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Inhalt

Geleitwort

von Jean Ziegler

Vorwort

von Senta Berger

Eine kleine Einführung

Hilfsaktion Noma e. V.

Kapitel 1

Wie alles begann

Kapitel 2

Familienzuwachs

Kapitel 3

Heimat(los)

Kapitel 4

Auf Messers Schneide

Kapitel 5

Kinderhäuser und Ernährungsstationen

Kapitel 6

Der schmale Grat

Kapitel 7

Wie es weitergeht

Epilog

Geleitwort

von Jean Ziegler

Selten habe ich ein so erschütterndes, kluges und hoffnungsvolles Buch gelesen.

Wer an der Welt nicht verzweifeln will, sollte unbedingt Ute Winkler-Stumpfs Buch Das geschenkte Lächeln lesen. Es zeigt, wie ein einzelner, mutiger Mensch, unterstützt von einer liebenden Familie und einer aktiven, solidarischen Gemeinschaft, afrikanische Kinder von einer der fürchterlichsten Krankheiten der Welt – Noma – heilen und befreien kann.

Der französische Schriftsteller Georges Bernanos sagt: »Gott hat keine anderen Hände als die Unseren.«

Jean Ziegler

Vorwort

von Senta Berger

Bitte machen Sie keine großen Worte, bat mich die Autorin dieses Buches Ute Winkler-Stumpf. Ich fürchte, diesem Wunsch kann ich nicht ganz entsprechen. Es sollen angemessene Worte sein. Aber wenn man das Leben von Ute Winkler-Stumpf betrachtet und beschreiben will, werden einige »große« Worte schon darunter sein müssen.

Ihre Lebensentscheidungen sind beachtenswert. Der Wunsch, die christliche Nächstenliebe zu leben, führte sie in ihren jungen Jahren in ein Kloster und wenig später in die Mitte des Lebens. Als Ehefrau, als Mutter, als Lehrerin, als Mitbürgerin, Mitdenkerin. Eine Frau, die in keinem Augenblick ihres Lebens ihre mitmenschlichen Gedanken und Aufgaben zur Seite schieben konnte oder wollte.

Ich lernte Ute Winkler-Stumpf in einer Künstlergarderobe des Prinzregententheaters in München kennen. Das muss Ende der 1990er-Jahre gewesen sein. Ich hatte eine festlich-weihnachtliche Veranstaltung vor mir, mit Kammermusik und weihnachtlichen Geschichten und Gedichten. Es gab damals einen sehr engagierten Regisseur, der unter anderem bei den alljährlichen Spendenkalender-Beiträgen von Sternstunden e. V., der Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks, mitarbeitete. Er hieß Christian Herrmann. Seine Aufgabe war es zudem, geeignete, willige und möglichst prominente Paten zu seinen Kalender-Filmprojekten zu finden, die sich im Fernsehen für Menschen in Not einsetzen würden. Christian Herrmanns hervorragendste Eigenschaft war (und ist) seine Dickschädeligkeit. Diese wurde nur noch übertroffen durch die Hartnäckigkeit von Ute Winkler-Stumpf.

Ich hatte damals halbherzig zugesagt, in der Sendung des »Sternstunden-Kalenders« eine öffentliche Patenschaft für Noma-Kinder zu übernehmen, ohne erst einmal zu wissen, was diese Krankheit mit ihren schrecklichen Auswüchsen denn ist. Aber auch nachdem ich mich über Noma informiert hatte – die Krankheit war in unseren Breiten so gut wie unbekannt und das Internet gab es noch nicht –, hatte ich nur eine vage Vorstellung davon. Aus einer halbherzigen Zusage, einen kurzen Text für Sternstunden in die Kamera zu sprechen, wurde auf Christian Herrmanns Drängen und Überzeugungsarbeit hin eine erste Begegnung mit Ute Winkler-Stumpf und einem ihrer ersten Noma-Kinder. Ich denke, der kleine Junge hieß Hamidou.

Ich war auf die grausame Verunstaltung, die durch Noma geschieht, vorbereitet worden. Dennoch war ich sehr erschrocken, als ich das Gesichtchen des Kindes sah. Zwei große schöne Augen. Kein Mund, kein Kiefer. Ein kleiner scheuer und dennoch zutraulicher Junge. Die selbstverständliche Art von Ute Winkler-Stumpf mit dem Kind, aber auch mit mir umzugehen, beeindruckte mich.

Wenig später, nach unserem kurzen Zusammentreffen in meiner Garderobe, ging ich auf die Bühne und sprach die großen, traditionellen Texte der Weihnachtszeit von Versöhnung und von Nächstenliebe. In Gedanken war ich die ganze Zeit bei dem kleinen Jungen und bei der Frau, die ihn begleitet hatte.

Im Laufe der Jahre habe ich eine Ahnung von der Aufgabe bekommen, die Ute Winkler-Stumpf sich gestellt hat.

Eine Lebensaufgabe.

Dieses wunderbare Buch handelt von Mitmenschlichkeit, von Liebe und Mut.

Ich bewundere diese Frau, gerade weil sie uns zeigt, was ein Mensch bewirken kann. Keine überlebensgroße, sagenhafte Heldin. Sondern ein Mensch – wie du und ich.

»Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.« Dieser Satz von Erich Kästner bringt es auf den entscheidenden Punkt.

Ihre

Senta Berger

Eine kleine Einführung

Hilfsaktion Noma e. V.

»Punkt – Punkt – Komma – Strich – fertig ist das Mondgesicht.« Kennen Sie diesen Kinderreim? Mit solch minimalem Einsatz lässt sich ein Gesicht zeichnen. Augen, Nase, Mund – und schon ist es fertig, der Smiley als Sinnbild des Lächelns.

Unser Gesicht spricht Bände: Die Augen blinzeln bei Sonnenschein, weiten sich vor Angst oder verengen sich, wenn wir uns konzentrieren. Die Nase lässt sich rümpfen oder blähen. Der Mund verzieht sich zu einem Lächeln oder zuckt bei Missfallen. Über das Gesicht stellen wir unsere Seele zur Schau – zeigen anderen Menschen, wie es in uns aussieht. Ohne die Botschaften des Gesichts ist Kommunikation unter den Menschen kaum denkbar. Manche Menschen lesen in Gesichtern wie in einem offenen Buch.

Aber was wäre, wenn das nicht so funktioniert, wie man möchte? Was, wenn man keine Kontrolle über seinen Gesichtsausdruck hat? Kinder, die an Noma erkrankt sind, haben eine große Scheu, ihr Gesicht zu zeigen. Sie wirken ernst und eingeschüchtert, haben gelernt, dass ein Lächeln mit ihrem Gesicht wie eine Fratze wirkt. So sehr, dass sich Menschen abwenden, um das Entsetzen zu verbergen. Das ist auch der Grund, warum Sie weder im Innenteil noch auf dem Cover dieses Buches Fotos von an Noma erkrankten Kindern finden werden. Gerne können Sie sich auf der Homepage der Hilfsaktion Noma e. V. (www.hilfsaktionnoma.de) einige Fotos und auch einen Film anschauen. In diesem Buch selbst müssen die Worte genügen.

Das geschenkte Lächeln ist ein Buch, in dem ich Ihnen von meinem Einsatz für die Kinder in Afrika erzählen möchte. Es geht dabei um die Hilfsaktion Noma e. V., die ich vor über 20 Jahren gründete, um an Noma erkrankten Kindern zu helfen. Als ich zum ersten Mal mit kleinen Noma-Patienten zu tun hatte, musste ich um Fassung ringen. Eine solch grausame Krankheit hatte ich bis dahin noch nie gesehen. Was ich aber am meisten vermisste, war das Kinderlachen. Wie grausam kann eine Krankheit sein, die den Kindern das Lächeln stiehlt?

Angesichts der schrecklichen Reichweite der Entstellungen ist es fast profan, über das Lachen zu philosophieren. Manchmal haben die Bakterien (einen speziellen Erreger hat man bislang nicht gefunden) den Kiefer oder die Nase derart zerstört, dass Essen und Trinken nicht mehr möglich sind. Die betroffenen Kinder werden von ihren Familien versteckt, weil es als böses Omen gilt, sie den Blicken anderer Menschen auszusetzen.

Trotzdem ist es für mich mit am schlimmsten, dass die Kinder durch die Krankheit der Möglichkeit beraubt wurden, Emotionen durch die Mimik auszudrücken. Zum Lächeln braucht man beispielsweise 43 verschiedene Gesichtsmuskeln. Sind diese zerstört, können sie auch durch aufwendige Operationen nur bedingt wiederhergestellt werden, ebenso wie auch Kiefer- und Wangenknochen sich nur schwer rekonstruieren lassen.

Die Krankheit Noma unter Kontrolle zu bringen und dabei auch in die Prävention zu investieren, ist ein wichtiger Teil unserer Vereinsarbeit. Das größte Geschenk jedoch ist, wenn die Kinder wieder lachen können. Denn bei aller Unterschiedlichkeit der Menschen in Kultur, Sprache und Aussehen – eines haben sie doch gemeinsam: das Lachen und das Lächeln, ein Ausdruck von Glück und Freude gleichermaßen.

Ein herzerfrischendes Kinderlachen ist immer noch der beste Beweis dafür, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hilfsaktion alles richtig machen.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.


Ihre

Ute Winkler-Stumpf