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Hans-Peter Posavac

Schneckenflüstern
statt
Schneckenkorn

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4. Auflage 2011

Schneckenflüstern statt Schneckenkorn

© Neue Erde GmbH 2006

Titelseite:

Satz und Typographie:

eISBN 978-3-89060-209-7

Neue Erde GmbH

Inhalt

Einführung

Die Grenzen der Schneckenbekämpfung

Die Entdeckung des Schneckenflüsterns

Beispiele erfolgreicher Kommunikation mit Tieren

Die intuitive Art mit Tieren zu reden

Die wissenschaftliche Art mit Tieren zu reden

Die schamanische Art mit Tieren zu reden

Nutzbare Kräfte für eine Kommunikation mit Tieren

Die Kraft des Verstehens

Die Kraft der Liebe

Die Kraft der Langsamkeit

Die Kraft der Gedanken/Morphogenetisches Feld

Die Kraft der Aufmerksamkeit

Die Naturkräfte

Praktisch: Vereinbarungen treffen mit Schnecken

1. Schritt: Die Schnecke kennenlernen

Entwicklungsgeschichtliches und Verbreitung

Der Schneckenkörper

Das Sexualleben und die Vermehrung

Lebensweise und Freßgewohnheiten

IQ und andere Merkmale

2. Schritt: Alle Achtung

3. Schritt: Übungen in Geduld

4. Schritt: Hallo Schnecke, hier bin ich

5. Schritt: Hört mal her

Tips und Empfehlungen

Was für Werkzeuge und Hilfsmittel brauche ich?

Mache ich etwas falsch, wenn es nicht gleich funktioniert?

Wie kann ich langsamer werden?

Wie oft muß ich mit den Schnecken reden?

Was soll ich den Schnecken sagen?

Wie lange dauert das abendliche Schneckenflüstern?

Muß ich das Schneckenflüstern jedes Jahr neu machen?

Muß ich mit jeder Schneckenart separat reden?

Mein Nachbar hört mit, kann ich auch ganz leise reden?

Kann ich während der Trainingsphase in Urlaub fahren?

Wie erfahre ich, ob die Schnecken mit meinem Vorschlag einverstanden sind?

Gibt es nicht bald zu viele Schnecken, wenn man sie nicht tötet?

Funktioniert die Methode auch bei Wühlmäusen oder Maulwurfsgrillen?

Letzte Worte an den Leser

Literaturverzeichnis

Über den Autor

Einführung

Es ist merklich wärmer geworden. Die Luft ist schwer vom Duft der feuchten Erde. Die junge Wegschnecke schiebt ihren feucht glänzenden Kopf vorsichtig aus dem braunen Laub. Während sie ihr Winterquartier verläßt, erkunden ihre kleinen Fühler wachsam die nächtliche Umgebung. Ihr Schleimmantel und die tiefe Erdhöhle haben sie in den frostigen Nächten des vergangenen Winters ausreichend warm gehalten. Doch jetzt will sie nur noch fressen, will wachsen, will leben.

Begierig recken sich ihre Riechorgane den feinen Luftströmungen entgegen, bestrebt, auch das winzigste Teilchen der umherschwebenden Duftinformationen einzufangen. Im Gehirn der kleinen Schnecke bildet sich daraus ein präzises Geruchsbild der Umgebung. »Ahh! Das riecht saftiggrün und verlockend frisch!« Auch wenn sie ihr Ziel noch nicht sehen kann, so fällt ihr die Orientierung in der Geruchslandschaft doch leicht.

Sie setzt sich, langsam zwar, aber dennoch zielsicher, in Bewegung. Eine Frühbeetumrandung ist schnell überwunden, bedeutet lediglich eine kleine Verzögerung. Endlich steht sie vor dem so grünen, zarten, verlockend duftenden, herrlich frischen Kopfsalat. Ohne weiter nachzudenken und nahezu besinnungslos vor Hunger und vor Lust, beginnt sie an dem biegsamen Pflänzchen hochzuklettern, bis sie die feinen Blattspitzen erreicht hat. Endlich kann das Mahl beginnen. Wie im Rausch vergeht die Zeit, und bald ist von dem jungen Grün nichts mehr übrig außer der Wurzel, die in der Erde nur schwer zu erreichen ist. Rasch zum nächsten Pflänzchen. Und dann wieder zum Nächsten. »Hmmm! Welch ein Genuß!«

Inzwischen hat es zu dämmern begonnen. Bald werden die ersten Sonnenstrahlen für Wärme und unangenehme Trockenheit sorgen. Die Schnecke, inzwischen pappsatt und um einiges schwerer geworden, wird unruhig. Sie möchte sich jetzt gerne irgendwo verkriechen und schlafen. Vage erinnert sie sich, daß sie auf dem Herweg an einem geeigneten Schlafplatz vorbeigekrochen war. Also klettert sie zurück auf die andere Seite des Frühbeets. Eine Kuhle unter einem Brett bietet den begehrten Ruheplatz: dunkel, erdig, kühl, feucht, sicher. Ein letztes Schnuppern, dann zieht sie ihre Fühler träge zurück, schnurrt sich ganz klein zusammen und schläft zufrieden ein.

Ich bin gerne in meinem Garten. Dort kann ich nach Herzenslust hegen, pflegen, walten und gestalten. Dort kann ich das pflanzliche und tierische Leben beobachten, wie es sich seinen Platz sucht und findet, wie es sich ausdehnt, gedeiht und im Wandel der Jahreszeiten immer wieder verändert. Aus winzigen Samen werden jedes Jahr aufs Neue wie durch ein Wunder große, stattliche Pflanzen. Sie werden zu einem Gaumenschmaus, zu einem Genuß für meine Nase oder zu einer Augenweide. Aus winzigen Larven, Eiern und hilflosen kleinen Tierchen werden größere und überaus aktive Lebewesen. Viele dieser Lebewesen sind ständig damit beschäftigt, meinen Gartenboden zu verbessern und kranke oder tote Pflanzen und Tiere in gesunde Nährstoffe umzuwandeln. Alle wirken zusammen, damit das Leben gesund und kraftvoll bleibt. Alle? Das Leben könnte so wunderbar und friedlich sein, wenn da nicht die Störenfriede wären. Störenfriede wie die Nacktschnecken.

Was sich in der kleinen Anfangsgeschichte aus der Sicht einer Schnecke sehr beschaulich und friedlich darstellt, war für mich zu Beginn meines Gärtnerdaseins der absolute Schrecken. Der Schock und die Enttäuschung über den Verlust meiner ersten liebevoll gehegten Setzlinge saßen mir lange und tief in den Knochen. Für viele Jahre war ich zerrissen zwischen meiner Liebe zur Natur und einer tiefen Abneigung gegen die Nacktschnecken, zwischen dem Bedürfnis nach Frieden und der Notwendigkeit zum Krieg in meinem Garten, zwischen der Hoffnung auf eine einfache Lösung und der Enttäuschung, wenn mein Salat doch wieder zu Tode gefressen war. Als die Schnecken dann auch noch meinen geliebten Thymian kahlgenagt und sich am Salbei ergötzt hatten, die beide eigentlich zu den resistenten Pflanzen zählen sollen, war ich bereit, aufzugeben. Mit dieser Bereitschaft ging aber auch eine Anerkennung für diese Überlebenskraft, Beharrlichkeit und Lebendigkeit einher, die den Schnecken in so besonderem Maße eigen ist. Nach und nach hat sich auf dieser Grundlage mein Gärtnerleben verändert. Denn ich erkannte:

Nur wenn ich mich mit einem mächtigen Gegner respektvoll auseinandersetze, habe ich eine Chance, mit ihm in Frieden zu sein. Und Schnecken sind sehr mächtig!

Ich habe angefangen, mit den Schnecken zu reden.

Jeder, den ich kenne, redet mit Hunden. Selbst Menschen, die keine Hunde haben, reden mit jedem x-beliebigen fremden Hund, als ob das ganz normal wäre. Und praktisch alle Hundebesitzer fühlen sich von ihren vierbeinigen Freunde besser verstanden als von den meisten ihrer Mitmenschen.

Ich kenne aber nur wenige Leute, die mit Schnecken reden, nicht einmal mit ihren eigenen. Ich kenne kaum jemanden außer mir, der sich von seinen Schnecken verstanden fühlt. Und das, obwohl das Zusammenleben zwischen Mensch und Schnecke mindestens so alt ist wie das zwischen Mensch und Hund. Lediglich im Mittelalter gab es ein paar kulinarisch interessierte Mönche, die in ihren Klostergärten mit den damals nicht als Fleisch betrachteten Weinbergschnecken etwas inniger verbunden waren. Vermutlich ließen sie ihnen auch das eine oder andere freundliche Wort zukommen wie: »Wachset ihr kleinen Schleimer, damit wir während der Fastenzeit etwas zu essen haben.«

Allerdings ist es bei Hunden verständlich, daß wir Menschen mit ihnen reden. Sie sind groß und schnell, sie können mit den Zähnen fletschen und kräftig zubeißen. Hunde schauen einen direkt an und wedeln mit dem Schwanz, wenn sie sich freuen. Nun fragt man sich natürlich zu Recht: »Warum sollte man sich zum Affen machen und mit Schnecken reden wollen?«

Aber wäre es nicht für jeden Gärtner ein Segen, wenn er einfach nur »Pfui!« oder »Aus!« zu rufen bräuchte, sobald sich eine Schnecke über seinen Salat hermachte? Wenn diese dann ein für allemal wüßte, daß Salat tabu ist? Wenn sie es sogar noch allen ihren Freunden weitererzählen würde?

Ha! Ha! Ha! denkt sich da wohl mancher Leser, da er weiß, daß das normalerweise noch nicht einmal bei Hunden oder gar bei unseren lieben Mitmenschen klappt.

Ich war so frei und hab’s ausprobiert. Aus meinem Garten wurde quasi eine »Hundeschule« für Schnecken. Das Benimm-Training für die lieben Kleinen fand abends in der Dämmerung für die Dauer von etwa zwanzig bis dreißig Minuten statt. Und das Wunder geschah: Nach einigen Wochen konnte ich mich gemütlich zurücklehnen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Und das jetzt schon seit mehreren Jahren. Überall in und um meinen Garten wimmelt es des Nachts von Schnecken. Sie tummeln sich im Komposthaufen, im Wildstaudengebiet, im Rasen, beim Nachbarn, nur nicht in meinen mir teuren Blumen-, Kräuter- oder Gemüsebeeten.

Inzwischen komme ich mit allen Schneckenarten in meinem Garten recht gut aus. Die üblichen Bekämpfungs- und Schutzmöglichkeiten sind mir aus eigener Erfahrung zwar bestens bekannt, ich verschwende damit jedoch keine Energie mehr. Allenfalls helfe ich den Schnecken, nicht zu sehr in Versuchung zu geraten. Das Wissen um die Besonderheiten dieser Lebewesen, das Interesse an ihnen, wohl noch mehr aber der Respekt und die Zuneigung erlauben mir bisweilen, mich in die Schnecken geradezu hineinzufühlen.

Dieses Buch soll eine Hilfe sein für all diejenigen, die Frieden in ihrem Garten und in ihrem Leben wünschen, die des Kämpfens um ihren Salat müde sind und für die in aller Regel völlig sinnlose Schneckenbekämpfung kein Geld mehr ausgeben wollen. In fünf einfachen und verständlichen Schritten kann jede Gärtnerin und jeder Gärtner erfahren und selbst erproben, wie man mit den Schnecken klar und wirkungsvoll Vereinbarungen treffen kann.

Die Grenzen der Schneckenbekämpfung

»Aaahhhrrrggg!!!« Meine Augen stolpern entsetzt durch das Frühbeet und bleiben an blaßgrünen Pflanzenruinen hängen. Denn Salat kann man diese Überbleibsel meines gestrigen Stolzes wohl kaum noch nennen. Ich schlucke den wachsenden Kloß in meinem Hals hinunter und beginne mit der Spurensicherung. Denn Spuren haben die Zerstörer massenhaft hinterlassen. In zähen Schleimfäden hängen Tautropfen glitzernd in der Morgensonne. Bezaubernd schön könnte dieser Anblick sein, wären da nicht die kahlen Blattgerippe, von denen aus sich die Fäden zu Boden spannen. Schneckenschleim und Wolkenbruch! So früh habe ich nicht mit ihnen gerechnet. Habe mich zu sicher gewähnt. Ich weiß natürlich, daß sich Schnecken tagsüber gerne verkriechen und habe extra einige Bretter zwischen den Beeten ausgelegt, um künstliche Unterschlupfmöglichkeiten für die Schnecken zu schaffen. Ich drehe ein Brett am Rande des Frühbeetes um und werde tatsächlich fündig. Drei kleine Nacktschnecken haben sich an der Unterseite festgeklebt und schlafen friedlich. Richtig unschuldig sehen sie aus. Aber das kann mich nicht täuschen. Ohne nachzudenken oder zu zögern, greife ich zur Gartenschere. Selbstjustiz ist angesagt. Ratsch! Und Ratsch! Und nochmals Ratsch!

Nun doch etwas schuldbewußt, aber auch mit gerechtfertigtem Trotz im Blick schaue ich mich nach erfolgreicher Vergeltungsaktion um. Mein Blick schweift dabei auch ängstlich besorgt über die paar Salatpflänzchen, die das nächtliche Treiben überstanden haben. Irgendwo versteckt lauern bestimmt noch mehr Schnecken, gut verborgen, unauffindbar, bereit für weitere Schandtaten. Die jungen Pflanzen sind hier nicht mehr sicher. Und das Jahr hat gerade erst begonnen. Wie soll einem das Gärtnern da noch Spaß machen. Wut, Schuldgefühle und Sorge weichen nun wachsender Frustration und Unsicherheit. Dabei wird mir immer mehr bewußt, wie wenig ich tatsächlich über Schnecken weiß. Was sie mögen, was sie nicht leiden können. Was sie brauchen, wem sie nützen. Ich brauche dringend Rat und Hilfe. Entschlossen steige ich in mein Auto und fahre in die Stadt, gehe zu dem Buchladen, in dem ich so gerne stöbere. In der Gartenabteilung fällt mir dieses Buch in die Hände, und ich beginne darin zu blättern. Bereits die Einleitung weckt mein Interesse und jetzt bin ich mir sicher, daß ich dieses Buch unbedingt haben muß. Etwas beruhigt und doch auch gespannt fahre ich nach Hause zurück. Glücklicherweise sind die restlichen Pflänzchen noch wohlauf! Ich besorge mir einen bequemen Gartenstuhl und setze mich wachsam neben dem Beet in die Frühlingssonne, hole das Buch hervor und beginne zu lesen.

Es ist nicht nur der Respekt und die Liebe zur Natur, die beim Umgang mit Schnecken eine Änderung dringend nahelegen. Es ist vor allem auch ein Zeichen von Intelligenz, neue und bessere Lösungen zu suchen, wenn es immer klarer wird, daß die bisherigen Maßnahmen versagt haben. Denn trotz der jahrzehntelangen massiven und weltweiten Vernichtungskampagne gedeihen gerade die Nacktschnekkenpopulationen besser denn je. Dafür gibt es Gründe, und deshalb brauchen wir neue Lösungen.

Für all diejenigen, die noch nicht sämtliche Methoden der Schneckenbekämpfung selbst ausprobiert haben, fasse ich hier zunächst einige Erfahrungen zu den gebräuchlichsten Strategien zusammen:

Massakrierung – Schnecken zerschneiden