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Nr. 182

 

Rückkehr des Alleshändlers

 

von Hans Kneifel

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Als Mythor in der durch ALLUMEDDON veränderten Welt zu sich kommt, dauert es geraume Zeit, bis unser Held in gewohnter Manier zu handeln vermag. Inseln des Lichts zu gründen und die Welt vor einer erneuten Invasion durch die Horden Xatans zu schützen, ist sein Ziel. Und dieses Ziel erreicht er im Drachenland.

Der weitere Weg unseres Helden ist verschlungen. Da geht es um die Spur der Albträume, um die Gründung weiterer Oasen des Lichts, um Coerl O'Marn, den Albtraumritter, der über das DRAGOMAE, das Werk der Weißen Magie, verfügt. Es geht auch um die anbrechende Auseinandersetzung zwischen Gorgan, dem Krieger, und Vanga, der Hexe, und um die Waffen des Lichtboten. Und es geht schließlich um das BUCH DER ALBTRÄUME, dessen einzelne Kapitel in Verstecken ruhen.

Diese Verstecke waren nicht sicher genug. Jedenfalls gelang es Trillum, dem Dämon, und Xatan, je ein Kapitel des BUCHS DER ALBTRÄUME an sich zu bringen. Dann aber nimmt Gorgan, der Ewige Krieger, den Kampf mit dem Wolfling auf und bringt ihm dank Mythors Hilfe eine schwere Schlappe bei.

Doch Xatan, der Heerführer der Finstermächte, bleibt nicht tatenlos – das zeigt sich bei der RÜCKKEHR DES ALLESHÄNDLERS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Necron – Ein Albtraumritter kehrt zurück.

Luxon-Ascander – Der Herr der Unterwelt besucht sein Reich.

Xatan – Der Heerführer der Finsternis rüstet sich zu einem neuen Kampf.

Mythor – Der Gorganer in Skattom.

Gorgan – Der Ewige Krieger soll gekrönt werden.

1.

 

Plötzlich flackerte ein grelles, unwirkliches Licht in dem riesigen Thronsaal der Unterwelt.

Zwischen den schlanken Steinsäulen standen zwei Gestalten mit klirrenden Rüstungen.

Die zwei Ritter waren allein. Niemand hatte sie kommen gesehen. Bis auf das regelmäßige Flackern unzähliger Flämmchen entlang den Vorsprüngen und über den Reliefen aus Stein war die riesige Halle leer und ohne jegliche Bewegung.

»Ich danke dir«, sagte der Ritter in der schwarzen Rüstung und nahm den Helm ab. Der hochgewachsene Mann wirkte erschöpft und unausgeschlafen. Er hatte zweifellos große Anstrengungen hinter sich.

»Ich weiß, dass deine Aufgaben hier schwierig sind. Ich habe Eile. Und vermutlich ist es nicht angebracht, dass mich deine Untertanen sehen. Noch nicht.«

Coerl O'Marn drehte seine breiten Schultern. Er schien sich unbehaglich zu fühlen. Über seinem Kopf brannte kalkweiß das Licht des DRAGOMAE. Er nickte Luxon zu.

»Ich sehe, dass du noch nicht bereit bist, dich ruhig irgendwo niederzulassen, Albtraumritter!«, sagte Luxon und streckte die Hand aus. Coerl packte zu.

»Noch lange nicht. Ich kämpfe an der Seite des Ewigen Kriegers«, sagte er mit lauter, widerhallender Stimme. »Lebe wohl.«

»Wir werden uns bald wiedersehen«, schloss der Herrscher der Unterwelt und fühlte sich, als kehre er endlich in die Ruhe seines Reiches zurück. Die Männer schüttelten einander die Hände.

Dann verschwand Coerl O'Marn so schnell, wie er gekommen war.

Luxon, der hier den Namen Rache führte, blieb allein zurück. Als er auf den Thronsessel aus Stein und den leeren Tisch zuschritt, überfielen ihn wieder die Erinnerungen und die Ahnungen darüber, wie seine unmittelbare Zukunft aussehen mochte.

Er ließ sich schwer in den kantigen, schmucklosen Sitz fallen und legte seine schwarzen Waffen auf die Platte. Ein halbvoller Krug und ein leerer Pokal standen auf dem Tisch. Es war, als habe sein Vertreter geahnt, dass Luxon einen Willkommenstrunk bitter nötig hatte. Mit unruhiger Hand füllte er das Gefäß mit hellrotem Wein. Jetzt gewöhnten sich seine Augen und Ohren an die gänzlich andere Umgebung.

Das Sausen und Summen der warmen Luft, die durch Säle, Spalten und Stollen aufwärts gesogen wurde, war plötzlich ungewohnt laut geworden. Luxons Lächeln war schmerzlich; zu lange war er seinem Reich, der Unterwelt, fortgeblieben.

Er nahm einen langen, tiefen Schluck, ohne genau zu schmecken, was er da trank.

Langsam zog er die metallverstärkten Handschuhe aus und löste die Schnallen des Panzers. Die schwarze Rüstung aus Sworgeda, dem Verbotenen Land, begann zu drücken.

Er traf nach kurzem Nachdenken seine erste Entscheidung.

»Ich werde Ascander bleiben«, murmelte er und ließ seine müden Augen durch die Halle schweifen.

Er war noch nicht wieder bereit, nicht nach all den Erlebnissen auf der Oberfläche der Welt, zurückzukehren zu seiner Verantwortung, die er als Herrscher Rache hier in der Unterwelt hatte. Also würde Vern weiterhin an seiner Stelle die Verantwortung tragen, Vernichtung, der einst den Namen Gamhed getragen hatte.

»Hoffentlich ist er einverstanden.«

Luxon sagte sich, dass er seine Maske nicht ablegen durfte. Niemand hatte hier jemals den Bronzeritter Ascander gesehen. Er musste mit Vernichtung sprechen; so bald wie möglich.

»Ich bin müde.«

Die Einzelheiten der vertrauten Umgebung beruhigten ihn nicht. Er war mitten in der Nacht hierher zurückgekommen. Nicht ein einziger seiner Untertanen hatte ihn bisher gesehen. Seine Erinnerungen waren angefüllt mit den zurückliegenden Erlebnissen und deren Bedeutung. Der Krieger Gorgan lebte, und er übernahm die Führung.

»Ich muss schlafen.«

Luxon-Ascander leerte den Pokal, stand auf und verließ mit schweren Schritten den Thronsaal. Er wanderte durch einen Teil der Korridore und fand, ohne nachzudenken, seine Räume wieder. Er schloss die Tür hinter sich und setzte sich. Niemand erwartete ihn – so war es in den Jahren seit ALLUMEDDON immer gewesen. Das Treffen mit Mythor und den anderen Frauen und Männern hatte ihn tief nachdenklich gemacht. Im Gegensatz zu ihm lebten sie in der Wirklichkeit. Gefahren aller Art bedrohten auch ihr Leben, aber sie versteckten sich nicht unter dem Eindruck der Vergangenheit – so wie er – in der dämmerigen Tiefe von Logghard, neben den Spalten des Schlundes.

Langsam zog sich Ascander die Teile der Rüstung und die Kleidung vom Körper. Gamhed hatte ihn zwar nicht erwartet, aber er hatte dafür gesorgt, dass die steinernen Kammern des Herrschers gereinigt und so ausgestattet wurden, dass er sich wohl fühlte, wann immer er wieder zurückkam. Ascander seufzte, streckte sich aus und zog die Decken über sich.

Er dachte, ehe er einschlief, an offenes Land, an die Helligkeit der Sonne, an den dünnen, aufreißenden Schleier, der über der Welt lag. Ihm war, als würde er sich jetzt in der Dunkelheit verstecken. Warum? Weil er unfähig war, die Helligkeit zu ertragen und allein zu bleiben.

Vernichtung würde ihm sagen, was zu tun war.

Mythor, der ihm einen besseren Rat würde geben können, war nicht bei ihm. Er vermisste ihn.

Die Müdigkeit übermannte ihn, und endlich schlief er ein.

 

*

 

Seit dem Tag, an dem Rache aufgebrochen war, um für den Krieger Gorgan zu kämpfen, hatte sich in Unterwelt nur wenig verändert.

Das Leben ging weiter: Menschen starben und wurden geboren. Pflanzen wuchsen, und ihre Früchte wurden geerntet. Unter der Leitung von Vernichtung und seinen Ritterfreunden lernte der Junge Verlo das Handwerk der Waffen und des Kampfes. Der OFEN, verborgen hinter den massiven Mauern, brannte, und er hatte kein Opfer mehr gehabt.

Die Ereignisse, die sich in anderen Teilen der Welt abspielten, drangen nicht hierher vor.

Die magische Barriere, die in das Tal Skattoms in Ameristan führte, war nicht mehr durchbrochen worden.

Gewaltige Dinge taten sich überall; hier in Unterwelt merkte man nichts davon. Die Menschen in den unzähligen Kavernen, Hallen, Magazinen und Kammern bewegten sich und handelten, als befänden sie sich in einer anderen Welt.

Ascander ahnte, während er von aufregenden Träumen heimgesucht wurde, dass es auch hier gewaltige Änderungen geben würde.

 

*

 

Ein knirschendes Poltern weckte ihn.

Er öffnete die Augen, stemmte sich hoch und erkannte Vernichtung, der einen hölzernen Sessel über den Boden gezerrt hatte und sich jetzt neben Ascanders Lager setzte.

»Willkommen unter uns Unterweltlern«, sagte er mit einem gutmütigen Grinsen. »Deine Herrschaft ist nicht angetastet worden, Rache

Ascander streckte die Hand aus und dankte dem Freund.

»Du hast dein Erstaunen meisterhaft unterdrückt«, sagte er und zupfte an den Enden seines rotblonden Bartes. »Zuallererst: Ich heiße ab sofort Ascander.«

»Das hat sicher gute Gründe, Luxon«, murmelte der Stellvertreter des Herrschers. Sein Gesicht nahm einen fragenden Ausdruck an.

»Ob die Gründe gut sind, wird die Zukunft zeigen«, erwiderte Ascander. »Es sind jedenfalls meine Gründe. Bis auf weiteres wirst du hier die Herrschaft ausüben. Ich bin dein Freund und Berater. So wollen wir es den anderen gegenüber halten.«

Vernichtung war erstaunt und zeigte dies auch. Aber er stimmte zu und wartete.

»Ich kämpfte an der Seite Mythors«, begann Ascander und schilderte seine Erlebnisse. Er schloss mit der Schilderung der unglaublichen Abenteuer, die sie im Verbotenen Land erlebt hatten.

»Der Krieger Gorgan lebt und wird sein Reich erweitern. Wir haben geschworen, ihm zu helfen. Für Gorgan! Daran wird sich nichts ändern. Wir und unsere Getreuen werden ein kleines Heer bilden, und wenn Gorgan ruft, kämpfen wir.«

Vernichtung schlug mit der Faust in die Handfläche und sagte:

»Wir haben eine Ruine ausgegraben. Ein Zufall. Wir fanden Waffen und Rüstungen. Es war ein Magazin des alten Logghard, mitten im zusammengepressten Geröll des Schlundes.«

»Das ist gut!«, brummte Ascander. »Es geht bei allem um meine Person. Zuerst änderten wir unsere Namen und zogen uns hierher zurück. Wir bauten eine riesige, mächtige Stadt unter dem Erdboden. Aber ich war seither viel zu lange zwischen Menschen, die das Leben unter der Sonne gewohnt waren. Ich habe mich geändert.«

»Du glaubst also nicht mehr, dass unser Leben hier richtig ist?«

Jetzt sprachen Überraschung und Besorgnis aus der Stimme des anderen Ritters. Ascander schüttelte seinen Kopf.

»Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass es richtig ist.«

»Aber ...?«

»Ich bin es, der für sich selbst entscheiden muss, was weiterhin geschieht und richtig sein wird. Zusammen mit Verlo werde ich die junge Siedlung dort oben besuchen. Ich denke daran, dass es – vielleicht – richtig sein mag, das Logghard oben und die Unterwelt miteinander zu verschmelzen. Wie gesagt: Ich weiß es selbst nicht. Ich bin unsicher geworden. Ich weiß auch nicht, ob wir den Menschen einen guten Dienst erweisen, wenn wir ihnen weiterhin predigen, dass der Schutz nur unterhalb der Schuttberge liegt.«

»Das weiß niemand.«

»Darum geht es mir. Ich werde es herausfinden. Ich bin durch die Erlebnisse gewissermaßen gespalten worden. Weißt du, es ist wirklich schön an der Oberfläche ...«

Ascander berichtete einen Teil der Erlebnisse. Schweigend hörte Vernichtung zu. Sein zerfurchtes Gesicht ließ erkennen, dass er die Neuigkeiten wie Nachrichten aus einem anderen Teil der Welt empfand und sich unentwegt überlegte, ob und in welchem Maß sie für die Unterwelt wichtig werden könnten.

Änderungen deuteten sich auch hier schon an. Nichts Weltbewegendes, aber eine vorsichtige neue Sicht des Lebens und dessen Sinn.

»So soll es sein!«, sagte er. »Ich vertrete weiterhin Rache, und du bist mir von ihm als Berater geschickt worden.«

»Einverstanden. Ich heiße Ascander. Wenn Mythor hierherkommt oder Gorgan oder Coerl O'Marn, werden sie mich erkennen und mit dem richtigen Namen begrüßen. Nach dem Essen soll man Verlo zu mir schicken.«

»Er wird sich freuen, dir sein Geheimnis zeigen zu dürfen. Mache dich auf eine lange Kletterei gefasst.«

»Sie wird gegenüber dem Warten auf Xatan, den Wölfischen, ein Vergnügen sein.«

Nach und nach erfuhr Vernichtung alles, was sich in der Hirdanai und in Sworgeda zugetragen hatte. Er begriff die Bedeutung des Hasses zwischen Gorgan und der Hexe Vanga. Dann zeigte er auf die herumliegenden Teile der stumpfschwarzen Rüstung.

»In diesen Waffen wirst du kämpfen?«

»Die Ausrüstung des Bronzeritters habe ich im Verbotenen Land gelassen. Nur diese Rüstung, mit der Hilfe von Albträumen geschmiedet, widerstand dem Angriff Xatans und seiner Shrouks.«

»Ich werde sie pflegen, ausbessern und hier aufstellen lassen.«

»Dank!«

Die Haut der Männer war weiß, fast ein wenig grau. Sonnenlicht hatte sie in den letzten Jahren nicht gesehen, noch weniger Regen oder das salzige Wasser des Meeres. Die Flüssigkeit, die aus Ascanders Gesicht das eines ganz anderen Mannes gemacht hatte, begann ihre Wirkung zu verlieren. Auch in diesem Punkt musste er sich etwas einfallen lassen, sonst verwandelte er sich langsam wieder in Rache zurück. Nun, dies war das geringste aller Probleme.

»Du bist nicht glücklich geworden, dort, unter der Sonne, im Kreis der alten Freunde«, wagte Vernichtung schließlich auszusprechen. Ascander schüttelte den Kopf. Er wusste es selbst.

»Nein«, sagte er hart. »Nicht glücklicher, nicht fröhlicher. Nur wenn ich mit Mythor sprach, konnten wir zusammen lachen. Und auch er ist verändert. Er hat den Körper eines jungen Mannes, aber den Verstand eines reifen, erfahrenen Kriegers. Ich bin gespalten zwischen der hellen Welt der Sonne und dem ständigen Halbdunkel hier.

Du verstehst, dass ich mich erst selbst finden muss, ehe ich weiß, wie ich über das Leben anderer zu bestimmen habe?«

»Ich bin nicht der einzige, der das versteht, glaube mir«, antwortete Vernichtung. Dann setzte er bedächtig hinzu:

»Du wirst in der Unterwelt nicht gefordert. Es gibt keine Probleme, mit denen ich nicht fertig werden könnte. Wenn es soweit ist, lasse ich es dich wissen – falls du die Fragen nicht selbst stellst. Bleibe bei deinem Vorsatz, Ascander.

Und damit dir die ersten Stunden leichter werden, habe ich am Wasserfall für uns beide eine Mahlzeit anrichten lassen. An Nahrung mangelt es in der Unterwelt ebenso wenig wie an mutigen Männern, Waffen oder Wein.«

Ascander stand auf und warf sich die Kleidung über. Plötzlich knurrte sein Magen. Die unwirkliche Welt der Träume und der Selbstzweifel war wieder von der Wirklichkeit eingeholt worden.

Im Hintergrund der Wohnhöhlen befand sich eine erhöhte Plattform. Sie endete zwischen zierlichen Säulen dicht vor einer Wand, die aus vielfarbigen Kristallen bestand. Das Wasser, das von der Oberfläche heruntersickerte, hatte sie ausgeschieden. Das Licht vieler Gasflämmchen spiegelte sich in der leise rauschenden Wand aus bewegtem Wasser. Auf der Plattform standen ein Tisch, überladen von Essen, Bechern und Schüsseln, und zwei bequeme Sessel.

Hungrig griff Ascander nach dem warmen Brot, das frisch aus dem Backofen kam und an der Oberfläche wohlriechende Kruste und Salzkörner zeigte.

 

*

 

Zwei Stunden später unterdrückte er ein gewaltiges Rülpsen, nahm den letzten Schluck Wein und lehnte sich zurück.

»Da ist Verlo«, sagte Vernichtung laut und zeigte nach rechts. »Er wird dir zeigen, welcher Weg zum Sonnenlicht führt, Ascander.«

Der Junge kam, von einem Diener geführt, ohne Scheu näher. Sein Selbstbewusstsein war ebenso gewachsen wie seine Muskeln und sein Körper. Noch immer trug er seine Stiefel, die er an der Oberfläche geschenkt bekommen hatte. Ascander schenkte ihm ein zögerndes Lächeln. Auch Verlo erkannte ihn in seiner Maske nicht.

»Verlo, der ein vorzüglicher Kletterer ist«, führte Vernichtung aus und schien mit dem Ergebnis der ritterlichen Erziehung nicht unzufrieden zu sein, »lernt bei uns, die Waffen richtig zu führen und sich ohne Scheu, jedoch in Ehrfurcht vor anderen, erfahrenen Menschen, zu bewegen. Du wirst diesem Mann, der mein Berater ist und von unserem Fürsten Rache zu uns geschickt wurde, den bequemsten Weg zur Siedlung auf den Ruinen zeigen.«

Verlo nickte. Sein Haar war lang, aber sauber gewaschen und gescheitelt.

»Es gibt nur einen einzigen Weg«, sagte er offen. »Ich kenne keinen anderen. Man wird schmutzig dabei.«

Ascander nickte und grinste.

»Da es Wasser auch an der Oberfläche gibt, werden wir uns reinigen können. Kennst du die Menschen, die dort siedeln?«

»Nein. Ich habe sie immer nur von fern beobachtet. Sie lachen viel und fürchten sich nicht.«

Wieder gab es Ascander einen Stich. Unbewusst hatte der Junge seinen Finger in eine Wunde gelegt, die noch lange nicht vernarbt war.

»Du kannst mir alles erzählen, wenn wir ohne Eile durch deine geheimen Schlupfwinkel klettern. Komme in einer Stunde wieder. Waffen?«

»Nur einen Dolch«, sagte Verlo, dessen wirklicher Name Verloren war. »Und Wein, wenn du willst«, meinte er nach einem Blick auf Krug und Becher. »Und ein Tuch zum Abtrocknen.«

»Ich werde nichts vergessen«, versicherte Ascander und dachte, als Verlo hinausging, an die Zeit, in der er nicht älter als dieser Junge gewesen war. Sie schien Äonen weit entfernt zu sein.

»Zufrieden?«, brummte Vernichtung.

»Sehr zufrieden«, gab Ascander zurück. »Bis dann, Freund. Wenn ich daran denke ... noch vor zwei Monden hätten sich bei mir alle Haare gesträubt beim bloßen Gedanken, die Oberfläche zu sehen.«

»So ändern sich die Zeiten«, sagte Vernichtung und ging, um sich seinen täglichen Sorgen zu widmen.

Ascander suchte halblange Stiefel mit weichen Sohlen, einen ledernen Rock und ein Lederhemd mit breitem Gürtel, schob einen Dolch in die Scheide und füllte Wein in einen Lederschlauch. Er wusch sich an der warmen Quelle und schnallte sich schließlich breite Lederbänder um die Unterarme. Als Verlo kam, der ähnlich ausgestattet war wie er, sagte Ascander halblaut: