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Carlo Manzoni

Haust du mich, hau ich dich

Ein SuperKrimi mit einem abgebissenen Schweif, einer Bierschaumkrone mitten unter wilden Tieren, kurzum wieder einmal eine Menge Abenteuer mit vielen Leuten, die alle aus den USA importiert scheinen, jedoch nur lachmuskelspannend sind.

LangenMüller

Titel der Originalausgabe:

»Ti faccio un occhio nero e un occhio blu«

Aus dem Italienischen von Maria Kern

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© für das eBook: 2016 LangenMüller in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

© alle Rechte für die deutsche Sprache: 1974 LangenMüller in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Wolfgang Heinzel

Umschlagmotiv: Shutterstock

eBook-Produktion: F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

ISBN 978-3-7844-8269-9

Erstes Kapitel

Parken Sie nie Ihr Auto unter einem Wolkenkratzer – ich finde meines wieder, wo ich nicht geglaubt habe, daß es sein könnte.

Gute zehn Minuten dauert es, bis ich wach werde und meine weiche Birne einigermaßen zum Funktionieren bringe.

Aber in weniger als vier Minuten merke ich den abscheulichen Geschmack im Mund, und daß mein Schädel mindestens so viel wiegt, wie der erste Band eines Konversationslexikons.

Mühsam strecke ich einen Arm aus, um an den Spritverteiler auf meinem Nachttisch neben dem Bett zu kommen. Ich gieße mir ein halbes Glas Bourbon ein und schütte es mit beachtlicher Eile in meinen Tank. Dieser Nektar nimmt im Vorbeifließen den bitteren Mundgeschmack mit und weckt auf dem Umweg über den Magen meine ganzen Innereien.

Als er da anlangt, wo man normalerweise das Gehirn vermutet, nehme ich das Konversationslexikon und werfe es aus dem Bett, damit meine grauen Zellen genügend Luft kriegen, um ihr Tagewerk zu beginnen.

Viel zu tun ist sowieso nicht für sie.

Sie haben nur die Ereignisse von gestern und heute in chronologische Ordnung zu bringen. Gestern vormittag waren wir, ich und Gregorio, in der »Fledermaus«, um eine neue Flasche einzuweihen. Ich hoffe, Sie erinnern sich, wer Gregorio ist und was es mit der »Fledermaus« auf sich hat, aber vielleicht ist es besser, Ihr Gedächtnis aufzufrischen, Sie könnten doch einiges vergessen haben. Gregorio ist mein Partner, sein voller Name lautet Gregorio Scarta, aber ich rufe ihn Greg. Wir haben zusammen ein Detektivbüro aufgemacht und befassen uns mit jeder Art Verbrechen: Raub, Schmuggel, Erpressung und ähnlichen Kleinigkeiten, den Hauptattraktionen unserer Stadt.

Wenn Sie auch noch wissen wollen, um welche Stadt es sich handelt, gebe ich Ihnen gerne Auskunft. Meine Stadt ist wie jede andere voll der übelsten Scheußlichkeiten, genauso oder noch übler als in allen Städten unserer ach so heilen Welt. Ihre Lage können Sie nach Belieben bestimmen, ich nenne sie Pipachico, nur damit das Kind, pardon, die Stadt, einen Namen hat.

Eines habe ich noch vergessen: mein Greg ist ein Polizeihund. Bitte vermeiden Sie Heiterkeitsausbrüche, denn da gibt’s gar nichts zu lachen. Er ist nämlich mehr Polizist als Hund, ob Sie es glauben oder nicht.

Er hilft mir auch beim Leeren der diversen Bourbonflaschen, und ich kann Ihnen versichern, daß sein Eifer auch auf diesem Gebiet grenzenlos ist.

Die »Fledermaus« ist unser Stammlokal. Es liegt in meiner Straße und hat die ganze Nacht geöffnet. So sehr wir uns auch schon bemüht haben, dem dort lagernden Vorrat an Bourbon den Garaus zu machen, bis jetzt ist es uns leider nicht gelungen. Der Besitzer heißt Ercole, und sein Hund Fernanda ist Gregs große Liebe, denn der steht nun einmal auf Hundedamen mit buschigem Schweif.

Ich glaube, Sie sind nun über alles Wissenswerte informiert, halt, noch etwas: mein Name ist Chico Pipa, ich habe brandrote Haare, und wenn irgend etwas läuft, wie es nicht sollte, werde ich nervös. Mehr sage ich Ihnen nicht, weil ich nicht gern über mich selbst spreche.

Also, gestern waren wir, ich und Gregorio, in der »Fledermaus«, um einer neuen Flasche den Hals zu brechen, als eine Type so um die neunzig Kilo hereinkommt, sich auf den Hocker neben mir setzt und seinen Zeigefinger wie einen Revolver in meine obere Rückseite bohrt.

»Nur nicht nervös werden«, sagt er dabei, »mein Finger ist nicht geladen. Ich brauche dich, und du kannst mir deine Hilfe nicht abschlagen.«

»Und warum kann ich nicht?« frage ich und schenke mir einen neuen B.B. ein, was soviel wie ein doppelstöckiger Bourbon ist, falls Sie es noch nicht wissen sollten.

»Weil es in dein Ressort fällt«, sagt der Dicke.

»Dann spuck schon aus, ich bin ganz Ohr«, sage ich.

»Ich heiße Scommessa«, stellt er sich vor, »und arbeite in Hemden.« Ich schaue ihn an.

»Ich trage auch keine Damenblusen«, sage ich, aber er unterbricht mich.

»Du bist auf dem falschen Dampfer, ich will damit sagen, daß ich in der Herrenhemdenbranche tätig bin, es hat aber mit dem, weswegen ich mit dir reden will, nichts zu tun. Wenn ich dir meinen Beruf genannt habe, so nur, um dir zu beweisen, daß ich ein seriöser Mensch bin. Ein Mann mit sauberer Weste, wie man so sagt.«

»Nicht nur sauber, sondern auch rein?« frage ich.

»Reiner geht’s nicht mehr«, sagt er.

»Gut, und nun?«

»Nun passiert folgendes«, sagt er, »es gibt ein Lokal, das Bourbon serviert, der sich nach dem dritten Glas grün verfärbt.« Ich schaue ihn mir genauer an. Ich sehe nichts Außergewöhnliches an ihm. Auch mit aufgestützten Ellbogen müßte er ein wenig schwanken, wenn er über der Promillegrenze angelangt wäre. Statt dessen sitzt er ruhig da und blickt mich mit Augen an, klar wie destilliertes Wasser.

»Da haben sie dir den berühmten Bären aufgebunden«, sage ich.

»Kein Bär«, entgegnet er, »ich habe es selbst gesehen.«

»Dann war’s kein Bourbon«, sage ich.

»Und ob es einer war«, sagt er, »davon verstehe ich nun wirklich was.« Ich leere meinen B.B. und stelle das Glas auf die Theke zurück.

»Ich auch«, meine ich.

»Ich weiß«, sagt er, »drum bin ich ja da, daß du diesem Phänomen auf den Grund gehst.«

Ich rutsche vom Hocker und rufe Greg, stelle ihn Scommessa vor und zahle.

»Auf zur Tatortbesichtigung!« sage ich.

Wir setzen uns in meinen Blimbust, und Scommessa weist mir den Weg.

Nachdem wir durch die ganze Stadt gefahren sind und auf dem Korso Nostalgia ankommen, meint Scommessa, es wäre besser, den Wagen hier zu parken. Nach ein paar hundert Metern finde ich eine Lücke zwischen zwei Wagen und manövriere meinen Blimbust hinein. Wir steigen aus, gehen in eine Querstraße und betreten eine Bar.

»Das ist sie«, sagt Scommessa.

Wir setzen uns an eines der Tischchen, und ich bestelle zwei B.B. für uns und einen einfachen für Greg. Ein einwandfreier Stoff, das sehe ich ihm schon an, als er aus der Flasche gluckert.

Wir genehmigen uns einen zweiten B.B. und dann noch einen dritten.

»Er ist grün«, sagt Scommessa und zeigt auf sein Glas. Ich schaue hinein: die charakteristische Bourbonfarbe, nicht ein bißchen grün.

»Er ist nicht grün«, sage ich.

»Himmel, Arsch und Zwirn!« brüllt er los. »Er ist grün! Ich bin doch kein Idiot!«

Ich versuche, ihn zu überzeugen, merke aber, daß er immer wütender wird.

»Hör zu«, sage ich, »machen wir’s doch so: probieren wir’s in einer anderen Bar. Vielleicht handelt es sich bei dir um einen Sehfehler.«

»Meine Augen sind tadellos«, sagt er, »aber gut, versuchen wir’s.«

Wir nehmen also Kurs auf die nächste Bar, trinken zwei B.B. und bestellen dann einen dritten.

»Der ist nicht grün«, sagt Scommessa und zeigt auf sein Glas.

»Vielleicht wird er in dieser Bar erst beim vierten Glas grün«, meine ich.

Auch den vierten bringen wir in seiner Originalfarbe hinter uns. Wir kehren in die bewußte Bar zurück. Nach dem zweiten B.B. geht’s bei Scommessa von vorne los.

»Er ist grün! Der Teufel soll mich holen!« schreit er. »Wenn du noch immer die Courage hast zu behaupten, daß er nicht grün ist, kriegst du von mir eine in die Fresse, daß du mit dem Hinterteil auf die Uhr schaust!«

»Also gut«, sage ich, »das ist ein Problem für einen Psychiater und nicht für einen Detektiv. Schauen wir, wo wir so einen Gehirnbohrer finden.«

Arm in Arm, Greg als Nachhut, ziehen wir los.

Nach zwei Häuserblocks finden wir tatsächlich die Tafel eines Psychiaters.

Eine gute halbe Stunde sitzen wir im Wartezimmer, bis uns Dr. Contassu empfängt. Ich erzähle ihm die triste Story vom grünen Bourbon.

»Das muß ich mir persönlich anschauen«, sagt der Doktor, zieht seinen weißen Mantel aus und ein Sakko an.

»Gehen wir«, sagt er.

Zu viert, Greg an meiner Seite, machen wir uns auf den Weg. Wir fangen von vorne an, wechseln in eine andere Bar über, dann in eine dritte.

Um drei Uhr früh landen wir in einer Bar mit so abschüssigem Boden, daß wir uns an den Tischen festhalten müssen, um nicht abzurutschen.

Doch der Doktor ist absolut dagegen, das Experiment abzubrechen.

Er meint, daß nach Scommessas Behauptung, in der ersten Bar werde der Bourbon beim dritten Glas grün, es nach seiner Meinung als Experte keinen Grund gäbe, daß in einer anderen Bar sich der Bourbon nicht erst nach dem sechsten Glas verfärbt.

»O.k.«, sage ich, als es mir reicht, »wenn ihr das Problem gelöst habt, ruft mich an, irgendeine Nummer wird euch schon noch einfallen. Ich muß meinen Partner heimbringen, er ist blau wie ein Veilchen.«

Ich nehme Greg unter den Arm und trolle mich.

Kaum bin ich an der frischen Luft, beginnen sich die Häuser zu meiner Linken in Bewegung zu setzen. Sie machen einen Schritt auf die gegenüberliegende Häuserreihe zu, verbeugen sich und kehren dann an ihren angestammten Platz zurück. Jetzt kommt die rechte Häuserreihe dran mit der gleichen Verbeugungstour. So gehts eine Weile hin und her.

Ich reiße mich zusammen, so gut es eben geht, und erreiche endlich einen Taxistand.

Ich stelle Greg auf den Boden, und er beginnt sofort, die Rückseite des einzigen parkenden Taxis zu beschnüffeln, und ich brauche eine gute Viertelstunde, um ihn zu überzeugen, daß ein Taxi keine Hundedame ist.

Wir steigen ein und lassen uns nach Hause bringen.

Greg wackelt auf sein Lager in der Küche zu, ich haue mich ebenfalls in die Falle und habe den Kopf noch nicht richtig auf dem Polster, als ich auch schon in den Armen des guten alten Morpheus bin.

Meine grauen Zellen funktionieren erwartungsgemäß.

Ich schaue auf die Uhr: 11 Uhr. Mit einem Satz springe ich auf, stelle mich unter die Dusche, lasse sie mindestens zehn Minuten auf mich herunterprasseln, rasiere mich und mache mich fertig.

Greg schläft noch und schnarcht derart, daß ich es für besser halte, ihn noch weitere sechs Stunden pennen zu lassen. Gehe ich halt allein ins Büro. Kaum bin ich auf der Straße, fällt mir ein, daß ich meinen Wagen am Korso Nostalgia geparkt habe. Da ich ihn vielleicht von einem Moment zum anderen brauche, ist’s wohl besser, ich hole ihn mir.

Ich halte ein Taxi an und lasse mich hinfahren.

Als wir in den Korso einbiegen, sage ich dem Fahrer, er solle mich zum Hochhaus bringen, einem der neuesten Wolkenkratzer unserer Stadt.

»Wenn du einen grauen Blimbust siehst«, sage ich, »halte an.«

Im Schrittempo fahren wir am Hochhaus entlang.

»Ich sehe keinen Blimbust«, sagt der Chauffeur.

»Ich auch nicht«, antworte ich.

Dabei, Leute, bin ich absolut sicher, daß ich mich nicht irre. Hier habe ich meinen Wagen abgestellt.

»Vielleicht haben sie ihn irgendwohin verschoben, daß sich die anderen Wagen leichter einreihen können«, meint der Mann. Wir fahren noch zwei Häuserblocks weiter und dann auf der anderen Straßenseite zurück.

Ein gelber Blimbust steht da, aber nicht meiner.

»Vielleicht hat ihn in der Nacht einer umgespritzt«, witzelt mein Fahrer.

»Fangen wir wieder von vorne an«, sage ich.

Wir umrunden die Piazza Balenga, fahren den ganzen Korso zurück und inspizieren Wagen für Wagen.

Vor dem Hochhaus steige ich aus, sage dem Taxichauffeur, er solle langsam weiterfahren, ich gehe zu Fuß. Nichts.

Das Taxi wartet weiter vorne auf mich.

»Kann sein, Sie haben ihn doch woanders geparkt.«

»Blödsinn«, sage ich, »ich bin absolut sicher, daß ich ihn hiergelassen und auch abgeschlossen habe.«

»Dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder haben sie ihn gestohlen, oder er wurde von der Polizei abgeschleppt und ins Depot gebracht. Man sollte einen Wagen nicht einen halben Tag und eine ganze Nacht in einer Hauptverkehrsstraße stehenlassen.«

»Der Teufel soll sie holen«, sage ich, »irgendwann und irgendwo muß der Wagen doch zum Vorschein kommen. Schauen wir also im Depot nach.«

Ich steige wieder ein und wir fahren los. Eine Viertelstunde später bohre ich meinen Zeigefinger dem Direktor dieses Amtes unter die Nase und zerraufe ihm seinen grauen Schnauzbart.

»Hören Sie gut zu«, beginne ich, »Sie haben meinen Wagen abschleppen lassen, den ich gestern am Korso Nostalgia geparkt hatte.«

»Nur nicht nervös werden«, sagt der Gartenzwerg, »damit haben wir gar nichts zu tun. Wir schleppen die Wagen nur im Auftrag des Amtes für Verkehrssicherheit ab und behalten sie hier im Depot.«

Er blättert in seinem Register, macht es dann zu und bringt seinen Seehundbart wieder in Ordnung. »Bei uns ist kein einziger Blimbust abgestellt«, sagt er, »aber warten Sie einen Moment.«

Er steht auf und nimmt ein anderes Heft von dem danebenstehenden Tisch.

»Ich hatte heute nacht keinen Dienst«, sagt er. Nachdem er den Aktendeckel geöffnet hat, fährt er mit dem Zeigefinger über einige Kolonnen. Ich sehe, wie der Finger an einer Stelle halt macht.

»In welcher Straße, haben Sie gesagt?« fragt er.

»Am Korso Nostalgia«, sage ich, »ein Blimbust ist es, falls Sie an Gedächtnisschwund leiden.«

»Stimmt«, sagt er. »Um 1 Uhr 55 vorige Nacht haben wir einen Blimbust abgeschleppt, ihn aber nicht in unser Depot gebracht, weil die Anzeige nicht von der Verkehrswacht kam.«

»Woher kam sie dann?« frage ich.

»Vom Polizeipräsidium«, sagt der Zwerg, tupft mit dem Zeigefinger auf eine Registerseite und liest vor: »›1 Uhr 55 Anruf aus dem Polizeipräsidium, dringendst einen Abschleppwagen zum Korso Nostalgia senden, um ein Auto, grau, Marke Blimbust, in die Polizeizentrale zu befördern.‹ Sie können ihn dort im Hof abholen, wenn Sie eine reine Weste haben, wenn nicht, rate ich Ihnen, auf den Wagen zu verzichten und sich ein Fahrrad anzuschaffen.«

Sein Schnauzbart endet durch eine geschickte Benutzung meiner Daumenballen in seinen Nasenlöchern, und ich bin auch schon draußen.

»Ins Präsidium«, sage ich dem Chauffeur beim Einsteigen.

»Haben Sie ihn gefunden?« fragt er.

»Allerdings«, knirsche ich, »und wenn das nicht irgend so ein Scherz eines idiotischen Witzboldes ist, lasse ich mir mein Sakko unter einer Straßenwalze bügeln.«

»Da würde ich gern Zusehen«, meint der Mann und konzentriert sich dann auf seine Fahrerei.

Er lädt mich vor der Zentrale ab, ich zahle und entblöße mich um einen Fünfhunderter als Trinkgeld.

»Soll ich nicht lieber warten?« fragt er.

»Jetzt, wo ich meinen Wagen gefunden habe, brauche ich dich nicht mehr«, sage ich, zeige ihm die kalte Schulter und steige die Treppe zum Eingang hinauf.

Im Vorraum sitzt ein Bulle und ist in einen Krimi vertieft. Er schaut durch mich hindurch und wendet sich dann wieder seiner Lektüre zu, also gehe ich weiter die Treppe hinauf bis zum zweiten Stock. Ich weiß, wo Leutnant Trams Büro ist. Zu oft war ich schon dort, um diesen Leidensweg vergessen zu können. Da ich ungern auf die gute oder schlechte Laune anderer Rücksicht nehme, öffne ich, ohne anzuklopfen, die Tür.

Sollten Sie es immer noch nicht wissen: Leutnant Tram ist der Boß der Mordkommission, und es ist ausgeschlossen, daß er mir nicht den Nerv tötet, wenn ich irgendwo mitmische. Daher betrete ich ohne weiteres Zeremoniell sein Büro. Der Raum ist leer. Als ich wieder verschwinden will, läutet das Telefon. Da es nie schaden kann zu erfahren, wer was von wem will, hebe ich ab.

»Einen Augenblick«, sagt eine Stimme, bevor ich auch nur hallo sagen kann, dann kommt Trams Stimme.

»Kautschuk?« fragt er.

»Nein«, antworte ich, »Pipa«.

Der Leutnant gibt ein Geräusch von sich, als wäre ihm der Adamsapfel quer gerutscht.

»Der Pipa«, sagt er, »was machst denn du in meinem Büro?«

»Ich bin gekommen, um meinen Wagen abzuholen, aber erst muß ich wissen, was ihr euch da wieder für einen miesen Scherz geleistet habt.«

»Kauf dir eine Zeitung und warte auf mich«, sagt er, »ich komme gleich, aber suche inzwischen den Kautschuk, er soll ins Leichenschauhaus kommen.«

»Liebend gern«, sage ich. »Soll ich seinen Schädel mit dem Hammer bearbeiten oder ihn mit deinem Papiermesser tranchieren?«

»Mach keinen Quatsch!« schreit er und legt dann auf.

Ich drehe mich um und sehe Kautschuk, der sich unter der Tür aufgepflanzt hat.

»Ah, da bist du ja!« grinst er.

»Dein Leutnant hat mich gebeten, dich ins Leichenschauhaus zu schicken«, sage ich.