cover
Titel

Inhalt

Vorwort

1. Dann mach doch die Bluse zu!

2. „Sie sprechen mir aus der Seele!“

3. Diktatur des Feminismus

4. Ich bin kein Brutkasten

5. Der Genderwahn

6. Quoten-Zwangsbeglückung

7. Von Eltern und anderen Erziehungs-Dilettanten

8. Auf die Barrikaden!

9. Echte Männer braucht das Land

Epilog

Stichwortverzeichnis

Quellenverzeichnis

Vita

Dieses Buch ist nicht in gendersensibler Sprache geschrieben. Ich vertraue in der Sache auf Ihren gesunden Menschenverstand.

Vorwort

Während Roman Herzog einst den „Ruck“ forderte, der durch unser Land gehen möge, haben wir stattdessen den „Aufschrei“ bekommen. Mein Gott, was war das für eine Aufregung zu Beginn des Jahres. Sexismus in Deutschland! Wer hätte das geahnt? Anscheinend ein unerkanntes, gedeckeltes, dafür aber flächendeckendes Problem, unter dem eine ganze Frauengeneration leidet.

Plötzlich fanden sich überall Opfer unter den Frauen und schnell bildeten sich die Fronten: Auf der einen Seite die tatsächlich betroffenen Frauen und diejenigen, die sich vermeintlich als Opfer fühlten. Flankiert von verständnisvollen Männern, die sich kollektiv für ihr Mannsein in den Staub warfen. Mea culpa! Wussten wir nicht schon immer, dass doch alle Männer irgendwie Schweine sind? Gut, wenn wenigstens manche von ihnen das einsehen!

Auf der anderen Seite die Frauen, die die Aufregung nicht verstanden, so wie ich selbst auch nicht. Frauen, die sich nicht betroffen fühlten und das Thema aufgebauscht fanden. Flankiert von einer wachsenden Männerschar, die sich zu Unrecht in eine Art Sippenhaft genommen sah, allein ob ihrer männlichen Daseinsform. Und fleißig wurde der Geschlechtergraben noch ein paar Meter tiefer geschaufelt. Nur dass Männer und Frauen nicht zwangsläufig auf gegenüberliegenden Seiten stehen.

Nein, es ist auch nach 100 Jahren Feminismus noch vieles nicht in Ordnung zwischen Mann und Frau. Es hat sogar den Anschein: Manches wird schlimmer. Als bestehe eine Kluft zwischen der Erwartungshaltung an das jeweils andere Geschlecht und der Realität. Während der Sexismus-Debatte war der Graben besonders tief, obwohl diese doch nur an der Oberfläche des eigentlichen Problems kratzte. Oder war es nur einer der seltenen ehrlichen Momente?

Wir nähern uns nicht an in der Geschlechterfrage, wir sitzen immer noch ratlos zwischen den Stühlen. Männer sind anders, Frauen auch. Selbst mehrere Jahrzehnte Gender-Mainstreaming können an dieser Binsenweisheit nichts ändern und haben, im Gegenteil, das Problem sogar verstärkt. Ein Konzept, oder sagen wir besser, eine Ideologie, die angetreten ist, uns alle gleicher zu machen, die Unterschiede zwischen Männern und Frauen aufzuheben, hat Verwirrung hinterlassen, aber keine Erfolge. Wir schreiten nicht gemeinsam harmonisch in den Sonnenuntergang, sondern reden und denken nach wie vor aneinander vorbei. Denn Männer und Frauen sind immer noch unterschiedlich und sie werden es immer bleiben. Im Gegensatz zu früher müssen wir aber heute politisch korrekt so tun, als ob es anders sei. Als gäbe es keine Unterschiede. Das macht die Dinge kompliziert. Wirft neue Probleme auf. Alte Rollenmuster wurden zwar verworfen, aber die neuen noch nicht gefunden. Wir sind angetreten, die Rollenklischees zu durchbrechen, und müssen feststellen, dass sie viel häufiger Realität sind, als dass man noch von Klischees sprechen könnte. Und nicht selten lebt es sich auch noch glücklich in denselben.

Was also tun? Wie soll die moderne Frau von heute sein und wie ihr männliches Pendant? Bei beiden Definitionen halten übrigens ausschließlich Frauen die Deutungshoheit. Wo kämen wir schließlich hin, wenn Mann immer noch selbst entscheidet, wie er zu sein hat, wo er doch bewiesen hat, dass er mit dieser Methode jahrtausendelang Frauen unterdrückt hat? Verloren gegangen ist bei alldem die Freude daran, einfach Frau zu sein. Oder auch einfach Mann.

Und so wird gerungen um den Fortschritt, vor allem an der Frauenfront. Die Kriegsrhetorik ist bewusst gewählt, denn zu spaßen ist nicht mit dieser Sache. Wenn es um die Emanzipation der Frau geht, ist Schluss mit lustig. Tonangebend ist dabei die „Es ist noch immer nicht genug“-Fraktion unter den Damen. Wenn von den Entwicklungen in Sachen „Gleichstellung der Frau“ geredet und berichtet wird, sprechen wir gerne über Defizite. Erfolgsmeldungen würden sich mit dem lieb gewonnenen Opferstatus der Frau auch wirklich ganz schlecht vertragen. Stattdessen also immer noch nicht genug Frauen, die berufstätig sind. Immer noch zu wenige Frauen in Vollzeitarbeit. Immer noch zu wenige Frauen in klassischen Männerberufen. Immer noch zu wenige Frauen in Führungspositionen. Immer noch zu wenig Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Immer noch zu wenig Lohn. Immer noch zu wenig Teilhabe an der Gesellschaft durch immer noch zu wenige Krippenplätze.

Teilzeitfalle, Gender-Pay-Gap, Frauenquote. Heimchen am Herd, Rabenmütter versus Glucken, Sexismus, so weit das Auge reicht. Nein, wahrlich, ich kann es Kanzler a.D. Gerhard Schröder nicht verdenken, dass er einst in Bezug auf das Frauenressort vom „Ministerium für Frauen und Gedöns“ sprach und damit einen handfesten „Aufschrei“ provozierte, obwohl es damals diesen Fachbegriff für spezifisch weibliche Empörung noch gar nicht gab. Frauenthemen haben ein wirklich schlechtes Image: langwierig, zäh, spaßfrei. Das Gesicht zur Faust geballt, kommen die Kriegerinnen an der Feminismus-Front daher und strafen jeden ab, der nicht mitzieht bei der Befreiung der Frau oder jedenfalls bei dem, was sie dafür halten. Im Zweifel gilt das auch für Geschlechtsgenossinnen, wenn sie einfach unbelehrbar sind.

Warum dieses Buch? Ich bin es leid, mich zu entschuldigen. Denn sich zumindest ein bisschen schlecht zu fühlen, ist Mindestmaß für eine Hausfrau und Mutter in Deutschland. Sich schlecht zu fühlen, weil man kein Problem mit Männern im Allgemeinen und dem Ehemann im Speziellen hat, der die Familie ernährt. Sich schlecht zu fühlen, weil man „nur“ Hausfrau und Mutter ist, statt sich in die höheren Weihen einer Karriere zu begeben, und das, obwohl man doch bestens dafür ausgebildet wäre. Sich schlecht zu fühlen, weil man darauf beharrt, die Kinder selbst großzuziehen, anstatt sie in einer staatlichen Betreuungsstelle abzugeben. Sich schlecht zu fühlen, weil man durch sein Handeln das große Frauenkollektiv mit einer altmodischen Daseinsform als Ehefrau und Mutter behindert.

Ich bin gern Frau, und ich bin gern Mutter, aber ich habe mein Leben nie so geplant. Vier Kinder überstiegen in der Tat meine Vorstellungskraft als 21-Jährige und waren in meiner gedachten Zukunft niemals vorgesehen. Nun ist es anders gekommen, und das ist auch gut so. Heute bin ich 38 und habe turbulente, aber auch unfassbar schöne 14 Jahre hinter mir, in denen ich Mutter von inzwischen vier Kindern bin. Niemand hätte mir dieses Glück vorher beschreiben oder gar anpreisen können; man muss es selbst erfahren.

Vor der Geburt meiner Kinder hatte ich mich noch nie mit Fragen des Feminismus oder gar mit Frauenrollen auseinandergesetzt, gehörte ich doch zu der glücklichen Generation junger Frauen, die sehr selbstverständlich mit dem Gedanken groß wurde, dass wir alles können, was wir wollen. Bad girls go everywhere! Was ich nicht wusste: Muttersein stand nicht auf dieser Liste. Erst von anderen Frauen habe ich erfahren müssen, dass ich mit meinem Lebensentwurf eine gescheiterte Existenz darstelle.

Aus feministischer Sicht bin ich eine wirklich traurige Gestalt, die über ihren Kindern gluckt, ihnen selbst gekochtes Essen aufzwingt, und das auch noch zu Hause!

Ich bin es leid, das immer wieder zu erklären, zu entschuldigen, zu rechtfertigen. Es ist mein gutes Recht, mein Leben so zu leben, wie es mich glücklich macht. Ich habe nur dieses eine. War der Feminismus nicht einst dafür eingetreten, dass ich genau das machen darf? Leben, wie ich es will? Was ist passiert auf dem Weg der gleichen Rechte für alle? Denn, voilà, liebe FrauenrechtlerInnen, hier bin ich, auch wenn ihr es nicht wahrhaben wollt und ich in euren Augen alles falsch mache. Und das Beste ist: Es gibt Hunderttausende Frauen wie mich in diesem Land. Frauen, die gern Frauen sind, es gern zeigen und das auch nicht ständig diskutieren müssen. Mütter, die gern Mütter sind und wegen der Mutterschaft auch gern mal lange aus dem Beruf aussteigen.

Sie alle haben in Deutschland keine echte Lobby. Der gängige Feminismus à la Alice Schwarzer, Bascha Mika, Elisabeth Badinter bis hin zu Simone de Beauvoir hat gerade die Mütter auf der Strecke gelassen. Eine Frau, die sich als Mutter begreift oder, Gott behüte, als Hausfrau, kann abdanken. Die einen werfen ihr vor, sie sei nicht emanzipiert, die anderen, sie sei faul, die Dritten, sie würde sich aus ihrer Eigenverantwortung als Frau stehlen und von einem Mann aushalten lassen. Nicht zuletzt bleibt sogar der Vorwurf, sie würde durch ihr rückständiges Verhalten die Emanzipation ihrer Geschlechtsgenossinnen verhindern. Ein „Backlash“ droht: zurück ins Mittelalter oder zumindest bis an den Herd. Einfach nur, weil die jungen, undankbaren Dinger bei den Errungenschaften, die man für sie erkämpft hat, nicht mitziehen! Mehr noch: sie mit Füßen treten!

In den klassischen Medien finden Mütter als überforderte Wesen statt, deren Lebensstil überwunden werden muss, hin zu einem befreiten Leben als Frau. Das Kind ist dabei logischerweise ein Klotz am Bein, wird aber dennoch händeringend gesellschaftlich gebraucht. Ein Dilemma. Aber als Lösung für das Problem bauen wir ja jetzt Krippen.

Sowohl in den Medien als auch in der Politik dominieren Frauen, die oftmals kinderlos sind oder, wenn sie Kinder haben, diese der Karriere wegen früh in fremde Hände geben. Dieses Frauenbild wird als modern und fortschrittlich betrachtet. Die Generation von der Leyen gibt nannyhaft den Ton an und beschwört damit ein Frauenkollektiv, das gar nicht existiert. Dennoch hat sich die Frauen- und Familienpolitik in Deutschland in den letzten Jahrzehnten allein darauf fokussiert, die Frau nach der Geburt möglichst schnell wieder in den Beruf einzugliedern. Man fragt nicht, was Frauen und Mütter wollen, man sagt ihnen, was sie bitte schön zu wollen haben. Frauenförderung, Quotenforderungen, Gleichstellungsbeauftragte alle arbeiten daran, die traditionelle Familie aufzulösen, das Muttersein auf ein Minimum an Zeitaufwand zu reduzieren und die Lebensläufe von Frauen denen ihrer Männer anzugleichen. Frauen in die Produktion, Kinder in die Krippe.

Ist es wirklich das, wo uns der Feminismus hinbringen wollte? Ich finde keine überzeugende Antwort darauf, was denn Feminismus für „die Frau“ sein soll, wenn mein eigener Lebensentwurf und der von Hunderttausenden anderer Frauen schon von vornherein ausgeklammert wird. Es wird Zeit, zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch einmal ganz neu und vor allem anders darüber zu debattieren. Nachdem wir ein Jahrhundert lang den Männern nachgeeifert und sie an manchen Stellen sogar überholt haben, ist die Zeit reif, über die Weiblichkeit als eigenständigen Weg nachzudenken. Weiblichkeit. Allein das Wort ist für manche schon ein Affront.

Wenn ich über Weiblichkeit und Muttersein spreche, ist meine Erfahrung nach Vorträgen, Auftritten und Veröffentlichungen immer die gleiche: Anfeindung von feministischer Seite und von Mütterseite der Satz: „Sie sprechen mir aus der Seele.“ Diese Frauen sagen das aber nur noch hinter vorgehaltener Hand. 100 Jahre Feminismus haben Spuren hinterlassen, die Schweigespirale hat längst eingesetzt. Aber sie schreiben mir ihre Lebensgeschichten, es sprudelt aus ihnen heraus, sie danken mir für die Bestätigung, dass sie nicht die Einzigen sind, obwohl es in der öffentlichen Wahrnehmung so zu sein scheint. Sie hungern nach Anerkennung, viel mehr als nach finanzieller Unterstützung.

Für sie alle ist dieses Buch. Als Ermutigung: Lasst euch nicht von eurem Weg abbringen, es ist gut und richtig, was ihr tut. Ihr dürft das! Und hört endlich auf, euch ständig zu rechtfertigen.

Birgit Kelle