder sich mitteilen

imageWichtig zu wissen: Niemand ist zur Strafanzeige verpflichtet!

imageGespräche mit Beschuldigten

Täter / Täterinnen

Täter

Täterinnen

Täterstrategien

Rückfälligkeit der Täter

Pädophilie

imageDiagnosemerkmale

imageWeitere Verwendungen des Begriffes in der Öffentlichkeit und in den Medien

imagePrävalenz und sexuelle Orientierung

imageAlter des Kindes

imagePädophilie bei Frauen

Historisches

Fakten und Zahlen

imageGesetzestexte

imageEntwicklung der Rechtslage

Wenn das eigene Kind missbraucht wurde

imageNegative Veränderungen in der Eltern-Kind-Beziehung

imageWichtig für betroffene Eltern

imageDas Gefühl der Machtlosigkeit der Väter

Prävention, Kurse

imageWirkung kindzentrierter Präventionsprogramme

image„Wehr dich!“-Sicherheitstraining

image„Wehr dich!“-Sicherheitstraining für Kindergartenkinder

image„Wehr dich!“-Sicherheitstraining für Grundschulkinder

image„Wehr dich!“-Sicherheitstraining für Powergirls (weiterführende Schule)

image„Wehr dich!“-Sicherheitstraining für coole Jungs (weiterführende Schule)

image„Wehr dich!“-Sicherheitstraining – Gefahren im Internet (4te/5te Klasse)

Adressen – Hilfe – Ansprechpartner

Broschüren und Bücher – empfohlene Literatur

Quellenangaben

Zu meiner Person

Vorwort

Ist sexueller Missbrauch von Kindern in Deutschland wirklich ein Thema?

Die Kriminalstatistik zeigte 2013 immerhin umgerechnet über einen Fall pro Stunde. Die Dunkelziffer liegt laut Experten erheblich höher.

Der Verein gegen Missbrauch e.V. geht davon aus, dass alle 2 Sekunden in Deutschland ein Kind einen sexuellen Übergriff erlebt. Im Jahr sind das über 262.320 Fälle. Angesichts der Zahl ist es bestimmt ein Thema!

Allerdings möchte ich mich in diesem Kapitel mit dem besseren Thema beschäftigen - nämlich - wie können wir unsere Kinder schützen?

Hierbei muss man sich trotzdem kurz mit dem Tätertyp beschäftigen, um zu sehen, wo Prävention ansetzen kann.

Was sind das für Menschen, die Kinder missbrauchen?

In den seltensten Fällen ist es der Fremde, der hinter dem Busch hervorspringt, mein Kind entführt und missbraucht.

Natürlich gibt es auch diese Fälle, die auch immer wieder durch die Medien gehen – aber diese machen nur ca. 5 – 10 % aller Fälle aus.

In 90 – 95 % der Übergriffe ist der Täter dem Opfer bekannt oder sogar mit ihm verwandt.

Diese Tatsache muss man sich immer wieder bewusst machen, denn wie oft sagen wir unserem Kind: „Geh nicht mit Fremden mit!“, „Lass Dich nicht von Fremden ansprechen!“ – natürlich sollen sie das auch nicht, aber wenn wir davon ausgehen, dass der Großteil der Täter eben nicht fremd ist, reicht das bei weitem nicht aus.

Man geht davon aus, dass 1/3 der Täter hier aus der Kernfamilie kommt und 2/3 bekannt oder verwandt ist. Bei Jungen kommen die Täter etwas seltener, nämlich ca. 10 - 20 %, aus der Kernfamilie.

Die Kontaktaufnahme dieser Täter geht oft über Monate hinweg, bis es zum ersten Übergriff kommt. Und sie schleichen sich nicht nur in das Vertrauen der Kinder, sondern eben auch in das der Eltern und dieses Vertrauen wird dann ausgenutzt, um mit dem Kind auch ´mal allein sein zu können.

Um was geht es nun dem Großteil der Täter?

DEN Täter gibt es natürlich nicht, es gibt viele verschiedene Tätertypen, aber um irgendwo mit der Prävention ansetzen zu können, fragen wir uns, um was es dem Großteil der Täter geht. Tatsächlich geht es oft um Macht und Kontrolle. Dafür spricht auch die Tatsache, dass nur ein Bruchteil der Übergriffe von Menschen begangen wird, die tatsächlich eine pädophile Perversion haben, also eine Störung ihrer sexuellen Präferenz.

Durch Studien, in denen Täter von sexuellem Kindesmissbrauch daraufhin untersucht wurden, ob sie entsprechend der Kriterien des DSM-IV die Diagnose Pädophilie erhalten würden, stellte sich heraus, dass 12 – 20 % der verurteilten Sexualstraftäter als pädophil angesehen werden können (APA, 1999). Andere Untersuchungen kommen zu einem Anteil von 2- 20 %.

Beim Großteil der Täter ist die sexuelle Orientierung nicht gestört. Da man immer mehr generell von Pädophilen spricht, wenn sich jemand an einem Kind vergangen hat, ist man dazu übergegangen, die Menschen, die wirklich eine Störung der sexuellen Präferenz aufweisen, als Kernpädophile zu bezeichnen. Aber ein Großteil der Täter ist eben nicht pädophil und bei ihnen spricht man von „Ersatzhandlung“. Und hier geht es dann häufig um Macht und Kontrolle.

Wenn ich Macht ausüben möchte, suche ich mir natürlich auch ganz bestimmte Kinder aus.

Kinder, bei denen so wenig Gegenwehr wie möglich kommt.

Und man hat auch festgestellt, dass diese Täter so etwas wie „Tests“ durchführen, ob sich das Kind quasi als Opfer eignet. Genauso, wie es ein Täterprofil gibt, gibt es auch ein Opferprofil – das typische Opfer.

Hier spielt auch die Körpersprache eine Rolle – wie wirkt das Kind? Wirkt es schüchtern oder ängstlich oder eher stark und selbstbewusst?

Dann beginnen die Täter oft mit kleineren Grenzüberschreitungen.

ein peinlicher Witz,

eine zufällige Berührung beim Toben, Kuscheln,

eine komische Hilfestellung im Sport,

usw.

Kinder, die sich gleich wehren und sagen: „Das will ich nicht!“, und das am besten auch gleich den Eltern erzählen, sind nicht das, was dieser Tätertyp sich sucht. Traut sich das Kind aber nicht, dann geht der Täter einen kleinen Schritt weiter und immer wieder einen kleinen Schritt.

Und es wird für die Kinder nun immer schwerer, etwas zu sagen, viele fühlen sich auch schuldig, weil sie sich so lange nicht gewehrt haben, so lange „mitgemacht“ haben. Auch das wird ihnen von den Tätern oft eingeredet und auch später als Entschuldigung vorgebracht. Ich habe von einem Fall erfahren, bei dem der Onkel, der seine Nichte jahrelang missbrauchte, vor Gericht als Verteidigung vorgebracht hat, dass das Kind ja nicht gesagt habe, dass es das nicht möchte.

Also muss unser Ziel sein – unsere Kinder stark und selbstbewusst zu machen.

Wenn die Frage lautet: Welches Kind KANN Opfer werden?

Ist leider die Antwort – JEDES –

Aber: Es werden bestimmte Kinder bevorzugt und hier kann Prävention ansetzen.

Es werden Kinder bevorzugt, die

besonders schüchtern und ängstlich wirken,

sehr liebebedürftig sind,

sich einer Autorität in jeder Situation widerspruchslos unterordnen.

Präventive Erziehung findet größtenteils im Elternhaus statt – hier liegt die Grundlage. Darüber hinaus kann dies auch in Kindergarten und Schule geschehen, und zusätzlich können Kinder einen Kurs besuchen, der sie stärkt, ihnen ihre Rechte aufzeigt und ihnen Handlungssicherheiten gibt.

Für die präventive Erziehung im Elternhaus möchte ich nachfolgend nun einige Erziehungstipps erläutern.

Erziehungstipps

Geben Sie Ihrem Kind ganz viel Geborgenheit und Liebe

Dies ist sicher für mich einer der wichtigsten Punkte. Ein wichtiger Aspekt ist hier ganz besonders die Zeit… Zuhören, Austauschen, Spielen, Kuscheln…, das alles erfordert Zeit.

Also ist Zeit ein ganz wichtiger Faktor.

Das Kind in den Arm nehmen, kuscheln und auch immer wieder versichern: „Du bist das Allerwertvollste für mich, und nichts und niemand kann mich dazu bringen, dich nicht mehr lieb zu haben!“.

Viele Eltern denken: „Mein Kind weiß das doch!“, – aber viele Kinder lassen sich hier sehr schnell verunsichern. Wenn ich Kinder im Kurs frage: „Gibt es irgendetwas, was die Eltern dazu bringen könnte, uns Kinder nicht mehr lieb zu haben?“, ist oft die Antwort: „Wenn ich frech bin, mögen sie mich nicht mehr!“, oder, „Wenn ich Ausdrücke sage, mögen sie mich nicht mehr!“. Wenn die Eltern sauer sind, setzen Kinder das oft gleich mit – sie mögen mich nicht mehr.

Auch wenn ich frage: „Gibt es irgendetwas auf der Welt, das für die Eltern wichtiger sein könnte als die Kinder?“, kommt oft die Antwort: „Das Auto!“.

Vielleicht schmunzeln Sie hier über die Antwort. Aber im Grunde ist es doch erschreckend, wenn ein Kind auf die Idee kommt, das Auto könnte wichtiger sein als es selbst.

Versichern Sie Ihrem Kind immer wieder: „DU bist das Allerwertvollste für mich!“, „Es gibt nichts, was mich dazu bringen könnte, dich nicht mehr lieb zu haben!“.

Warum? – Was gibt es einem für ein Gefühl, wenn man so geliebt wird?

Ein Gefühl von: „Ich muss ´was ganz Besonderes sein, wenn ich so geliebt werde“. So kann sich Selbstwertgefühl und hieraus Selbstbewusstsein entwickeln.

Nebenbei bemerkt, Geschwisterkinder sind natürlich gleichwertig. Hier gab es schon einmal Tränen, weil ein Kind aus meinem Kurs nach Hause kam und seiner Schwester erklärte, er sei das Allerwertvollste für die Eltern. Seitdem erkläre ich immer, dass alle Kinder in der Familie gleich viel wert sind.

Respektieren Sie den Persönlichkeitsbereich des Kindes

Was könnte ich damit meinen?

Natürlich sind es auch die ganz allgemeinen Dinge, wie die Badezimmertür zu verschließen oder eine Auszeit im eigenen Zimmer zu nehmen.

Aber es gibt einen besonders wichtigen Punkt.

Ich bringe hier ein Beispiel, das bei uns in der Familie einmal vorkam.

Stellen Sie sich vor, die Oma kommt zu Besuch und hat ein Geschenk für das Kind dabei. Nun kommt der Satz: „Jetzt gib doch ´mal der Oma einen Kuss!". Das Kind steht aber da und sagt: "Nee, mag nicht!". Und nun kommt dieser vorwurfsvolle Blick der Oma - natürlich zu uns. Das ist schon ein unangenehmes Gefühl, vor allem, wenn es vielleicht die Schwiegermutter ist.

Was machen wir nun?

Ich denke, man muss sich noch ´mal unterhalten. Nicht mit dem Kind, sondern mit der Oma.

Ich kenne Ihre Eltern natürlich nicht, ich kenne auch Sie nicht, aber ich küsse nun auch nicht jede Person, nur weil sie mich küssen möchte. Ich gehe davon aus, dass es Ihnen auch nicht anders ergeht.

Denn, was ist das für ein Gefühl, wenn mir jemand so nahe kommt, dass er mich in den Arm nehmen oder küssen kann, und ich möchte es nicht? Wenn ich es möchte, keine Frage, darüber müssen wir uns nicht unterhalten – dann ist es wunderschön – aber wenn ich es nicht möchte?

Von vielen Eltern bekomme ich nun Antworten wie: "Bedrängend, beängstigend, unangenehm", usw..

Wenn ich in den Kursen die Kinder frage: "Was ist das für ein Gefühl?", dann bekomme ich immer die Antwort: „Uäh! Bäh!", und das Gesicht wird zu einer angewiderten Grimasse verzogen.

Ich finde, diese Aussage trifft es ganz deutlich. Darin ist alles enthalten. Der ganze Cocktail an unangenehmen Gefühlen. Und Kinder haben eben dieses Gefühl ganz genauso wie wir.

Auf die Frage im Kurs: „Wer darf denn eigentlich sagen, wer uns Kindern einen Kuss geben darf?“, kommt häufig die Antwort: „Die Mama!“. Daraufhin erarbeiten wir ganz langsam die Thematik, bis wir zu dem Ergebnis kommen -

das ist mein Körper, und nur ich darf entscheiden, wer den streichelt und küsst.

Die meisten Kinder sind übrigens ungemein stolz, wenn man ihnen das erklärt. In jeder Kursstunde kann ich wieder nachfragen: „Wer darf noch ´mal sagen, wer uns einen Kuss geben darf?", dann schreien die Kinder ganz laut: „Wir!", "Und wer darf sagen, wer uns ganz fest in den Arm nimmt?", „WIR!“, „Und wer darf sagen wer uns ganz arg knuddelt?“, „WIR!“, „Und wer darf sagen, wer die Mama küsst?“, „Wi….???“, hier stutzen sie, überlegen kurz, und dann wird es klar - „Die Mama".

So wird aufgezeigt, dass jeder Mensch für sich selbst entscheiden darf, ob er geküsst werden möchte oder nicht. Vor einigen Monaten wollte ich das Spiel noch weiter treiben, da es so gut lief. Und ich stellte die Frage: „Und wer darf entscheiden, wer den Papa küsst?“. Und bekam zur Antwort: „Die Mama!“, - ich war versucht zu sagen: „Richtig". Natürlich ist das Unsinn. Jeder Mensch darf das für sich alleine entscheiden. Aber seitdem stelle ich diese Frage nicht mehr.

Sprechen Sie, natürlich altersgerecht, über Sexualität

Hier meine ich jetzt nicht, wie ein Kind entsteht. Das ist ein völlig anderes Thema. Sondern es geht mir darum, dass Körperteile einen Namen haben. Alle Körperteile einen Namen haben.

So dass es nicht eine Region am Körper gibt, die namenlos ist oder eine Tabuzone. Welche Namen Sie verwenden ist mir nicht so wichtig. Es gibt Experten, die sagen, Verniedlichungen seien abwertend. Ich finde das so nicht, aber wichtig ist, dass Namen vorhanden sind.

Zunächst muss für das Kind klar sein – auch diese Körperregionen gehören zu meinem Körper, ich darf entscheiden, wer mich dort berührt, und ich darf auch darüber sprechen.

Zudem ist es so, dass viele Kinder über Übergriffe nichts erzählen, weil sie das Geschehene nicht in Worte fassen können, weil sie keine Worte dafür haben.

Es ist sowieso sehr schwer, über solch ein Erlebnis zu sprechen, und wenn ich keine Worte dafür habe, wird es noch schwerer, und ich lasse es vielleicht ganz.

Ein weiterer Aspekt ist, dass die natürliche Neugier der Kinder, die zeitweise mehr oder weniger ausgeprägt ist, gestillt werden muss. Und wenn es zuhause ein absolutes Tabuthema ist, kann auch das von Tätern ausgenützt werden. Auf scheinbar harmloser Ebene wird mit dem Kind gesprochen und dann eventuell gefragt: „Wie sieht es denn bei dir aus? Bei mir sieht es anders oder auch ähnlich aus. Darf ich mal fühlen wie sich das bei dir anfühlt? Oder magst du mal fühlen, wie es sich bei mir anfühlt?".

Damit die Neugier des Kindes nicht so groß wird, dass Täter auf dieser Ebene arbeiten können, müssen Geschlechtsteile und Fragen dazu ganz normal angesprochen werden können, und es muss eventuell auch erwähnt werden, dass es Menschen gibt, die Kinder so anfassen, wie diese es nicht möchten, und dass Kinder dann immer das Recht haben, sofort „Nein“ zu sagen und dies sofort den Eltern erzählen sollen, weil diese dann helfen. So dass für die Kinder auch klar ist, ich stehe hier nicht allein, sondern da sind meine Eltern hinter mir, die mir beistehen.

Manchen Eltern fällt es sehr schwer, über Sexualität beziehungsweise Geschlechtsteile zu sprechen. Für diese Eltern gibt es inzwischen einige sehr gute, kindgerechte Bücher, die ihnen dabei helfen können.

Im Übrigen muss den Kindern auch versichert werden: "Wenn dich jemand anfasst, obwohl du gesagt oder gezeigt hast, dass du es nicht möchtest, ist das nicht deine Schuld. Das darf der andere nicht, also ist es seine Schuld. Aber selbst, wenn du nichts gesagt hast, darf dich niemand anfassen, wenn du es nicht willst – in jedem Fall, erzähle es den Eltern, damit sie helfen können".

Schaffen Sie eine enge Vertrauensbasis

Sprechen Sie regelmäßig mit Ihrem Kind über Gefühle.

Schöne Gefühle und blöde Gefühle.

Regelmäßig - also nicht nur zweimal im Jahr, am Geburtstag oder an Weihnachten, sondern wirklich regelmäßig. Am besten täglich.

Aber was soll das denn nun mit Prävention zu tun haben? Was soll dieses alberne Gequatsche?

Zunächst erfahre ich hier viel über mein Kind. Ich erfahre also evtl. rechtzeitig, ob sich jemand meinem Kinde gegenüber eigenartig verhält.

Aber warum sollte dies nun regelmäßig geschehen?

Wenn ich etwas regelmäßig mache, dann wird es Normalität.

Man spricht über seine Gefühle.

Außerdem muss ich erst lernen, was ich fühle, und wie ich das ausdrücken kann.

Das können die wenigsten Erwachsenen. Wenn ich in der Beratung frage: „Wie haben Sie sich in dieser Situation gefühlt?“, bekomme ich oft die Antwort: „Gut!“.

So – Aha –

Äh, und nun fange ich an zu raten. Hm, was ist nun gut? Stolz, zufrieden, satt, fröhlich, verliebt, sicher, selbstbewusst, wertvoll usw.. So differenziert muss das bei Kindern noch nicht geschehen, aber sie sollen Gefühle ausdrücken können. Und lernen kann man dies am besten, wenn man es regelmäßig macht.

Warum könnte es nun auch besonders wichtig sein, dass ich als Elternteil auch über meine Gefühle spreche? Natürlich ohne das Kind zu überfordern. Also nicht die Eheprobleme besprechen oder ähnliches. Aber ich kann z.B. sagen: „Das fand ich heute schön, oder das fand ich heute blöd."

Erstens sind wir für unsere Kinder Vorbilder.

Kinder lernen am meisten durch das Imitieren des Vorbilds.

Und vielleicht ist auch Ihnen diese Szene nicht unbekannt. Das Kind kommt vom Kindergarten oder der Schule nach Hause, und ich frage: „Na, wie war’s?".

Die kurze Antwort des Kindes: „Gut“, „Was habt ihr denn gemacht?", „Nix!“, oder „Weiß nicht mehr!“, oder „Gespielt!“, oder „Gelernt!“.

Kinder fühlen sich sehr schnell ausgefragt. Und wenn ich selbst auch von mir etwas erzähle, dann wird es eher zu einem Austausch, und das Kind empfindet es nicht mehr so bedrängend. Man kann das auch schön in Rituale einbauen. Abends beim zu Bett bringen kann man noch ´mal darüber sprechen, was an diesem Tag schön oder auch blöd war. Oder auch, wenn die ganze Familie am Tisch sitzt, kann jeder noch einmal sagen, was für ihn heute schön oder blöd war.

Und warum könnte es auch wichtig sein, dass Väter mit ihren Söhnen über Gefühle sprechen und darüber, dass sie vielleicht auch einmal Angst haben oder Hilfe in Anspruch nehmen?

Natürlich können wir das als Mütter auch erklären, aber Söhne identifizieren sich in ihrer Geschlechtsrolle einfach eher mit dem Papa als mit der Mama. Und Papas sind für die Kinder ja generell super toll.

Ein Junge erklärte mir vor einiger Zeit mit stolz geschwellter Brust: „Mein Papa hat’s nicht nur hier", und er zeigte auf seinen Bizeps, „sondern auch da“, und deutete dabei auf seinen Kopf. Und wie oft höre ich im Kurs dieses stolze: „MEIN Papa…“.

Und das möchte ich den Kindern auch gar nicht nehmen. Papas sind toll!

Und wenn dieser super tolle Papa signalisiert: , dann wird der Junge sich eher auch Hilfe holen, als wenn er denkt: .