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Titel

Inhalt

  1. Vorwort
  2. Einleitung
  3. KAPITEL 1: Grundlegende Gedanken
  4. Gott – das größte vorstellbare Wesen
  5. Existiert nur das, was nachweisbar ist?
  6. Warum spielt Gott Verstecken?
  7. Ich brauche Gott nicht, um mir die Welt zu erklären!
  8. KAPITEL 2: Vernünftige Gründe für Gott
  9. Gott ist eine vernünftige Erklärung dafür, warum unser Universum existiert
  10. Gott ist eine vernünftige Erklärung für die Feinabstimmung des Universums
  11. Gott ist eine vernünftige Erklärung dafür, warum das Universum verstehbar ist
  12. Grund genug, um sich Gedanken zu machen?
  13. KAPITEL 3: Willkommen im Supermarkt der Religionen
  14. Haben nicht alle irgendwie recht?
  15. Christlicher Glaube vs. »religiöses Regelwerk«
  16. Jesus fasziniert sie alle!
  17. KAPITEL 4: Wie historisch ist der »historische Jesus«?
  18. Jesus – Fakt oder Fiktion?
  19. Sind die Evangelien historisch haltbar?
  20. Für wen hielt Jesus sich?
  21. Faktencheck zum Tode Jesu
  22. KAPITEL 5: Die Tage nach dem 7. April 30
  23. Das Grab, das leer war..
  24. Die Jesuserscheinungen der ersten Christen
  25. Ein Gekreuzigter soll Gott sein?
  26. Die Auferstehung – Erfindung, Einbildung oder Wahrheit?
  27. Was wäre, wenn?..
  28. KAPITEL 6: Der ultimative Test
  29. Gesucht: eine eigene Meinung
  30. Wer sucht hier eigentlich wen?
  31. KAPITEL 7: Warum lässt Gott Leid zu?
  32. Leid als Preis der Freiheit
  33. Leid als Warnsignal
  34. Warum keine 100-%-Erklärung?
  35. Leid, wenn Gott nicht ist
  36. Leben mit Perspektive
  37. KAPITEL 8: Ende?
  38. Literaturverzeichnis

Vorwort

»Mitdenkend«, so heißt Stephan Langes Blog über kritische Fragen an den Glauben und durchdachte Antworten. Was ich immer so verstanden habe: Hier denkt jemand mit und lädt selber ein zum Mitdenken. Mitdenkend klingt gut, finde ich. Aber auch andere Namen würden passen: »Mitfühlend« zum Beispiel. Langes Texte sind nie distanziert und rein abstrakt, sondern immer von Sympathie und Verständnis für kritische Nachfragen gekennzeichnet.

Oder auch »Mitnehmend«: Langes Texte nehmen mit auf eine Denkreise. Wer dem christlichen Glauben grundsätzlich zwar skeptisch begegnet, aber zumindest die Möglichkeit einräumt: Vielleicht spricht ja doch etwas dafür – der wird hier positiv überrascht werden. Jeder Denkschritt ist sorgfältig abgesichert, nichts wird einfach behauptet, ohne begründet zu werden.

Der Autor räumt auch eigene offene Fragen an seinen Glauben ein. Man muss nicht alles verstanden haben, man muss auch nicht alle Fragen bis ins Letzte geklärt haben, um Christ werden zu »dürfen«. Aber was mindestens genauso wichtig ist: Man muss eben auch keine Fragen ausblenden, an keinem Punkt sagen: »Na ja, das muss ich eben jetzt - einfach glauben.«

Stephan Lange und ich kennen uns schon lange und sind genauso lange im Gespräch darüber, wie sich Glaube begründen und wie sich auf kritische Einwände antworten lässt. Wir schöpfen zum Teil aus den gleichen Quellen, die gleichen Autoren und Denker sind uns wichtig, unter vielen anderen C. S. Lewis oder Timothy Keller. Natürlich argumentieren wir teils unterschiedlich und haben manchmal auch andere Gesprächspartner im Blick. Aber wir haben die gleiche instinktive Sympathie für ehrliche Skeptiker – Menschen, die Fragen an den Glauben haben, sich nicht mit simplen Behauptungen abspeisen lassen, die aber bereit sind, sich Argumente für den Glauben zumindest anzuhören und sie ehrlich zu prüfen.

Das halte ich für eine gesunde Einstellung und genau diese Einstellung den eigenen Grundüberzeugungen gegenüber wünsche ich mir auch für langjährige Christen. Denn wenn unser Glaube wahr ist, wenn Gott wirklich so ist wie Jesus – dann kann dieser Glaube jede Anfrage aushalten. Das muss nicht heißen, dass jeder von uns zu jeder Zeit auch jede beliebige Frage beantworten kann. Aber es heißt doch, dass wir uns gegen keinen Einwand abschotten müssen, sondern ihn offen und neugierig anschauen dürfen – in der Erwartung, gerade dadurch mehr über Jesus zu erfahren.

Es lohnt sich also, dieses Buch zu lesen. Egal wie man sich selbst versteht, ob als Christ, als interessiert, skeptisch oder auf der Suche – oder von allem ein bisschen. Viel Freude beim Lesen!

Dr. Matthias Clausen, Professor für Systematische Theologie und Praktische Theologie an der Ev. Hochschule Tabor

Einleitung

Zu glauben ist schwer.

Nichts zu glauben ust unmöglich.

Victor Hugo


Ich mag Skeptiker. Und halte wenig von halb garen Antworten! Falls Sie sich also sorgen, dass ich Ihnen in diesem Buch Dinge sagen will wie »Gott ist die Erklärung für das, was die Welt im Innersten zusammenhält! Hier muss es einen Schöpfer geben!«, können Sie ganz beruhigt sein: Diesen Standpunkt will und werde ich – aus gutem Grund – nicht vertreten. Oder sind Sie ein Christ und hoffen, gerade ein Buch in den Händen zu halten, das Glaubenskritiker überzeugt, Theisten oder gar Christen zu werden? Ich muss Sie enttäuschen: So viel Kraft hat dieses Buch nicht. Vielleicht sind Sie aber auch jemand, bei dem sich derzeit die Frage aufdrängt, warum man eigentlich an Gott und Glauben festhalten sollte? Wenn dem so ist, verzeihen Sie mir bitte, dass ich Ihnen nicht sagen kann: »Ihr Glaube stimmt, weil er sich gut anfühlt.« So einfach ist es eben nicht.

Nachdem Sie nun wissen, was ich nicht möchte, sollen Sie natürlich auch erfahren, was ich will. Einerseits wünsche ich mir, dass Sie meine Gedanken mit einer kritischen Brille lesen. Skepsis halte ich nicht nur für richtig und wichtig, sondern sogar für erlaubt und erwünscht – gerade bei so einem spannenden Thema wie »Gott und Glaube«. Wie viele andere denke auch ich nicht, dass Gott uns erst einen Verstand gegeben hat, um uns dann zu verbieten, ihn zu gebrauchen. Gerade als Christ kann ich deshalb dem neutestamentlichen Appell »Prüft alles, das Gute behaltet!« (1Thes5, 21) viel abgewinnen. Lassen Sie Ihren gesunden Menschenverstand also gerne eingeschaltet, er ist kein ungeliebter Zaungast. Im Gegenteil!

Andererseits will ich Ihnen ein Buch an die Hand geben, dem es gerade nicht ausreicht zu sagen: »Gott ist zwar nicht nachweisbar, aber immerhin auch nicht widerlegbar.« Solche Immunisierungsversuche sind – gelinde gesagt – grober Unfug! Ich finde es ehrlich gesagt bedauerlich, dass Theisten das erst bemerkten, als Glaubenskritiker ein nicht nachweisbares »Fliegendes Spaghettimonster« verkündeten, dessen Existenz sich auch weder beweisen, noch widerlegen lässt.

Bevor ich etwas zum Aufbau dieses Buches sage, möchte ich Ihnen noch erzählen, wer hier überhaupt schreibt: Meine Wurzeln finden sich in einem durch und durch liebevollen, sozial engagierten und Werte vermittelnden Elternhaus. Ich wurde als Kind getauft und besuchte artig den Kommunionsunterricht. Trotz allem spielte ein aktiver christlich-biblischer Glaube, der das Gebet und die Überzeugung mit einschließt, dass Gott in Jesus Mensch geworden, für unsere Schuld am Kreuz gestorben und drei Tage danach wieder auferstanden ist, bei meinem Großwerden keine Rolle. Wenn ich also sage, dass ich »nicht christlich sozialisiert« wurde, ist das bitte immer in diesem Rahmen zu verstehen.

Zu einem bewussten und engagierten christlichen Glauben fand ich erst im Alter von 28 Jahren während meines Studiums. Ich befand mich weder in einer Notlage noch in einer Sinnkrise; mich trieb vor allem die neugierige Frage an, ob es stimmt, was Christen glauben. Auch ein »Nein« wäre für mich kein Beinbruch gewesen. So suchte und fand ich Christen, denen ich meine Fragen stellen konnte. Ich führte über Monate hinweg viele Gespräche und las etliche Bücher – stets mit der Frage im Hinterkopf: Gibt es überhaupt gute objektive Gründe, sich ernsthaft mit dem christlichen Glauben auseinanderzusetzen? Als mir Frühjahr 2009 eine stattliche Kombination aus guten objektiven und subjektiven Gründen für den christlichen Glauben vorlag, entschloss ich mich, meine Weltsicht neu zu formulieren.

Das macht mich freilich nicht zu einem »besseren« Menschen: Es ist und bleibt ein Trugschluss, dass Christen bessere Menschen sind – auch wenn manche gerne diesen Anschein erwecken wollen. Selbstverständlich sind Christen fehlbar und auch sie versagen in vielen Dingen des Alltags. Das ist natürlich niemals zu entschuldigen, nur zu vergeben.

Damit ist ja aber noch nichts über die Wahrheit des christlichen Glaubens gesagt. Der Theologe Matthias Clausen weist ganz richtig darauf hin: Wenn mir mein Arzt empfiehlt, keinen Alkoholmissbrauch zu betreiben, selber aber starker Alkoholiker ist, dann wird dadurch sein Ratschlag nicht falsch. Nur er als Person wird unglaubwürdig. Wir müssen also zwischen Person und Sache unterscheiden. Und unsere »Sache« – also der christliche Glaube – ist natürlich eines: frag-würdig. Soll heißen, dass man viele gute kritische Rückfragen an ihn richten kann. Und gerade aufgrund meiner Biografie kann ich die Fragen vieler Glaubensskeptiker gut nachvollziehen. Sie waren, mal mehr, mal weniger, auch die meinen.

Ich hege daher große Sympathie für all die, die sich nicht mit undurchdachten Antworten auf kritische Rückfragen zum Glauben abgeben möchten. Als ich für dieses Buchprojekt angefragt wurde, habe ich deshalb sehr gerne eingewilligt. Ich danke all den Leuten, die mir während des Schreibprozesses beim Nach- und Weiterdenken immer wieder geholfen haben. Besonderer Dank gilt Barbara Drossel, Professorin für Physik an der TU Darmstadt, Peter C. Hägele, Professor für Physik an der Universität Ulm, Matthias Clausen, Professor für Systematische Theologie und Praktische Theologie an der EH Tabor, Dr. Alexander Fink, Leiter des Instituts für Glaube und Wissenschaft in Marburg – und allen voran natürlich meiner lieben Frau Miriam.

Kommen wir zur Struktur dieses Buches: Im Laufe der Jahre kam ich in unterschiedlichsten Situationen mit vielen Glaubenskritikern ins Gespräch. Die Auswertung dieser Unterhaltungen spiegelt sich im vorliegenden Aufbau wider. Menschen wollten wissen, ob Gläubige mehr für Gott ins Feld führen können als bloße subjektive Erfahrungen. Gibt es keine objektiven Gründe? Diese Frage ist berechtigt, eine brauchbare Antwort benötigt freilich mehr als fünf Minuten. Der größte Teil des Buches geht daher ausschließlich dieser Frage nach: Gibt es greifbare Gründe für Gott im Allgemeinen und den christlichen Glauben im Speziellen?

Das darauffolgende Kapitel beschäftigt sich ausführlich mit der Frage nach dem Leid: Warum hilft Gott nicht? Warum greift er nicht ein? Das ist gewiss eine der schwierigsten Anfragen an den Glauben überhaupt. Und auch sie ist logischerweise nicht in ein paar Minuten abgefrühstückt. Im letzten Kapitel möchte ich Ihnen eine Gesprächseinladung unterbreiten, ein Diskussionssangebot über die Grenzen dieser Lektüre hinaus sozusagen. Von einem Buch, das seine Leserinnen und Leser zum kritischen Mitdenken und Nachfragen anregen will, darf man das wohl auch erwarten! Wie meine Einladung konkret aussieht, erfahren Sie auf den letzten Seiten.

Genug aber der einleitenden Worte. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Stephan Lange

Bielefeld, im Herbst 2017