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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Wichtiger Hinweis

Sämtliche Inhalte dieses Buchs wurden – auf Basis von Quellen, die der Autor und der Verlag für vertrauenswürdig erachten – nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und sorgfältig geprüft. Die in diesem Buch beschriebenen Kampftechniken dürfen nur zur Selbstverteidigung angewendet werden. Sie dürfen nicht leichtfertig an Personen ausprobiert werden, vor allem nicht ohne deren Einverständnis. Achten Sie darauf, dass Sie beim Trainieren der in diesem Buch beschriebenen Selbstverteidigungsmaßnahmen niemanden verletzen. Der Verlag und der Autor haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind. Aussagen zur gesellschaftlichen Situation in diesem Buch stellen keine politische Meinung dar. Im Rahmen des Selbstschutzes gilt es, sich mit möglichen Gefahren auseinanderzusetzen.

Für Fragen und Anregungen:

info@rivaverlag.de

Originalausgabe

1. Auflage 2017

© 2017 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner

Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Redaktion: Silke Panten

Umschlaggestaltung: Marc-Torben Fischer, München

Layout und Satz: Katja Muggli, www.katjamuggli.de

Umschlagabbildungen vorn: iStockphoto: Antonio Guillem; Illustrationen: shutterstock: vicgmyr (o.), frenkel vic (Mi.), VoodooDot (u.)

Umschlagabbildungen hinten: Nopphadol Viwatkomalwat

Bildnachweis: sämtliche Fotos im Innenteil sind von Nopphadol Viwatkomalwat, außer:

Fotolia: 41: Picture-Factory; iStockphoto: artisteer: 228; LeoPatrizi: 233; VvoeVale: 226; Shutterstock: Andrey_Popov: 37; Ivanko80: 30; Monkey Business Images: 205; Nikodash: 45; Photographee.eu: 15, 18, 207; Syda Productions: 9; urbazon: 34

Druck: Firmengruppe APPL, aprinta Druck, Wemding

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-86883-550-2

ISBN E-Book (PDF) 978-3-95971-081-7

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-95971-088-6

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

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CHRISTOPH DELP

WEHR DICH!

Wie du gefährliche Situationen erkennst und Angriffe abwehrst

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Inhalt

1 Über Selbstverteidigung

Der Umgang mit Gewalt

So sieht die Rechtslage aus

Die häufigsten Ernstfallsituationen

Wie Opfer ausgewählt werden

Die häufigsten Fragen zum Thema Selbstverteidigung

2 Selbstbehauptung und Selbstschutz

Die Grundlagen

Schritt 1: Aufmerksamkeit und Selbstsicherheit ausstrahlen

Schritt 2: Im Gespräch beruhigen und Grenzen ziehen

Schritt 3: Einsatz von Kampftechniken

Schritt 4: Verhalten nach dem Ernstfall

3 Angriffstechniken für den Ernstfall

Die Grundlagen

Wie du die effektivsten Techniken auswählst

Angriffsziele und ihre Wirkung

Die Selbstverteidigungsstellung

Kampftechniken für den Ernstfall

Kopftechniken

Handtechniken

Ellbogentechniken

Knietechniken

Schienbein- und Fußtechniken

Verteidigungstechniken im Distanzkampf

Grundtechnik 1: Blocken

Grundtechnik 2: Distanzhalten und Vermeiden

Grundtechnik 3: Schneller eigener Angriff

Verteidigung gegen eine Gerade oder ein gerades Greifen

Verteidigung gegen einen Schlag von außen

Verteidigung gegen einen Ellbogenstoß

Verteidigung gegen einen Kick von außen

Verteidigung gegen einen Tritt von vorn

Verteidigung gegen einen Kniestoß aus der Distanz

Verteidigung gegen Vorspringen und Greifen

Selbstverteidigung mit Alltagsgegenständen

Selbstverteidigung mit Waffen

Simuliere eine Stresssituation und greife dann nach deiner Waffe

4 Befreiungstechniken

Die Grundlagen

Verteidigung gegen Greifen und Festhalten

Verteidigung gegen den Griff am Handgelenk

Verteidigung gegen den Griff beider Handgelenke

Verteidigung gegen den einhändigen Griff der Kleidung von vorn

Verteidigung gegen den beidhändigen Griff der Kleidung von vorn

Verteidigung gegen den einhändigen Griff der Kleidung von hinten

Verteidigung gegen den beidhändigen Griff der Kleidung von hinten

Verteidigung gegen das Haareziehen von vorn

Verteidigung gegen das Haareziehen von hinten

Verteidigung gegen eine Umklammerung

Verteidigung gegen eine Umklammerung von vorn unter den Armen

Verteidigung gegen eine Umklammerung von vorn über die Arme

Verteidigung gegen eine Umklammerung von hinten mit Mundzuhalten

Verteidigung gegen eine Umklammerung von hinten unter den Armen

Verteidigung gegen eine Umklammerung von hinten über die Arme

Verteidigung gegen einen Würgegriff

Verteidigung gegen einen einhändigen Würgegriff von vorn

Verteidigung gegen einen beidhändigen Würgegriff von vorn

Verteidigung gegen einen einarmigen Würgegriff von hinten

Verteidigung gegen einen beidhändigen Würgegriff von hinten

Verteidigung gegen einen Würgegriff von der Seite

Verteidigung am Boden

Verteidigung im Distanzkampf am Boden

Verteidigung in Bauchlage bei einem Angriff von oben

Verteidigung in Rückenlage, Angreifer im Reitsitz

Verteidigung in Rückenlage bei einem Angriff von der Seite

Verteidigung in Rückenlage, Angreifer zwischen den Beinen

Verteidigung in Rückenlage, Angreifer über Kopf

5 Selbstverteidigung trainieren

Die Grundlagen

Training: Verbessere deine Aufmerksamkeit

Training: Verstärke deine Selbstsicherheit

Training: Entwickle deine Selbstbehauptung

Das Training der Kampftechniken

Fallbeispiele von Gewalt

Das Training der Verteidigungs- und Befreiungstechniken

Geeignete Übungsgeräte und Schutzausrüstung

Die Auswahl eines Selbstverteidigungskurses

Selbstverteidigung und Kampfsport sind nicht dasselbe

Anhang

Wichtige Adressen und Anlaufstellen für Opfer

Quellenverzeichnis

Autor

Darsteller

Überblick über die Selbstverteidigungstechniken

1

Über

Selbstverteidigung

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Der Umgang mit Gewalt

Immer mehr Frauen haben Angst vor Gewalt und suchen nach Möglichkeiten, um sich selbst und ihnen nahestehende Menschen zu schützen, nachdem das Ausmaß der Gefährdung im letzten Jahr in Deutschland rapide zugenommen hat. In den sozialen Netzwerken sowie den herkömmlichen Medien wird vielfältig über Gefahren berichtet, sodass sie verstärkt ins Bewusstsein gerückt sind. Es gibt deutlich mehr sexuell motivierte Verbrechen, und zwar nicht nur solche, wie sie in der Silvesternacht in Köln und anderen Großstädten erfolgt sind, sondern sie passieren tagtäglich etwa in Schwimmbädern, Straßenbahnen, Parks und bei Großveranstaltungen. Zudem steigen die Einbruchszahlen, wobei die zumeist organisierten Banden oft sehr dreist vorgehen. Anstatt diesen Vorkommnissen mit vergrößertem und besser geschultem Polizeipersonal entgegenzuwirken, wird hingegen in einigen Regionen sogar an den Ausgaben für die Polizeidienststellen gespart. Polizisten fühlen sich »ohnmächtig« aufgrund der immer größer werdenden Anforderungen.

Wir alle möchten friedlich leben und nicht mit Gewalt konfrontiert werden. Niemand sollte sich jedoch in scheinbarer Sicherheit wiegen und Gewaltverbrechen wie sexuell motivierte Übergriffe, Raubüberfälle und körperliche Machtdemonstrationen verdrängen. Aussagen wie »Mir wird schon nichts passieren« und »Vor einigen Jahren war es auch nicht anders« sind leider immer noch zu hören. Jede Frau kann in eine Ernstfallsituation geraten. Früher wurde oft darauf verwiesen, dass die meisten sexuellen Straftaten von Bekannten durchgeführt werden – die Gefahr dieser Übergriffe besteht weiterhin. Leider ist in jüngster Vergangenheit aber eine große Steigerung von Gewaltverbrechen außerhalb des eigenen Heims wahrzunehmen: tagtäglich über ganz Deutschland verteilt, auch wenn dieser Sachverhalt immer noch von einigen Menschen geleugnet wird. Gewalt kann das zukünftige Leben zerstören, daher ist es unbedingt notwendig, sich mit Selbstbehauptung und Selbstverteidigung auseinanderzusetzen.

Mit diesem Buch beabsichtige ich keineswegs, Panik zu erzeugen. Es geht mir vielmehr darum, dir aufzuzeigen, wie du durch erhöhte Aufmerksamkeit gefährliche Situationen vermeidest und so das Risiko minimierst, in eine Ernstfallsituation zu geraten. Außerdem wird dir verdeutlicht, wie du in einer Konfliktsituation richtig handelst und wie du dich behaupten kannst, falls es trotzdem zu einem Ernstfall kommen sollte. Indem du dich bestmöglich auf die Gefahren vorbereitest, verlierst du die Angst davor, wirst selbstsicherer und gewinnst letztlich mehr Lebensqualität.

In den Medien wird täglich über viele brutale Gewaltverbrechen an Frauen berichtet. Der Umgang mit dieser Gewalt ist ganz unterschiedlich.

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Wenn du dich mit den Gefahren auseinandersetzt und sie dir bewusst machst, kannst du dein Leben weiterhin genießen, ohne dich großen Risiken auszusetzen.

Verdrängen ist nicht das Mittel der Wahl

Einige Frauen verdrängen Gewalttaten immer noch. Sie wollen sich erst gar nicht mit solchen Szenarien befassen und führen dazu Argumente an wie »Es war früher doch alles genauso. Es ist alles halb so wild, die Probleme werden in den Medien nur hochgepuscht«, »Ich meide gefährliche Plätze« oder »Ich trage keine Wertgegenstände bei mir«. Ein verdrängendes Verhalten hat zunächst den Vorteil, dass man sein Leben so weiterführen kann wie bisher – bis dann doch irgendwann einmal etwas passiert. Manche Frauen leben auch in einem sehr wohlsituierten Umfeld, in dem sie mit der Problematik beispielsweise nicht integrierter männlicher Immigranten bisher kaum konfrontiert wurden. Verdrängen ist in der heutigen Zeit nicht mehr angemessen, es bestehen mittlerweile zu viele Gefahren. Eine Frau, die heutzutage beispielsweise allein im Wald joggt und sich dabei noch mit lauter Musik ablenkt, handelt verantwortungslos. Es gibt viele Frauengruppen, mit denen du joggen gehen kannst und dies dann ohne Gefahr; oder du trainierst mit Freunden. Falls du trotzdem allein joggen gehst, wähle gut frequentierte Wege, trage ein Pfefferspray bei dir und ein leicht erkennbares Schutzsignal an der Kleidung (Seite 128–130) – und lass die Kopfhörer weg, um wachsam sein zu können.

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Kämpfe nur dann, wenn es nicht mehr möglich ist, die Gefahr abzuwenden. Attackiere dann kompromisslos und ununterbrochen, bis die Gefahr vorüber ist.

Sich zurückzuziehen, kann es schlimmer machen

Manche Frauen reagieren verängstigt und meiden weitestgehend das öffentliche Leben. Sie ziehen sich zurück und verschließen sich aus Angst davor, zu einem Gewaltopfer zu werden; sie bleiben so oft wie möglich in den eigenen vier Wänden. Einige Frauen erzählten mir, dass sie, sobald es dunkel wird, nicht mehr allein die Wohnung verlassen, sondern nur noch, wenn sie der Ehemann begleitet oder ein Freund sie abholt – eine sehr erschreckende Entwicklung. Sind diese Frauen unterwegs, werden gerade sie häufig Opfer von Gewalttaten. Denn Verbrecher und Aggressoren merken ihnen ihre Angst und Unsicherheit an und erwarten deshalb wenig Gegenwehr – ein gewünschtes Kriterium, um die Frau als Opfer auszuwählen.

Wenn Gewalt verharmlost wird

Einige wenige Frauen verharmlosen Gewalt, insbesondere wenn es sich um das Kämpfen und die damit verbundene Körperverletzung handelt. Bei Männern ist dieser Aspekt deutlich häufiger anzutreffen, wie die Fußball-Hooligans und Kneipenschläger zeigen, die Gewalt als akzeptables Mittel ansehen, um Aggressionen abzubauen. Bei Frauen zeigt sich diese Gewaltbereitschaft zwar selten, aber sie existiert, wie etwa das ansteigende Vorkommen von gewaltbereiten Mädchengangs beweist. Wer sich in eine Kampfsituation begibt, sollte bedenken, dass ein Kampf niemals planbar ist. Schwere gesundheitliche Folgen wie Verstümmelungen oder Koma können daraus resultieren. Zudem kann ein Kampf tödlich enden. Auch rechtliche Folgen wie lange Gefängnisstrafen sind möglich. Aus diesen Gründen ist ein Kampf nur in Notwehr akzeptabel. Aggressionen können im Kampfsporttraining abgebaut werden.

Das richtige Verhalten

Setze dich mit Ernstfallsituationen auseinander. Überlege, wann du in eine solche Situation geraten könntest und wie sich diese vermeiden lässt oder wie du dich dann verbal behaupten kannst. Übe auch, dich in einer Konfliktsituation körperlich durchzusetzen. Das Wissen, sich verteidigen zu können, vergrößert dein Selbstvertrauen und wird dich selbstsicherer erscheinen lassen. Das führt dazu, dass potenzielle Täter dich eher nicht als Ziel wählen, da sie weder verbale noch körperliche Gegenwehr wünschen. Indem du dich mit Ernstfallszenarien befasst sowie dein Verhalten und Kampftechniken trainierst, kannst du das Risiko minimieren, in Notwehrsituationen zu geraten. Außerdem erhöhst du dadurch deutlich die Chancen, dich zu schützen, falls es doch zu einer solchen Situation kommen sollte.

So sieht die Rechtslage aus

Im Strafgesetzbuch (StGB) wird in Paragraf 32 geregelt, wann eine körperliche Verteidigung erlaubt ist. Paragraf 33 StGB erläutert, was passiert, wenn du das angemessene Maß überschreitest.

Den Einsatz von Waffen regelt das Waffengesetz (WaffG), das du im Internet nachlesen kannst. Welche Waffen du zur Verteidigung unter welchen Voraussetzungen einsetzen kannst, erfährst du auf den Seiten 125 bis 131.

§ 32 StGB Notwehr

(1) Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig.

(2) Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwehren.

§ 33 StGB Überschreiten der Notwehr

Überschreitet der Täter die Grenze aus Verwirrung, Furcht oder Schrecken, so wird er nicht bestraft.

Die Erklärungen zu den Gesetzen

Das Notwehrrecht steht jedem Menschen zu: Wenn du angegriffen wirst, dann hast du das Recht, dich zu verteidigen. Dazu folgende Definition: Notwehr ist diejenige Verteidigung, die erforderlich ist, um einen rechtswidrigen Angriff auf sich selbst oder auf einen oder mehrere andere Menschen abzuwenden. Das Recht zur Notwehr setzt voraus, dass der Angriff gegenwärtig ist – er muss also gerade stattfinden oder unmittelbar bevorstehen.

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Was ist Selbstverteidigung?

Selbstverteidigung bedeutet, Übergriffe auf sich und auf andere Menschen zu verhindern. Das Vorgehen umfasst ein Konzept aus drei Schritten: Im ersten Schritt gilt es, Ernstfallsituationen durch Aufmerksamkeit zu umgehen. Der zweite Schritt ist die Selbstbehauptung in einer verbalen Konfrontation oder mit leichtem Körperkontakt, vorausgesetzt, es ist noch keine Ernstfallsituation gegeben. Dann sollte durch ein angemessenes Verhalten und verbales Grenzenziehen ein körperlicher Übergriff vermieden werden. Erst wenn sich kein Ausweg bietet, sind im dritten Schritt angemessene Kampftechniken zum Selbstschutz einzusetzen.

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Liegt der Angreifer kampfunfähig am Boden, darfst du ihn nicht mehr attackieren, auch dann nicht, wenn er dich zuvor verletzt hat.

Es genügt, wenn aus dem Verhalten des Aggressors hervorgeht, dass er gleich zur Tat schreiten wird. Dies ist gegeben, wenn er zum Beispiel nach einer Waffe greift oder zu einem Schlag oder Tritt ausholt oder seine Angriffsabsicht durch eine andere Handlung offenbart. »Gegenwärtig« bedeutet aber auch, dass die Notwehr nur möglich ist, solange du dich im Konflikt befindest. Es ist rechtlich nicht zulässig, dass du der Situation ausweichst und zu einem späteren Zeitpunkt zurückkehrst und den Aggressor aufsuchst, um dann eine Aktion auszuführen.

Ist eine Notwehrhandlung deinerseits erforderlich, bedeutet dies, dass du dich mit dem Einsatz von angemessenen Mitteln schützen und verteidigen kannst. Wähle die Maßnahme so, dass der Aggressor sicher abgewehrt werden kann, er also unter Kontrolle gebracht oder kampfunfähig ist oder auch flüchtet. Dabei kann der Aggressor verletzt werden, jedoch gilt es, bei mehreren Verteidigungsmöglichkeiten die mildeste und geeignete Form zu wählen. Du musst deine Verteidigung nicht abstoppen, wenn der Gegner ausrutscht und zu Boden fällt. Solange erkennbar ist, dass er wieder angreifen wird, besteht auch immer noch eine gefährliche Situation. Eine körperlich unterlegene Frau muss in einer Vergewaltigungssituation die Kampfhandlungen so lange fortführen, bis sie sicher ist oder fliehen kann. Bricht der Gegner kampfunfähig zusammen, dann gilt es zu stoppen. Weitere Techniken sind nicht mehr durch das Gesetz abgesichert.

Wenn du bei der Selbstverteidigung das angemessene Maß überschreitest, dann wird von einem Notwehrexzess gesprochen. In diesem Fall gilt: Du handelst zwar rechtswidrig, bleibst aber auch dann straffrei, wenn du aus Verwirrung, Furcht oder Schrecken gehandelt hast – dies muss jedoch bewiesen werden.

Wenn du einem anderen Menschen bei der Verteidigung hilfst, dann spricht man von Nothilfe, wofür die gleichen Voraussetzungen und Überlegungen wie zuvor gelten. Auch hier darf das angemessene Maß nicht überschritten werden. Befinden sich andere Menschen in einem Notfall, dann sind wir normalerweise verpflichtet zu helfen, allerdings musst du dich nicht selbst gefährden. Wäre dies der Fall, genügt es, wenn du Hilfe herbeirufst.

Du bist nicht verpflichtet, dich um die Versorgung des Aggressors zu kümmern. Es besteht das Risiko, dass er sich erholt und dann erneut angreift. Möglicherweise täuscht er eine Verletzung nur vor, um dich einfacher überwältigen zu können. Bring dich zuerst in Sicherheit und informiere dann die Polizei über das Geschehen; unterrichte sie auch über eine mögliche Verletzung des Angreifers. Abhängig davon, wie stark der Gegner verletzt ist, kann es notwendig sein, Hilfe zu rufen, damit du dich nicht wegen unterlassener Hilfeleistung strafbar machst. In solch einem Fall solltest du auch dann Hilfe rufen, wenn du nicht die Polizei informieren möchtest. Hier gilt jedoch ebenso, dass du dich erst einmal in Sicherheit bringst, damit der Aggressor dich nicht mehr attackieren kann.

Die häufigsten Ernstfallsituationen

Sexualdelikt, Raub und Körperverletzung sind Gewaltsituationen, in denen du eine der Gefährdung angemessene Handlung vornehmen musst. Grundsätzlich musst du schnell entscheiden, ob du dich in einer Ernstfallsituation befindest, und dann entsprechend handeln. Zögere auch dann nicht, dich selbst angemessen zu verteidigen, wenn du den Angreifer kennst. Niemand hat das Recht, dich anzugreifen und dir Schaden zuzufügen.

Sexualdelikte stehen an erster Stelle

Unter Sexualdelikten versteht man unsittliche Berührungen, exhibitionistische Handlungen und Vergewaltigungen. Meistens sind diese Taten gegen Frauen und Mädchen gerichtet. Eine Vergewaltigung kann für das Opfer einen lebenslangen Schock bedeuten, möglicherweise wird die oder der Geschädigte sogar mit Krankheiten infiziert. Es ist auch möglich, dass der Täter sein Opfer anschließend ermordet, da er unentdeckt entkommen will.

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Du musst betrunkenen Verehrern ebenso wie allen anderen respektlosen Personen unmissverständlich klarmachen, dass du das Anfassen nicht billigst.

Vergewaltiger können flüchtige, aber auch gute Bekannte und sogar Familienmitglieder sein, die sich aus dem Verhalten des Opfers irgendwelche krankhaften »Ansprüche« ableiten oder sonstige ekelhafte Sexualfantasien befriedigen wollen. Außerdem kann es in der Partnerschaft zu sexuellen Übergriffen kommen. Dementsprechend finden solche Übergriffe oftmals zu Hause, in Wohnungen von Bekannten oder im Auto statt. Auch am Arbeitsplatz gibt es solche Vorkommnisse.

Während Sexualverbrechen von fremden Tätern früher seltener waren, hat die Zahl im letzten Jahr erheblich zugenommen, wie die zahlreichen Medienberichte über Übergriffe in öffentlichen Einrichtungen wie Schwimmbädern und bei öffentlichen Versammlungen zeigen. Minderschwere Sexualverbrechen wie Begrapschen sind in der Öffentlichkeit möglich, beispielsweise in der Straßenbahn, in der Diskothek oder auf einem Volksfest. Vergewaltigungstatorte hingegen sind Plätze, an denen der Verbrecher die Handlung möglichst ungestört durchführen kann. Allerdings kann festgestellt werden, dass die Täter immer skrupelloser werden; selbst am helllichten Tag kommt es zu Vergewaltigungen in Stadtparks oder weniger frequentierten Gegenden. Zudem besteht die Möglichkeit, dass ein Täter das Opfer überwältigt und zum angestrebten Tatort bringt.

Vom Handtaschenraub bis zum Wohnungseinbruch

Raub ist der Diebstahl eines Wertgegenstandes unter Androhung oder mit Anwendung von Gewalt. Zur Durchsetzung schrecken zahlreiche Täter nicht vor Waffeneinsatz zurück. Grundsätzlich solltest du dem Verbrecher die geforderten Wertgegenstände überlassen. Diese sind zumeist versichert und kein Wertgegenstand ist so wertvoll wie dein Leben und deine Gesundheit. Statt um dein Eigentum zu kämpfen, präge dir den Verbrecher und seine Auffälligkeiten genau ein und gib der Polizei detaillierte Informationen für die Verbrechensaufklärung. Ist der Verbrecher allerdings nicht mit der Beute zufrieden oder plant er möglicherweise eine Vergewaltigung, dann musst du dich mit allen dir zur Verfügung stehenden Mitteln schützen – entweder du machst den Verbrecher kampfunfähig, gegebenenfalls mit Waffeneinsatz, oder du schaffst es zu fliehen.

Der Straßenraub ist die am häufigsten auftretende Form des Raubs. Die Täter versuchen, vor allem Bargeld, Schmuck, Uhren und Handys zu erbeuten. Bei Frauen gehört noch der Handtaschenraub dazu und bei Jugendlichen die Entwendung von Markenkleidung. Das Ziel der Verbrecher ist es, möglichst schnell an die Beute zu gelangen und den Tatort rasch wieder zu verlassen. Deshalb wählen sie vorrangig Opfer aus, von denen möglichst viel Beute mit wenig Gegenwehr zu erwarten ist: Frauen, ältere Personen und Betrunkene sind oftmals das Ziel. Grundsätzlich kann aber jeder Mensch zu einem Raubopfer werden.

Tatorte sind Plätze, die dem Täter einen überraschenden Übergriff und ein schnelles Verschwinden ermöglichen. Dies können abseits gelegene Wege, Parkhäuser und Parks sein. Insbesondere bei Dunkelheit bieten sich einem Räuber zahlreiche Möglichkeiten. Es finden aber auch immer mehr Übergriffe in der Öffentlichkeit statt, beispielsweise in Straßenbahnen, wo bevorzugt Handtaschen und Handys entwendet werden. Zudem ist auffällig, dass die Einzeltäter zwar nicht ausschließlich, aber doch sehr häufig junge Männer sind.

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Versuche nicht, die Handtasche um jeden Preis festzuhalten, da du immer mit einem Angriff seitens des Täters rechnen musst.

Es gibt aber auch sehr gut organisierte Banden in den unterschiedlichsten Varianten. Sie agieren beispielsweise oft in und um Bahnhöfen herum oder auf Marktplätzen großer Städte. Die Bandenmitglieder sind nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche, die alle in gemischten Gruppen auftreten und dann gemeinsam vorgehen, um das Opfer zu täuschen und überraschend zu attackieren. Die Tricks dabei werden immer vielfältiger. Schützen kannst du dich nur, indem du den Kontakt meidest und Distanz hältst, wenn dir eine solche Gruppe suspekt vorkommt.

Ebenso auffällig ist, dass auch die Anzahl der Wohnungseinbrüche deutlich zunimmt. Die Diebesbanden werden immer dreister und verzichten manchmal sogar auf das lange Ausspionieren des Objekts. So kann es sein, dass du in der Wohnung mit einem oder mehreren Einbrechern konfrontiert wirst. Auch hier gilt: Vermeide möglichst den Kampf und lass den oder die Verbrecher mit der Beute abziehen. Kämpfe nur, wenn es sich nicht verhindern lässt – beispielsweise, weil du selbst angegriffen wirst –, dann aber mit aller Entschlossenheit.

Wenn Körperverletzungen im Spiel sind

Eine Körperverletzung ist das rechtswidrige Verletzen der Gesundheit einer anderen Person. Kennzeichnend für diese Tat ist das Misshandeln einer Person durch Schlagen, Stoßen oder Treten. Oftmals entsteht ein körperlicher Übergriff aus einer Diskussion, die außer Kontrolle geraten ist. Eine Person fühlt sich provoziert und regt sich immer mehr auf, bis es schließlich zum Kampf kommt. Es gibt auch Situationen, in denen sich die angreifende Person vor ihrer Gruppe beweisen möchte oder einfach nur aufgestaute Wut und Aggressionen abbauen will. Bei einem nicht situationsgerechten Verhalten kann es schnell zu einer körperlichen Auseinandersetzung kommen.

Jeder kann mit dieser Form von Gewalt konfrontiert werden. In Gaststätten, Diskotheken und Bahnhöfen sind ebenso wie auf der Straße oder bei öffentlichen Festen Übergriffe möglich. Täter sind meist junge Männer, oft im berauschten Zustand. Frauen greifen zwar seltener zu körperlichen Mitteln und der Sachverhalt »Schlägerei« tritt nicht so oft auf, es geschieht aber auch, und zwar mit steigender Tendenz. Zudem gehören körperliche Übergriffe im häuslichen Umfeld ebenso zu dieser Thematik, wobei es sich hier häufig um eine Machtdemonstration handelt. Meist geht es um Konflikte in Beziehungen, die außer Kontrolle geraten, was dazu führt, dass eine Person verletzt wird, und das ist häufig die körperlich schwächere, also die Frau.

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Wenn ein Aggressor dich festhält, hast du das Recht, körperliche Maßnahmen zu ergreifen und dich zu befreien – vorausgesetzt, du wählst Mittel, die verhältnismäßig sind.

Wie Opfer ausgewählt werden

Ein Täter will mit seinem Vorhaben erfolgreich sein und dabei mit möglichst wenig Schwierigkeiten konfrontiert werden. Ein rational handelnder Täter agiert deshalb planmäßig. Zuerst sucht er sich ein potenzielles Opfer aus. Dann nimmt er Kontakt mit dem Opfer auf, um es zu überprüfen und zu täuschen, um dann schließlich die Tat erfolgreich vollziehen zu können.

Ausnahmen von der kalkulierten Opferauswahl

Oft werden die Opfer berechnend ausgewählt. Es gibt jedoch auch Ausnahmen von dieser kalkulierten Opferauswahl. Diese sind möglich, wenn der Täter von Alkohol, Drogen oder Medikamenten berauscht ist. Ein Drogenabhängiger handelt beispielsweise wenig überlegt, wenn er das Verlangen nach der nächsten Dosis verspürt. Eine weitere Ausnahme wird leider mittlerweile auch in Deutschland immer aktueller, und zwar die des religiös fanatischen Täters. Auch hier lässt sich die Opferauswahl kaum rational erklären. Bei beiden Ausnahmen besteht nur die Möglichkeit, sich mögliche Gefährdungskreise bewusst zu machen und diese so gut wie möglich zu meiden.

Der Täter

Bei Gewalttätern, bei denen es zu körperlicher oder sexueller Gewalt kommen kann, ist zwischen einem Fremdtäter und einem Täter aus dem Bekanntenkreis zu unterscheiden. Bei sexuellen Übergriffen im näheren Umfeld kommen scheinbare Freunde, Sportkameraden, Trainer, Jugendbetreuer und Priester ebenso in Betracht wie Familienmitglieder. Du kannst niemandem ansehen, ob er als Täter infrage kommt.

In letzter Zeit ist es in Deutschland zu vielen Übergriffen gekommen, die von immigrierten Männern vollzogen wurden. Auch hier gilt: Du kannst keinem Mann ansehen, ob er zu solchen Taten fähig ist – ein fremdländisches Aussehen ist noch lange kein Kriterium, einen Menschen aufgrund seiner optischen Merkmale einer Tätergruppe zuzuordnen. Das Täterverhalten kann kalkuliert sein, es kann aber auch ein kurzfristiger Stressauslöser zu einer Tat führen. Ebenso kann eine Tat aus einer Gruppendynamik heraus entstehen.

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Nachdem sich der rational handelnde Täter ein Opfer ausgesucht hat, versucht er, sich dem Opfer zu nähern und so Kontakt aufzunehmen.

Achte unbedingt auf Verhaltensauffälligkeiten, denn diese sind ernst zu nehmende Warnsignale. Sei wachsam und wenn dir dein Instinkt vermittelt, dass du in Gefahr bist, dann bring dich in Sicherheit. Oftmals nehmen wir im Unterbewusstsein mögliche Gefahren viel früher wahr, als sich diese rational darstellen lassen. Achte auf deine Instinkte, unterdrücke niemals solche Warnsignale. Fühlst du dich unwohl, dann beobachte sofort intensiv die Umgebung, um herauszufinden, ob mögliche Gefahren bestehen, und suche nach Fluchtmöglichkeiten oder Rettungsinseln.

Es gibt zahlreiche Gründe, warum ein Aggressor zu einer Tat motiviert wird:

Img sexuelle Befriedigung

Img Raub und Diebstahl von Wertgegenständen

Img Abbau von Wut und Frust

Img das Bedürfnis, Frauen zu erniedrigen

Img das Ansehen in seiner Gang steigern

Img der Spaß an Gewalt

Img die Beschaffungskriminalität eines Abhängigen

Img die Durchsetzung fanatischer Ideologien

Das Opfer

Jede Frau kann zu einem Opfer werden, diese Gefahr lässt sich niemals ganz ausschließen. Deshalb ist es wichtig, die in den folgenden Kapiteln beschriebenen Kampftechniken zu trainieren. Du kannst das Risiko, als Opfer ausgewählt zu werden, jedoch minimieren, indem du aufmerksam bist, gefährliche Situationen meidest und dich als starke, selbstbewusste Frau präsentierst. Denn wie bereits an anderer Stelle erwähnt, sucht der Aggressor bewusst ein Opfer aus, und zwar eine Frau, die einen unsicheren, schwachen Eindruck vermittelt, damit er für sein Vorhaben mit wenig Gegenwehr zu rechnen hat. Der Verbrecher will nicht riskieren, dass die Tat misslingt und er dabei erwischt wird.

Die folgenden Kriterien verstärken das Risiko, von einem Angreifer als Opfer eingeschätzt zu werden:

Img Du bist allein unterwegs.

Img Dein Auftreten ist unkonzentriert und hektisch, dein Blick ist unstet.

Img Deine Kleidung ist sehr auffällig und körperbetont.

Img Du trägst sichtbare Wertgegenstände.

Img Du trittst ängstlich und unsicher auf.

Img Deine Körperhaltung ist gebückt, du machst dich klein.

Img Du wirkst relativ unscheinbar.

Img Du bist nicht in Form und siehst körperlich schwach aus.

Img Du sprichst leise.

Phasen der Opferauswahl

Die Auswahl eines Opfers nach rationalem Vorgehen lässt sich in die folgenden Phasen kategorisieren: Auswahl des potenziellen Opfers, Herstellen des Kontakts und Vollziehen des Übergriffs. Einbrecher beispielsweise spionieren meist das Einbruchsziel aus, bevor sie den Zugriff wagen. Ein Sexualstraftäter ist dem Opfer bereits bekannt oder er sucht ebenso wie ein Straßenräuber nach einem potenziellen Opfer, um dann Kontakt herzustellen und schließlich überraschend zur Tat überzugehen.

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Achte bei potenziellen Tätern auf Verhaltensauffälligkeiten, Mimik und Gestik, beobachte aber auch die Gesamtsituation.

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Ängstlich und schwach erscheinendes Haltungsbild: hochgezogene Schultern, gebeugter Rücken, unsicherer Blick nach unten sowie instabiler Stand mit Belastung auf einem Fuß. Dieses Erscheinungsbild ist für den Täter das perfekte Opferprofil. Eine solche Körperhaltung vermittelt Schwäche – auch bei der Gegenwehr.

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Die Körperhaltung, die Selbstvertrauen ausstrahlt: aufrecht stehend, Kopf gerade, Blick nach vorn gerichtet, Schultern leicht nach hinten unten gezogen und Gewicht auf beide Füße verteilt. So vermittelst du dem Aggressor, dass du kein einfaches Opfer bist und er mit Widerstand rechnen muss – sowohl verbal als auch körperlich.

Phase 1: Auswahl eines potenziellen Opfers

Ein rational handelnder Täter überprüft zunächst die Umgebung und sucht nach potenziellen Opfern. Der erste Kontakt ist nonverbal, es wird observiert und dann ausgewählt. Vor einem Überfall auf der Straße wird die Frau eingeschätzt, egal ob ein Sexualdelikt oder ein Diebstahl beabsichtigt ist. Einige Frauen werden wiederholt Verbrechensopfer; manchmal lässt sich das am Auftreten erklären. Der Täter sucht eine Frau, die für das Verbrechen interessant ist und von der möglichst wenig Gegenwehr zu erwarten ist. Dazu achtet er auf Körperhaltung und Körpersprache sowie auf Kleidung, Wertgegenstände und andere Auffälligkeiten und schätzt diese Gegebenheiten ein. Ein Täter will ein Opfer – und keine Gegnerin, die aufmerksam und selbstbewusst wirkt und bei der mit Gegenwehr zu rechnen ist. Informationen zu selbstsicherem Auftreten und dessen Üben findest du auf den Seiten 183 bis 186.

Wenn dem Täter auffällt, dass du sehr in Eile bist und hektisch und unaufmerksam agierst, wirst du leicht als potenzielles Opfer eingeschätzt. Die Gefahr, dass sein Übergriff abgewendet werden kann, erscheint ihm dann gering. Präsentierst du dich hingegen aufmerksam und voller Selbstbewusstsein, zeigst eine kraftvolle und aufrechte Körperhaltung und handelst überlegt, wird das den Straßenräuber oder Triebtäter eher von einem Übergriff abhalten, dich also aus seiner Opferwahl herausnehmen. Natürlich gibt es hierfür keine Garantien, die Wahrscheinlichkeit, zum Opfer zu werden, ist aber erheblich geringer.

Ein Räuber sucht eine Frau, von der er eine lukrative Beute und gleichzeitig wenig Gegenwehr erwartet. Ein Sexualtäter will seine krankhaften sexuellen Triebe befriedigen und nach der Tat unerkannt verschwinden können. Ein Schläger oder eine Schlägerin wählt ein Opfer, an dem die eigene Aggression abgebaut werden kann oder dessen Besiegen den Schläger vor der eigenen Gang vorteilhaft erscheinen lässt.

Wie sieht es mit Einbrüchen aus? Vor einer Einbruchstat überprüft der Täter, wann die Rollläden unten sind, wann der Besitzer oder die Besitzerin das Haus verlässt und wann niemand ans Telefon geht. Es kann aber auch zu einem zügigen Übergriff kommen, insbesondere bei osteuropäischen Einbruchsbanden, die sehr gut organisiert sind und von Stadt zu Stadt ziehen. Dies ist eine weitere problematische Entwicklung, die in den letzten Jahren aufgekommen ist.

Phase 2: Kontaktherstellung und Täuschung

Hat der Täter ein potenzielles Opfer ausgewählt, nimmt er Kontakt zu ihm auf, um zu überprüfen, ob es seinen Opferkriterien entspricht. Ist dies der Fall, versucht er, die Zielperson zu täuschen, um sie schnell zu überwältigen und auszurauben. Er fragt beispielsweise nach der Uhrzeit oder nach dem Weg, um seinem Opfer näher zu kommen und es abzulenken. Oder er bittet um Hilfe und fragt beispielsweise, ob du ihm auf seinem Handy oder einer Stadtkarte den Weg zeigen kannst. Er ist sehr freundlich und hilfesuchend, doch dies ist nur eine Täuschung, um dein Vertrauen zu erwecken und so eine optimale Übergriffsmöglichkeit zu schaffen.