ÜBER DEN AUTOR

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Johann C. Köber interessiert es schon seit seiner Kindheit, weshalb der eine Millionär ist und der andere ständig pleite. Nach einem Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eröffnete er sein eigenes Steuerbüro und konzentrierte sich auf strategische Fragen: Wie lässt sich die persönliche Steuer- und Abgabenlast optimal gestalten? Wie wird aus dem gesparten Geld am sichersten ein Vermögen? Neben seiner Steuerberatungstätigkeit führt er Lehrgänge und Workshops zu Steuer- und Finanzthemen durch. Er lebt in der Nähe von Nürnberg. Im FinanzBuch Verlag ist auch auch der Bestseller »Steuern steuern« erschienen.

 

NOTES

a Große Resonanz hat zum Beispiel James P. O’Shaughnessy mit seinen Untersuchungen zu Investmentstrategien gefunden. Sein Buch finden Sie in den Literaturangaben am Schluss dieser Publikation.

b www.dai.de/renditedreieck

LITERATURTIPPS

ALLGEMEIN FÜR INVESTOREN (NICHT NUR IM HINBLICK AUF WERTPAPIERE)

Kahneman, Daniel: Schnelles Denken, langsames Denken, Siedler Verlag 2012

Thaler, Richard H.: The Winner’s Curse: Paradoxes and Anomalies of Economic Life, The Free Press 1991

Winterlich, Jörg R.: ErfolgReich mit Immobilien-Investments: Die Kunst, wie Privatinvestoren mit Wohnimmobilien Geld verdienen, Haufe-Lexware 2015

Robbins, Tony: Money – Die 7 einfachen Schritte zur finanziellen Freiheit, FinanzBuch Verlag 2016

O'Shaughnessy, James P.: Die besten Anlagestrategien aller Zeiten: Welche Investment-Methoden wirklich funktionieren, TM Börsenverlag AG 2016

ZU REBALANCING-STRATEGIEN

Kommer, Gert: Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs, Campus Verlag 2015

ZUR TRENDFOLGESTRATEGIE

Covel, Michael: Trendfolge für Anleger, Börsenbuchverlag 2013

ZUR AKTIENAUSWAHL

Graham, Benjamin: Intelligent Investieren, FinanzBuch Verlag 2013

Ein Standardwerk über das Finden von wunderbaren Aktien, erschienen ursprünglich im Jahr 1949, immer noch das Standardwerk. Achtung: nicht vom dem Umfang von 640 Seiten abschrecken lassen.

ZU OPTIONEN

Hooper, Joseph: Covered Calls and LEAPS – A Wealth Option, Wiley Trading 2009

Rabe, Jens; Skoruppa, Kai: Optionsstrategien für die Praxis: So sichern Sie sich an der Börse ein regelmäßiges Einkommen; Börsenbuchverlag 2012

1. ABSCHNITT

WARUM ES WICHTIG
IST, REICH ZU SEIN

EINLEITUNG

Viele öffentliche Diskussionen und auch zahlreiche Gespräche im privaten Rahmen kreisen um den Wunsch, Geld zu haben. Fast jeder Mensch träumt davon, reich zu sein. Allerdings spielt es meiner Meinung nach keine Rolle, ob man möchte oder nicht. Vielmehr müssen wir reich werden, es bleibt uns gar nichts anderes übrig. Diese Behauptung mag Ihnen vermutlich etwas weit hergeholt vorkommen, doch hat sie leider einen sehr ernsten Hintergrund. Denn die sozialen und ökonomischen Strukturen unserer Gesellschaft haben sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verändert. Das Versprechen lebenslanger Stabilität durch eine gute Ausbildung, einen sicheren Beruf und eine auskömmliche Rente gilt immer weniger. Schon heute brauchen viele Menschen zwei oder drei Jobs, um über die Runden zu kommen. Und immer häufiger werden unsere Zahlungen an die Rentenkassen nicht ausreichen, um später ein ausreichendes Niveau der Altersbezüge sicherzustellen. Dazu kommen weitere Herausforderungen: Wir werden stetig älter, und damit steigt die Rentenbezugsdauer dramatisch an. Die westlichen Industriestaaten passen ihre gesetzlichen Rentensysteme jedoch kaum an diese Veränderungen an. Die beschriebene Entwicklung verstärkt sich also noch. Angesichts dieser Situation verwundert es kaum, dass wir pausenlos von der Bedeutung privater Zusatzrenten hören. Doch zeigen die mageren Zustimmungsraten zu Riester, Rürup & Co., wie wenig die Deutschen von diesen Angeboten halten. Und in der Tat belegen viele Untersuchungen, dass deren Erträge eher mäßig ausfallen – das niedrige Zinsniveau und vielfältige Gebühren lassen grüßen. Die Frage nach dem Sinn der beworbenen Produkte ist daher durchaus sinnvoll, und es schadet nicht, wenn wir uns nach Alternativen umschauen. Denn realistisch betrachtet, werden wir immer häufiger von unseren Ersparnissen oder von Erträgen unserer Vermögenswerte leben müssen, wollen wir den Lebensstandard nicht spürbar einschränken. Und diese Schlussfolgerung bedeutet nichts anderes, als dass wir reich sein oder werden müssen.

Bei einigen von Ihnen wird diese Logik vielleicht einen Kloß im Hals verursachen, doch klingen die vorigen Zeilen schlimmer, als sie sind. Schließlich müssen wir in der Regel nichts über den Zaun brechen; und die meisten von Ihnen werden noch mindestens ein Jahrzehnt Arbeit vor sich haben. In dieser Zeit besteht die Gelegenheit, schrittweise vorzugehen und den Vermögensaufbau strategisch zu verfolgen. Leider stellt uns diese Aufgabe vor ein Problem: Derartiges Denken ist sehr abstrakt, und der Mensch ist biologisch und emotional nur ungenügend darauf eingestellt. Die Renditeentwicklung längerfristig zu kalkulieren und eine Investitionsstrategie abzuleiten, fällt den meisten von uns schwer. Es ist daher sehr wichtig, das Bauchgefühl auszuschalten und den Vorsatz »ich werde reich« in einen konkreten Plan zu überführen. Aus diesem Grund enthält dieses Buch nicht nur Börsenstrategien, es widmet sich der inneren Einstellung, gibt den Gefühlen und psychologischen Prozessen viel Raum. Bitte tun Sie die weichen Faktoren nicht als »Gedöns« ab, hören Sie beim Lesen der entsprechenden Kapitel immer wieder in sich hinein und denken Sie darüber nach, wie ihre bisherige Karriere als Börsenakteur verlaufen ist. Wer ehrlich mit sich selbst umgeht, dürfte auf zahlreiche Situationen und Entscheidungen stoßen, die ausgesprochen kontraproduktiv waren. Zudem dürfte eine nähere Analyse meist ergeben, dass nicht die falsche Strategie für Verluste verantwortlich war, sondern das Fehlen einer jeden Strategie oder die Verstöße gegen eine einmal beschlossene. Gesunde Selbstkritik hat noch keinem geschadet. Beruhigend an der Entdeckung eigener Fehler ist: Sie lassen sich in Zukunft vermeiden, und der Imperativ in Bezug auf das Reichwerden verliert seinen Schrecken.

In diesem Klärungsprozess müssen wir uns noch einen weiteren, wichtigen Punkt immer wieder vor Augen führen. Ein Vermögen anzusammeln, ist zwar kein Kinderspiel und an jeder Ecke lauert jemand, der an unser Geld will, doch können wir den Weg dorthin selbst gestalten. Niemand schreibt uns vor, wie wir investieren, wie viel wir sparen oder in welchem Zeitraum das geschehen muss. Wir besitzen also eine große Freiheit, müssen damit jedoch eigenverantwortlich umgehen. Genau hier liegt jedoch der Hase im Pfeffer. Unsere Psyche neigt oft dazu, die Schuld von uns zu weisen. Zu oft beruhigen wir uns mit Punkten, die außerhalb unserer Kontrolle liegen: »Ich konnte keine Gewinne erzielen, der Gesamtmarkt ist abgestürzt.« Oder: »Ich musste mich um meine Mutter kümmern.« All das sind sicher gute Gründe, aber sie helfen nicht weiter – zumal immer passende Ausreden zur Hand sind. Stattdessen sollten wir uns auf Dinge konzentrieren, die wir beeinflussen können. Und wir müssen den individuell passenden Weg finden. Dieses Buch zeigt deshalb ganz unterschiedliche Strategien. Manche benötigen kaum Zeitaufwand und andere ermöglichen oder erfordern ein tägliches Eingreifen. Und weil die Börse keine Einbahnstraße ist, behandelt es Möglichkeiten, von steigenden wie von fallenden Kursen zu profitieren. Glücklicherweise existieren Wege, um von jeder Situation und von allen denkbaren Rahmenbedingungen zu profitieren. Zu welchem Zeitpunkt wir welche Richtung einschlagen, hängt ganz allein von uns selbst ab. Jeder Einzelne muss diese Entscheidung fällen. Wer sich auf diejenigen Aspekte seines Vermögens konzentriert, die er kontrollieren kann, treibt das Reichwerden voran. Damit verliert auch das Wort »müssen« aus den vorigen Absätzen einen Großteil seines Schreckens.

Reich zu sein, ermöglicht uns einen Wechsel: Wir müssen nicht mehr für unser Geld arbeiten, sondern wir lassen unser Geld für uns arbeiten. Doch wie lässt sich diese Aufgabe bewerkstelligen? Schließlich bewegen sich die Zinsen auf Tiefstständen, und viele Immobilien kosten mehr, als sie jemals erwirtschaften werden. Doch sollten Sie auch bei dieser Gelegenheit in sich hineinhören und sich mit der Anlageklasse beschäftigen, die Ihnen am meisten liegt und bei der sie sich am besten auskennen. Bevorzugen Sie Immobilien und haben Sie gute Erfahrungen damit gemacht, bleiben Sie dabei. Sind Sie nicht sicher, analysieren Sie die Optionen, bevor Sie investieren. Ich habe diese Entscheidung getroffen, mein Favorit ist eindeutig die Börse. Für mich bietet sie den besten und sichersten Weg, Vermögen zu generieren. Vielen Lesern mag das Wort sicher im Zusammenhang mit der Börse eher widersinnig vorkommen. Aktien gelten als spekulativ und ungeeignet für die sichere Geldanlage – insbesondere im Vergleich zum Sparkonto oder zu festverzinslichen Anlageformen. Dass diese Einordung ihre Schwächen hat, zeigt sich jedoch schnell bei einem Blick hinter die Kulissen des Geldes. So sollte jedem klar sein, dass (Bar-)Geld nur eine Wertzuschreibung darstellt. Die Entscheidung, dass wir für einen Euro oder einen Dollar bestimmte Gegenwerte kaufen können, liegt bei den Notenbanken und damit letztlich bei Staaten oder Regierungen. Die Geschichte hat oft genug gezeigt, dass diese Zuschreibung nicht immer funktioniert hat. Schon viele Währungen verloren ihren Wert komplett, und auch heute findet ein permanenter, schleichender Wertverlust statt – in Form von Inflation. Zinsen in Höhe von einem Prozent bedeuten bei einer Inflation von zwei Prozent nichts anderes als einen jährlichen Wertverlust jeder Banknote und jeder Münze von einem Prozent. So außerordentlich sicher sind Bargeld und Sparbuch offensichtlich doch nicht. Hereinfallen kann auch, wer Geld oder Gold im Bankschließfach deponiert. Denn im Fall einer Bankenpleite oder auch, wenn die Regierung bestimmte Restriktionen beschließt, kann der Zugriff verwehrt sein. Unwahrscheinlich? Denken Sie an Zypern, derartige Maßnahmen gab es sogar schon innerhalb der EU. Hundertprozentige Sicherheit existiert übrigens auch nicht bei Anleihen. Diese beruhen auf dem Versprechen, das geliehene Geld in einem bestimmten Zeitraum zurückzuzahlen und es zudem noch zu verzinsen. Ob es tatsächlich dazu kommt, lässt sich vorab kaum garantieren. Ganz besonders gilt diese Warnung vor dem Hintergrund weltweit exorbitant hoher Staatsschulden. Denn die Verschuldung betrifft keineswegs nur die viel gescholtenen »Südländer«. Ganz im Gegenteil: Gerade die USA oder Japan haben Besorgnis erregende Schuldenberge aufgetürmt.

Was ist mit Aktien oder anderen börsengehandelten Wertpapieren? Selbstverständlich existieren Gefahren. Doch verfügen Unternehmen wie Siemens oder BASF über eine längere Geschichte als Euro oder D-Mark; sie haben Krisen und Weltkriege überdauert. 100 Reichsmark oder eine deutsche Staatsanleihe von 1923 sind längst wertlos geworden, Siemens-Aktien dagegen werden seit 1899 gehandelt und stellen noch heute einen Wert dar. Der Grund für diese Widerstandsfähigkeit: Während Geld lediglich Werte repräsentiert und einen Konsens über diese Wertzuschreibung benötigt, stellen Aktien konkrete Sachwerte dar. Schließlich verfügt (fast) jede Firma über Gebäude, Produktionsstätten, Waren und vieles mehr. Dem Aktionär gehört ein Teil davon, und es ist Regierungen nicht so einfach möglich, dieses Eigentum zu verwässern oder gar zu konfiszieren. Sicherheit ist also immer relativ, gleichgültig ob es sich um das Sparbuch handelt oder um eine Aktie. Nicht in diesen Vergleich aufgenommen habe ich Gold oder andere Edelmetalle. Diese gelten zwar gerade in Krisenzeiten als sicherer Hafen, doch verfügen sie meiner Meinung nach über einen gravierenden Nachteil: Sie bringen keine Rendite, sie arbeiten nicht für uns. Außerdem lässt sich ein Wertzuwachs von Gold & Co. nur schwer prognostizieren. Einen nennenswerten Beitrag zur Vermögensbildung werden sie daher kaum leisten. Aus meiner Sicht eignen sich vor allem Aktien dafür, ein eigenes Vermögen zu erschaffen oder es zu vermehren. Das gilt auch deshalb, weil sie sehr schnell, unkompliziert und kostengünstig zu haben sind. Ein Depot bei einer Bank und ein Mausklick reichen aus, schon gehört uns die gewünschte Aktie. Damit ist sie anderen Sachwertanlagen deutlich überlegen. Bei Immobilien oder Kunst zum Beispiel sind Wertermittlung, Kauf und Abwicklung sehr viel komplizierter. Zudem fallen meist sehr hohe Transaktionskosten an. Für Aktien hingegen existiert stets ein eindeutiger Preis, die Wertermittlung erfolgt absolut transparent. Wir können zu jeder Zeit Angebot und Nachfrage genau nachvollziehen. Auch lassen sich Aktien fast jederzeit kaufen sowie verkaufen, und mit wenigen Euro an Gebühren sind wir dabei.

DIE EINSTELLUNG ZÄHLT

Die Rahmenbedingungen für den Börsenhandel sind also sehr gut, trotzdem schrecken die meisten Deutschen vor Aktien & Co. zurück, und viele sind frustriert aufgrund ausbleibender Erfolge. Verantwortlich für dieses Negativ-Image sind vor allem falsche Erwartungen und eine unpassende Einstellung. Viele von uns müssen zunächst eine Veränderung herbeiführen. So ist es hilfreich, wenn die Beschäftigung mit Geld Spaß macht. Dieser Spaß lässt sich selbstverständlich nicht einfach so verordnen, doch können sich die Potenziale und Ergebnisse der in diesem Buch beschriebenen Strategien durchaus sehen lassen. Und auf dieser Basis ändert sich häufig auch das eigene Bewusstsein. Jedem von Ihnen sollte zudem bewusst sein, dass sich weder die Schaffung eines Vermögens noch die Veränderung der eigenen Einstellung von heute auf morgen bewerkstelligen lässt. Wer nicht bald schon wieder frustriert aufgeben will, sollte langsam vorgehen und auf realistische Wegmarken setzen. Mit den ersten Erfolgen – und seien es nur Lernerfolge – wächst die Motivation für die weiteren Etappen. In dieser Situation werden viele von Ihnen allerdings auf gewisse Vorbehalte Ihrer Umgebung stoßen. Denn eine gewisse Abneigung gegen Geldangelegenheiten ist weit verbreitet, die Beschäftigung damit gilt vielen Menschen allenfalls als notwendiges Übel. Lieber aber verdrängen sie diese unliebsame Aufgabe.

Doch oftmals sind wir mit noch weitaus extremeren Einstellungen konfrontiert: Geld gilt nicht nur als unfein, sondern viele Menschen bekunden sogar im Brustton der Überzeugung, dass sie keine Zeit dafür haben, sich um ihre Investments zu kümmern. In diesen Situationen stellt sich mir jedoch die Frage, wofür jemand überhaupt mehr Geld über den persönlichen Bedarf hinaus verdienen will. Wer keinen Plan dafür hat, braucht auch keinen zusätzlichen Verdienst. Denn das Geld wird ohnehin wieder verschwinden. »Dinge« wachsen nur in die gewünschte Richtung, wenn wir uns darum kümmern. Das gilt für Topfpflanzen und Kinder genauso wie für unser Vermögen. Und noch weitere Fragen ergeben sich aus dem vermeintlichen Zeitmangel: Wie viele Stunden pro Tag verbringt jeder Mensch mit der Arbeit? Und welches Verhältnis von Aufwand und Ertrag liegt dem zugrunde? Nehmen wir an, dass acht Stunden pro Tag einen Jahresverdienst von 50.000 Euro ergeben. Der Zeiteinsatz ist also gewaltig, wir verbringen ein Drittel unserer Lebenszeit im Job. Deutlich effektiver sind Investments. Wer gelernt hat, eine vernünftige Rendite zu erzielen, kann mit wenigen Stunden pro Woche oder Monat hohe Einkünfte generieren. Und dazu soll angeblich die Zeit fehlen? Dieses Argument scheint mir widersinnig zu sein.

Die geschilderten Einstellungen führen dazu, dass die Ersparnisse bei der Hausbank bleiben, der Berater sucht einige Fonds aus, und unterm Strich springen zwei oder drei Prozent Rendite pro Jahr heraus. Doch bei der Geldanlage ist es wie beim Thema Steuern: Wer die Verantwortung dafür aus der Hand gibt, muss im wörtlichen Sinne dafür bezahlen. Ein nachhaltiger und spürbarer Vermögensaufbau ist so gut wie ausgeschlossen, die genannten zwei oder drei Prozent Rendite werden kaum ausreichen. Wer seine klassischen Einnahmequellen wie Gehalt und Co. langfristig und spürbar ergänzen will, braucht also alternative Wege. Nötig sind Strategien, um die eigenen Ersparnisse besser anzulegen. Diese gibt es, allerdings erfordern sie Know-how und die Bereitschaft, sich mit dem Thema Geld zu beschäftigen. Sie müssen bereit sein, Ihre Zeit dafür zu opfern. Ich erwähne diese Bereitschaft explizit, weil Sie kaum Erfolg haben werden, wenn die richtige Einstellung zur Geldanlage fehlt. Dies gilt auch, weil es durch alle Gesellschaftsschichten hindurch geradezu schick ist, mit der eigenen Unkenntnis in puncto Mathematik zu kokettieren. Was Literatur, Geschichte oder Musik angeht, bekennen sich die meisten zum Bildungsbürgertum, aber gleichzeitig haben viele dieser Menschen kein Problem damit, den Mathe-Loser zu geben. Doch wer aus lauter Anti-Mathe-Überheblichkeit versäumt, die vermeintlich todsichere Empfehlung des eigenen Vermögensberaters oder Bankers nachzurechnen, sollte sich über rote Zahlen im eigenen Depot nicht wundern. Denn im Grunde unterscheidet sich die Geldanlage nicht vom Autofahren oder Fliesenlegen: Wer ohne die nötigen Kenntnisse anfängt, macht Fehler. Nicht umsonst dürfen wir nur mit Führerschein am Steuer sitzen, und jeder Handwerker geht einige Jahre in die Lehre. Auch der Vermögensaufbau und das Engagement an der Börse machen Arbeit und erfordern Know-how. Der Begriff »passives Einkommen« trifft leider nicht zu. Je mehr Erfolg oder Rendite Sie anstreben, desto mehr Aufwand ist in der Regel erforderlich. Deshalb sollten Sie bereits zu Beginn Ihrer Börsenkarriere entscheiden, welche Ziele Sie anstreben. In welchem Zeitrahmen wollen Sie welches Vermögen ansparen? Wie viel Zeit können Sie dafür pro Tag, pro Woche oder pro Monat erübrigen, und mit welchem Betrag können Sie starten? Dazu kommt ein weiterer, zentraler Fragenkomplex zu den Aktivitäten an der Börse – dieser existiert übrigens auch im Zusammenhang mit allen anderen Geschäften: Kennen Sie die Risiken und wollen Sie diese eingehen? Von der Beantwortung dieser Fragen hängt ab, welche finanzielle Strategie sich für Sie eignet.

Vor jeder Transaktion und jedem Geschäft steht also die Introspektion. Wir müssen in uns selbst hineinschauen und uns fragen, wie wir in puncto Finanzen ticken. Bitte seien Sie ehrlich mit sich! Alle Begeisterung für eine Strategie aus diesem Buch und alle hehren Ziele nützen nichts, wenn die nötige Konsequenz bei der Umsetzung fehlt. Fast immer endet die Euphorie im Frust, und am Ende bleibt weniger Geld als am Anfang. Eines möchte ich nochmals betonen: Ich gebe bei der Analyse der Verhaltensweisen keine Wertung ab. Es geht nicht darum, ob beispielsweise Geldausgeben »gut« oder »schlecht« ist. Ich zeige in diesem Buch lediglich Wege auf, wie Sie mithilfe der Börse zu einem größeren Vermögen kommen. Und alle Schlussfolgerungen treffe ich vor diesem Hintergrund: Ist eine bestimmte Verhaltensweise dazu geeignet, Vermögen anzusammeln? Und dabei geht es zunächst vor allem darum, den richtigen Weg für sich selbst zu finden. Hinweise auf die eigene Einstellung und auf das eigene Verhältnis zu Geld finden Sie in Ihrem Handeln der vergangenen Jahre. Oft wird es an dieser Stelle gleichermaßen spannend und frustrierend. Haben Sie jemals Ihre finanziellen Verhaltensweisen über zwei Jahre hinweg genau beobachtet und analysiert? Die Einnahmeseite ist meist schnell beschrieben, Gehalt und vielleicht noch Kapitaleinkünfte lassen sich problemlos identifizieren. Weitaus schwieriger, aber auch erhellender, ist der Blick auf die Ausgaben. Denn dieser gibt Aufschluss darüber, wie Sie finanziell ticken. Wer trotz vernünftiger Einkünfte keine Sparquote erzielt und wem zudem die Rücklagen fehlen, bekommt garantiert Schwierigkeiten beim Vermögensaufbau und sollte analysieren, wie sich diese Situation ändern lässt. Oft finden sich auf der Ausgabenseite »Leichen im Keller«, beispielsweise langlaufende Lieferverträge oder Abos von Einrichtungen, die längst nicht mehr genutzt werden. Hilfreich ist es in solchen Fällen, alle Ausgaben eines Jahres aufzuschreiben – bitte auf ein Blatt Papier, damit es schwarz auf weiß sichtbar wird – und sehr kritisch zu prüfen. Auch wenn sich nur 50 Euro pro Monat sparen lassen, bedeutet dieser Schritt einen wichtigen Anfang zu einem geschärften Bewusstsein in puncto Geld. Die Einstellung ändert sich! Man kann Ziele definieren und sich weiterentwickeln. Denn eines ist ganz wichtig: Wer klein anfängt, muss nicht klein enden. Und wie alles im Leben, muss man auch den Umgang mit Geld lernen. Leider kommt das finanzielle Know-how viel zu kurz in unserer Gesellschaft, obwohl das Geld eine zentrale Rolle spielt. Lerneinheiten zu den Grundprinzipien des Haushaltens oder zu den Mechanismen des Geld- und Bankwesens fehlen in der Schule fast völlig. Deshalb sind wir hauptsächlich davon geprägt, was wir im Elternhaus und von unserer nächsten Umwelt erfahren. Zudem hinterfragen wir diese gelernten Verhaltensmuster nur selten und agieren ganz automatisch in der gleichen Weise wie unser Umfeld. Wir können auch in puncto Geld kaum aus unserer Haut heraus, egal wie sich die aktuelle Situation darstellt. Ein Schlaglicht auf diese Mechanismen werfen übrigens diverse Studien zu Lottogewinnern. Gewinnen »arme« Menschen große Beträge, fließen diese meist zu 100 Prozent in den Konsum, und all die Träume sind sehr schnell dahin. Hinterher sind diese Personen ärmer als zuvor. Es fehlen schlicht die Strategien, wie sich ein Vermögen halten lässt. Doch genau diese sind zwingend erforderlich, wollen wir finanziell unabhängig werden und dann auch bleiben. Der angesprochene Erfahrungshintergrund ist zudem sehr stark von emotionalen Faktoren bestimmt, beispielsweise beeinflussen Ängste unser Verhalten in puncto Geld. Weil dieser Einfluss sehr groß ist, enthält dieses Buch ein eigenes Kapitel mit einem umfangreichen Einblick in die Psychologie der Börse.

Lehrreich in diesem Zusammenhang ist ein Blick auf die Verhaltensmuster reicher Menschen. Diese legen zum einen sehr großen Wert darauf, ihr Geld zu investieren. Und eine Investition besteht eben nicht aus einem schicken Auto oder dem stets neusten Smartphone. Investieren heißt: Das eigene Geld so anlegen, dass es Erträge erwirtschaftet. Zum anderen strukturieren die Reichen ihr Geld so, dass ein Vermögenszuwachs überhaupt möglich ist. Dafür versuchen sie die optimalen Rahmenbedingungen zu schaffen. Fast alle vermögenden Menschen verfügen beispielsweise über Firmen, Kapitalgesellschaften oder Stiftungen. Damit lassen sich zum Beispiel die steuerlichen Potenziale ausschöpfen und Kosten deutlich besser absetzen. Wo beispielsweise Auto oder Telefon das Privatvermögen belasten, vermindern sie in der Firma die Steuerlast und zeitigen damit sogar positive Auswirkungen. Ohnehin ist es möglich, sehr viele Ausgaben steueroptimiert zu strukturieren und damit den persönlichen Geldbedarf zu senken. Wer nur so viel »abzweigt«, wie er zum Leben benötigt und den Rest investiert, wird in der Regel sehr schnell einen beachtlichen Vermögenszuwachs erzielen. Mit Hilfe der Börse – oder anderer Investitionen – finanziell unabhängig zu werden, erfordert also den passenden Rahmen sowie die richtige Einstellung. Und diese umfasst das gesamte Verhalten jedes Einzelnen von uns im Hinblick auf die eigenen Finanzen. Wenn wir unsere Einnahmen und Ausgaben nicht dauerhaft optimieren und die finanziellen Mechanismen dahinter nicht kennen, helfen auch Lottojackpot oder Aktienkursexplosion wenig.

Egal ob es um die Einstellung, um Gefühle oder um das Know-how geht: Wer sich intensiv mit den Themen Geld und Börse beschäftigt, macht Erfahrungen. Vor deren Hintergrund lassen sich immer komplexere Strategien anwenden und die Renditen damit stetig steigern. Damit erklärt sich auch das Konzept dieses Buchs. Es soll einen sehr breiten Querschnitt von ganz einfachen und risikoarmen Strategien für den Anfänger bis hin zu hoch komplexen und risikobehafteten Strategien für erfahrene Anleger aufzeigen. Mein Kalkül dahinter ist ganz einfach: Wer die ganze Bandbreite an Möglichkeiten kennt und auch praktische Hinweise zu ihrer Umsetzung erhält, kann sich selbst besser verorten. Er kann abschätzen, in welchem Bereich des Spektrums er momentan steht und gleichzeitig ermessen, wo er gerne stehen möchte. Diese Perspektive und die gesetzten Ziele sollen es jedem Leser ermöglichen, konsequent Erfahrungen zu machen und Wissen anzuhäufen. Der Weg zum eigenen Vermögen und zur finanziellen Freiheit erfordert viele Schritte. Dabei gilt auch an der Börse: Das Handwerk bildet die Grundlage für gute Arbeit. Nur wer weiß, was er tut, wird Erfolg haben. Ich kann es nicht oft genug betonen: Gerade beim Thema Geld kommt es meiner Meinung nach entscheidend auf das Know-how an. Wer seine Ersparnisse hart erarbeitet hat, sollte sie nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Denn wir wissen alle, wie schnell wir einen Fehler machen – zumal der Klick auf den »Kaufen«-Knopf sehr schnell und problemlos vonstattengeht. Das Handwerk in diesem Sinne umfasst daher die Analyse des jeweiligen Assets, des Kaufprozesses und die Einbettung in die Gesamtstrategie. Eine kleine Unaufmerksamkeit reicht, um ein oder zwei Prozent Rendite zu verschenken.

Häufig haben wir es zudem mit Gegnern zu tun, die jeden Trick kennen. Schließlich kaufen wir unsere Aktien nicht unbedingt Lieschen Müller ab, sondern vielleicht einem milliardenschweren Hedgefonds-Manager. Und dieser weiß in der Regel sehr genau, was er tut. Damit unterscheidet sich die Börse fundamental von anderen Disziplinen. Wenn wir in unserer Freizeit beispielsweise gerne Fußball spielen, tun wir das meistens im Freundeskreis oder in einer lokalen Mannschaft. Alle befinden sich auf ähnlichem Niveau. Die Börse ist dagegen immer die Champions League. Haben Sie schon mal versucht, Lionel Messi auszudribbeln? Sie sollten es auch nicht tun und stattdessen darauf achten, sich bei jeder Transaktion in eine möglichst vorteilhafte Position zu bringen. Um im Bild zu bleiben: Warum laufen Sie nicht einfach mit einigem Sicherheitsabstand hinter Messi her? Denken Sie stets daran, dass Geld zu verlieren viel einfacher und damit auch wahrscheinlicher ist, als Geld zu gewinnen. Dieser Logik lässt sich nur mit den richtigen Strategien und mit eiserner Disziplin entfliehen – beides möchte ich Ihnen in diesem Buch vermitteln. Wenn Sie jedoch die Regeln beherrschen und auch die Risiken kennen, können Sie Ihre Chancen gezielt nutzen. Erst dann fallen Sie nicht mehr auf falsche Versprechen herein und lassen sich auch vom Bauchgefühl nicht mehr in die Irre führen.

WOHIN UNSER GELD FLIESST

Einen kurzen Exkurs möchte ich an dieser Stelle dem ungeliebten Thema Steuern und Abgaben widmen. Denn aus meiner Praxis als Steuerberater weiß ich, dass vielen Menschen nicht wirklich klar ist, wie hoch ihre Abgabenlast in Wirklichkeit ausfällt. Deshalb ist es sinnvoll, Strategien zur deren Senkung in Erwägung zu ziehen. Hier soll es jedoch lediglich um die Geldflüsse gehen, schließlich wollen wir zu einem Vermögen kommen. Festzuhalten ist: Steuern und Abgaben machen den größten Ausgabenposten der meisten Haushalte aus. Zu Buche schlagen nicht nur Lohn- oder Einkommenssteuer und die Sozialabgaben auf dem Gehaltszettel. Einen großen Teil sehen wir gar nicht, etwa den Arbeitgeberanteil zu den Sozialabgaben sowie die Beiträge zu den Berufsgenossenschaften. Jeder Betrieb muss diese Ausgaben zum Bruttolohn seiner Arbeitnehmer addieren, sie gehören strenggenommen zu deren Einkommen dazu. Damit nicht genug. Fast jede finanzielle Transaktion ist mit weiteren Abgaben belastet. Kaufen wir uns etwas zu essen, fällt darauf die Umsatzsteuer an. Lassen wir einen Handwerker kommen, ist auch dessen Lohn mit Abgaben belastet, genauso wie beispielsweise die Spritkosten für die Fahrt von der Werkstatt zu unserer Wohnung. Diese Liste ließe sich unendlich verlängern. Wir können zum einen unser Einkommen steuer- und abgabenoptimiert strukturieren, zum anderen aber auch viele Ausgaben. Wo Möglichkeiten dazu bestehen, sollte man sie auch nutzen. Im erwähnten Steuerbuch stelle ich ein umfassendes Gesamtkonzept vor und am Schluss dieses Buches folgt ein Steuerkapitel, in dem es um die konkreten Steuern auf Aktien & Co. geht. Schon hier bleibt jedoch festzuhalten: Steuern und Abgaben beeinträchtigen uns empfindlich beim Vermögensaufbau, und dieser Tatsache sollten wir uns stets bewusst sein.

Ebenfalls meiner Erfahrung als Steuerberater geschuldet ist der folgende Hinweis: Schon fast reflexartig ärgern sich Normalbürger über die Möglichkeiten großer Konzerne. Vor allem wenn wieder Berichte über Steuervermeidung, Briefkastenfirmen oder Jobverlagerungen in die Medien gelangen, zeigen wir gerne auf die Großen und bedauern uns gleichzeitig selbst, weil wir eben nicht Amazon, Daimler oder IKEA sind und nicht über deren Möglichkeiten zur Steuervermeidung verfügen. Dann zucken wir mit den Schultern und sagen uns, dass wir leider nichts gegen diese Situation tun können und dass der Fiskus eben stärker ist. Doch ist das wirklich so? Diese Frage hat mich schon sehr früh beschäftigt. Wer ein wenig nachbohrt, entdeckt sehr schnell, dass die Antwort darauf nicht so leicht fällt. Zunächst einmal zeigt sich, dass nicht nur Großkonzerne, sondern auch vermögende Privatpersonen ihre Werte anders strukturieren als der Normalverdiener. Sie nutzen unterschiedliche Gesellschaftsformen wie etwa GmbHs und Stiftungen, sie verteilen ihre Finanzströme sehr bewusst, und ab einer entsprechenden Größe sind sie sogar weltweit präsent. Es besteht ein ganz klarer Zusammenhang zwischen Vermögens- und Gesellschaftsstruktur sowie Abgabenquote. Auch sind breit aufgestellte Werte weniger anfällig für wirtschaftliche oder soziale Probleme. Eine Stiftung beispielsweise bietet extreme Sicherheit vor jeglichen Zugriffen des Staates.

Soll wieder einmal eine Branche gerettet werden, lassen sich Girooder Sparkonten relativ problemlos anzapfen, ein klug strukturiertes Vermögen dagegen entzieht sich dem Zugriff. Aus diesen Erkenntnissen sollten wir lernen. Drei Punkte scheinen mir ganz besonders wichtig zu sein:

1. Unser Geld muss nicht unbedingt in eine von außen vorgegebene Richtung fließen, wir können es zumindest teilweise an Vater Staat oder anderen »Teilhabern« vorbeileiten.

2. Es existieren diverse Alternativen zum privaten Konto oder Depot. Diese bieten Vorteile in puncto Sicherheit.

3. Viele Zwecke lassen sich in einem alternativen Rahmen deutlich besser verwirklichen – beispielhaft sei die Zukunftsvorsorge genannt.

Das Nachdenken über GmbHs, Stiftungen und andere Gesellschaftsstrukturen gehört meiner Meinung nach unbedingt dazu, wenn wir uns Strategien für den Vermögensaufbau überlegen. Klar ist, dass eine Stiftung keinen Sinn ergibt, wenn es um 10.000 Euro geht. Aber wenn wir 20 Jahre mit dieser Summe arbeiten und jeweils 20 Prozent Rendite erwirtschaften, kommen wir auf ein Vermögen von rund 400.000 Euro. Und in diesen Regionen sollten wir durchaus über eine alternative Strukturierung jenseits vom Privatvermögen nachdenken. Meiner Erfahrung nach bietet es sich daher an, bereits frühzeitig mit dem eigenen Steuerberater zu sprechen und ihm zu erläutern, wie die finanzielle Planung für die nächsten zehn oder 20 Jahre aussieht. Zusammen lassen sich dann die geeigneten Maßnahmen umsetzen.