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(Foto: Wydler)

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Autorin und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.

IMPRESSUM

Copyright © 2015 by Cadmos Verlag, Schwarzenbek

Titelgestaltung und Layout: www.ravenstein2.de

Satz: Pinkhouse Design, 1140 Wien

Titelbild: Jacqueline Wydler

Fotos: Ursula Gauchat, shutterstock.com,

Jacqueline Wydler

Lektorat der Originalausgabe: Maren Müller

Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

eISBN: 978-3-8404-6376-1

INHALT

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(Foto: Wydler)

Eine kurze Geschichte vorweg

Was ist SchaSu?

Für wen eignet sich SchaSu?

SchaSu als Beschäftigungsaktivität oder als Wettkampfsport?

Die Suchanlagen

Einstieg in die Schatzsuche – erste Übungen mit dem „Uhu“

Voraussetzungen und Zubehör

Die „Uhu“-Methode

Grundlegende Übungen für SchaSu

Das SchaSu-Suchobjekt

Weiterführende Übungen mit dem SchaSu-Suchobjekt

Die Anzeige

Hör- und Sichtzeichen

Faken

Gutes Teamwork ist gefragt!

Fehlerfallen

Fehler: Nicken

Fehlerquelle: Futter säen

Fehlerquelle: Clicken oder füttern im falschen Moment

Fehlerquelle: Falscher Umgang mit der Futterhand

Fehler: Ablecken, Reinbeißen und Bellen

Fehler: Der Hund sucht nur oberflächlich

Fehlerquelle: „Nein“ sagen

Fehler: Scharren, Schieben, Schubsen und Freilegen

Fehler: Hinlegen vor dem Auffinden

Fehler: Mangelnde Motivation

Die Arbeit in den Suchanlagen

Aufbau der Suche im Brockenhaufen

Aufbau der Suche in der Schatztruhengasse

Aufbau der Suche in der Zone

Danksagung

Tipps zum Weiterlesen

Bücher

Websites

Eine kurze Geschichte vorweg

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(Foto: Wydler)

Jede Faser ihres Körpers ist angespannt. Sie sitzt da wie erstarrt, wie in Stein gemeißelt. Ihre Ohren sind nach vorn gerichtet und ihre Augen leuchten. Sie beobachtet ganz genau, was vor ihr passiert. Die mittelgroße Hündin namens Mercy wartet am Start für die Suche im Brockenhaufen. Ihr Frauchen huscht mit geisterhaften Bewegungen umher und macht mal hier und mal dort ein Handzeichen für den „Gummi“. Mit tiefer, sonorer Stimme sagt sie immer wieder „Gummi, Gummi!“, wobei sie Mercy in die Augen blickt. Die Hündin zittert leicht vor Erregung, denn sie weiß genau, was der „Gummi“ ist, und sie will nur eines: diesen „Gummi“ FINDEN!

Frauchen kommt nun zu Mercy zurück, langsam, fast schleichend, wobei sie das Handzeichen für den „Gummi“ gibt und lächelt. Sie stellt sich neben Mercy und sagt leise, in beschwörendem Tonfall zu ihr: „Gummi go!“ Ihre Hand zeigt dabei nach unten zum ersten Brocken und Mercy schießt los, bleibt dann am ersten Brocken ruckartig stehen und untersucht ganz genau, ob sich der „Gummi“ wohl hier versteckt? Jeden Zentimeter sucht sie gründlich ab, bevor sie weiter zum nächsten Brocken geht. Wenn man aufmerksam lauscht, kann man hören, wie Mercy die Luft durch die Nase zieht und filtriert, um den Geruch ihres „Gummis“ aufzunehmen. Keinen Moment lang ist sie unkonzentriert. Mit stoischer Ruhe sucht sie den ganzen Haufen ab. In der Zwischenzeit bewegt sich Mercys Frauchen ebenfalls langsam und leichtfüßig im Brockenhaufen. Es ist, als ob auch sie suchen würde. Mercy lässt sich dadurch aber nicht stören, denn sie ist sich sicher, dass sie ihren „Gummi“ sowieso schneller finden wird.

Plötzlich bleibt die Hündin an einer Papprolle stehen und schnüffelt ganz intensiv weit in die Rolle hinein. Das ist ein extrem spannender Moment auch für Mercys Frauchen! Wird Mercy sich hinlegen? Hat sie den „Gummi“ gefunden …? Ja, Mercy geht blitzschnell in die Platzstellung, steckt ihre Nase tief in die Rolle und bewegt sich nicht mehr. Mit leicht zugekniffenen, auf die Rolle gerichteten Augen saugt sie förmlich den Geruch ihres „Gummi“ ein. Nur der Schwanz kann der ganzen Aufregung kaum widerstehen und schwingt ab und zu leicht hin und her! Dann endlichdas erlösende, große Lob von Frauchen und die tolle Belohnung! Mercy darf nun aufstehen und zusammen mit ihrem Frauchen den „Tatort“ verlassen. Dabei strahlen die Augen der beiden um die Wette!

Etwa so könnte ein Training für Fortgeschrittene in der Sparte „Brockenhaufen“ der neuen Hundesportart SchaSu ablaufen. Wie aber gelingt der Einstieg und wie kommt man mit seinem Hund so weit? Genau das werden Sie in diesem Buch erfahren. Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei!

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(Foto: Wydler)

WAS IST SCHASU?

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(Foto: Wydler)

Der Begriff SchaSu ist die Abkürzung für Schatzsuche und bezeichnet eine Aktivität für Hunde, bei der es um das Auffinden von kleinen Objekten geht.

Das klingt doch erst mal ganz einfach. Denn suchen kann schließlich jeder Hund, und für viele ist es sogar die Lieblingsbeschäftigung. Wenn ich für meinen Hund ein Leckerli oder ein Spielzeug verstecke, macht er sich mit Begeisterung auf die Suche und wird immer fündig. Auch wenn ich einen Tannenzapfen in einen Haufen anderer Tannenzapfen werfe, sucht er mit großer Freude und kommt ganz bestimmt mit „unserem“ Tannenzapfen und leuchtenden Augen zurück. Kennen Sie das auch?

So weit, so gut – das sind alles prima Voraussetzungen, aber es ist noch lange keine Schatzsuche! Beim Suchen eines Tannenzapfens oder eines Spielzeugs ist der Eigengeruch des Gegenstands nämlich gar nicht so wichtig. Für den Hund ist bei dieser Art von Suchspielen der Individualgeruch des Hundehalters entscheidend. Die Nase unserer vierbeinigen Freunde ist aber zu sehr viel mehr fähig.

Grundlage der Sportart SchaSu ist die besondere Fähigkeit von Hunden zum Suchen, Orten, Finden und Anzeigen (SOFA) von versteckten oder vergrabenen, sehr kleinen Gegenständen anhand ihres individuellen Geruchs. Entwickelt wurde die Idee für diese Aktivität in Deutschland aus der Polizeihundearbeit, insbesondere aus der Arbeit von Drogen- und Sprengstoffspürhunden. Auch viele andere Hunde mit Spezialausbildung leisten Vergleichbares.

Denken Sie nur an Schimmelsuchhunde, Borkenkäferspürhunde, Personensuchhunde, Geldspürhunde, Krebsspürhunde, Warnhunde für Diabetiker oder Epileptiker und viele mehr. Sie alle suchen nach ganz bestimmten, für die menschliche Nase absolut nicht wahrnehmbaren Gerüchen.

Bei SchaSu lernt der Hund, seine feine Spürnase gezielt einzusetzen und als „Hobby“ etwas Ähnliches zu tun wie die gerade genannten Spezialisten. Er sucht Dinge anhand ihres spezifischen Geruchs. Diese sogenannten SchaSu-Suchobjekte wurden dem Hund zuvor durch gezieltes und logisch aufgebautes Training mithilfe von Clicker und Leckerlies regelrecht „schmackhaft“ gemacht und sind in verschiedensten, abwechslungsreichen und teils anspruchsvollen Suchanlagen versteckt.

SchaSu ist also eine tolle Beschäftigungsmöglichkeit, die Mensch und Hund großen Spaß macht und so vielfältig ist, dass garantiert keine Langeweile aufkommt.

Für wen eignet sich SchaSu?

Grundsätzlich eignet sich SchaSu für alle Hunde und Menschen, denn das Training lässt sich an verschiedenste Bedürfnisse anpassen.

BESCHÄFTIGUNG FÜR JUNG UND ALT

„Früh übt sich, wer ein Meister werden will!“ Ja, das stimmt durchaus, und tatsächlich kann man mit dem Training bereits im Welpenalter beginnen. Gerade mit der eigens für die Schatzsuche entwickelten „Uhu“-Methode, die später in diesem Buch genauer beschrieben wird, ist es absolut kein Kunststück, schon Welpen die Grundlagen für SchaSu zu vermitteln.

Aber selbstverständlich können auch erwachsene Hunde SchaSu erlernen und begeisterte Schatzsucher werden. Diese Art der Sucharbeit ist beispielsweise ein idealer Ausgleich für Hunde, die Agility betreiben oder Rettungshundearbeit leisten.

Hundesenioren können bei SchaSu ebenfalls tolle Erfolge erzielen. Ältere Hunde profitieren sehr davon, wenn sie Neues lernen dürfen, denn wer rastet, der rostet. Zwar kann es bei ihnen etwas länger dauern, aber nur Geduld, die Suchobjekte laufen ja nicht davon, und um bei der Schatzsuche Spaß zu haben, sind auch keine Spitzenleistungen notwendig. Weil das SchaSu-Training teilweise wackelige Untergründe oder höher gelegene Verstecke bis hin zum Kletterversteck beinhaltet, kann es außerdem zur Therapie oder für Hunde in der Rekonvaleszenz genutzt werden.

Sehr positive Auswirkungen hat SchaSu darüber hinaus auf hibbelige Hunde, die sich schlecht konzentrieren können, denn hier wird von Anfang an eine sehr genaue, langsame und ruhige Sucharbeit angestrebt. Zudem gibt es meistens eine tolle Futterbelohnung, und jeder weiß ja, dass Fressen beruhigt.

Auf die Fähigkeiten gehandicapter Hunde, ob blind, taub oder körperlich eingeschränkt, lässt sich das SchaSu-Training natürlich ebenfalls abstimmen.

Und was ist nun mit den Menschen? Auch hier gibt es keine Einschränkungen. Vom Kind bis zum Senior kann jeder Besitzer Spaß an der gemeinsamen Schatzsuche mit seinem Hund haben, und es ist auch kein Problem, den Hund im Rollstuhl oder am Gehstock bei der Suche zu begleiten.

VON GANZ KLEIN BIS GANZ GROSS

Egal ob Riese, Zwerg oder irgendwo dazwischen – Rasse, Körpergröße und Gewicht spielen bei SchaSu keine Rolle. Jeder Hund erhält hier die Möglichkeit, sich voll zu entfalten und großartige Leistungen zu erbringen.

Selbstverständlich kann es vorkommen, dass sich gerade große Hunde zunächst nicht so wohlfühlen, wenn sie sich in einem Brockenhaufen zwischen vielen eng gestellten Gegenständen ablegen sollen, um einen „Schatz“ anzuzeigen. Auch wenn es für eine korrekte Anzeige erforderlich ist, die Platzstellung in einem alten Autoreifen, einem Karton oder in einer Schublade einzunehmen, ist das für einen großen Hund nicht gerade einfach, aber durch entsprechendes Training wird er schnell lernen, solche Situationen souverän zu meistern.

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Kleine Hunde können sich leichter zwischen eng gestellten Gegenständen bewegen. (Foto: Wydler)

Kleinere Hunde tun sich mit alldem verständlicherweise weniger schwer. Dafür haben sie manchmal Probleme, wenn die Verstecke etwas höher gelegen sind. Doch mit angepasstem Training werden auch sie schließlich eine eigene Strategie entwickeln, um mit der Nase so nahe wie möglich an die Geruchsquelle zu gelangen.

Hunde mit langem Gesichtshaar haben beim Suchen selbst zwar keine Schwierigkeiten mit ihrer „Frisur“, aber für den Besitzer ist ihr Verhalten manchmal schwer zu beurteilen, etwa wenn die Nasenspitze vor lauter Haaren nicht genau oder sogar überhaupt nicht mehr zu sehen ist. Außerdem bleiben zu leichte Suchgegenstände gern mal im Schnauzbart hängen. Beim Training kann es daher sinnvoll sein, lange Haare mit einem Clip hochzustecken, damit man auch wirklich im richtigen Moment belohnen kann. Und bei Wettkämpfen können die Richter sogar ausdrücklich verlangen, dass die Haare auf diese Weise zurückgehalten werden.

SchaSu als Beschäftigungsaktivität oder als Wettkampfsport?

Im Jahr 2013 habe ich gemeinsam mit der Kommission Polydog der SKG (Schweizerische Kynologische Gesellschaft) und dem Polizeihundeführer Joe Käch die Sportart SchaSu hundert interessierten Personen in der Schweiz vorgestellt. Natürlich gab es auch kritische Stimmen, aber die Mehrheit der damals Anwesenden konnten wir für die neue Sportart begeistern und viele wollten auch gleich loslegen.

Zusammen mit Theres Jans starteten wir mit den ersten Einsteigerkursen und waren bald als Ansprechpartner sehr gefragt. In der Folge wurde ein Wettkampfreglement erarbeitet, das drei verschiedene Schwierigkeitsstufen sowie eine Beginner-Stufe für all diejenigen beinhaltet, die zum ersten Mal Prüfungsluft schnuppern möchten und ausprobieren wollen, wie sich ihr Vierbeiner bei einer größeren Veranstaltung benimmt.

Voraussetzung für die Teilnahme an einer Beginner-Prüfung ist lediglich eine gute Konditionierung auf ein einziges Suchobjekt, das der Hund dann in zwei unterschiedlich aufgebauten Brockenhaufen (Beschreibung siehe folgender Abschnitt) suchen, orten, finden und anzeigen (SOFA) soll. Die weiteren Suchanlagen, Schatztruhengasse und Zone genannt, kommen erst ab Prüfungsstufe 1 hinzu.

Egal, ob man SchaSu später als reine Auslastungsaktivität oder als Wettkampfsportart betreiben möchte, der Einstieg und der grundsätzliche Ausbildungsweg sind immer gleich, das richtige Vorgehen kann mithilfe dieses Buches erlernt werden. Unterschiede bestehen lediglich darin, dass man, wenn man „nur“ zum Spaß trainiert, nach dem Erlernen der Grundlagen das Training ganz nach eigenen Wünschen gestalten kann, wohingegen man mit einem Hund, der auf Wettbewerbe vorbereitet werden soll, gezielt bestimmte Dinge perfektioniert, die in den einzelnen Stufen verlangt werden und bei Prüfungen besonders gut gezeigt werden sollen. Ziele können hier zum Beispiel ein schnelleres Ablegen bei der Anzeige, eine präzisere Anzeige oder intensiveres Suchen sein. An diesen Dingen kann man selbstverständlich auch „einfach so“ arbeiten, aber wer nicht an Wettkämpfen teilnehmen möchte, muss es im Training nicht ganz so genau nehmen. Hier gilt: Die Welt ist voller Verstecke und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Das ist ganz sicher nicht weniger anspruchsvoll, nur die Zielsetzung ist ein bisschen anders.

Die Suchanlagen

Bei SchaSu gibt es, wie bereits erwähnt, drei verschiedene Arten von Suchanlagen, in denen das oder die SchaSu-Suchobjekte versteckt werden. Diese möchte ich im Folgenden genauer vorstellen.

DER BROCKENHAUFEN