Nachfolge Christi leben
Schritte des Vertrauens wagen
Verlag W. Kohlhammer
1. Auflage 2017
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© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
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ISBN 978-3-17-032603-3
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epub: ISBN 978-3-17-032605-7
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Nachfolge ist für viele ein faszinierender, aber oft unklarer Begriff: Was genau heißt es, Nachfolge Christi zu leben? Gedanken von Thomas von Kempen, Dietrich Bonhoeffer und aus Taizé können erste Anregungen geben. Im Anschluss daran und auf Grundlage biblischer Texte entfaltet der Autor Nachfolge als einen speziellen Begriff des Glaubens und zeigt das Verhältnis zu anderen wichtigen theologischen Grundgedanken auf. Er beschreibt ausführlich, wie Nachfolge heute verstanden und gelebt werden kann: in engem Kontakt mit Gott Schritte des Vertrauens wagen.
Gut verständlich und nahe an biblischen Texten zeichnet der Autor ein fundiertes Bild von Nachfolge, das den Blick ganz auf Gott richtet und zugleich die Mündigkeit des modernen Menschen bewahrt.
Bernd Liebendörfer, evangelischer Dekan in Böblingen, hat über dieses Thema seine Doktorarbeit verfasst.
Einleitung
Drei Beispiele der Vorstellung von Nachfolge
Imitatio Christi des Thomas von Kempen
Die »Nachfolge« von Dietrich Bonhoeffer
Der Nachfolge-Gedanke in Taizé
Nachfolge als Bildwort und Metapher des Glaubens
Die Metapher »Nachfolge« entfaltet sich von selbst
Nachfolge und andere Formen des Glaubens
Nachfolge und Glaube im Neuen Testament
Vielfalt des Glaubens in der Gegenwart
Redeweisen vom Glauben
Nachfolge als Redeweise vom Glauben
Nachfolge in der theologischen Gedankenwelt
Gedanken zu Gott
Gedanken zu Christus
Gedanken zum Heiligen Geist
Gedanken zur Dreieinigkeit
Gedanken zum Menschenbild
Gedanken zu Rechtfertigung und Gnade
Gedanken zur Sünde
Gedanken zur Kirche
Gedanken zur Ethik
Ergebnis
Nachfolge als gelebter Glaube
Beginn der Nachfolge
Ein auf Gott ausgerichtetes Leben
Der Glaube findet seine Gestalt
Spiritualität und praktizierte Frömmigkeit
Sich führen lassen
Aufbruch ins Ungeahnte
Der Einzelne und die Gemeinschaft
Der individuelle Weg
Gottes Weisungen sind vielfältig
Nachfolge kann schon im Kleinen beginnen
Das Außerordentliche
Der Bruch
Einsamkeit in der Nachfolge
Die Gemeinschaft der Gläubigen
Das Kreuz tragen – Stufen des Leidens
Christus hilft tragen
Nachfolge ist Gnade, Freude und Erfüllung
Die Wünsche des Menschen
Suche des Gebotenen im doppelten Dialog
Schritte des Vertrauens wagen
Gehorsam und Heiligung
Schlusswort
Benutzte und weiterführende Literatur
Menschen werden aufmerksam, sobald von Nachfolge Christi oder Nachfolge Jesu gesprochen wird. Das Stichwort Nachfolge an sich erweckt Interesse. Es ist ein Thema, das nicht nur Menschen anspricht, die sich viel mit Fragen des Glaubens befassen. Auch andere, die distanziert zum Glauben leben, werden bei diesem Stichwort hellhörig. Doch was ist mit Nachfolge Christi heute gemeint?
Eins ist von alleine klar und muss nicht näher erläutert werden: Wenn wir heute von Nachfolge Christi sprechen, muss etwas anderes gemeint sein als zu der Zeit, in der Jesus durch Galiläa zog und seine Jüngerinnen und Jünger ihm nachfolgten. Nachfolge heute bedeutet nicht, dass wir alle wie damals Wanderprediger werden müssen, und sie gibt uns auch nicht die Möglichkeit, mit Jesus so einfach Dinge unmittelbar besprechen zu können, wie das damals möglich war. Das leuchtet von alleine ein, doch das verschärft nur die Frage, was heute mit Nachfolge gemeint ist.
Ein Zeitgenosse aus unseren Tagen berichtet:
Mir war mein Glaube schon sehr wichtig, bevor ich die Form der Nachfolge kennengelernt habe. Ich ging regelmäßig in die Kirche, ich las in der Bibel und habe mich in unserer Kirchengemeinde engagiert. Nachfolge kennen zu lernen, war für mich aber dann, wie wenn eine Tür in einen neuen Raum weit aufgestoßen wurde und ich diesen Raum zögerlich betrat. Es war für mich neu, meine Sorgen wirklich im Vertrauen Gott hinzulegen. Es war neu, ihn direkt zu bitten, dass er mir zeigen möge, wie ich mein Leben vom Glauben her gestalten soll. Es war neu, zu hören und aufmerksam zu sein, ob ich Zeichen Gottes erkennen kann, die mir sagen, was mein Weg sein soll. Es war neu, aus dem Glauben heraus konkrete Schritte des Vertrauens zu wagen. Und ich hatte einen Raum betreten, aus dem ich seitdem nie wieder zurück wollte.
Kann diese Aussage weiterhelfen? Was dieser Zeitgenosse berichtet, klingt geheimnisvoll. Vielleicht macht es neugierig. Aber es gibt letztlich noch nicht viel Auskunft über Nachfolge. Klärungsbedarf ist also vorhanden.
In der kirchlichen Alltagsfrömmigkeit wird der Begriff Nachfolge von vielen so benutzt, als sei er von alleine verständlich. Doch in der Regel bleibt eher diffus, was wirklich unter Nachfolge verstanden werden soll. Auf Nachfrage kann kaum jemand dazu Auskunft geben. Auch hier bestätigt sich, dass es Klärungsbedarf gibt.
Wer sich allerdings näher mit dem Thema Nachfolge auf dem Feld der wissenschaftlichen Theologie befasst, sieht genauso schnell, dass das Verständnis von Nachfolge dort ebenfalls sehr unterschiedlich ausfällt. Zur Vielfalt der Vorstellungen von Nachfolge in den letzten knapp 80 Jahren, besonders seit Bonhoeffers einschlägigem Buch »Nachfolge«, gibt es eine eigene, umfangreiche wissenschaftliche Untersuchung1. Sie zeigt, der Bedarf der Klärung ist bei der akademischen Theologie nicht geringer als bei den Menschen in den Kirchengemeinden insgesamt. Der Versuch solch einer Klärung soll mit den hier zusammengefassten Gedanken vorgenommen werden. Das ist das Hauptziel des vorliegenden Buches.
In die Reihe großer Namen, die sich mit dem Thema Nachfolge befasst haben, gehören neben Dietrich Bonhoeffer vor allem Karl Barth, Albrecht Schönherr, Wolfgang Huber oder Frère Roger. Ihre Beiträge zum Thema sind besonders wertvoll. Deswegen wird auf sie und ein paar weitere Denker immer wieder in den folgenden Darstellungen Bezug genommen. In der Diskussion mit ihnen kann leichter die nötige Klärung herbeigeführt und ein eigenes Verständnis von Nachfolge entwickelt werden. Die Positionen von Dietrich Bonhoeffer und Frère Roger werden sogar im ersten Kapitel gesondert, zumindest in gewissen Grundlinien, erläutert.
Das Buch verfolgt aber noch ein weiteres Ziel: In der Literatur zum Thema wird kaum einmal nachvollziehbar erläutert, warum das Nachfolge-Verständnis des jeweiligen Autors so und nicht anders ist. In der Regel fehlt eine Begründung oder eine Herleitung. Das jeweilige Verständnis wird einfach in den Raum gestellt und behauptet. Das soll in diesem Buch anders sein. Es ist geradezu ein Anliegen dieser Arbeit, das Verständnis von Nachfolge so zu begründen, dass man weiß, warum gerade so und nicht anders von Nachfolge geredet wird. Es soll deutlich werden, welche Aspekte zum Nachfolge-Gedanken dazugehören.
Zudem sollen Fragende wissen, womit man rechnen darf und muss, wenn man Nachfolge leben möchte. In dem Teil »Nachfolge als gelebter Glaube« geht es ganz praktisch um diese Fragen. Beide Teile, das theologische Nachdenken und die Beschreibung eines Lebens in der Nachfolge, sind eng aufeinander bezogen. Je nach Interessenslage kann der zweite Teil aber auch vor dem ersten gelesen werden.
Vorab sollen aber für die Leserin oder den Leser dazu noch zwei Hinweise gegeben werden:
Im Text finden sich immer wieder Angaben von Bibelstellen, Fußnoten oder andere Verweise. Das Buch kann allerdings durchaus gelesen werden, ohne diesen Hinweisen Beachtung zu schenken. Bibelstellen, die im Text auftauchen, braucht man nicht nachschlagen, Fußnoten oder anderen Verweisen bzw. Belegstellen muss man in keiner Weise nachgehen. Sie sollen nur denen, die vielleicht noch tiefer in das Thema eintauchen möchten, die Möglichkeit geben, dort jeweils weiterzulesen. Zum Verständnis dieses Buches und seines Gedankenganges ist dies aber nicht notwendig. Literatur zur Vertiefung findet sich für besonders Interessierte zudem noch am Ende des Buches.
Schließlich verdient noch der Erwähnung, dass dieses Buch versucht, die Überlegungen in gut verständlicher Sprache anzubieten. Es will keine Fachkenntnisse voraussetzen. Dennoch kommen immer wieder Fachbegriffe darin vor. Sie werden aber in aller Regel erläutert. Oft werden sie sogar bewusst eingeführt, um interessierten Leserinnen und Lesern den Anschluss dieser Überlegungen an die theologische Fachdiskussion zu zeigen. Außerdem lernen viele Menschen in unterschiedlichen Bereichen des Lebens durchaus gerne die jeweiligen Fachbegriffe und finden Spaß an Ausdrücken der Fachsprache. Vielleicht ist das für manche Interessierte bei diesem Thema ebenso der Fall. Niemand braucht sich aber bei der Lektüre vor diesen Begriffen scheuen. Es ist für die Sache, um die es eigentlich geht, nicht wichtig, sich diese Begriffe zu merken. Es geht vielmehr um ein Verständnis davon, was mit einem Leben in der Nachfolge Christi heute gemeint sein kann.