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Carlo Manzoni

Blut ist kein Nagellack

Ein noch härterer SuperKrimi mit dem gewohnten Detektiv, der den Harten spielt, einem verliebten Hundesohn, einem Verbrecher im Wäschesack, einem wandernden Loch und anderen, mehr oder weniger bizarren Sächelchen scheinbar made in USA, aber statt dessen lachmuskelspannend

LangenMüller

Titel der Originalausgabe

»Io, quella la faccio a fette!«

Aus dem Italienischen übertragen von Maria Kern

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© für das eBook: 2016 LangenMüller in der

F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

© alle Rechte für die deutsche Sprache: 1965 LangenMüller in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Wolfgang Heinzel

Umschlagmotiv: Shutterstock

eBook-Produktion: F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München

ISBN 978-3-7844-8266-8

Erstes Kapitel

Ich stelle mich schlafend, gehe jedoch aus, um mich mit Treibstoff zu versorgen – kaum ist mein Tank voll, geht auch schon der Tanz los.

Ich wache auf und glaube, in der Badewanne zu liegen, so verschwitzt bin ich.

In einer Badewanne im Dunkeln. Es muß also noch tiefe Nacht sein. Ich sehe nach der Uhr auf dem Tischchen neben meinem Bett und erkenne, daß es dreiviertel drei ist. Die Uhrzeiger haben die Arme ausgebreitet, und so gibt es keinen Zweifel: viertel nach neun kann es nicht sein wegen der Finsternis.

Ich strecke den Arm aus und einen Finger in das Glas, das auch auf dem Tischchen steht. Das Glas ist leer. Ich nehme die Flasche und schüttle sie. Auch sie ist leer.

Solange ich schlafe, ist es mir egal, ob die Bourbonflasche leer ist, aber wenn ich wach bin, schaut die Sache anders aus. Ich und eine leere Bourbonflasche, wir können uns nicht leiden. Ich mache die Augen zu und versuche, wieder einzuschlafen, aber es geht nicht.

Meine Gedanken kreisen immer um diese dreckigen, leeren Flaschen und wie schnell sie immer in diesen armseligen Zustand geraten. C’est la vie, wie der vornehme Franzose sagen würde. Alles endet in der Welt, und alles beginnt wieder von vorne, so wird wenigstens behauptet. Aber hier beginnt gar nichts von vorne. Wenn man einer Flasche auf den Grund gekommen ist, füllt sie sich, verdammt noch mal, nicht von selber wieder.

Da muß sich dann schon einer darum kümmern und eine neue kaufen. Ich versuche diesen Gedanken zu verjagen, aber das ist schneller gesagt als getan. Auch zum Schlafen brauche ich Treibstoff, so bin ich eben. Ich muß unbedingt aufstehen und mir eine neue kaufen, unten in der Bar nebenan, »die ganze Nacht geöffnet«. In der »Fledermaus«, genau gesagt.

Ich schwinge meine Beine aus dem Bett, aber da muß ich an Greg denken. Greg ist mein Partner, und Sie wissen ja, wer das ist. Gregorio Scarta, der Polizeihund, der seine Lizenz als Privatdetektiv genauso erhalten hat wie ich die meinige. Und so haben wir uns zusammengetan.

Jetzt schläft er in der Küche in seinem Korb. Wenn er aber hört, daß ich aufstehe, will er mitkommen, denn wenn sich’s um Whisky handelt, ist er immer vorne dran. Er hilft mir brav, alle Flaschen, die in meine Reichweite kommen, zu leeren, aber wenn er allein ist, säuft er fast nie. Ich kann ihm sogar den Schlüssel zur Hausbar überlassen, da ist keine Gefahr. Es schmeckt ihm nur, wenn ich mittrinke, und ich muß ehrlich sagen, wenn wir ein Wetttrinken veranstalten würden, weiß ich nicht, wer gewänne. Gestern abend hat er sich ganz schön vollgedudelt, und deshalb möchte ich ihn jetzt nicht mitnehmen in die »Fledermaus«, auch weil dort ein Hundemädchen ist namens Fernanda, in das er blödsinnig verschossen ist. Er hat nun einmal eine Schwäche für langschwänzige Hundedamen, was ich, ehrlich gesagt, nicht verstehe, aber das sind eben Hundeangelegenheiten.

Natürlich kann er hingehen, wann er will, aber heute nacht möchte ich nicht, daß er mitkommt. Ich will ja nur ein paar Gläschen trinken, eine neue Flasche kaufen und gleich wieder ins Bett zurück. So stelle ich mir’s wenigstens vor.

Ich schleiche also vorsichtig und leise aus dem Bett, denn wenn er hört, daß ich mich bewege, weiß er, daß ich ausgehe. Aus einem Fach hole ich ein Bandgerät und schiebe den Stecker in die Dose. Das Band, auf das ich eine vierstündige Schnarchorgie aufgenommen habe, ist schon drauf.

Eines Nachts habe ich vor dem Einschlafen das Bandgerät eingeschaltet und es beim Aufwachen abgestellt. So weiß ich endlich, wie ich schlafe, und ich kann Ihnen versichern, daß die Geräusche, die ich dabei von mir gebe, nicht ohne sind. Mein ganzes Repertoire ist verewigt, laut und leise, Pfeif- und Falsettöne, Lastwagen in der Kurve und über Eisenbahnbrücken scheppernde Eilzüge, es ist eine wahre Freude. Wenn es einmal eine Blondine geben sollte, die sich in den Kopf gesetzt hat, von mir geheiratet zu werden, nehme ich dieses Band, lasse es vor ihr ablaufen, und es wird ihr jede Lust vergehen, sich fürs ganze Leben mit einem zu verbinden, der des Nachts eine vollausgelastete mechanische Werkstätte ist. Ungefähr ein Dutzend Mal habe ich’s schon ausprobiert, von Heirat wurde dann nie mehr gesprochen. Worüber ich sehr froh war. Und jetzt kann ich es auch sehr gut gebrauchen. Wenn Greg mich schnarchen hört, bleibt er ruhig in seinem Korb liegen.

Ohne viel Umstände ziehe ich mich an, denn die Schnarcherei ist so penetrant, daß ich auch eine Pistole abfeuern könnte, ohne daß sich jemand darüber aufregt.

Ich gehe also hinaus, schließe die Türe, gehe die Treppe hinunter und will auf die Straße, als ein Mensch in die Halle gerannt kommt, der, hätte ich ihn nicht schnell unter den Achseln erwischt, direkt auf meine neuen Schuhe gefallen wäre. Ich stelle ihn vor mich hin und schaue ihn mir an. Donnerwetter, das ist ja Demetrio, aber kaum zu erkennen. Er sieht aus, als wäre er schon Anno 1953 gestorben.

Er muß das Tempo von einem Funkstreifenwagen drauf gehabt haben, denn er kann immer noch nicht durchatmen. Ich wette einen meiner Füße, daß er zu mir will, warum, weiß ich nicht und will ihn auch vorläufig nicht danach fragen. Er würde doch keinen Ton herausbringen.

Ich lege einen Arm um seine Schultern und schleppe ihn mit mir. »Du brauchst nur hie und da einen Fuß auf den Boden zu setzen«, sage ich, »für das übrige sorge ich schon.«

So trage ich ihn mehr, als ich ihn führe, zur »Fledermaus«, dem einzigen Lokal in meiner Gegend, das die ganze Nacht offen hält, für den dringenden Bedarfsfall eines Glases Bourbon.

Ich setze ihn an einen Tisch, und schon eilt Ercole mit Flasche und Gläsern herbei. Er verschwindet aber sofort wieder, weil er weiß, daß ich niemanden um mich herum mag, wenn ich nicht allein bin. Ich fülle zwei Gläser bis zum Rand, und Dem macht den Mund auf, um etwas zu sagen. Aber ich bedeute ihm, daß ich keine Eile habe. Er soll sich erst beruhigen und einen Schluck Bourbon trinken. Ich leere mein Glas auf einen Zug und gieße gleich wieder nach. Dem ist ein Männchen, nicht größer als einssechzig und wiegt, auch nach dem Essen, höchstens vierzig Kilo. Er ist Fußbodenkosmetiker im Kaufhaus Fresco, dem großen Häuserblock neben dem meinen, wo ich wohne. Sein Hintereingang ist genau da, wo ich meinen alten Blimbust parke. Dem putzt jeden Morgen seine Scheiben und poliert die Türgriffe. Hie und da, wenn ich Geld habe, bekommt er ein Trinkgeld. Wenn ich pleite bin, schenke ich ihm meine alten Zeitungen. Nun trinkt er ein paar Schluck, und ich sehe, daß er sich nach und nach beruhigt und wieder zu Atem kommt.

»Nun«, sage ich, »ich merke, daß du wieder zu funktionieren beginnst, leg also deine Platte auf und laß hören.«

»Der Signor Fresco«, beginnt er, »ist tot.«

»Hör zu«, sage ich, »das tut mir leid. Der Signor Fresco ist sicher ein braver Mann gewesen, aber ich bin weder sein Vater noch sein Bruder. Nicht die geringsten verwandtschaftlichen Beziehungen verbinden mich mit deinem Prinzipal, worüber ich ehrlich bekümmert bin, denn er hinterläßt sicher einen Sack voll Geld! Ich verstehe also nicht, warum du das ausgerechnet mir erzählst.«

»Sie haben ihn umgebracht«, sagt er und fängt zu zittern an, wie wenn er der Tote wäre.

»Wieso weißt du das?« frage ich.

»Ich mache doch jede Nacht im zweiten Stock sauber«, sagt er, »und auch heut nacht staube ich gerade in der Hutabteilung ab, als ich einen Schuß höre. Ich laufe den Gang hinunter zum Büro des Signor Fresco, und im Vorzimmer stolpere ich fast über unseren Chef, der dort in seiner ganzen Länge am Boden liegt. Tot, Signor Pipa, mit einem Loch in der Brust und einer Menge Blut auf dem Hemd und der Krawatte.«

Dem greift sich an den Magen ungefähr in der Gegend des Herzens, und ich stecke ihm schnell das noch fast volle Glas Bourbon zwischen die Finger. Er trinkt einen Schluck, hört zehn Sekunden lang auf zu zittern, fängt aber gleich wieder von vorne an.

»Wie der Blitz bin ich davongerannt«, fährt er fort, »und ich habe geglaubt, ich muß sterben, wie ich gehört habe, daß mir einer nachgelaufen ist. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich zum Eingang gekommen bin. Jedenfalls bin ich nicht stehengeblieben und direkt zu Ihnen gerannt, und wenn Sie mich nicht in der Halle aufgefangen hätten, weiß ich nicht, ob ich die Treppen zu Ihrer Wohnung noch geschafft hätte.«

Er holt tief Luft und schluckt dann noch ein wenig von dem Bourbon. Ich stehe auf, gehe um den Tisch herum, packe ihn beim Kragen und hebe ihn in die Höhe.

»Hör zu, Dem«, sage ich, »wir kennen uns schon eine ganze Weile, und ich mag dich. Aber wenn du weiterhin die Scheiben meines Wagens putzen willst und die Türgriffe polieren, pack dich schleunigst, verschwinde und laß dich in meiner Gegend nicht mehr sehen. Ich will mit deinen Kadavern nichts zu tun haben: da gibt es Leute, die extra dafür bezahlt werden, und ich will niemanden brotlos machen. Ist das klar?«

Ich lasse ihn los. Er fällt auf seinen Stuhl zurück und beginnt wieder, genauso zu zittern, wie er aufgehört hat. Ich schütte ihm den Rest des Bourbons in die Kehle und warte, bis seine Wangen wieder etwas Farbe bekommen haben. Als er nicht mehr ganz so blaß ist wie vorher, helfe ich ihm in die Höhe.

»Und jetzt«, sage ich, »wirst du genau das tun, was ich dir sage.« Ich schleppe ihn zur Theke, wo neben der Kasse das Telefon steht, nehme den Hörer und drücke ihn ihm in die Hand. Dann wähle ich die Nummer des Morddezernats.

»Jetzt rede«, sage ich, »sag dem Telefon, wie es mit deinem Boß steht und dann hau ab.«

Er schnappt wie ein Fisch auf dem Trockenen, aber er ist nicht imstande, auch nur zwei Buchstaben des Alphabets in verständlicher Form aneinander zu reihen. Er wechselt den Telefonhörer von einer Hand in die andere, wie wenn er ein glühendes Bügeleisen wäre. Ich höre das Mikrofon krächzen und muß den Hörer in die Hand nehmen, ehe er ihn zu Boden fallen läßt.

»Hallo«, sage ich, »da ist einer mit einem Loch im Brustkasten. Er erwartet Sie im zweiten Stock vom Kaufhaus Fresco.«

Ich haue den Hörer auf die Gabel und nehme dann Dem beim Arm. »Lauf«, sage ich, »in zwei Minuten kommen die angebraust, und es wird gut sein, wenn sie dich dort finden. Ich weiß von nichts und habe nichts gesehen, verstanden? Du hast deinen Chef tot aufgefunden und bist zum nächsten Telefon gerannt, die Mordkommission anzurufen. Sind wir uns einig?«

»Einer ist mir nachgerannt«, stottert er.

Ich flöße ihm noch ein Glas Bourbon ein, um ihm Mut zu machen.

»Du brauchst keine Angst zu haben«, beruhige ich ihn, »wenn dieser Kerl die Polizei ankommen hört, haut er sofort ab.«

»Und jetzt, mach schnell.«

Ich begleite ihn zur Tür und habe den Eindruck, daß er wieder allein stehen kann. Er macht die Türe auf und geht hinaus, während ich an meinen Platz zurückkehre.

Die »Fledermaus« ist kein großes Lokal. Die ganze rechte Seite nimmt die Theke ein, links sind vier Tischchen und die Tür zu einem zweiten Raum. Die Gäste halten sich meistens dort auf, im ersten findet man fast nur Laufkundschaften. In diesem ersten Raum sind jetzt nur ich und Ercole, der Besitzer der »Fledermaus«. Er bedient mich immer selbst, auch wenn Flic da ist. Aber Flic kommt und geht und kümmert sich um die Gäste im zweiten Zimmer. Ich setze mich vor mein Glas und denke an die vielen Schweinereien, die in dieser Stadt passieren. Nicht einmal ruhig schlafen kann man in seinem Bett, ohne daß einer kommt und dir etwas von Kadavern zuflüstert, die überall herumliegen, und es ist ein wahres Wunder, wenn sie dir nicht auch noch einen frei Haus liefern.

Aber dieses Mal gehe ich ihnen nicht ins Netz. Es gibt nämlich Leute, die eigens dazu da sind und die wissen, wo sie anpacken müssen im Fall von Mord und Totschlag. Ich aber will mich aus jedem Schlamassel heraushalten. Wenn ich keinen offiziellen Auftrag habe, können sie von mir aus die ganze Stadt ausrotten, es interessiert mich nicht. Sie würden sogar ein gutes Werk tun, wenn sie die ganze Stadt in Schutt und Asche legten mitsamt ihren Einwohnern.

Sie haben ja keine Ahnung, was das für eine Stadt ist!

Sie wollen wissen, wie sie heißt? Der Name ist zwar nicht wichtig, aber wenn Sie schon so neugierig sind, machen wir es so: ich erfinde einen. O. K.? Ich gebe ihr einfach meinen Namen, dann können sie ihn leichter behalten: ich heiße, wie Sie wissen, Chico Pipa, und meine Stadt nennen wir einfach Pipachico. Einverstanden?

Es klingt ein wenig nach Mexiko, finden Sie nicht? So wie Tampico, Tijuana, Acapulco, Tehuantepec. Klingt doch ganz gut, nicht? Pipachico.

Aber sie liegt nicht in Mexiko, sondern auf irgendeinem Punkt der Erdkugel. Verlegen Sie sie, wohin Sie wollen. Diese Stadt besteht nur aus den schlimmsten aller Dinge, die es in sämtlichen Städten dieser Welt gibt.

Nehmen Sie also das übelste, was Sie von einer Ihnen bekannten Stadt wissen und verlegen Sie es hierher. Ihre Bewohner sind der Abschaum aller Städte der Welt, beginnend bei den oberen Zehntausend bis hinunter zu den Slum-Bewohnern. Anständige Menschen gibt es höchstens drei, die aber jedes Weekend ins Grüne fahren, so daß es am Sonntag nicht einmal die gibt in der Stadt.

Unterwelt, verbotene Glücksspiele, Korruption, Erpressungen. Aber es hat keinen Sinn, alle Delikte aufzählen zu wollen, die Liste würde zu lang.

Jetzt haben Sie eine Idee, was und wie meine Stadt ist, und Sie werden sich fragen, warum ich in ihr bleibe. Den Grund sollen Sie sofort erfahren: ich habe nämlich rote Haare, und einem Rothaarigen meines Schlages gelingt es nie, sich aus irgendwelchen Drecksgeschichten herauszuhalten. Auch weil ich den Kopf voll fantastischer und übertriebener Gedanken habe über unsere Polizei. Ich sage: übertriebene Ideen, weil ich endlich begriffen habe, daß weder etwas zu machen noch zu ändern ist. Ich allein gegen alle bin machtlos.

Auch wenn ich eins-neunzig groß bin und fünfundachtzig Kilo wiege. Wenn ich allerdings meine Pistole bei mir habe, überrage ich jeden Wolkenkratzer, und mein Gewicht übersteigt einen mit Steinen beladenen LKW. Das werden Sie mir hoffentlich glauben?!

So ersäufe ich also meinen Kummer im Bourbon, und ich kann Ihnen versichern, daß dies das beste System ist, seine Nerven zu pflegen. Gerade jetzt begieße ich meine trüben Gedanken mit Bourbon, und Ercole bringt mir eben eine neue Flasche. Er muß eine Art Radarsystem haben, das ihm anzeigt, wann meine Flasche leer ist. Ich brauche ihn nie darauf aufmerksam zu machen.

Er stellt die neue Flasche vor mich hin, und während er die alte nimmt, schaut er mich an und schüttelt den Kopf.

»Paß auf, Chico«, sagt er, »daß du nicht wieder Zores kriegst!«

»Sei ganz ruhig«, sage ich, »für den Augenblick habe ich keinen anderen Wunsch, als mich am Rande eines vollen Whiskyglases auszuruhen.«

»Mir kannst du es doch sagen«, meint er und blinzelt mir zu, »wir sind doch Freunde, nicht?«

»Hör zu, Er«, vertraue ich ihm an, »die Idee, daß ich mir irgendeine neue Arbeit aufhalse, kannst du dir gleich aus dem Kopf schlagen. Mit dieser Type, die mit mir gekommen ist, will ich nichts zu tun haben. Ich habe ihn in die liebenden Arme des Leutnants Tram von der Mordkommission geschickt. Ihm soll er die Kadaver bringen, die er findet, und nicht mir. Ist das klar?«

Ercole zuckt die Achseln und nimmt die leere Flasche.

»Das sind Sachen, die mich nichts angehen«, sagt er. »Ich habe mir nur gedacht, daß irgendwas in der Luft liegt, weil ich deinen Partner hinter dem Kleinen herschleichen sah.«

»Wen hast du gesehen?« frage ich.

»Deinen Partner«, sagt Ercole, »Gregorio.«

Das ist eine Neuigkeit, die mir nicht hinuntergeht.

»Greg war hier?« frage ich.

»Hast du das nicht gewußt?« fragt Ercole, »eigentlich hätte ich mir denken können, daß du es nicht wissen sollst. Seit Mitternacht ist er hier bei Fernanda, und als du gekommen bist, hat er sich mit ihr unter der Theke verkrochen.

»Ich drehe mich um und sehe, wie das Hundefräulein seine Nase unter der Theke herausstreckt und mich anschaut. Ich sehe nur ihren Kopf bis zu den Ohren, aber man merkt auf einen Kilometer Distanz, daß ihr Schweif in heftiger Bewegung ist.

»Das ist ja allerhand!« rufe ich aus, »ich schnarche in meinem Zimmer, damit er glauben soll, daß ich zu Hause bin, und er treibt sich mit Mädchen herum!«

Der kann sich auf etwas gefaßt machen, wenn ich heimkomme!

»Und er ist weg, als Dem gegangen ist?« frage ich.

»Genau«, sagt Ercole. »Er hat sich an seine Fersen geheftet, als er die Tür aufgemacht hat. Wie eine Katze ist er ihm nachgeschlichen.«

Ich zucke die Achseln und inhaliere noch ein halbes Glas.

»Er wird den günstigsten Moment abgewartet haben, daß ich ihn nicht sehe«, sage ich, »wahrscheinlich ist er heimgeschlichen.«

»Kann sein«, meint Ercole, »aber er hat nicht ausgeschaut wie einer, der heimgeht.«

Flic kommt mit einem Tablett voller Gläser herein und stellt es auf die Theke. Ercole hilft ihm und stellt die sauberen beiseite; dann drückt er auf verschiedene Tasten der Registrierkasse.