Vorwort

Bluthochdruck trifft Jung und Alt, Männer und Frauen, selbst Kinder haben schon mit diesem folgenschweren Problem zu kämpfen. Neben zahlreichen anderen Ursachen ist es besonders der heutige Lebensstil, der uns körperlich aus der Bahn wirft. Stress, ständige Belastungen, unausgewogene Ernährung und hektische Überforderung, auch noch in der Freizeit – diese Lebensweise fordert ihren Tribut und führt leider zur zunehmenden Überforderung der Blutgefäße.

Im »Ärzteblatt« Anfang Dezember 2016 findet sich der »Bluthochdruck in Deutschland« auf der Titelseite: »Bluthochdruck ist ein Hauptrisikofaktor für Herz-Kreislauf- und Nieren-Erkrankungen … Dabei ist das Präventionspotenzial hoch, und es existieren effektive Behandlungsmöglichkeiten.«

Bluthochdruck lässt sich, einmal erkannt, gut behandeln, und es gibt eine ganze Reihe einfacher Möglichkeiten, Verantwortung für sich zu übernehmen. Mehr Entspannung im Alltag, eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung sind kleine Etappenziele auf dem Weg zu mehr Gesundheit und Lebensqualität.

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Inhalt

Einleitung

Bluthochdruck – was ist das eigentlich?

Was versteht man unter einem “hohen Blutdruck”?

Systolisch und diastolisch

Der Messwert “mmHg”

Risikofaktor für das Gefäßsystem

Extra: Niedriger Blutdruck (Hypotonie)

Anzeichen und Ursachen von Bluthochdruck

Typische Symptome bei hohem Blutdruck

Anzeichen und Warnzeichen

Die hypertensive Entgleisung

Zugrunde liegende Ursachen

Primäre Hypertonie mit unklaren Ursachen

Sekundäre Hypertonie mit bekannten Ursachen

Typische Folgeerkrankungen bei Bluthochdruck

Bedrohung des Blutgefäßsystems

Folgeschäden an Herz und Gefäßen

Folgeschäden an der Niere

Folgeschäden an den Augen

Diagnose und Behandlung von Bluthochdruck

Wie entdeckt man einen “hohen Blutdruck”?

Regelmäßige Kontrolle

Wie wird Bluthochdruck behandelt?

Aktuelle Zielwerte der Behandlung

Der Blick auf den gesamten Menschen

Blutdrucksenkung durch den Arzt

Blutdrucksenkung durch Medikamente

Naturheilkunde bei Bluthochdruck

Hydrotherapie

Biofeedback

Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)

Homöopathie

Phytopharmaka

Hausmittel gegen Bluthochdruck

Entscheidend: Prävention gegen Folgeerkrankungen

Ein gesunder Lebensstil als Gesamtziel

Hauptziel: Stress vermeiden

Hilfe durch die Psychotherapie

Reduzieren Sie Ihr Übergewicht!

Abnehmen senkt den Bluthochdruck

Ernähren Sie sich gesund!

Die Bilanz muss stimmen

Mit der DASH-Diät den Blutdruck senken

Betreiben Sie Ausdauer- und moderates Krafttraining!

Sport: Therapie und Prävention

Welche Sportarten sind geeignet?

Reduzieren Sie Ihren Alkoholkonsum!

Alkohol kann Übergewicht verursachen

Geben Sie das Rauchen auf!

Hilfreiche Adressen

Register

Einleitung

Allein in Deutschland sind laut einer Erhebung des Robert-Koch-Instituts (RKI) 20 Millionen Menschen von Bluthochdruck (arterielle Hypertonie) betroffen. Nur jeder dritte Erwachsene habe – unbehandelt – einen optimalen Blutdruck.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass Bluthochdruck inzwischen zur größten globalen Gesundheitsgefahr aufgerückt ist und erhöhter Blutdruck bei etwa 9,4 Millionen Todesfällen jährlich eine Rolle spielt. Zudem sei Bluthochdruck an mehr als der Hälfte aller Schlaganfälle beteiligt und für knapp die Hälfte der koronaren Herzkrankheiten (KHK) verantwortlich.

Die Deutsche Hochdruckliga (DHL) geht davon aus, dass fünfzig Prozent der Herzinfarkte und Schlaganfälle vermieden werden könnten, wenn ein zu hoher Blutdruck rechtzeitig behandelt wird.

Ein großes Problem dabei ist, dass viele gar nicht wissen, dass sie betroffen sind. Dies lässt sich leicht ändern: Wer regelmäßig seinen Blutdruck misst, kann rasch erkennen, ob er zu hoch ist – und sich dann an einen Arzt wenden. Die zweite gute Nachricht: Die Betroffenen können auch ohne Hilfe durch den Arzt und Medikamente viel tun, um der Krankheit ihren Schrecken zu nehmen.

Dass die Maßnahmen Früchte tragen können, zeigt wiederum ein Blick auf die Untersuchungsergebnisse des RKI: Der Durchschnittsblutdruck in Deutschland – bei Erwachsenen in der Altersgruppe von 18 bis 79 Jahren – ist im Zeitraum von 1997 bis 2011 bei Frauen systolisch und diastolisch jeweils um 7 mmHg und bei Männern um jeweils 3 mmHg gefallen. Und die Anteile der Frauen und Männer mit optimalen Blutdruckwerten sind gestiegen, die mit erhöhten Blutdruckwerten gefallen. Es hat also in der deutschen Bevölkerung eine Verschiebung hin zu niedrigeren Blutdruckwerten stattgefunden.

In diesem Zeitraum nahmen auch die Bekanntheit, die Behandlung und der Kontrollgrad des Bluthochdrucks deutlich zu. Immerhin stieg der Bekanntheitsgrad der Hypertonie bei Frauen von 74 auf 87, bei Männern von 65 auf 78 Prozent. Dies schlägt sich dann positiv auf den Anteil der Behandelten nieder: Der Wert stieg von 62 auf 79 Prozent der betroffenen Frauen, bei den betroffenen Männern von 65 auf 78 Prozent. Auch der Anteil der kontrollierten Hypertonie mit Blutdruckwerten unter 140/90 mmHg ist bei den Frauen deutlich höher: Er stieg von 62 auf 79 Prozent, bei den Männern von 48 auf immerhin 65 Prozent. Man könnte meinen, dass aufgrund dieser Zahlen Männer weniger von Bluthochdruck betroffen wären. Weit gefehlt! Die Anzahl der betroffenen Männer wird in Deutschland auf 10,6 Millionen geschätzt, die der Frauen auf 9,6 Millionen. Tatsache ist, wie in allen Gesundheitsfragen: Frauen sind über Gesundheit und Ernährung allgemein wesentlich besser informiert, und sie handeln auch in der Mehrzahl dementsprechend.

Bluthochdruck – was ist das eigentlich?

Was versteht man unter einem »hohen Blutdruck«?

Der Blutdruck hängt vom Blutvolumen, vom Gefäßwiderstand und von der Kraft ab, mit der das Herz das Blut in das Gefäßsystem pumpt. Der ideale Blutdruckwert von Erwachsenen liegt nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei 120/80 mmHg (= Millimeter-Quecksilbersäule). Hierzulande richten sich die Ärzte bei der Diagnostik nach den Vorgaben von internationalen Expertengremien: Demnach liegt ein Bluthochdruck (Hypertonus, Hypertonie oder arterielle Hypertonie) dann vor, wenn bei mehrmaligen Messungen an verschiedenen Zeitpunkten Werte über 140/90 mmHg gemessen werden.

Systolisch und diastolisch

Ein Beispiel: Auf einem Blutdruckmessgerät werden die Werte 140 und 90 mmHg angezeigt. Der erste Wert gibt den sogenannten systolischen Blutdruck an – im Volksmund auch »oberer Wert« genannt. Das ist der höchste Druck, der bei der Kontraktion des Herzens, also während des Pumpvorgangs in die Hauptschlagader (Aorta), erreicht wird. Der zweite Wert (der »untere Wert«) gibt den sogenannten diastolischen Blutdruck an – das ist der geringste Druck, der in den Schlagadern herrscht, während sich das Herz nach dem Pumpvorgang wieder mit

Blut füllt. Wichtig: Dieser Wert ist von Bedeutung, weil es der Druck ist, der mindestens IMMER im System ist! Der obere Wert bildet nur die Druckspitzen des Pumpvorgangs ab, während der untere Wert der Dauerdruck ist.

INFO

FÜR DIABETIKER BESONDERS WICHTIG

Diabetiker, vor allem die sogenannten Typ-2-Diabetiker, leiden besonders oft unter einem hohen Blutdruck, und meist kommen bei ihnen auch noch Übergewicht und andere Beschwerden dazu! Diabetes und Bluthochdruck erhöhen das Risiko für Folgeschäden an Herz und Gefäßen. Durch eine gute Einstellung Ihres Diabetes und Ihres Blutdrucks leisten Sie einen wirksamen Beitrag dazu, Ihre Gesundheit langfristig zu erhalten und Risikofaktoren günstig zu beeinflussen. Von einem noch höheren Gesundheitsrisiko ist dann auszugehen, wenn zusätzlich zur Diabetes-2-Erkrankung und zum Bluthochdruck noch Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen hinzukommen. Dann spricht man von einem metabolischen Syndrom (siehe Seite 29). Häufige Ursachen dieser kombinierten Erkrankungen sind Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung. Hier können eine Ernährungsumstellung sowie vermehrte körperliche Aktivität und Bewegungstraining wirksame Abhilfe schaffen. Darüber hinaus müssen der Diabetes, Bluthochdruck und die Fettstoffwechselstörungen konsequent behandelt werden.

Der Messwert »mmHg«

Die Maßeinheit mmHg ist eine etwas altmodische Bezeichnung aus den Anfängen der Medizin, aber bis heute gebräuchlich! Der Terminus ist in der Europäischen Union und in der Schweiz die Maßeinheit für den Druck von Blut und anderen Körperflüssigkeiten. Ausgeschrieben bedeutet sie »Millimeter-Quecksilbersäule«, also den Druck, der von einer Quecksilbersäule in 1 Millimeter Höhe erzeugt wird. Sie gleicht zudem der Größe von 1 Torr, das genau 1 mmHg entspricht und eine weitere in der Medizin, aber innerhalb der EU selten verwendete Maßeinheit des Blutdrucks ist.

Risikofaktor für das Gefäßsystem

Insbesondere in den Blutgefäßen kann ein dauerhaft erhöhter Bluthochdruck großen Schaden anrichten. Deshalb gilt die Hypertonie auch als wichtiger Risikofaktor für Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen. Darüber hinaus hat Bluthochdruck einen direkten ungünstigen Einfluss auf den Herzmuskel, der als Reaktion auf den langfristig erhöhten Druck mit der Zeit verdicken und so allmählich seine Funktionsfähigkeit einbüßen kann. Die Folge ist dann am Ende meist eine Herzmuskelschwäche. Ebenso können durch einen permanent zu hohen Blutdruck und die damit verbundenen Gefäßveränderungen das Gehirn oder die Nieren (im ungünstigsten Fall Nierenversagen) geschädigt werden. Bluthochdruck gilt auch als Risikofaktor für Demenz!

Niedriger Blutdruck (Hypotonie)

Von niedrigem Blutdruck (arterielle Hypotonie) spricht man, wenn die Messwerte dauerhaft unter 110/60 mmHg bei Männern und 100/60 mmHg bei Frauen liegen. Im Gegensatz zum Bluthochdruck ist der niedrige Blutdruck in der Regel nicht bedrohlich – er gilt deshalb auch nicht als Krankheit. Somit besteht von ärztlicher Seite kein Handlungsbedarf, solange keine für den Betroffenen unangenehmen Symptome auftreten. Weltweit ist niedriger Blutdruck als »German Disease« bekannt, weil er hierzulande »ernst« genommen wird.

Niedriger Blutdruck ohne Grunderkrankung

Ein dauerhaft zu niedriger Blutdruck kommt häufig ohne Grunderkrankungen vor, und die Betroffenen werden von keinen bedrohlichen Symptomen belastet. Diese häufigste Form des niedrigen Blutdrucks wird »primäre Hypotonie« genannt. Sie tritt meist bei jungen, schlanken Frauen auf und kann auch angeboren bzw. vererbt sein. Früher verwendete man dafür den Begriff »Konstitution«. Im Vergleich zum Bluthochdruck könnte man überspitzt sagen: Der Bluthochdruckpatient fühlt sich oft wohl und vital, ist aber schwer krank, dagegen fühlt sich der Patient mit niedrigem Blutdruck schlecht, schlapp und schwindlig. Er wird aber die dem Hypertoniker drohenden Folgerkrankungen nicht erleben, sodass seine Lebenswartung, zumindest in Bezug auf den Blutdruck, deutlich höher sein dürfte. Je niedriger der Blutdruck, umso besser die Prognose!

Sekundäre Ursachen

Wann ein Arztbesuch nötig ist

Sollten Sie Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen oder häufigen Schwindel verspüren oder wird Ihnen ab und zu schwarz vor Augen, messen Sie Ihren Blutdruck, um herauszufinden, ob er wirklich zu niedrig ist. Wenn das nicht möglich ist, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um zunächst die Blutdruckwerte am besten durch eine 24-Stunden-Blutdruckmessung mit einem mobilen Gerät kontrollieren zu lassen. Sind organische Störungen ausgeschlossen, können Sie eigene Maßnahmen gegen die Hypotonie einleiten. Dazu gehören vor allem

 ausreichend trinken (am besten Mineralwasser),

 auf ausreichenden Salzkonsum achten,

 regelmäßig Ausdauersport betreiben und

 beim Duschen am Ende kurz mit kaltem Wasser aufsteigend (von den Füßen zum Herz) abduschen.